Industriegleise im Fabrikviertel Darmstadt
Der Gleisanschluß Mücksch
Viel Schrott im (einst) neuen Industriegebiet
1872 wurde in der damaligen Blumenthalstraße, der heutigen Kasinostraße, ein erstes Industriestammgleis gelegt. Westlich davon entstand im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts eine neue Werkstätten- und Industrielandschaft, das sogenannte Fabrikviertel. Die Geschichte der Erschließung des Fabrikviertels mit Gleisanlagen wird gesondert dargestellt. Von den Mitte der 50er Jahre rund dreißig, Anschlußgleisen sind nur noch vier oder fünf übriggeblieben.
1954 gründete Franz Mücksch sein Unternehmen auf einem gepachteten Grundstück an der Gräfenhäuser Straße 34. Die Firma expandierte schnell und benötigte mehr Platz. Nach zwei Zwischenstationen in der Gräfenhäuser Straße 80 und 100 zog sie 1967 auf das zwei Hektar große Gelände an der Otto-Röhm-Straße 57 und erhielt den hier beschriebenen Gleisanschluß. 1975 war das Unternehmen nach eigenen Angaben Darmstadts zweitgrößter Großkunde bei der Deutschen Bundesbahn; es wurde Ende 1998 an die TSR Recycling mit Sitz in Bottrop verkauft.
Ende der 1960er Jahre wurde, abgehend vom Anschlußgleis des Bundesbahn-Ausbesserungswerks auf der Knell, nördlich der Schenckallee ein Anschlußgleis verlegt, an das drei Firmen, u. a. der Schrotthandel von Franz Mücksch, angeschlossen waren. Siehe hierzu auch die Darstellung zum Industriestammgleis „G“.
Die Bilder für diese Seite hat freundlicherweise Rudi Göckel zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um Scans von reproduzierten Papierabzügen. Die Aufnahmen stammen aus dem Zeitraum 1995 bis 2001.
Der Gleisanschluß Mücksch auf OpenStreetMap.
Das tägliche Geschäft
Bild 1: Luftbild des Firmengeländes der Firma Mücksch.
Dieses nicht näher datierte, aber wohl um 2000 herum entstandene Bild zeigt den Schrottplatz der Firma Mücksch von oben. Am linken Bildrand befindet sich die Verbindungsbahn vom Darmstädter Hauptbahnhof zum Nordbahnhof, rechts daneben das Zufahrtsgleis zum Ausbesserungswerk und der Rangieranlage „Alte Bahnhöfe“. Darunter das Anschlußgleis Mücksch mit geöffnetem Werkstor. Am oberen Bildrand ist zudem das Anschlußgleis Spiefagro (Hessel-Gellert) zu erkennen. Am rechten Bildrand verläuft die Ende der 1960er Jahre errichtete Otto-Röhm-Straße. Wenn wir gedanklich den Geländestreifen unterhalb und entlang der Mauer in der unteren Bildhälfte nach linke verlängern, gelangen wir zur ehemaligen Blockstelle Löcherwiese. Von dieser Blockstelle kenne ich bislang keine Nahaufnahme.
Bild 2: Anlieferung von Autoschrott im Mai 1997.
Immerhin noch fünf Güterwagen voller Autoschrott wurden Ende der 1990er Jahre noch angeliefert. In der Mitte des unteren Bildrandes wurde ein Hemmschuh deponiert.
Bild 3: Auffüllen von Dosenschrott im September 1995.
Es wurde natürlich nicht nur Schrott zur Bearbeitung angeliefert, sondern auch zerkleinerter oder zermahlener Schrott zur Weiterverarbeitung vorbereitet. Der vordere Güterwagen, dessen Aufschrift Bellinzona verrät, daß er aus dem Tessin stammt, steht in der Gleiskurve auf dem Firmengelände. Im Hintergrund wartet ein weiterer Güterwagen auf Abholung.
Bild 4: Schrottverladung, nicht datiert. Auf dem geraden Gleis stehen irgendwann Mitte der 1990er Jahre zwei Güterwagen und warten auf Befüllung.
Endstation für Straßenbahn
Bild 5: Straßenbahnbeiwagen 153 der HEAG-Baureihe SB 7.
Dieses, wie auch die folgenden Straßenbahnbilder, stammen aus der Mitte der 1990er Jahre. 1994 schaffte die HEAG dreißig neue Niederflurbeiwagen der Baureihe SB 9 an, um die vorhandenen und in die Jahre gekommenen Beiwagen vollständig zu ersetzen. Soweit die Wagen nicht museal erhalten oder für andere Zwecke verwendet wurden, wanderten sie zur Metallverwertung bei den einschlägigen Händlern, so auch zur Firma Mücksch. Die Bilder sind mit 1994 datiert, jedoch geben Bürnheim / Burmeister als Datum der Verschrottung den 30. Mai 1995 an. 1965 erwarb die HEAG von der Düwag zwölf Fahrzeuge dieses Typs mit den Nummern 151 bis 162.
Bild 6: Straßenbahnbeiwagen 155 der HEAG-Baureihe SB 7.
Bild 7: Straßenbahnbeiwagen 173 der HEAG-Baureihe SB 8.
1987 erwarb die HEAG acht Beiwagen aus Bielefeld, um die letzten noch vorhandenen Zweiachser ausmustern zu können. Diese mit den Nummern 171 bis 178 versehenen Fahrzeuge wurden zwischen 1956 und 1961 von der Düwag geliefert.
Bild 8: Straßenbahnbeiwagen 175 der HEAG-Baureihe SB 8.
Bild 9: Straßenbahnbeiwagen 176 der HEAG-Baureihe SB 8.
Da die Anlieferung per Gleistransport gewiß zu umständlich, aber mit dem Anschlußgleis in der Kirschenallee durchaus möglich gewesen wäre, wurde der konventionelle Transport per LKW-Tieflader vorgezogen.
Ein ICE und ein Triebwagen
Bild 10: Bei diesem hier 1998 schon zerlegt angelieferten Metallhaufen handelte es sich um eine ICE-Fehlkonstruktion.
Bild 11: Im Juni 1998 wartete das Aluminiumgerippe auf seine weitere Entsorgung. Der Greifarm des Verschrottungskrans lugt schon wie ein Damoklesschwert über seiner Beute.
Bild 12: Unbekannter Trieb- oder Beiwagen, wohl eher Eisen- als Straßenbahn, möglicherweise ein als Turmtriebwagen umgebauter ehemaliger Schienenbus.
Außeneinsätze
Bild 13: Kesselwagendemontage bei Merck, März 1998.
Bild 14: Kesselwagendemontage bei Merck, September 1998.
Bild 15: Güterwagendemontage bei Merck, September 1998.
Bild 16: Kesselwagendemontage bei Merck, 2001.
Bild 17: Güterwagen zur Schrottentsorgung bei Merck, ebenfalls 2001.
Bild 18: Ganz konventioneller Gleisabbau am Bahnhof Buchschlag-Sprendlingen, Oktober 1997.
Bild 19: Auch diese Güterwagen entgehen ihrem Schicksal nicht. Drei Bilder, Pfungstadt, September 1997.
Bild 20: Bei Experten geht das ratz-fatz. Im Hintergrund die Gär- und Lagertanks der Pfungstädter Brauerei.
Bild 21: Der Meister und sein Werk.