1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.
Im Dezember 1918 besetzten französische Besatzungstruppen den Brückenkopf rund um Mainz, so wie es beim Waffenstillstand am 11. November 1918 vereinbart worden war. Die Demarkationslinie lag kurz vor den Stadttoren von Darmstadt. Die Bahnverbindungen nach Mainz und Worms, zeitweise auch nach Frankfurt, wurden unterbrochen. Mehrfach verhängten die Besatzungstruppen Sanktionen, die durch die Politik des Deutschen Reiches, aber auch durch das feindselige Verhalten der Bevölkerung motiviert waren.
Zur Durchsetzung der auf der Londoner Konferenz im Mai 1921 beschlossenen Reparationsforderungen besetzen alliierte (französische) Truppen ihrer Besatzungszone vorgelagerte Gebiete als Sanktion. Nachdem das Deutsche Reich seinen Verpflichtungen nachzukommen bereit war, wurden die Sanktionen am 30. September 1921 wieder aufgehoben. Während der Sanktionszeit wurde auch der Eisenbahnverkehr am Rande des Mainzer Brückenkopfes massiv gestört. Anfang Oktober 1921 konnte der Fahrplan nunmehr den entspannteren Verhältnissen angepaßt werden. Eine derartige Fahrplanänderung wurde am 8. Oktober 1921 in der Nr. 57 des „Amtsblatt der Eisenbahndirektion in Mainz“ angezeigt; sie ist nachfolgend als Grafikdatei wiedergegeben.
»» Zur Geschichte der Riedbahn zu Beginn der 1920er Jahre siehe die ausführlichere Abhandlung zur Franzosenzeit.
Nach kleineren Änderungen zum am 26. Oktober 1921 beginnenden Winterabschnitt traten zum 1. Dezember 1921 weitere weitreichende Fahrplanerweiterungen in Kraft. Auf der Main-Neckar-Bahn wurden die im französischen Besatzungsgebiet liegenden Stationen zwischen Darmstadt und Frankfurt angeschlossen, im Raum Mainz/Wiesbaden verkehrten weitere Züge, und auch auf der Riedbahn gab es zwei Veränderungen. Das „Amtsblatt der Eisenbahndirektion in Mainz“ vermerkt in seiner Nr. 66 vom 26. November 1921 für die Riedbahn:
Der Personenzug 2658 nach Mannheim fährt in Darmstadt frühmorgens um 3.56 Uhr ab, erreicht Griesheim um 3.10 Uhr Westeuropäischer Zeit, fährt dort zwei Minuten später wieder ab, hält in Wolfskehlen von 3.18 bis 3.19 Uhr und erreicht Goddelau-Erfelden um 3.23 Uhr. Weiter nach Mannheim geht es ab 3.33 Uhr „wie bisher“.
Vollständige Fahrzeiten werden für den Personenzug 2832 angegeben. Abfahrt Darmstadt Hauptbahnhof um 19.19 Uhr Mitteleuopäischer Zeit, Griesheim 18.33/18.35 Uhr Westeuropäischer Zeit, Wolfskehlen 18.41/18.42 Uhr, Goddelau-Erfelden 18.46/18.49 Uhr, Stockstadt 18.55/18.56 Uhr, Biebesheim 19.01/19.03, Gernsheim 20.09/20.10 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, Groß-Rohrheim 20.17/20.18 Uhr, Biblis 20.24/20.28 Uhr, Hofheim (Ried) 20.34/20.35 Uhr, Worms Brücke 19.40/19.41 Uhr Westeuropäischer Zeit, Ankunft in Worms Hauptbahnhof um 19.45 Uhr.
Kohlenmangel erzwang ab dem 29. Dezember 1921 den Ausfall zahlreicher Personen-, Eil- und Schnellzüge. Auf der Riedbahn war seltsamerweise eine Triebwagenfahrt, überhaupt die einzige in einer langen Liste von Ausfällen, nämlich Zug 2846, Darmstadt ab 17.32 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, Goddelau-Erfelden an 17.00 Uhr Westeuropäischer Zeit, betroffen.
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