Signal in Griesheim. Formsignal in Griesheim.

Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau

Zug 803 aus Pirmasens

Dokumentation

1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.

Im Winterfahrplan 1950/51 erscheint eine Zugleistung von Pirmasens nach Darmstadt, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Eine als Personenzug geführte Nacht­verbindung fährt um 0.06 Uhr in Pirmasens Haupt­bahnhof ab und erreicht den Darmstädter Haupt­bahnhof nach wenigen, aber längeren Aufenthalten morgens um 7.24 Uhr. Verkehrstage waren täglich außer nach Sonn- und Feiertagen.


KBSkmBahnhofAnkunftAbfahrt
279e0,0Pirmasens Hbf. 0.06
279e6,8Pirmasens Nord0.191.04
279e12,1Waldfischbach  ?1.37
27935,8Kaiserslautern Hbf.2.102.40
27969,2Neustadt Hbf.3.103.26
279a98,5Ludwigshafen Hbf.4.014.37
316102,9Mannheim Hbf.4.466.10
316a148,5Goddelau-Erfelden6.577.04
 164,5Darmstadt Hbf.7.24 

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts verband ein Schnellzug­paar die Pfalz mit Südhessen. Morgens um 7.10 Uhr dampfte der Zug aus Darmstadt in Richtung Kaiserslautern über Worms und die Zellertalbahn (auch Pfrimmtalbahn genannt) ab und erreichte seinen Bestimmungsort um 9.22 Uhr. Die Rückfahrt erfolgte ab Kaiserslautern um 20.00 Uhr. Darmstadt wurde um 22.31 Uhr erreicht. Diese nach dem Bau der Wormser Rheinbrücke und dem zweigleisigen Ausbau der Riedbahn zwischen Darmstadt und Goddelau-Erfelden mit dem Sommerfahrplan 1901 eingerichtete Direkt­verbindung wurde bis zum Beginn des 1. Weltkriegs beibehalten. Dieses Zugpaar verkehrte in etwa in der gleichen Fahrlage bis 1914, danach bestimmte die Kriegslogistik den Eisenbahn­verkehr, anschließend besetzten französische Truppen die Pfalz und Südhessen bis kurz vor Darmstadt.

Der Personenzug mit der Zugnummer 803 ist jedoch ein Unikat. Er fuhr, soweit sich dies aus den Kursbüchern erschließen läßt, nur während des Winter­fahrplans 19050/51. Die Zugnummer entspricht damaligen Eilzug­leistungen, aber es ist ausgewiesener­maßen kein Eilzug. Zudem wurde nicht die Zellertalbahn benutzt, sondern die damals aufgrund von Kriegsschäden strecken­weise nur eingeschränkt nutzbare Verbindung über Mannheim. Weder ist mir klar, weshalb diese Zugleistung eingerichtet wurdem noch, was sie mit welchen Wagen transportierte. Es scheint jedoch, als habe sich diese Zugleistung nicht bewährt, denn schon mit dem Sommer­fahrplan 1951 ist sie verschwunden. Bemerkenswert ist zudem, daß die meisten Bahnstationen nicht bedient wurden, wenn aber, dann der Aufenthalt recht lange währte. Offen­sichtlich wurden hiermit Güter ein- oder ausgeladen. Aber welche?

Ein Gegenzug ist nicht ersichtlich. Die nachfolgende Karte verdeutlicht den Zuglauf. Die hierauf ersichtlichen Kursbuch­nummern entsprechen nicht denen des Winter­fahrplans 1950/51; die Karte wurde dem Reichsbahn­kursbuch Winter 1937/38 entnommen.

Karte Reichsbahn-Kursbuch Winter 1937/38.

Diese Fragestellung habe ich dem gesammelten Wissen des Forums Historische Bahn auf Drehscheibe Online vorgelegt. So schreibt Ronald Krug hierzu:

„Der P 803 war in der Tat ein Post- und Expreßgutzug, der zur Personen­beförderung freigegeben war.
Anno 1951 und bis in die 60er Jahre (mit anderer Zugnummer) lief (für Dich als Vergleichszug) der P 830 von Frankfurt(M) Hbf über Forsthaus-Hanau nach Gießen – Siegen – Hagen. Im Zugbildungsplan ZpAR v. So 1957 ist er mit der Doppelnummer P 830 und Expr 3830 vermerkt. Ab Hagen lief er ohne Reisezugwagen weiter über Essen – Duisburg nach Mönchen­gladbach. Neben den bis zu 8 Post-, Pack- oder Ghs-Wagen liefen damals auch die beiden B4-33 Abteilwagen engl. Bauart und eine Ai-Donnerbüchse von Ffm bis Hagen mit.“ [1]

Auf der Kursbuchstrecke 279a (Mannheim – Ludwigshafen) findet sich zumindest die Auflösung für die verwendete Zugnummer. Die Nummern 800 bis 839 wurden seitens der Eisenbahn­direktion Mainz für diese 4,4 km kurze Zugleistung reserviert, welche die beiden Großstädte am Rheinufer von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg miteinander verband.


Literatur

Anmerkungen

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