Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Die Liegenschaften in Griesheim
Grundstücke und Dienstbarkeiten bei Reichsbahn und Bundesbahn
1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten vor allem der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.
Beim Bau der Riedbahn 1868/69 konnte die Hessische Ludwigsbahn auf recht großzügige Enteignungsbestimmungen zurückgreifen. Natürlich waren nicht alle Grundbesitzer begeistert. Weitere Enteignungen waren beim Bau des zweiten Gleises und der Erweiterung der Bahnhofsanlagen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erforderlich. Das Liegenschaftsbuch der Reichsbahndirektion Frankfurt (Main) vom 30. Mai 1949 listet, fortgeschrieben bis in die 1960er Jahre, die der Bundesbahn gehörenden Grundstücke in der Gemarkung Griesheim (bei Darmstadt) auf.
Das hier wiedergegebene „Eisenbahnfiskalische Grundeigentum“ bildete die Grundlage für die im selben Liegenschaftsbuch eingetragenen Durchleitungsrechte, Randbebauungen oder die sonstigen den Streckenverlauf tangierenden Rechtsverhältnisse.
Noch 1963 schloß die Deutsche Bundesbahn mit der zuständigen Straßenbauverwaltung eine Vereinbarung, die eine mögliche Elektrifizierung der Strecke beinhaltete (siehe Tabelle #54). Dies ist umso bemerkenswerter, als nur zwei Jahre später das zweite Streckengleis zwischen Goddelau-Erfelden und Griesheim abgebaut worden war. Andererseits enthielt der Kaufvertrag mit den Eheleuten J. und S. über Grundstücke neben der Strecke noch 1966 die Auflage, „bei einer späteren Elektrifizierung die Errichtung von Fahrleitungsmasten und die Verlegung von Kabel zu gestatten“ (siehe Tabelle #59 und #60). Es scheint, als sei zu diesem Zeitpunkt die Stillegung der gesamten Strecke zwischen Goddelau und Darmstadt noch nicht beschlossene Sache gewesen. Es kann sich natürlich auch um eine reine technische Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf eine ungewisse Zukunft gehandelt haben, obwohl die Würfel längst gefallen waren. Hierzu wäre ein Blick in das Bundesbahn-Archiv hilfreich.
Ein besonderer Dank geht an Frank Fischer, der mich auf das zum Verkauf stehende Dokument hingewiesen hat.
Keine Ueberschrift notwendig
Abbildung 1: Streckenverlauf der Riedbahn durch die Gemarkung Griesheim. Streckenkilometer sind mit blauen Punkten, die im Liegenschaftsbuch verzeichneten laufenden Nummern 1 bis 28 mit roten Punkten eingetragen. Sofern einzelne Punkte mehrere Nummern tragen, handelt es sich um den Schienenweg und die angrenzenden Schutzstreifen.
Abbildung 2 bis 10: Auszug aus dem Liegenschaftsbuch.
Weiterhin vermerkt sind folgende Rechtsverhältnisse:
# | Jahr | Kilometer | Eintrag |
1 | 1934 | 51,400 | Gemeinde Griesheim, Entwässerungskanal. |
2 | 1934/35 | 51,920 | Gas- und Elektrizitätswerk Griesheim, Gasrohrleitung am BÜ 77. |
3 | 1915 | 53,570 | Reichsmilitärfiskus, Abwasserleitung am BÜ 79. |
4 | 1916 | 51,8–51,9 | HEAG Darmstadt, Hoch- und Niederspannungskabel. 1951 gelöscht. |
5 | gelöscht | ||
6 | 1934/35 | 51,350 | Gas- und Elektrizitätswerk Griesheim, Gasleitungsrohr. |
7 | 1901 | 54,5–54,7 | Oberförsterei Darmstadt, Wegbenutzung. |
8–10 | gelöscht | ||
11 | 1934 | 51,930 | Pasquay-Werke (Saarbrücken), Grenzbebauung Gebäude. 1956 gelöscht. |
12 | gelöscht | ||
13 | 1926 | 51,272 | Bürgermeisterei Griesheim, Niederspannungskabel. 1960 gelöscht. |
14 | 1927 | 51,350–51,920 | Gemeinde Griesheim, Wasserleitung. 1959 gelöscht. |
15 | 1927 | 51,220 | Fa. Notnagel, Grenzbebauung Bürogebäude. |
16 | 1929 | 51,345 | S. aus Griesheim, Grenzbebauung Stockwerkaufbau. |
17 | 1929 | 51,946 | Fa. Gebrüder Diefenbach, Grenzbebauung Sägewerk mit Nebenanlagen. |
18–19 | gelöscht | ||
20 | 1912 | 51,390 | Gemeinde Griesheim, Einstiegsschacht zu Entwässerungskanal. Bauliche Veränderungen im Interesse der Reichsbahn sind von der Gemeinde zu finanzieren. |
21 | 1935 | 54,330 | Stadt Darmstadt bzw. Südhessische Gas und Wasser AG, Wasserleitung. |
22 | gelöscht | ||
23 | 1930 | 54,970 | Stadt Darmstadt, Ferngasleitung. Gelöscht und durch #32 ersetzt. |
24 | 1948 | 51,8 | Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Griesheim, Klärgrube und Abwasserleitung zum Sammler auf gemieteter Fläche auf Bahngelände. |
25 | 1949 | „Der Firma Pasquay-Werke in Griesheim b. Darmstadt wurde eine 15 m2 große Überdachung reichsbahneigenen Gebäudes bei Gleis 5 des Bfs. Griesheim b. Darmstadt […] in einer Höhe von 4,80m über Schienenoberkante gestattet.“ Gelöscht 1956. | |
26 | 1951 | 51,872 | Gemeinde Griesheim, Starkstromkabelleitung. 1966 gelöscht. |
27 | 1951 | 51,800 | HEAG Darmstadt, Kabelkreuzung 6 kV. Gelöscht 1966. |
28 | 1952 | 51,56 | M. aus Griesheim, Zigarettenautomat am Empfangsgebäude. Gelöscht 1954. |
29 | 1952 | 52,621 | AG für Energiewirtschaft Mannheim, Starkstromleitung. 1959 gelöscht. |
30 | 1952 | 51,928 | Deutsche Post, Schwachstromkabel. |
31 | 1953 | 51,750 | Gemeinde Griesheim, Entwässerungskanal. |
32 | 1954 | 55,0 | Südhessische Gas- und Wasser AG, Gasleitung im Zuge der Küchenmeisterschneise. |
33 | 1954 | 52,070–52,6 | Gemeinde Griesheim, Abgrenzung der Nordendstraße auf Kosten der Gemeinde. |
34 | 1954 | 49,805 | Fernmeldebauamt Darmstadt, Fernsprechkabel. |
35 | 1954 | 51,73 | Fa. Heinrich Müller, Verladerampe auf bahneigenem Gelände. Gelöscht 1955. Siehe #37. |
36 | 1954 | 51,217 | Erweiterungsbau in ungenügendem Abstand zur Bahn. Schadensersatzregelung. |
37 | 1955 | 51,730 | Fa. Heinrich Müller, Verladerampe auf bahneigenem Gelände. |
38 | 1955 | 51,730 | Fa. Heinrich Müller, Schadensersatzregelung. |
39 | 1957 | 54,3–54,4 | Deutsche Bundespost, Fernsprechkabel. |
40 | 1958 | 51,75 | Fa. Heinrich Müller, Erweiterung Fabrikhalle in ungenügendem Abstand zur Bahn. Schadensersatzregelung. |
41 | 1958 | 53,56 | Deutsche Bundespost, Fernmeldekabel. |
42 | 1959 | 52,24 | HEAG Darmstadt, Strakstromkabelleitung. |
43 | 1959 | 51,348 | HEAG Darmstadt, Starkstromkabelleitung. |
44 | 1959 | 51,92 | Gemeinde Griesheim, Wasserleitung. |
45 | 1959 | 51,350 | Gemeinde Griesheim, Wasserleitung. |
46 | 1960 | 51,353 | Gemeinde Griesheim, Entwässerungskanal. |
47 | 1961 | 52,85–53,56 | HEAG Darmstadt, Starkstromfreileitung. |
48 | 1961 | 51,88 | Fa. Süddeutsche Reifen GmbH, Nachfolger Hermann Meier, Überstehen der Verladerampe auf DB-Gelände. |
49 | 1961 | 51,93–52,025 | Fa. Heinrich Diefenbach, Lagerhallen und Sägemehlspeicher in unzulässigem Abstand zum Bahngelände. Schadensersatzregelung. |
50 | 1962 | 51,928 | HEAG Darmstadt, Starkstromkabelleitung 20 kV. |
51 | 1962 | 50,635 | Freihaltung des Sichtbereichs von Posten 72. |
52 | 1962 | 51,925 | Freihaltung von Flächen am Frankfurter Weg. |
53 | 1963 | 51,550–51,585 | Neues Empfangsgebäude, Kanalanschlußgebühr. |
54 | 1963 | 53,584 | Straßenbauverwaltung, Überführungsbauwerk im Zuge der B 26. Gemeinde Griesheim wird Eigentümer der beiden seitlichen Feldwege. Bundesbahneigene Fernmeldeleitung wird unter der Brücke durchgeführt. „Sobald die Bahnstrecke elektrifiziert wird, gestattet die Straßenbauverwaltung der DB unentgeltlich alle für den elektrischen Betrieb notwendigen Einrichtungen am Straßenüberführungsbauwerk anzubringen.“ |
55 | 1963 | 51,450 | G. aus Griesheim, ist mit Grenzbebauung durch DB einverstanden. DB wiederum ist mit Einbau von Lüftungsklappen in die Glasbausteine einverstanden. |
56 | 1964 | 51,550 | Gemeinde Griesheim, Kanalabflußgebühr für Bahnwohnhaus, Bahnhofstraße 26. |
57 | 1965 | 51,356 | Fernmeldeamt Darmstadt, unterirdische Fernmeldelinie. |
58 | 1966 | 52,800–52,870 | J. aus Griesheim, Vorkaufsrecht für DB. |
59 | 1966 | 52,800–52,870 | J. aus Griesheim, Schadensersatzregelung, Elektrifizierung der Strecke. |
60 | 1966 | 52,87–53,57 | S. aus Griesheim, Brunnenwasser nur abgekocht trinkbar, Schadensersatzregelung, Elektrifizierung der Strecke. |
61 | 1966 | 52,87–53,57 | S. aus Griesheim, Vorkaufsrecht für DB. |
62 | 1967 | 51,922 | Stadt Griesheim, Wasserleitung. |