Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Stellwerke und Signale in Griesheim
Ein noch sehr unvollständiger Überblick
1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten vor allem der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.
Ohne technische Unterstützung ist ein Eisenbahnbetrieb heutzutage nicht möglich. Weichen und Signale weisen den Weg, gesteuert werden sie über Stellwerke. Der Griesheimer Bahnhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaß derer drei. Am westlichen Ende, Richtung Wolfskehlen, entstand mit nach Ausbau zur zweigleisigen Hauptstrecke 1901 an der Pfützenstraße (Posten 76) ein zweigeschossiger Bau. Am östlichen Ende, am Übergang 77 an der Schöneweibergasse, stand ein zweites. Dieses beherbergte nach dem 2. Weltkrieg den Fahrdienstleiter. Ein drittes Stellwerk befand sich lange Zeit im Stationsgebäude selbst.
Beidseits des Bahnhofs gab es ein Einfahrtssignal mit Vorsignal. Die genauen Standorte sind bekannt: Das Signal aus Richtung Darmstadt befand sich an Kilometer 52,350, das zugehörige Vorsignal an Kilometer 52,950. Das Signal aus Richtung Goddelau und Wolfskehlen stand an Kilometer 50,750, das zugehörige Vorsignal an Kilometer 50,350. Während der Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal von Darmstadt aus kommend sechshundert Meter betrug, waren es aus Richtung Wolfskehlen nur vierhundert Meter. Vermutlich ist der Unterschied dem leichten Gefälle Richtung Rhein geschuldet.
Leider existieren keine (mir bekannten) Bilder aus dem Inneren eines der drei Stellwerke. – Das Darmstädter Tagblatt hatte am 9. Juli 1966 ein Bild abgedruckt, das qualitativ dermaßen schlecht ist, daß es zu einer ganuen Bestimmung nichts taugt. Zu sehen ist ein Vorsignal, vermutlich zwischen Wolfskehlen und Griesheim. Der weiterhin sichtbare Hochspannungsmast, der das damals noch vorhandene Gleis überspannt, paßt jedoch nicht zum Standort des an Kilometer 50,350 aufgestellten Signals. Meines Wissens gab und gibt es zwischen der Wolfskehler Chausse und dem Griesheimer Bahnhof keine derartige Hochspannungsleitung. Angesichts derzeit nicht klärbarer Urheber- und Nutzungsrechte wird dieses nicht wirklich hilfreiche Bild hier (vorerst) nicht gezeigt.
Das heute an der alten Bahntrasse aufgestellte Formsignal gehörte zu den Ausfahrtssignalen des Griesheimer Bahnhofs und steht folglich nicht am originalen Standort.
Sofern mir brauchbare Bilder weiterer technischer Einrichtungen im weiteren Sinne vorliegen (Signale, Weichen, Schrankenanlagen etc.), werden sie hier nachgereicht.
»» Die Standorte der Stellwerke und Signale sind auf einem Griesheimer Stadtplan von 2008 eingezeichnet.
Ein besonderer Dank geht an das Stadtarchiv Griesheim für die Überlassung der Fotografien.
Impressionen
Bild 1: Das Stellwerk Gf (Fahrdienstleiter) an der Schöneweibergasse 1955. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0042.
Bild 2: Das Esig (Einfahrtssignal) für die Züge aus Richtung Darmstadt. Die Schrankenanlage im Vordergrund gehört zum ehemaligen Posten 78, der im November 1924 geschlossen und dessen Bahnhaus 2012 durch einen Neubau ersetzt wurde. Heute würden wir nicht auf freies Feld und Bahngleise, sondern auf einen recht jungen Waldbestand schauen. Dieses Bild hat offenkundig im Laufe der Zeit etwas gelitten. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0058.
Bild 3: Dieses zweiflüglige Formsignal wurde beim Rückbau des Griesheimer Bahnhofs als Denkmal an der Schöneweibergasse aufgestellt. Heute befindet es sich einige Meter weiter östlich in Richtung Hofmannstraße und ist der Blickfang für diejenigen, die an der alten Bahntrasse entlangradeln. Aufnahme von 1999, Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0019.
Bild 4: An der westlichen Einfahrt stand an der Pfützenstraße das zum Posten 76 gehörende Stellwerk. Die Aufnahme stammt vermutlich aus der ersten Hälfte der 1960er Jahre. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2010.0424.