Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Die Hafenbahn in Nierstein
Eine Erkundung
1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten vor allem der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.
»» Die Gleise der einstigen Niersteiner Hafenbahn auf OpenStreetMap
»» Johannes Zimmermann schrieb in Heft 15 der Niersteiner Hefte über Nierstein und die Eisenbahn, und er erwähnt hierbei auch die Hafenbahn.
Manche Relikte frührerer Eisenbahnzeiten sind unwiederbringlich entsorgt worden, manche hingegen laden geradezu dazu ein, sie zu ergründen. In Nierstein bestand etwa ein halbes Jahrhundert lang eine Hafenbahn, die vom dortigen Güterbahnhof abzweigte.
Die Aufnahmen entstanden 2014.
Eine Bilderreise
Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 6116, Hessisches Landesvermessungsamt 1954, [vollständig].
Der Ausschnitt Nierstein dieses Meßtischblatts machte neugierig, war hier doch ein Gleisanschluß vom Güterbahnhof zum Hafen eingetragen. Ob sich hiervon noch Spuren finden ließen?
Abbildung 2: Bekanntmachung zur Eröffnung der Hafenbahn am 1. November 1900 in der „Darmstädter Zeitung“, [online ulb darmstadt].
Hieraus geht hervor, daß die Niersteiner Hafenbahn zeitgleich mit der Eröffnung der Nebenbahn von Nierstein über Undenheim nach Köngernheim (sog. „Valtinchen“) in Betrieb genommen wurde. 1951 endete hier der Personenverkehr, 1960 der Güterverkehr.
Bild 3: Das Gelände der ehemaligen Hafenbahn mit zwei parallel zum Rhein verlaufenden Gleisen. Den Weg des Verbindungsgleises vom ehemaligen Niersteiner Güterbahnhof über die heutige Bundesstraße 9 zwischen Bahnhof und Rhein hinab zur Ladezone, heute Parkplatz, ist vor Ort noch zu erkennen.
Bild 4: Eines der beiden Gleise ist stilvoll in eine Molenlandschaft mit Bänken und Pflanzenkübeln integriert worden. Einen Hinweis auf die frühere Bedeutung dieser Gleise habe ich nicht gefunden.
Bild 5: Das Verbindungsgleis verlief über die im Hintergrund sichtbare Rampe und gabelte sich dann. Hier sehen wir das zweite, eher lieblos in den Asphalt integrierte Gleis.
Bild 6: Das Herzstück der Weichenverbindung zum Molengleis ist schon recht speziell.
Bild 7: Von der Weiche aus verläuft dieses Gleis bis zu einer weiteren Rampe, die direkt zum Fluß hinunter führt.
Bild 8: Es endet dort. Einen Gleisplan der Hafenbahn findet sich auf der Webseite des Geschichtsvereins Nierstein, und zwar hier.
Bild 9: Diese beiden Schwäne entstiegen am Fuße der Rampe der Rheinbrühe.
Bild 10: Das Empfangsgebäude von Nierstein (Gleisseite) mit den typischen und mittlerweile verrosteten Bundesbahn-Fahrradständern.
Bild 11: Das Empfangsgebäude, im Hintergrund der ehemalige Güterschuppen.
Bild 12: Aufgang zum ehemaligen Mittelbahnsteig, heute nur noch Seitenbahnsteig in Richtung Worms. Hierbei handelt es sich wohl um einen Nachkriegsumbau.
Bild 13: Derselbe Aufgang in seinem wohl ursprünglichen Aussehen. Quelle: US Army Signal Corps, Original Archive Number: 111 ADC 3757. 5th Infantry Division Rhine River, Nierstein, Germany (March 23, 1945). Screenshot des auf YouTube verfügbaren Films [youtube].
Bild 14: Der unspektakulär als Zweckbau ermauerte Güterschuppen.
Bild 15: Die Gütergleise sind, wo sie nicht im Zuge des S-Bahnbaus demontiert wurden, noch weitgehend vorhanden, wenn auch im Sommer überwuchert. Dieser Giterrrost überspannt eine ziemlich tiefe Grube.
Bild 16: Vor diesem Zaun verlief das Hafengleis. Die einstmals beschäftigten Arbeiter werden kaum einen Blick auf den Rhein verschwendet haben.
Bild 17: Die zugehörige Weiche 12 ist ausgemustert.
Bild 18: Die Schienen des Güterbahnhofs wurden noch Ende der 1950er Jahre gewalzt; diese hier 1957 von den Hütten- und Bergwerken in Rheinhausen.
Bild 19: Das Hafengleis wurde vom Güterbahnhof diese Rampe heruntergeführt, und zwar durch die heutigen Kleingärten und die am Streßenrand stehenden Betonscheußlichkeiten …
Bild 20: … und wechselte in Höhe der Straßenkreuzung die Seite. Anschließend verlief das Hafengleis am Rheinufer.
Bild 21: Der Güterschuppen von der Straße aus gesehen; davor verlief im Gefälle nicht das ehemalige Hafengleis, wie es zunächst an dieser Stelle stand, sondern die Zufahrtsstraße zum Schuppen.
Bild 22: Das Empfangsgebäude von der Straßenseite aus gesehen. Das Hafengleis querte die Straße etwa 120 Meter weiter südlich (links) an der Einündung der B 420.