Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Bahnsteige in Langen und Buchschlag
Impressionen mit ein wenig Hintergrund
1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten vor allem der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.
1912 wurden die beiden alten Bahnhöfe in Darmstadt durch die Eröffnung des Hauptbahnhofs überflüssig. Ihre Bahnhofshallen wurden jedoch nicht verschrottet, sondern auf den Bahnsteigen der Main-Neckar-Bahn in Langen und Buchschlag-Sprendlingen (heute Dreieich-Buchschlag) wieder verwendet. Diese Bauten sollen hier kurz vorgestellt werden. Die Aufnahmen entstanden Ende Dezember 2008.
Viel zu kleine und schlecht ausgeleuchtete Bilderchen
Bild 1: Bahnsteig in Langen.
Langen verfügt seit der Eröffnung der S-Bahnstrecke von Frankfurt nach Darmstadt im Jahr 1997 über drei Bahnsteige mit vier Gleisen. Hinzu kommt ein weiteres Durchfahrgleis in Richtung Darmstadt. Der östliche Bahnsteig wird von den RE/SE-Zügen in Richtung Frankfurt genutzt; weitere Züge (IC, ICE, VIAS / Odenwaldbahn, Güterzüge) fahren hier durch.
Bild 2: Bahnsteig in Langen.
Am mittleren Bahnsteig halten die Züge aus Frankfurt Richtung Darmstadt sowie die meisten S-Bahnen. Hier ist das Bahnsteigdach wesentlich länger und die zum Teil bogenförmige Bedachung besonders gut zu erkennen.
Bild 3: Detailansicht.
Im Band zu den Kulturdenkmälern im Kreis Offenbach wird das „Perron-Schutzdach“ des Langener Bahnhofs näher beschrieben:
„Perron-Schutzdach in Eisenkonstruktion auf gußeisernen, kannelierten Säulen, wie im Bahnhof Buchschlag übernommen vom 1858 errichteten, nach dem 1. Weltkrieg abgebrochenen ehemaligen Ludwigsbahnhof in Darmstadt. Die leicht geschwungene Konstruktion stellt ein Beispiel für die Verbindung von funktioneller Form und ästhetischem Anspruch in der Ingenieursarbeit des vorigen Jahrhunderts dar.“ [1]
Bild 4: S-Bahnsteig in Dreieich-Buchschlag.
Mit dem Bau der S-Bahnlinie 3/4 von Darmstadt bzw. Langen nach Kronberg bzw. Bad Soden erhielt der ehemalige Bahnhof Buchschlag-Sprendlingen nicht nur einen modernen Bahnsteig, sondern auch einen neuen Namen: Dreieich-Buchschlag. Der frühere ebenerdige Bahnsteig mußte dem zweigleisigen Neubau der S-Bahnstrecke weichen; dafür wurde die Bahnsteighalle für den S-Bahnsteig übernommen.
Bild 5: Bahnsteig in Dreieich-Buchschlag.
Mit dem Bau der S-Bahnstrecke wurde der Verkehr auf der Main-Neckar-Bahn neu geordnet. Seit 1997 halten in Buchschlag nur noch die S-Bahnen der Hauptstrecke sowie die Züge der Dreieichbahn von Dreieich-Buchschlag nach Dieburg. Einzelne Züge der Dreieichbahn verkehren auch von bzw. nach Frankfurt Hauptbahnhof. Dieser Lokalverkehr ist durch eine gestalterisch an die Bahnsteighallen angelehnte Schallschutzwand von den übrigen Gleisanlagen abgeschirmt.
Bild 6: Eingang zur Bahnunterführung in Dreieich-Buchschlag.
Ein Teil der ehemaligen Bahnsteighalle wurde als Schutzdach für den Aufgang der Bahnunterführung genutzt. Während der Dreieicher Stadtteil Sprendlingen namentlich schon im 9. Jahrhundert erwähnt wird, ist die Siedlung Buchschlag jüngeren Datums. Sie wurde 1904 als Villenkolonie durch den Frankfurter Kaufmann Jakob Latscha gegründet. Hierbei spielte sicherlich die gute verkehrliche Anbindung eine Rolle.
Am 15. Oktober 1876 wurde an dieser Stelle die vom eigentlichen Ort in einiger Entfernung liegende Haltestelle Sprendlingen eingerichtet. Am 1. Juni 1880 wurde sie zur Güterstation erweitert. Beim Aufbau der Villenkolonie in Buchschlag erhielt der Bahnhof seine lange Zeit genutzte Bezeichnung Buchschlag-Sprendlingen. Das Bahnhofsgebäude wurde zwischen 1907 und 1911 in mehreren Bauphasen zum heutigen Zustand ausgebaut. Seit 1971 wurde es nicht mehr von der damaligen Bundesbahn genutzt und anschließend privatisiert.
Bild 7: Bahnsteig in Dreieich-Buchschlag.
In einer zeitlich noch unbestimmten Zukunft soll der Bahnhof Buchschlag eine der beiden südlichen Endstationen der geplanten Regionaltangente West werden. Eine Weiterführung der Tangente über die Dreieichbahn nach Dieburg ist aufgrund einer negativen Nutzen-Kosten-Rechnung nicht vorgesehen, vor allem weil hierfür die Dreieichbahn elektrifiziert werden müßte. [2]
Bild 8: Stationsgebäude Buchschlag-Sprendlingen.
Noch einmal der Band zu den Kulturdenkmälern im Kreis Offenbach:
„Der Sprendlinger Bahnhof war der Fixpunkt, an dem sich die Siedlung Buchschlag entwickelte. Das kurz nach 1870 erbaute spätklassizistische Empfangsgebäude mit Güterhalle zeigt Einflüsse des Rundbogenstils mit reizvollen Details in Kassetierung des Dachüberstandes, Freigespärre, Fenstergewänden und Sandsteinverkleidung. Wohlerhaltenes Beispiel für eine aufwendigere Form des ländlichen Bahnhofes; ähnlich Egelsbach.“ [3]
Nebenbei: Das Egelsbacher Bahnhofsgebäude wurde – wie übrigens auch in Darmstadt-Arheilgen – beim Bau der S-Bahn in den 1990er Jahren abgetragen. Dafür beherbergt der Buchschläger Bahnhof heute ein Restaurant. Auf der Webseite des Betreibers konnten wir vor einiger Zeit noch erstaunt lesen, daß das Gebäude 1886 im italienischen Renaissancestil erbaut wurde.