Industriegleise im Fabrikviertel Darmstadt
Die Buschbaums als Maschinenfabrikanten
im Blumenthal- bzw. Johannesviertel
1872 und 1893/94 wurde das Fabrikviertel mit zwei Industriestammgleisen an die Eisenbahn angebunden. Von den Mitte der 1950er Jahre noch rund dreißig Anschlußgleisen sind (Stand 2020) nur vier oder fünf übrig geblieben. Die Buschbaum'schen Fabriken waren zu keiner Zeit an das Industriegleisnetz angeschlossen.
Im zweiten Teil meiner umfangreichen Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt war ich auf die Anfänge des Unternehmens unter der „Firma“ Buschbaum & Comp. eingegangen. Der Namensgeber war der aus Michelstadt im Odenwald stammende Mechanikus Johann Ludwig Buschbaum. Selbiger verließ – ob freiwillig oder nicht, ist nicht überliefert – im Frühjahr 1844 das noch junge Unternehmen, das daraufhin seine Bezeichnung (also die „Firma“) wechselte. Buschbaum selbst richtete sich zunächst eine neue Werkstätte auf dem freien Feld westlich der Maschinenfabrik und nordwestlich der Stadt ein, zog jedoch bald darauf mit seiner Werkstätte an den Mühlweg in die Nähe des noch recht kleinen Chemiewerks von Heinrich Emanuel Merck. Hier treffen wir ihn Anfang der 1860er Jahre in einem Exkurs im elften Kapitel der Unternehmensgeschichte wieder an.
Die Überlieferung ist bruchstückhaft. Mal findet sich hier ein Meldebogen, mal dort ein Adreßbucheintrag, mal hier eine Annonce, mal dort ein Aktenvermerk. Die Lebens- und Sterbedaten habe ich verschiedenen Quellen entnommen und, soweit notwendig, miteinander abgeglichen. Entsprechend zerfasert präsentiert sich das, was hier zusammengetragen wurde. Da erscheinen Kontinuitäten, wo keine sind, und es gibt Leerstellen, die noch zu füllen wären. Dennoch hoffe ich, ein angemessenes Bild der Buschbaums im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nachgezeichnet zu haben. Die Inkonsistenzen sind dem Material geschuldet, die Darstellung meiner Interpretation.
Die Protagonisten
Johann Ludwig Buschbaum war, wie die meisten hessischen Untertanen, evangelischen Glaubens. Das Bürgerrecht in Darmstadt erhielt er am 8. Januar 1825. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon neun Jahre in der Werkstätte des Mechanikus und Münzmeisters Hektor Rößler gearbeitet. Seit dem 12. Juli 1832 war er als Werkmeister in der Ludwigshütte bei Biedenkopf angestellt und kehrte im Juli 1837 nach Darmstadt zurück. Dort errichtete er auf dem Gelände der früheren Rößler'schen Werkstätte an der Frankfurter Chaussee seine kleine Maschinenfabrik namens „Buschbaum & Comp“. Zu den Kompagnons, so es mehrere gab, zählte wohl sein früherer Chef, der nunmehr als Münzrat staatlich besoldet war und deshalb nicht quasi im Nebenberuf als Fabrikant tätig sein konnte.
Johann Ludwig Buschbaums war eher mechanischer Handwerker als Ingenieur. 1843 trat August Wernher, der in den 1830er Jahren schon Teilhaber an der Ludwigshütte gewesen war und dort eine eigene Dampfmaschine konstruiert hatte, in das Darmstädter Unternehmen ein. Es ist vielleicht kein Zufall, daß die Maschinenfabrik schon im Juni 1844 verkündete, Buschbaum sei ausgetreten und man werde jetzt als Maschinenfabrik und Eisengießerei firmieren.
Frauen unter Schlossern
Johann Ludwig Buschbaum war der älteste eheliche Sohn des schon in Michelstadt den Schlosserberuf ausübenden Johann Georg Buschbaum (*1761, ertrunken in der Mümling 1802), der danach in Darmstadt Burger und Schlossermeister gewesen ist. Er wurde am 16. Februar 1792 in Michelstadt geboren, seine Mutter war Maria Katharina geborene Friedlein (1760–1828). Sein Gevatter (Pate) war ebenfalls ein Johann Ludwig Buschbaum, Sohn des Michelstädter Burgers und Schlossermeisters Benjamin Johann Buschbaum.
Johann Ludwig heiratete am 20. Februar 1825 Elisabethe Katharine Bonin, geboren am 16. Juli 1803 in Walldorf, gestorben am 23. Juni 1878 in Darmstadt. Sie stammte aus einer Waldenserfamilie und war die Witwe des Darmstädter Burgers und Schlossermeisters Christian Martin Hintz (auch Hinz, 1795–1824), den sie am 1. April 1821 ehelichte und der sehr früh mit 28 Jahren starb. Beide hatten eine Tochter Johanne Friederike, die möglicherweise 1824 in Walldorf und nicht in Darmstadt zur Welt kam. Elisabethe Katharines Eltern waren der Gemeindemann zu Walldorf im Amt Kelsterbach Jean Pierre (Peter) Bonin (* 1769) und die aus Offenbach stammende Jeanne Marie Emmel (* 1778). Diese sollen nach Brasilien ausgewandert und gegen 1828/1837 in Bahia gestorben sein.
Johanne Friederike (genannt Frieda) heiratete am 25. September 1860 den damaligen Oberrechnungskammer-Justizakzessisten Peter Christian Joseph Zimmermann (1826–1867), der danach noch zum Probator aufstieg. Die erste Tochter Louise wurde am 26. Juni 1861 geboren und starb 1898; eine weitere 1863 geborene Tochter Marie Mathilde starb nach einem halben Jahr. Der 1864 geborene Sohn Fritz brachte es zum Amtsgerichtsrat in Gießen und starb nur drei Monate nach seiner Mutter. Das Paar lebte auf dem Anwesen der Buschbaums in der Mühlstraße. Wurde Frieda noch 1860 als Tochter von Christian Martin Hintz bezeichnet, mit dem Zusatz, sie sei die Stieftochter von Johann Ludwig Buschbaum, wurde sie bei ihrem Ableben 1904 als geborene Buschbaum betrachtet. Sie war (zu einem unbekannten Zeitpunkt) adoptiert worden und somit ungeachtet ihrer Herkunft ein voll integriertes Familienmitglied. Patchworkfamilien waren damals durchaus verbreitet.
Erst im Alter von 36 Jahren konnte Frieda sich einen Ehepartner wählen, wobei noch zu fragen wäre, wie viel Arrangement dahinter gesteckt haben mag. Das 1843 zuletzt geborene und noch lebende Kind von Elisabethe Katharine war 1860 alt genug, auf eigenen Beinen zu stehen, so daß Frieda davon befreit war, die Kinder zu hüten und ihrer Mutter beim Haushalten zu helfen. Dennoch lebte sie weiterhin, auch noch nach dem Tod ihres Ehemanns, einige Jahre in der Mühlstraße, bevor sie eine eigene Wohnung außerhalb der Buschbaum'schen Anwesen bezog. 1868 scheint sie ihren Lebensunterhalt durch das Vorführen und den Verkauf von Kohlenbügeleisen aufgebessert zu haben. Ihre Tochter Louise hingegen wohnte bei ihrem Tod in dem den Buschbaums gehörenden Anwesen Viktoriastraße 48.
Johann Ludwig hatte mit Elisabethe Katharine zehn Kinder, von denen vier Söhne später in verschiedener Funktion und Zusammensetzung ihre Maschinenfabriken in Darmstadt betrieben.

Bild 1: Familiengrab Albrecht Buschbaum und Nachfahren, Alter Friedhof 1 G 234. Links und rechts vom zentralen Grabstein liegen die Platten für Johann Ludwig und Elisabethe Katharine Buschbaum. Deren Inschriften sind stark verwittert und schwer lesbar. Aufnahme vom Oktober 2021.
Der älteste Sohn, Georg August (genannt August), 1833 auf bzw. bei der Ludwigshütte geboren, starb am 26. Januar 1908. Friedrich August (Fritz) wurde am 12. Februar 1835 auf bzw. bei der Ludwigshütte geboren und starb recht früh am 1. Januar 1874. Johann Ludwig Georg Wilhelm (Ludwig) wurde am 9. Dezember 1840 in Darmstadt geboren und starb am 3. Januar 1886. August Albrecht (Albrecht), der jüngste Sohn, wurde am 24. April 1843 in Darmstadt geborten und starb am 24. Oktober 1910. Ihn hielt es – wie auch Ludwig – zunächst nicht in Darmstadt und er wurde im Gegensatz zu seinen Brüdern nicht Mechanikus, sondern Kaufmann. Er sollte zum Jahreswechsel 1874/75 nach Darmstadt zurückkehren.
Albrecht Buschbaum muß sich vor seiner Rückkehr in Bayern herumgetrieben haben. 1873 finden wir die Mitteilung, daß er aus dem Geschäft des Kaufmanns und Versicherungsagenten Louis Ringelmann in Würzburg ausgetreten und dadurch seine Prokura erloschen sei. Ende 1874 beendete er seine Tätigkeit als Kassierer bei den städtischen Lagerhäusern in München, um, wie berichtet wird, „als Theilhaber der renommirten Werkzeugmaschinenfabrik von Fritz Buschbaum, früher Gebrüder Buschbaum in Darmstadt“ einzutreten.
Diese vier Söhne, die als Maschinenfabrikanten tätig wurden, hatten mehrere Schwestern. Johanne Marie (Marie), geboren am 1. August 1827, heiratete am 24. April 1860 den Obereinnehmer zu Bingen und späteren Steuerrat und Geheimen Finanzrat Ludwig Wilhelm Carl Römheld (Louis, 1827–1912). Sie lebten anschließend in Mainz, wo sie am 27. November 1897 starb. Eva Margarethe wurde am 21. April 1831 geboren und ehelichte am 29. Dezember 1858 Friedrich Ludwig Philipp Michael Carl (Carl/Karl) Beyerle, der Wiesbadener Bürger und Gasthalter in Interlaken war. Als dessen Witwe starb sie am 9. Juli 1913 in Darmstadt.
Der Mechanikus und seine Fabrik
Das Hessische Wirtschaftsarchiv in Darmstadt gab 2000 in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt unter der Redaktion von Thomas Lange didaktische Materialien zur Industrialisierung in Darmstadt und Südhessen heraus. Beispielhaft für Darmstadt sind darin Archivalien zur Blumenthal'schen Maschinenfabrik und zum Unternehmen der Gebrüder Buschbaum im heutigen Johannesviertel enthalten. Thomas Lange schreibt darin:
„Um 1837 gründete der aus Michelstadt zugezogene ‚Mechanikus‘ Johann Ludwig Buschbaum (1792–1866) in Darmstadt eine Maschinenfabrik. Nach dem Tod des Vaters übernahmen die ältesten Söhne August und Friedrich die Fabrik, die nun ‚Gebr. Buschbaum, Maschinenfabrik‘ hieß und nach dem Tod des ältesten Bruders Friedrich von dem jüngeren Bruder August als ‚Georg August Buschbaum, Maschinenfabrik‘ bis zu seinem Tod 1908 weitergeführt wurde. – 1877 gründeten die jüngeren Brüder Albrecht und Ludwig die Firma ‚Gebr. Buschbaum, Werkzeug-Maschinen-Industrie‘, die ab 1906 von Ludwigs ältestem Sohn Fritz Buschbaum weitergeführt wurde. Diese Firma hatte ihren Sitz in der Viktoriastraße, später Frankfurter Straße bis zum Tod Fritz Buschbaums 1934, mit dem auch die Firma erlosch.
Produziert hat die Firma u. a. Dampfmaschinen, Heißluftmotoren, Werkzeugmaschinen, Brückenwaagen (zum Wiegen von Fahrzeugen).“
Diese Darstellung ist zumindest ungenau und, was Johann Ludwigs Maschinenfabrik betrifft, unzutreffend. Denn er war ja 1844 aus seinem sieben Jahre zuvor gegründeten Maschinenbauunternehmen „Buschbaum & Comp.“ ausgetreten und hatte mit einer kleinen Werkstatt noch einmal von vorne begonnen. Am 8. Juni 1844 wurde eine entsprechende Annonce der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt publiziert.

Abbildung 2: Bekanntmachung des Austritts von Johann Ludwig Buschbaum aus dem nach ihm benannten Darmstädter Unternehmen in der Großherzoglich Hessischen Zeitung vom 8. Juni 1844 [online ulb darmstadt].
Diese Fabrik kann Johann Ludwig seinen Söhnen somit nicht übereignet haben. Schon im März 1844 hatte er für sich und seine Werkstätte per Annonce im Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt neue Räumlichkeiten gesucht. Diese fand er dann unter Lit. F Nr. 206 nicht weit entfernt von seiner vorherigen Wirkungsstätte vor dem Maintor auf dem freien Feld, wo heute das Johannesviertel steht.
„Bezugnehmend auf die Bekanntmachung der Direction der Maschinenfabrik und Eisengießerei dahier vom 1. Juni l[aufenden] J[ahres], mache ich hiermit von der nunmehr auf eigene Rechnung getroffenen Einrichtung einer mechanischen Werkstätte dahier, die ergebene Anzeige. Mich stützend auf meine bekannten bisherigen Leistungen, empfehle ich mich zu allen Aufträgen meines Geschäftszweigs, und hoffe, durch möglichst vollkommste Vollziehung derselben mich des geschenkten Zutrauens würdig zu zeigen.“

Abbildung 3: Annonce von Johann Ludwig Buschbaum im Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt vom 26. April 1845 [online ulb darmstadt].
Die folgenden drei Jahre verbrachte er im Norden der Stadt, ehe er zum Jahreswechsel 1847/48 ein eigenes Haus am Mühlweg (später Mühlstraße) unter Lit. H Nr. 186 am östlichen Stadtrand bezog. Auf diesem Gelände scheint im Jahr zuvor ein ansonsten unbekannter H. A. Hisgen eine Restauration „Zur Fortuna“ betrieben zu haben.
Sporadisch finden wir in den Jahren nach dem Verlassen seiner Maschinenfabrik Annoncen des Mechanikus Buschbaum. Im April 1845 brachte er sich mit ausführlicher Angabe seiner Produktpalette in Erinnerung. Bemerkenswert daran sind die Brillen, Fernrohre und Sonnenuhren, die wir wohl eher bei Hektor Rößler erwartet hätten. Hatte Buschbaum nur dessen Produkte übernommen oder war er selbst bewandert genug, um feinoptische Geräte herstellen zu können? Im Oktober 1845 vertrieb er eine Flechtmaschine mit 20 Spindeln des Mechanikus Fr[iedrich?] Eberbach aus Stuttgart. Im Oktober 1846 warb er wieder mit seinen eigenen Erzeugnissen. Kurz vor seinem Auszug am Maintor annoncierte er eine Brückenwaage mit geeichten Gewichten sowie einen kupfernen und verzinnten Kessel mit der ausdrücklichen Angabe, beide seien nur kurz in Gebrauch gewesen. Im April 1848 bot Buschbaum an; Feuergewehre zu perkussionieren und zu reparieren. Am neuen Standort am Mühlweg hatte er im Juni 1849 „stets vorräthig“ Brillen, Thermometer und alle Sorten Waagen. Der vorherige Eigentümer des Anwesens, der Fabrikant A. Linck, wies im Oktober 1849 darauf hin, daß sich die Niederlage seines Steinguts noch auf dem nunmehr Buschbaum gehörenden Gelände befinde. Im November 1851 wurde ein Lehrling Buschbaums namens Nau prämiert, zwei Jahre später suchte er Bankarbeiter für eine dauerhafte Beschäftigung. Danach scheinen die Annoncen zu versiegen.
Johann Ludwig Buschbaum scheint er einen gewissen Ruf gehabt zu haben, denn er drang bis in das kleine Fürstentum Liechtenstein. 1860 dachte man sich dort, man müsse seine antiquierte Armee aufrüsten und wurde beim Waffenlieferanten Christian Schilling in Suhl vorstellig, um 90 Büchsen kleinen Kalibers zu erwerben. Die Kosten hierfür hätten bei knapp 4000 Gulden gelegen; ein Betrag, den das Herrscherhaus sicherlich leicht seinen Untertanen abpressen konnte.
„Für die Herstellung der neuen Geschosse musste eine Geschosspresse angefertigt werden. Der Mechaniker Buschbaum in Darmstadt wurde von Rheinberger ersucht, eine Zeichnung und Beschreibung einer ‚so einfach wie möglich konstruierten Geschoss-Press-Maschine anher gelangen zu lassen‘. Buschbaum lieferte Beschreibung und Zeichnung, die aber nach Rheinbergers Aussage nicht bestellt werden konnte, da sie zu kompliziert sei. Rheinberger übermittelte Buschbaum eine eigenhändig entworfene Zeichnung mit der Anfrage, ob diese in vier Wochen geliefert werden könne. Im Februar 1861 aber schickte der Kontingentskommandant die Zeichnung Buschbaums an den Mechanikus Johann Mannhardt in München mit der Anfrage, ob dieser seinen ‚Wünschen entsprechen‘ könne. Mannhardt fertigte die bestellte Presse für einen Betrag von 180 Gulden an. Rheinberger berichtete Landesverweser v. Hausen voller Stolz, dass er einen ‚soliden und einfachen Apparat‘ erhalten habe, ‚mit welchem zwei Mann täglich 5000 bis 6000 Stück der schönsten und vollkommensten Geschosse zu prägen im Stande‘ seien.“
Kurz zuvor hatte die in Darmstadt herausgegebene „Allgemeine Militär-Zeitung“ in zwei Artikeln auf eine neue Methode zur Herstellung von Zündhütchen aufmerksam gemacht und hierbei auf die entsprechende Apparatur hingewiesen, die Johann Ludwig Buschbaum ersonnen hatte. Das Gerät hatte eine Abmessung von 75 Zentimetern Länge, 37 Zentimetern Breite und 80 Zentimetern Höhe; es wog rund 100 Kilogramm. Damit seien von einem einzigen Arbeiter 3000 bis 4000 Zündhütchen pro Stunde herzustellen. Der Preis pro Gerät lag bei 350 Talern . – Anfang 1863 teilten seine Söhne August und Fritz mit,
„daß wir das seither von unserem Vater unter der Firma J. L. Buschbaum betriebene Maschinenbaugeschäft übernommen und nunmehr unter der Firma “Buschbaum'sche Maschinenfabrik‘ fortführen werden.“
So wie der Vater ein Meister in der Herstellung großer Schrauben für Münzprägemaschinen war, so boten die Söhne die ihren als Kelterschrauben (für Weinpressen) an. Aber auch Schnellbohrmaschinen und Lokomobile für Kreissägen waren im Programm. Die Maschinenfabrik der Brüder August und Fritz Buschbaum wurde alsbald von den Brüdern Merck beschäftigt. Meist handelte es sich um Reparaturen. In den drei Jahren bis zum Tod ihres Vaters weist das Hauptkontenbuch von Merck Ausgaben für diverse Reparaturen und die Lieferung von zwei Mühlen in Höhe von rund 2.800 Gulden aus. Nebenher wurde auch Johann Ludwig noch angefragt; hier handelte es sich allerdings nur noch um Wiegebalken und Gewichte zum Preis von rund 50 Gulden. Johann Ludwig Buschbaum starb am 14. Oktober 1866.
Somit erweist sich die bei Thomas Lange zu findende Bemerkung, August und Fritz hätten die Maschienenfabrik nach seinem Tode geerbt, als ebenfalls unzutreffend . Ein Jahr später wurde das Inventar der Werkstätte Johann Ludwigs versteigert; die Söhne benötigten davon nichts und es galt, die aus Maschinen und Werkzeugen bestehende Erbschaft zu monetarisieren.

Abbildung 4: Versteigerung von Maschinen und Geräten aus dem Nachlaß von Johann Ludwig Buschbaum. Quelle: Hessische Volksblätter vom 4. September 1867, Scan vom Mikrofilm.
Vorsichtshalber stellten August und Fritz klar, daß ihr Geschäft durch die Versteigerung nicht leide.

Abbildung 5: Bekanntmachung der Gebrüder Buschbaum im Frag- und Anzeige-Blatt vom 3. September 1867 [online ulb darmstadt].
Es kann so gewesen sein, daß sich die Dampfmaschine schwer an den Mann bringen ließ, denn im Dezember 1868 annoncierten die Gebrüder Buschbaum eine „gut erhaltene Dampfmaschine von 3–4 Pferdekraft“ und eine Waage von 80 Zentnern Tragkraft. Nur die Waage entstammte somit der eigenen Produktion.
Die Dampfmaschine
Thomas Lange hatte geschrieben: „Produziert hat die Firma u. a. Dampfmaschinen […]“ – und möglicherweise ist da etwas dran. Ob dies unter der Firma „Gebrüder Buschbaum“ geschah, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls findet sich Anfang 1864 eine Mitteilung in der Ansbacher Ausgabe der „Fränkischen Zeitung“, die einen Hinweis auf eine fahrbare Dampfmaschine bietet.
„Von Seite einiger Nürnberger Bürger wurde in der Buschbaumschen Maschinenfabrik zu Darmstadt eine 2pferdekräftige Lokomobile nebst Vorrichtung zum Schneiden und Spalten des Holzes bestellt. Auf einem fahrbaren, durch eigene Kraft sich fortbewegenden Wagen ruhend, mit einem Kessel von 3 [Quadrat] Meter Heizfläche, einer Kreissäge von 45 C. M. Durchmesser etc. versehen, wird dieselbe bis zum April geliefert werden und eine Klafter Schnittholz in dem Zeitraume von nur einer Stunde sägen und spalten. Die Unternehmer sind überzeugt, bedeutend geringere als die jetzt bestehenden Holzbauerlöhne berechnen zu können.“
Eine solche oder eine ähnliche Lokomobile (wie auch eine kleine Dampfmaschine) hatte die Buschbaum'sche Maschinenfabrik einige Monate zuvor in mehreren, teilweise auch überregional beziehbaren Zeitungen annonciert. Andererseits suchte die Fabrik im Oktober 1864 per Annonce nach einem passenden Dampfkessel und einer Hobelmaschine. Hatten sie nicht das nötige know-how, den Dampfkessel selbst herzustellen? Wie dem auch sei – außer der Dampfmaschine, die wohl die ihres Vaters war, scheint es keine weiteren Versuche gegeben zu haben, eine stationäre oder fahrbare Dampfmaschine herzustellen oder anzubieten. In einem ausführlichen Preiscourant vom 15. November 1869 finden wir hierauf jedenfalls keinerlei Hinweis mehr, mit Ausnahme der kryptischen Bemerkung zum Schluß: „Die meisten obiger Maschinen können auch für Dampfbetrieb eingerichtet werden.“ Dies ist wohl so zu verstehen, daß die Buschbaum'schen Werkzeugmaschinen zu einer bestehenden Dampfmaschine integriert werden konnten.
Fazit: Ja, die beiden Buschbaum-Brüder August und Fritz hatten in den Anfängen ihrer Selbständigkeit eine kleine Dampfmaschine im Angebot, und nein, dies war nur eine Episode in ihrer Frühzeit. Entweder war hierfür kein Bedarf vorhanden oder aber die Konkurrenz zu groß. Schon bald konzentrierten sie sich auf Werkzeuge und kleine Werkzeugmaschinen und, zumindest August, auf Heißluftmotoren.
August und Fritz als erste Gebrüder Buschbaum

Abbildung 6: Annonce im Darmstädter Frag- und Anzeige-Blatt vom 22. Februar 1870 [online ulb darmstadt].
Schon bevor die beiden Brüder das Geschäft ihres Vaters übernahmen, hatte sich Fritz eine eigene mechanische Werkstätte zugelegt. Er scheint sie neben oder sogar innerhalb der Fabrik seines Vaters in der Mühlstraße Lit. H Nr. 186 eingerichtet zu haben. Im April 1862 bot er aus eigener Herstellung eine „Kreissäge-Einrichtung“ an, die auch mit Dampf angetrieben werden könne. Zwei Monate später annoncierte er überregional, er empfehlte „seine mech[anische] Werkstätte zur Lieferung feinerer Werkzeugmaschinen, genaue Arbeit erfordernd, bei billigen Preisen“.
Fritz Buschbaum scheint genügend Einkommen versteuert zu haben, um bei der indirekten Wahl der Abgeordneten des 19. Hessischen Landtags zu den in Darmstadt lebenden 1031 Staatsbürgern zu gehören, die bei der Stimmabgabe vom 12. bis zum 14. November 1866 als Wahlmänner wählbar waren. Sein Bruder August wird hier nicht genannt.
Im Januar 1868 (so die Auskunft aus dem Handelsregister) benannten August und Fritz ihre Fabrik in „Gebrüder Buschbaum“ um. Mehrere Annoncen aus den Jahren 1866 und 1867 legen jedoch nahe, daß dies schon zwei Jahre vorher geschah. Doch fünf Jahre später gingen sie getrennte Wege.
Nur sporadisch finden sich in der Folge Hinweise auf die Tätigkeit des Bruderpaares. Anfang 1870 suchen sie für ihre neue Fabrik tüchtige Eisendreher, Maschinenschlosser und später auch einige Lehrlinge. Für das Terrain der Fabrik wurde Bauschutt als Untergrund auf dem Wiesengelände gesucht.
Befahrbare Waagen
„Wie in der unteren Gegend schon länger, scheint jetzt auch hier für die so gut bewährten befahrbaren Brückenwaagen sich Interesse zu regen, und es ist nur zu wünschen, daß diese nützliche Einrichtung allgemein eingeführt wird. Die Zeitschrift der landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen schreibt aus Starkenburg, daß in vielen Gemeinden die Anschaffung solcher Waagen, die sich sowohl für Gemeindebehörden, als größere Oekonomieen, Landgütern, Fabriken etc. eignen, beschlossene Sache ist. Es soll sich hierbei die Fabrik von Gebrüder Buschbaum in Darmstadt, aus welcher die neuesten städtischen Brückenwaagen und auch jene des Landes hervorgegangen sind, besonders auszeichnen, und schreibt die hessische Zeitschrift u. A. noch Folgendes:
‚Solche Waagen bieten nicht allein eine große Erleichterung für den Verkehr, da sie ebenso gut zum Abwiegen ganzer Wagenladungen, wie der kleinen Gegenstände, Vieh etc. benutzt werden können, sondern es wird sicher aus dieser nützlichen Anschaffung im Laufe der Zeit eine Einnahmsquelle entstehen, da jeder Käufer und Verkäufer, um sich sicher zu stellen, gerne ein geringes Waaggeld bezahlen wird. Hr. Oppermann aus Langen, welche Gemeinde im vorigen Jahre eine befahrbare Waage von 200 Ctr. Tragkraft von Gebrüder Buschbaum in Darmstadt bezogen hat, schreibt: „Die Waage hat in den letzten paar Monaten ohngefähr 40–50 fl. per Monat der Gemeinde abgeworfen, rentirt sich also ganz gut, trotzdem das heurige Jahr für den Gebrauch der Waage ein verhätnißmäßig ungünstiges zu nennen ist, da z. B. Kartoffel gar nicht gehen. Bis jetzt werden schwere Gegenstände meistens blos taxirt, oder wenn es möglich ist, einzeln (stück- oder sackweise) gewogen, allein Jeder, der damit schon zu thun hatte, weiß, welche immer wiederkehrenden Differenzen und Streitigkeiten dadurch entstehen, wenn dergleichen Gegenstände blos geschätzt werden, und ebenso wie lästig und zeitraubend das Einzelwiegen ist. Letzteres bietet ohnedies auch keine besondere Zuverlässigkeit und können Betrügereien trotz der größten Aufmerksamkeit vorkommen.
Die Construction der Waagen der Gebrüder Buschbaum ist neu und gegen jene der älteren Waagen wesentlich vereinfacht, indem bei derselben statt wie früher 4 Wiegehebel, nur 3 angebracht sind. Hierdurch wird in demselben Verhältniß die Reibung vermindert und die größte Genauigkeit erzielt. Das seither angebrachte Wiegegestell fällt bei denselben weg und liegt der ganze Mechanismus unter der Erde, ist also vor unbefugten Händen geschützt. Das Gewicht wird beim Abwiegen auf eine kleine eiserne Platte gestellt und stellt eine einfache Drehung an einem Rädchen die Waage nach geschehener Wiegung sogleich in den Ruhestand.
Eigentliche Reparaturen können an der Waage kaum vorkommen, dagegen ist es nöthig, daß die Drehachsen, die Hebel von Zeit zu Zeit nachgesehen und gereinigt werden. Zu diesem Zwecke ist die Grube der Waage circa 1½ Meter (6 Fuß) tief vorgesehen, so daß man jederzeit leicht und ohne deshalb den Betrieb unterbrechen zu müssen, an alle einzelnen Theile des Mechanismus gelangen kann.“
Anderthalb Jahrzehnte später wird Carl Schenck die Konstruktion und den Gebrauch von Brückenwaagen revolutionieren. Sein Etablissement befand sich nur wenige hundert Meter von dem der Gebrüder Buschbaum entfernt in der Landwehrstraße.
Das Großherzogliche Salinenamt in Bad Nauheim betrieb Mitte der 1860er Jahre eine eigene Brückenwaage, die – weil eine solche für die Allgemeinheit nicht existierte, auch von lokalen Gewerbetreibenden oder Landwirten gegen eine Gebühr genutzt werden konnte. 1868 sollte diese Waage an die neuen Bedürfnisse angepaßt werden, wozu die Gebrüder Buschbaum den Auftrag erhielten.
„Lieferungs-Vertrag
Das Großherzogliche Salinenamt Nauheim und die Herren Gebrüder Buschbaum in Darmstadt schlossen heute folgenden Vertrag unter Voraussetzung der Genehmigung Großherzoglicher Oberbaudirection zu Darmstadt.
1. Die Herrn Gebrüder Buschbaum übernehmen die Verpflichtung, zu der befahrbaren Brückenwaage des Salinenamtes Nauheim ein neues Wiegegestell zu liefern, welches in der Art construirt sein muß, daß die Waage durch eine einfache Drehung in Ruhestand versetzt wird und mit Waagschale versehen ist. Auf der Waagschale muß 1 ℔ Belastung genau 100 ℔ Belastung der Brücke anzeigen.
2. Der Preiß des Wiegegestells mit allen damit zusammenhängenden Arbeiten fertig aufgestellt, so daß die Waage zum Gebrauch fertig ist, wobei nur die nöthigen Abänderungen des Fundaments ausgeschlossen sind, beträgt Zweihundert Gulden, der Preiß der dazu nöthigen Gewichte und zwar ein Satz von 50 ℔ an abwärts bis 1 ℔, nebst 1 Satz Decimalgewichten 17 fl.–, also im Ganzen Zweihundert siebenzehn Gulden. Sollten an dem Hebelwerk in der Waaggrube Veränderungen nöthig sein, so werden diese für den Betrag von fünfundzwanzig Gulden hergestellt; das Salinenamt stellt die Hülfsmannschaft, welche zur zeitweisen Belastung nöthig ist.
3. Die Zahlung erfolgt nach vollständiger Aufstellung und stattgefundener Prüfung der Waage aus Großherzoglicher Salinenkasse.
4. Das alte Wiegegestell verbleibt den Unternehmern.
Bad Nauheim, den 24. November 1869.
Großherzogliches Salinenamt Nauheim.“
Der Preiscourant von 1869

Abbildung 7: Annonce einer Schnellbohrmaschine im Pfälzischen Kurier vom 20. März 1866 [online bsb münchen].
Mit Datum vom 15. Novenber 1869 stellten August und Fritz den neuen Preiscourant der Gebrüder Buschbaum vor. Vorherige Preisverzeichnisse wurden hierdurch ungültig. Dieser achtseitige Prospekt enthält eine Vorbemerkung, anderthalb Seiten mit Zeugnissen zufriedener Kunden, drei Seiten mit Spezifikationen zu den Produkten sowie deren Preise in Gulden und umgerechnet nach Talern und Silbergroschen, sowie zwei Seiten mit technischen Zeichnungen. Das im Staatsarchiv Darmstadt vorhandene Exemplar ist allerdings derart in eine Akte eingebunden, daß eine digitalisierte Reproduktion verhindert wird.
„Indem wir Ihnen nachstehend unsern neuen Preis-Courant von Werkzeugmaschinen für Metallverarbeitung übergeben, hoffen wir. dass Sie darin Manches finden, von dem Sie in Ihrem Geschäft Gebrauch machen können. – Die meisten angeführten Maschinen sind nach eigner, neuer und bewährter Construction ausgeführt; andere in vielen Beziehungen wesentlich verbessert.
Vielfach geäusserten Wünschen entsprechend, liefern wir jetzt auch die neuen Esseisen (für Schmiedfeuer) und Bohrrollen für kleine Löcher.
Die untenstehenden Preise verstehen sich franco Bahnhof hier (die Transportkosten sind nicht von Belang und betragen per Centner und 10 Meilen nur 14 kr. = 4 Sgr.) – Um den Ankauf von Werkzeugmaschinen auch unbemittelteren strebsamen Geschäftsleuten zu ermöglichen, haben wir uns entschlossen, ausnahmsweise unter genügender Sicherheit einen Theil des Betrags der Maschinen auch länger als 3 Monare zu creditiren; nur bei Nachnahme des ganzen Betrags werden 5% Sconto gewährt (exclusive kleinere Gegenstände, Bohrrollen, Schmiedfeuer, Lineale etc., welche nur gegen baar ohne Sconto verkauft werden). – Maschinen, die nicht conveniren sollten, nehmen wir 8 Tage nach Empfang wieder zurück, wobei jedoch der Besteller sämmtliche Frachtkosten zu tragen hat. Das Eigenthumsrecht an gelieferten Maschinen müssen wir uns bis zur völligen Bezahlung vorbehalten. – Die gangbaren Maschinen sind gewöhnlich vorräthig und können Bestellungen hierauf umgehend effectuirt werden.
Unsere Maschinen sind solid und elegant gearbeitet und erfreuen sich eines stets wachsenden Beifalls; als Beweis führen wir Ihnen untenstehend einige Zeugnisse und anerkennende Zuschriften an.
Mit der Bitte uns bei Bedarf mit einer Probebestellung zu erfreuen und uns bei Gelegenheit gütigst weiter empfehlen zu wollen, erklären wir uns zu weiterer Auskunft sowie zur Uebersendung von genauen Zeichnungen oder Photographien gerne bereit.“
Anhand der Zeugnisse läßt sich die überregionale Verbreitung der Buschbaum'schen Produkte nachvollziehen. Zusendungen kamen aus dem Harz, Kassel, Würzburg, Wesel, Schwerin, Merseburg, Kiel, Trier, Nürnberg, Freiburg und Erfurt; geliefert wurde ohnehin in den Bereich des gesamten Norddeutschen Bundes. Zwar liegen auch Zeugnisse aus der Region rund um Darmstadt vor, doch scheinen sich die Gebrüder Buschbaum von vornherein nach außerhalb von Hessen orientiert zu haben.
Die Produktpalette war in neun Abteilungen aufgeteilt: Drehbänke, Schnellbohrmaschinen, Blechscheren, Kreisscheren, Stanzmaschinen, Reifbiegmaschinen, Biegmaschinen, Esseisen und Lineale aus Gußstahl. Die meisten dieser Maschinen konnten mit Dampfmaschinen oder Dampfkesseln verbunden werden. Die teuerste Maschine war eine Drehbank mit Support für 660 Gulden. Wir bewegen uns hiermit in einem Segment, das auf kleinere und mittlere Betriebe und Handwerksmeister zugeschnitten war.
Vermutlich wird es einen weiteren Preiscourant für Brückenwagen gegeben haben. Aus dem November 1871 stammt ein ergänzendes Blatt mit einem Nachtrag für Wandbohrmaschinen.
Ludwig und Albrecht als zweite Gebrüder Buschbaum

Abbildung 8: Mitteilung über die Heirat des Bürgers der USA Ludwig Buschbaum mit Lina Beyerle, der Witwe seines Bruders Fritz, im Darmstädter Frag- und Anzeige-Blatt vom 18. Juli 1874 [online ulb darmstadt].
Fritz Buschbaum hatte am 26. Dezember 1861 Susanne Amalie Helene (Lina) Beyerle aus und in Wiesbaden geheiratet. Das Paar hatte einen Sohn Ludwig Heinrich, der jedoch 1869 im Alter von nur sechs Jahren verstarb. Zwei Jahre zuvor hatte ja schon seine vier Jahre ältere Schwester Eva Margarethe in die Familie Beyerle hineingeheiratet
Nach der Trennung der als „Gebrüder Buschbaum“ firmierenden Brüder betrieb Fritz seit dem 1. Oktober 1873 eine eigene Maschinenfabrik, starb aber schon drei Monate später am 1. Januar 1874. Seine Witwe Lina wurde daraufhin im Firmenregister als alleinige Inhaberin eingetragen; Ludwig, der dritte noch lebende Sohn des Mechanikus Johann Ludwig Buschbaum, erhielt Prokura. Sie war gleichzeitig seit dem 1. Oktober 1873 die Liquidatorin der Firma „Gebrüder Buschbaum“. Ein halbes Jahr später tauschten beide ihre Funktion, nunmehr war er der Inhaber und sie die Prokuristin. Wenige Tage später, am 12. Juli 1874, heirateten Ludwig und Lina. So blieb alles in der Familie. Sie starb im Alter von nur 44 Jahren am 23. Oktober 1885, er wurde auch nur ein Jahr älter, als er am 3. Januar 1886 verschied. Das Paar hinterließ vier Kinder: Fritz, Paula, Ludwig und Albrecht.
Zu Jahresbeginn 1875 kam der jüngste Bruder Albrecht aus Bayern zurück und wurde gleichberechtigter Partner. Er heiratete am 18. August 1877 die aus Mainz stammende Louise Schmahl (1856–1935), die Tochter des Eisenwarenhändlers Peter Schmahl und der Viktoria Louise Krebs. Das Paar hatte zwei Söhne und vier Töchter, die allesamt für die Maschinenfabrik keine Rolle gespielt haben. Georg August hingegen, der andere Teilhaber der aufgelösten Firma Gebrüder Buschbaum, betrieb seine Maschinenfabrik erst ab dem 1. Januar 1874.
Der Wiener Börsenkrach von 1873 beendete das vor allem mit der Planung und dem Bau von Eisenbahnen einhergehende Spekulationsfieber und die Aufbruchsstimmung, die schon vor der Kapitulation Frankreichs vor dem aufstrebenden deutschen Militarismus begonnen hatte. Die nachfolgend krisenhaften Jahre erreichten auch Darmstadt. Die Lage schien trostlos und als Konsequenz liquidierte ausgerechnet das erste Haus am Ort, die Maschinenfabrik und Eisengießerei, 1879 seine Geschäftstätigkeit. Doch nicht alle Unternehmen wurden von der sogenannten Gründerkrise in Mitleidenschaft gezogen.
„Die Fabrikation von Werkzeugmaschinen wird von der Maschinenfabrik von Fritz Buschbaum dahier betrieben. Derselben gelang es, da sie besonders mittlere und kleinere Werkzeugmaschinen anfertigt, für welche ziemlicher Absatz vorhanden war, ihre Fabrik im vergangenen Jahre ungeschmälert im Gang zu erhalten und ein verhältnißmäßig zufriedenstellendes Resultat zu erzielen. Die Rohstoffe wurden zu 90% aus dem Zollvereinsinland, zu 2% aus Oesterreich (steyermärkischer Werkzeugstahl) und zu 8% aus dem übrigen Zollvereinsausland (Sheffielder Werkzeugstahl) bezogen. Der Absatz ging zu 95% in das deutsche Reich, der Rest nach Oesterreich und in das übrige Zollvereinsausland.
Genannte Firma hat im vorigen Jahre ein neues Ausstellungsgebäude errichtet, wodurch sie in den Stand gesetzt ist, eine große Anzahl der von ihr verfertigten Maschinen zur Besichtigung und Probe auf Lager zu halten.“
Quelle: Jahresbericht der Großherzoglich Hessischen Handelskammer zu Darmstadt für das Jahr 1875, Seite 68–69.
Mit dem 12. September 1876 benannten Ludwig und Albrecht ihre Fabrik in „Fritz Buschbaum (Gebrüder Buschbaum)“ um. Beide blieben gleichberechtigte Teilhaber. Zum 10. März 1879 ließen sie die Erinnerung an ihren älteren Bruder aus dem Namen der Firma wegfallen und nannten sich nur noch „Gebrüder Buschbaum“. Nach Ludwigs Tod wurden seine vier Kinder Teilhaberin und Teilhaber, doch nur Albrecht war vertretungsberechtigt. Seine Ehefrau Louise geborene Schmahl erhielt Prokura.
Die Werkzeugmaschinenfabrik „Gebrüder Buschbaum“ verfügte nicht nur über einen Ausstellungsraum ihrer Produkte auf dem Fabrikgelände, sondern stellte ihre Werkzeuge und Maschinen auch bei mehreren sich bietenden Gelegenheiten aus. Eine davon war die vom Mai bis Oktober 1888 in München stattfindende deutsch-nationale Kunstgewerbeaustellung.
„Ein Ausflug nach München.
II.
Ein besonderer Bau war für die umfangreiche Ausstellung der Kraft- und Arbeitsmaschinen und der Klein-Motoren hergerichtet. Es waren besonders wieder die wichtigen Gasmotoren der rühmlichst bekannten Deutzer Fabrik ausgestellt. Daneben aber auch solche von Baiern, Bedn, Sachsen u. s. w., Motoren von weniger als ¼ bis zu solchen von mehreren Pferdekräften in den verschiedensten Konstruktionen, stehend, liegend, u. s. w.
Sehr wurde auf einen neuen ‚Patent-Ventil-Gasmotor‘ der Chemnitzer Fabrik ‚Union‘ aufmerksam gemacht; derselbe soll bei großer Leistungsfähigkeit wenig Raum und geringen Gasverbrauch beanspruchen, dabei eine äußerst langsame Gangart haben. – Auch ein Motor für Petroleum- oder Benzin-Benutzung war ausgestellt. – Die verschiedenartigsten Bohrmaschinen, Eisen- und Blechscheeren, Schneidmaschinen, überhaupt Werkzeugmaschinen waren von Gebrüder Buschbaum in Darmstadt ausgestellt. – Interessant war auch die Holzbearbeitungsmaschine für Tischler und Wagenbauer von Gebrüder Krämer in Siegburg.
Außerordentlich reichhaltig war die Abteilung für Nähmaschinen vertreten, darunter sehr große verschiedenster Konstruktion für Sattler, Riemer und besonders für Schuhmacher. Für das letztere Gewerbe waren überhaupt viele kleinere und größere Hülfsmaschinen zu sehen.“
Der Autor fährt fort mit dem Besuch von Tagungen und zugehörigen Arbeitsessen [den obligatorischen ausschweifenden Umtrunk erwähnt er nicht], von Galerien und von Ausflügen in die nähere Umgebung.
Quelle: Aachener Zeitung vom 9. September 1888 [online zeit.punktNRW].
Auf einer Schlosserei-Ausstellung 1889 in Berlin errang „Gebrüder Buschbaum“ eine Silbermedaille. Angesichts der von der dortigen Schlosserinnung verteilten acht goldenen, 25 silbernen und 41 bronzenen Medaillen sollten derartige inflationäre Auszeichnungen grundsätzlich mit Skepsis betrachtet werden. Hinzu kamen sechs Staatsmedaillen, je zwei von jeder Sorte.
Drei Jahre zuvor, anläßlich Ludwigs Tod Anfang 1886, gab es einiges zu regeln, etwa die Vormundschaft über die vier nunmehr vollwaisen Kinder. In der Vorbemerkung zum Inventarium des Nachlasses von Ludwig Buschbaum erfahren wir:
„Der am 3. Januar 1886 verstorbene Maschinenfabrikant Johann Wilhelm Ludwig Buschbaum stand mit seiner am 23. October 1885 verstorbenen Ehefrau, Lina geb. Beyerle in dritter und diese mit ihm in zweiter Ehe aus welcher vier Kinder:
- Fritz Buschbaum, geb [kein Datum]
- Paula [Buschbaum, geb [kein Datum]]
- Ludwig [Buschbaum, geb [kein Datum]]
- Albrecht [Buschbaum, geb [kein Datum]]
am Leben sind, für welche Gr[oß]h[erzoglicher] Oberbürgermeister A. Ohly in Darmstadt als Vormund unterm 6. Januar 1886 verpflichtet wurde.
Der Mann lebte in erster Ehe mit Johanna geb. Wandel und in zweiter Ehe mit Minna geb. Brunner, beide Ehen blieben kinderlos. Diese beiden Frauen starben in Amerika und ist der Todestag hier nicht bekannt. Die zwei ersten Ehen sollen in Amerika und die dritte im Jahre 1874 in Darmstadt geschlossen worden sein.
Die dritte Frau des Joh. Wilh. Ludwig Buschbaum geb. Beyerle lebte in erster Ehe mit dem am 1. Jan. 1874 verstorbenen Fritz Buschbaum, von welchem Kinder nicht vorhanden sind.
Es liegt letztwillige Verfügung durch [?] J. L. Buschbaum und Frau geb. Beyerle vom 11. Dez[em]ber 1874 vor, nach welcher, falls Kinder bei ihrem Ableben vorhanden sein sollen, die dahier geltenden gesetzlichen Bestimmungen einzutreten haben, im Uebrigen sind nur Bestimmungen für den kinderlosen Sterbefall getroffen.“
Die Kinder erbten demnach inklusive der anteiligen Vermögenswerte an der Firma „Gebrüder Buschbaum“ rund 130.000 Mark. Albrecht führte das Geschäft zunächst alleine weiter.
Der Bruder aus Amerika
Offensichtlich waren nicht alle vier Söhne des Mechanikus Johann Ludwig Buschbaum gewillt, ihr Leben in Darmstadt zu verbringen. Albrecht zog es als Kaufmann nach Franken und Bayern, während Ludwig 1865 die Gelegenheit wahrnahm, auf einem Auswanderungsdampfer in die Neuenglandstaaten zu gelangen,

Abbildung 9: Annonce zu den Postschiffen zwischen Hamburg und New York im September und Oktober 1865 in der Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung vom 7. September 1865 [online bsb münchen].
Er nahm hierzu das Dampfschiff Teutonia, das Hamburg am 7. Oktober 1865 mit 752 Passagieren verließ und am 26. Oktober in New York anlandete. Was er dort machte, ist derzeit ebensowenig klar wie der Zeitpunkt seiner Rückkehr. Es ist gut möglich, daß er Ende 1873 oder Anfang 1874 wieder in Darmstadt angekommen ist. Das Darmstädter Adreßbuch für 1873 führt ihn noch nicht auf; sein Meldebogen gibt hierzu nichts her.
Die beiden Ehen in den USA lassen sich ansatzweise rekonstruieren. So fand die Eheschließung mit Johanna Wandel 1867 in der German Evangelical Lutheran Church in Newark statt. Wann und unter welchen Umständen sie gestorben ist, ist hingegen unklar. Die Ehe mit Minna Brunner wurde 1872 in Manhattan geschlossen. Möglicherweise wurde die Ehe geschieden (und die Braut starb nicht, wie in der Vorbemerkung zum Inventarium angegeben), denn eine Frau gleichen Namens heiratete 1875 in Manhattan einen Louis Weis (Ludwig Weiss?). Vielleicht verließ Ludwig bei der Nachricht vom Tod seines Bruders Fritz Hals über Kopf die USA; und da es keinen Datenaustausch und -abgleich zwischen den USA und dem Deutschen Kaiserreich gegeben hat, konnte er bei seiner Rückkehr dem Darmstädter Standesamt angeben, auch seine zweite Ehefrau sei verstorben. Denn sonst wäre es ja Bigamie gewesen.
Die Lokalitäten
Johann Ludwig Buschbaum hatte seine Wirkungsstätte Ende 1847 an den Mühlweg verlegt. Dort wird er unter der Adressierung nach dem Brandversicherungskataster mit Litera H Nummer 186 geführt. Später sollten sich seine beiden Söhne ebenfalls dort einrichten, bevor sie sich einen Bauplatz auf der grünen Wiese suchten.

Abbildung 10: Lage der Maschinenfabrik von Johann Ludwig Buschbaum und seiner Söhne am östlichen Rand der Altstadt (blau markiert) auf dem Plan der Haupt- und Residenzstadt Darmstadt von Georg Nau 1866 [online ulb darmstadt].
Im Februar 1868 kauften Georg August und Friedrich Buschbaum zwei Grundstücke auf dem noch unbebauten Gebiet des bald darauf entstehenden Blumenthalviertels, dessen ursprüngliche Adressierung noch mit Schloßgartenstraße vermerkt ist. Es handelte sich um die Eckgrundstücke der späteren Kahlert- und Victoriastraße mit einem Flächeninhalt von 379 Quadratklaftern (das sind etwa 2400 Quadratmeter). Dort ließen die beiden Brüder eine einstöckige Werkstätte mit Kesselhaus und Dampfkamin errichten, deren Versicherungswert im Brandversicherungskataster mit 4.800 Gulden angegeben wurde. Im Oktober 1868 verlegten sie ihre Maschinenwerkstätte von der Mühlstraße 23 in das neue Fabrikgebäude.
Protest!
„Gegen das Bauwesen der Gebrüder Buschbaum in der von der Frankfurter Straße nach der Schneidmühle hinziehenden Straße legt der Gemeinderath Protest ein, bis die Bauunternehmer das in die Straße fallende Gelände an die Stadt abgetreten haben werden.“
Quelle: Auszug aus dem Sitzungs-Protokoll des Gemeinderaths der Haupt- u[nd] Residenzstadt Darmstadt vom 14. Mai 1868, abgedruckt in der Beilage des Darmstädter Frag- und Anzeigeblatts vom 26. Mai 1868 [online ulb darmstadt].
Die Wege der beiden Brüder trennten sich, auch wenn beide Fabriken dicht nebeneinander im nördlichen Teil des Karrees Liebigstraße, Kahlertstraße, Victoriastraße und Alicestraße gelegen haben. Georg August beschäftigte sich mit Heißluftmotoren, während seine Brüder Werkzeugmaschinen fertigen ließen. Wenn es bei Thomas Lange heißt, die Firma habe Dampfmaschinen, Heißluftmotoren, Werkzeugmaschinen und Brückenwaagen produziert, so stimmt dies nur insofern, als die verschiedenen Unternehmungen zusammen genommen dies alles im Programm hatten; und bei der Dampfmaschine ist selbst dies zweifelhaft. Die späteren Gebrüder Buschbaum fertigten jedenfalls keine Heißluftmotoren.

Abbildung 11: Ausschnitt aus dem Plan der Haupt- und Residenzstadt Darmstadt mit Bessungen von Ferdinand Heberer 1874 [online ulb darmstadt], gegenüber dem Original genordet. Die Markierungen: A Alte Fabrik der Maschinenfabrik und Eisengießerei an der Frankfurter Straße, N deren Neue Fabrik an der Blumenthalstraße, G Gasfabrik der privaten Aktiengesellschaft, heute Schulinsel, F das Anwesen von Fritz und Lina Buschbaum an der Ecke Kahlert- und Viktoriastraße, B der Streifen von der Liebigstraße 25 zur Viktoriastraße 46, mittendrin die Werkstatt von Georg August Buschbaum.
1873 wurden Friedrich mit seiner Ehefrau Lina alleinige Eigentümer/in. 1875 waren die Bauten mit einem Versicherungswert von 45.529 Mark erweitert worden. Die Fabrikgebäude befanden sich an der Kahlertstraße; später wurde mit der Viktoriastraße 48 ein Wohnhaus neben dem von Georg August (Nummer 46) errichtet. Da der Zugang zur Fabrik von der Viktoriastraße aus erfolgte und sich am Eingang wohl auch das Comptoir befand, lautete die Anschrift zunächst Viktoriastraß 52.
Viel heiße Luft
Die Gründe, die dazu geführt haben, daß August und Fritz Buschbaum mit ihren Maschinenfabriken getrennte Wege gingen, sind nicht bekannt. Denn zunächst einmal scheint sich August ebenso wie Fritz bzw. sein Nachfolger Ludwig der Fertigung verschiedenerlei Werkzeuge und Werkzeugmaschinen verschrieben zu haben. Erst im Herbst 1880 schlug August auch nach außen wahrnehmbar einen anderen Weg ein.

Abbildung 13: Annonce von Georg August Buschbaum in der 1876er Ausgabe des Illustrirten Familien-Kalenders des Lahrer Hinkenden Boten. Buschbaum legt hier Wert auf die Feststellung, er habe fast sämtliche Teile als Teilhaber der erloschenen Firma Gebrüder Buschbaum konstruiert; [online önb wien, dort Bild 234].

Abbildung 14: Versteigerung von Maschinen wegen Verlagerung seiner geschäftlichen Aktivitäten durch Georg August Buschbaum. Quelle: Darmstädter Tagblatt vom 9. November 1880 [online ulb darmstadt]. Die Annonce wurde auch überregional geschaltet, beispielsweise in der Kölnischen Zeitung vom 5. November 1880 [online zeit.punktNRW].
August Buschbaum konzentrierte sich nunmehr auf die Entwicklung und Produktion von Heißluftmotoren und reichte hierzu mehrere Patentanträge ein. Seine Heißluftmotoren waren eine verbesserte Form des Stirling-Motors. Sein Zielpublikum bestand aus kleinen Gewerbetreibenden, die günstige und ohne großen Aufwand zu installierende Kraftmaschinen benötigten. Er stellte seine Erfindung auf der Allgemeinen Deutschen Patent- und Markenschutz-Ausstellung 1881 in Frankfurt am Main aus.


Abbildung 15a und 15b: Mitteilung zu Buschbaums Heißluftmotor in der Zeitschrift des Allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines Nr. 22 vom 1. August 1881 [online önb wien], Seite 348–349.

Abbildung 16: Annonce zum Heißluftmotor von G. August Buschbaum in der österreichischen Satirezeitschrift Kikeriki! vom 2. Dezember 1883 [online önb].
August Buschbaum stellte seinen Heißluftmotor 1885 auch auf einer Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe in Nürnberg aus. Sein örtlicher Vertreter war Wilhelm Eberlein. Auf dem Ausstellungsgelände erwuchs ihm jedoch ernsthafte Konkurrenz durch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau A.-G. aus Dessau, die ihre Lehmann'sche Heißluftmaschine im Restaurationsgärtchen des Ausstellungsgeländes einen Springbrunnen betreiben ließ.
Den Heißluftmotoren erwuchs um die Jahrhundertwende eine Konkurrenz in den Gas- und Elektromotoren.
„Heute sind nur noch die geschlossenen Heißluftmaschinen in Gebrauch, und auch diese sind bei der scharfen Konkurrenz der Gasmotoren kaum mehr lebensfähig.“
„Der bekannteste und bewährteste unter den heutigen Heißluftmotoren ist der von G. A. Buschbaum in Darmstadt. Er stellt eine geschlossene Maschine dar und zeichnet sich vor allem durch eine zweckmäßige Art der Regulierung aus.“
„Als ein Nachteil des Heißluftmotors muß es bezeichnet werden, daß er je nach seiner Größe 20 bis 45 Minuten angeheizt werden muß, ehe er in Betrieb gesetzt werden kann.“
Die Prokuristinnen
Ist schon wenig über die Männer der Buschbaum-Familie aus den spärlichen Überlieferungsresten zu sagen, so gilt dies umso mehr für die Frauen. Kein Wort darüber, wie sie es geschafft haben, die vielen Kinder in die Welt zu setzen. Kein Wort darüber, wie ihr Haushalt geführt wurde. Vermutlich gab es Dienstmädchen, deren mickrig bezahlte Lohnknechtschaft weit verbreitet war. Manchmal schimmert jedoch ein Hauch aus dem Leben der angeheirateten Frauen durch, nämlich dann, wenn sie im Handelsregister als Prokuristinnen im Unternehmen ihrer Ehemänner erwähnt werden. Irgendwer mußte ja die Buchhaltung im Griff behalten, denn damit waren die Männer in ihrer Technikwelt vollkommen überfordert. Nur Albrecht, der Anfang der 1870er Jahre in Bayern unterwegs war, war wohl ausgebildeter Kaufmann.
Charlotte Philippine Friederike Louise (Charlotte), 1842 geb. Pfeiffer, seit 1863 die Ehefrau von Georg August Buschbaum, besaß von 1874 bis zu ihrem Tod Ende 1901 Prokura. Ihr folgte ihre Tochter Wilhelmine Elisabeth (Elisabeth) Buschbaum (1864–1925) bis zum Erlöschen der Firma 1907. Lina geb. Beyerle, besaß von Juli 1874 bis Anfang 1875 Prokura bei ihrem zweiten Ehemann Ludwig Buschbaum. Louise, geb. Schmahl, war Prokuristin ihres Ehemanns Albrecht von 1886 bis zum Jahreswechsel 1902/03, als die Firma „Gebrüder Buschbaum“ auf John Faehr überging.
Ein mysterioses Jahrzehnt
(Obwohl: Nicht das Jahrzehnt war voller Mysterien. Es ist halt so, daß mit den beiden Buschbaum'schen Fabriken so einiges geschieht, was nur ansatzweise durch Daten zu fassen ist. Die Hintergründe jedoch, die Umstände und die Abläufe sind ziemlich nebulös.)
Fritz Buschbaum (der Ältere) starb zu Jahresbeginn 1874 kinderlos. Ludwig Buschbaum hatte mit dessen Witwe Lina vier 1886 noch lebende Kinder: Fritz, Paula, Ludwig und Karl Albrecht. Fritz (der Jüngere) war 1897 im Alter von 22 Jahren „gleichfalls zur sebständigen Vertretung“ der „Gebrüder Buschbaum“ neben seinem Onkel Albrecht ermächtigt.
Auf finanzielle Schwierigkeiten weist eine Meldung des Prager Tagblatts 1902 hin: „Nach der ‚Frankf. Ztg.‘ sucht die Maschinenfabrik Gebrüder Buschbaum in Darmstadt ein Moratorium nach.“
Am 26. Oktober 1901 heiratete Fritz die am 25. Februar 1880 in Cincinnati geborene Katharine (Käthe) Louise Elisabethe Fähr (Faehr). Kinder sind im Meldebogen nicht eingetragen. Sie hatte einen älteren Bruder Paul und eine jüngere Schwester Louise. Ihre Mutter war Elise geb. Harth (1853–1912). Ihr Vater John (Johannes, 1846–1930) erwarb 1903 sowohl die Firma „Gebrüder Buschbaum“ als auch das Gelände der Fabrik mit den Bauten entlang der Kahlertstraße und das Wohnhaus Viktoriastraße 48. Im Verlauf der nachfolgenden vier Jahre wurde das Fabrikgelände vollkommen umgestaltet. Vorausgegangen war ein Brand im September 1904, der das gesamte Fabrikgebäude zerstörte.
Die Fabrik brennt ab
„In der Werkzeug-Maschinenfabrik von Gebr. Buschbaum, Ecke Liebig- [sic!] und Kahlertstraße, brach heute nacht ¾12 Uhr ein Großfeuer aus, das den ganzen Fabrikbau, einschließlich Maschinen, Modellen u. s. w. in Asche legte. Die gesamte Wehr war ausgerückt, sie war nur in der Lage, die Nachbargebäude zu schützen, da das Feuer namentlich an den auf dem Boden sich befindenden Holzmodellen reichlich Nahrung fand. Die Feuerwehr konnte, nachdem das Feuer abgelöscht, gegen 2 Uhr wieder abrücken. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen. Der Betrieb ist vorerst gestört. Ueber die Entstehungsursache ist bis jetzt nichts bekannt.“
„Wie schon kurz berichtet wurde die Werkzeug-Maschinenfabrik von Gebr. Buschbaum heute Nacht vollständig ein Raub der Flammen. Das Feuer wurde gegen 12 Uhr durch einen patrouillierenden Schutzmann entdeckt, worauf sofort Großfeuer gemeldet wurde. Schon nach kurzer Frist stand das gesamte Anwesen in Flammen. Anscheinend ist der Brand im Maschinen- und Kesselhaus entstanden und hat sich dann, durch das viele Holzmaterial, in welchem der Bau errichtet ist, genährt, rasch über den ganzen Gebäudekomplex ausgebreitet; auch die auf dem Boden befindlichen Holzmodelle gaben dem Feuer reichliche Nahrung, sodaß die Flammen haushoch in die Höhe schlugen. – Die im ersten Stock befindlichen Vorräte fertiger kleiner Maschinen, Eisen, kleiner Drehbänke usw. sind durch das brennende Gebälk durchgestürzt und vernichtet; auch die angefangenen und nahezu fertig gestellten großen Drehbänke und Bohrmaschinen, teilweise für elektrischen Betrieb eingerichtet, die demnächst zur Ablieferung kommen sollten, sind wertlos geworden. Die Bureauräume mit Kassenschrank usw. blieben vom Feuer verschont, haben aber durch das Wasser und die Ausräumungsarbeiten sehr gelitten. Der Schaden dürfte groß sein, wenn er auch teilweise durch Versicherung gedeckt ist. Der Betrieb ist unterbrochen, was um so bedauerlicher ist, als zahlreiche Aufträge über den Winter hinaus bis zum Februar vorhanden sind. Die Feuerwehr war mit 14 Schlauchlinien tätig und mit Erfolg bestrebt, das Feuer von der bedrohten Nachbarschaft fernzuhalten. Die Firma besteht etwa 54 Jahre und wurde die abgebrannte Fabrik vor etwa 22 Jahren an der jetzigen Stelle errichtet.“
„Der Tägl. Anzeiger erfährt, daß sich bei dem Brande in der Buschbaum'schen Maschinenfabrik mehrere junge Leute in anerkennenswertester Weise betätigt haben. Es waren dies die Bueraugehilfen J. Winter und J. Barth, der Techniker Martin Herweck, Kaufmann Anton Krauß und die Schlosser Adam Seemus und Adam Morschel von hier, die auf dem Heimweg begriffen unter den Ersten am Brandplatz erschienen. Sie drangen nach Aufsprengung des Tors sofort in den vom Feuer ergriffenen Raum ein und es gelang ihnen durch schnelles, umsichtiges Handeln Geschäftsbücher, sonstige Kontor- und Zeichengegenstände, sowie eine größere Anzahl wertvoller Modelle in Sicherheit zu bringen, die ohne dieses Eingreifen dem Brand zum Opfer gefallen wären.“
Quelle: Darmstädter Zeitung vom 22. September 1904 (Vormittags-Blatt [online ulb darmstadt] und Nachmittags-Blatt [online ulb darmstadt]) sowie vom 23. September 1904 (Nachmittags-Blatt [online ulb darmstadt]).
Dem ausführlicheren Bericht des Darmstädter Tagblatts können wir zudem entnehmen, daß der Brand wahrscheinlich neben dem Büro ausgebrochen war, wo sich die große Dampfmaschine befand. Aufgrund Funkenflugs durch Wind und herabstürzendes Gebälk wurde auch der Dachstuhl eines gegenüber liegenden Hauses in der Kahlertstraße in Brand gesetzt; dieser Brandherd ließ sich schnell löschen. Am Ende standen nur noch die Außenmauern der Fabrik, von denen einzelne Balken herabhingen. Die Betriebsmaschinerie war fast vollständig zerstört, an einen Weiterbetrieb war nicht zu denken. Der Schaden von mehr als 100.000 Mark soll durch eine Versicherung gedeckt gewesen sein.
Erstmals erhalten wir eine Angabe zur Zahl der beschäftigten Arbeiter; es sollen rund vierzig gewesen sein. Wenn überhaupt, so solle die Fabrik an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, hieß es. Es war sicherlich vernünftig, daß die Fabrik als Fremdkörper, zumal als feuergefährlicher, aus dem ansonsten gutbürgerlichen Blumenthal- bzw. Johannesviertel verschwand und an dieser Stelle neue stattliche und profitable Wohnhäuser errichtet wurden. Welch exorbitante Mieten heutzutage dort abgedrückt werden müssen, davon können die Bewohnerinnen und Bewohner sicherlich leidvoll berichten.

Bild 17: Die Eckbebauung an der Stelle der vorherigen Fabrik der Gebrüder Buschbaum an der Ecke Viktoria- und Kahlertstaße. Die fünf Gebäude erscheinen wie aus einem Guß errichtet. Aufnahme vom Juli 2022.
1906, vielleicht auch schon 1905, erwarb der Stukkateur Georg Gerlach das vom Brand heimgesuchte Grundstück an der Ecke Kahlert- und Viktoriastraße, teilte es auf und fungierte als Bauherr der neuen Wohngebäude Viktoriastraße 50, 50½, 52, sowie Kahlertstraße 8 und eventuell auch 10. Im April 1907 waren sie bezugsfertig. Das Ende 1907 gedruckte Adreßbuch für 1908 weist als Eigentümer des letzteren Hauses den Wirt Georg Friedrich Best aus Dieburg aus. Fritz Buschbaum wohnte mit seiner Ehefrau wie zuvor im Wohnhaus Viktoriastraße 48. Zudem ließ er sich 1905 die Firma „Gebrüder Buschbaum“ überschreiben. Im Adreßbuch wurde diese Firma als Relikt vergangener Tage noch bis 1908 unter der bisherigen Anschrift Viktoriastraße 48–52 geführt.

Abbildung 18: Ausschnitt aus der Flurkarte Sectionsblatt N. W. IV. 11. des Vermessungsamts Darmstadt von 1906. Quelle: Stadtarchiv Darmstadt ST 51 Nr. 132/62. Die vollständige Karte befindet sich auf der Webseite von Kristof Doffing [online]. Das vormalige Grundstück der Gebrüder Buschbaum ist mit einem roten Kreis als Schnittstelle von sieben Grundstücken markiert. Darunter der mit zwei roten Kreisen markierte Streifen von Georg August Buschbaum. Die Flurkarte dokumentiert den Endausbau nach der Umgestaltung der Fabrikfläche.
Anfang 1905 mietete Fritz Buschbaum ein Lagerhaus in der Viktoriastraße 34 an. Eigentümerin dieses Lagergebäudes wie auch des Nachbarhauses Nummer 36 war die Witwe des Materialisten (Händlers) Emil Vierheller, der die beiden zwischen Aliceplatz und Landwehrstraße gelegenen Wohn- und Geschäftshäuser gehörten. Das Haus Nummer 34 war vielleicht schon damals nur eine bessere Baracke und diente als Lagerhaus.

Abbildung 19: Annonce von „Gebrüder Buschbaum“ im Darmstädter Tagblatt vom 21. März 1905 [online ulb darmstadt] mit der Ankündigung des Umzugs vom alten Fabrikgelände zum neuen Lager in der Viktoriastraße 34.
1908 starb die Witwe Vierheller und die Erben suchten einen Käufer. Dieser Käufer war der Mitbegründer der Miele & Cie. KG Reinhard Zinkann. Von Darmstadt aus baute dieser die Verkaufsorganisation von Miele in Süddeutschland auf. Somit mußte Fritz mit seiner Firma „Gebrüder Buschbaum“ in ein neues Domizil umziehen.
Folglich mietete Fritz 1909 Räumlichkeiten im nehegelegenen Anwesen Frankfurter Straße 3 beim Amtsgericht für seine Fabrik (oder Lagerräume); das Büro hierzu verblieb in der Viktoriastraße 48. Auffällig ist, daß er sein Geschäft inzwischen als Werkzeugmaschinen-Industrie bezeichnete. Ob er damit andeuten wollte, daß er derartige Maschinen mehr als Produkt Dritter vertrieb als in eigenen Räumlichkeiten produzieren ließ?

Abbildung 20: Angabe von Gebrüder Buschbaum als Mieter im Anwesen Frankfurter Straße 3. Quelle: Darmstädter Adreßbuch für 1910 [online ulb darmstadt].
Im Sommer 1906 bot Fritz Buschbaum im Namen der Gebrüder Buschbaum der Kulturinspektion Darmstadt einen Heißluftmotor an. Dieser sollte für das Amtsgerichtsgebäude in Lorsch angeschafft werden; der Ankauf wurde jedoch zurückgestellt. Vermutlich hat Fritz hier auf einen Motor seines Onkels August zurückgegriffen, denn es gibt keinen Hinweis darauf, daß er unter der Firma „Gebrüder Buschbaum“ eigene Heißluftmotoren herstellen ließ. Auf dem Briefpapier zu besagtem Schreiben vom 26. Juli 1906 wird die Produktpalette wie folgt angegeben:
- „SPEZIALITÄTEN:
Konstruktionen für Verwendung des Rapidstahles. Stärkste Bauart der Gegenwart. - Schnell-Drehbänke und Hobelmaschinen für Stahl- und Hüttenwerke, Schiffswerften, Waggonfabriken, Artillerie- und Eisenbahn-Werkstätten.
- Horizontal-Bohr- und Fraiswerke. Fraismaschinen Shapingmaschinen deutscher und amerikanischer Konstruktion.
- Bohrmaschinen.
- Gasbandagenfeuer. Eiserne Schmiedeherde. Schleifsteine. Esseisen.
- Werkzeuge
Spiralbohrer, Schneidzeuge, Fräser und komplette Werkstatt-Einrichtungen. - Ganz aus Stahl bruchsichere Stanzmaschinen Eisenschneider Blechscheeren.
- Blechbiegmaschinen für starke Bleche. Reifbiegmaschinen Stauch- und Schweissmaschinen.
- Winden, Flaschenzüge
Hebezeuge in jeder Ausführung und für jede Tragkraft. - Holzriemscheiben
Kernleder-Treibriemen
Werkzeug-Gussstahl, Weissmetall. - Sämtliche sonstigen Werkzeugmaschinen für Maschinenfabriken, Reparaturwerkstätten, Elektrizitätswerke, Schlossereien, Schmieden etc.“
Diese breite Angebotspalette enthält keinerlei Hinweise auf irgendeine Art Kraftmaschine, wie Dampfmaschinen, Elektro-, Gas- oder eben auch Heißluftmotoren, so daß wir wohl zurecht davon ausgehen können, daß selbige weder durch „Gebrüder Buschbaum“ produziert noch offeriert wurden; einzelne Fälle wie hier gegenüber der Kulturinspektion Darmstadt ausgenommen.
Die in der Auflistung aufgeführten Esseisen sind insofern von Interesse, weil Fritz im Mai 1911 die Werkzeug- und Maschinenfabrik Emil Müllenbach in der Pallaswiesenstraße 110 von Reinhard August Klingelhöffer übernahm, der sie wiederum 1897 vom Namensgeber erworben hatte. Müllenbachs Spezialität waren Esseisen. Ob Fritz sich hierüber eine Ausrüstung zur Produktion, Maschinen oder Kunden besorgt hat, ist ungewiß. Der Standort in der Pallaswiesenstraße wurde jedenfalls geschlossen und die dort vorhandene Werkstätte bzw. Fabrik in die Frankfurter Straße verlegt.
Albrecht Buschbaum übergab zum Jahreswechsel 1902/03 die Firma „Gebrüder Buschbaum“ an den Schwiegervater seines Neffen Fritz, John Faehr. Albrecht wohnte seit 1879 im eigenen Haus Alicestraße 19½. Das Ende 1903 gedruckte Adreßbuch für 1904 läßt ihn nunmehr (und auch in den Folgejahren) im Wohnhaus Alicestraße 19 wohnen. Das Kuriose daran ist, daß er und der Landeskulturrat Adolf Klaus nicht nur die Häuser 19 und 19½ als Eigentümer getauscht haben sollen, sondern zudem auch noch ihre jeweiligen Mieterinnen und Mieter mitgenommen haben. Möglicherweise wurde hier eine jahrelang mitgeschleppte fehlerhafte Zuweisung im Adreßbuch korrigiert.
Im Juli 1907 wurde die Firma von August Buschbaum im Handelsregister gelöscht, er selbst starb am 26. Januar 1908 an einem Schlaganfall. Hier ist unklar, wie lange er tatsächlich in seiner Werkstatt noch Heißluftmotoren produzieren ließ. Es spricht einiges dafür, daß er die Produktion schon 1905 aufgegeben hat. Indiz hierfür ist das Ausbleiben von Annoncen in einer der Zeitschriften, in denen August seine Motoren regelmäßig beworben hat, nämlich im Beiblatt zu den Fliegenden Blättern, zuletzt darin annonciert in Nr. 3078 vom 22. Juli 1904. Seine technisch versierten Söhne Hermann und August sollten einen anderen Weg gehen.
Die dritte Generation
August Buschbaum und Charlotte Pfeiffer hinterließen vier Kinder. Eine weitere 1867 geborene Tochter erlebte ihren ersten Geburtstag nicht.
- Wilhelmine Elisabethe (Elisabeth, 1864–1925).
- Hermann Andreas Ludwig (Hermann, 1869–1931).
- Helene Amalie Caroline (Lina, 1870–1946). Sie lebte wie ihre Schwester Elisabeth Anfang der 1920er Jahre als sog. Privatin in der Viktoriastraße 46.
- August (1879–1932).
Hermann Buschbaum
wurde am 30. April 1869 in Darmstadt geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte er Eisenbahnnaschinenbau an der TH Darmstadt. Er wurde 1894 zum Regierungsbauführer und drei Jahr später zum Regierungsbaumeister ernannt. Seine praktische Unterweisung erhielt er bei der Main-Neckar-Eisenbahn und bei Schwartzkopff in Berlin.
1895 zog er von Darmstadt fort und lebte fortan (abgesehen von seinen Außeneinsätzen) in Berlin. Dort trat er in die Bahnabteilung von Siemens & Halske ein. Dort soll er einen Fahrschalter mit elektromagnetischer Funkenlöschung erfunden haben. Im Auftrag seines Unternehmens war er sodann in mehreren Straßenbahnbetrieben als Betriebsleiter tätig, so bei der Straßenbahn in Groß-Lichterfelde und in Gelsenkirchen. 1899 wurde er alleiniger Vorstand der Berliner elektrischen Straßenbahn A.-G. Zwei Jahre später war er wieder direkt bei Siemens & Halske beschäftigt und leitete dort das Büro für Kraftwerkanlagen. 1903 trat er nach der Fusion mit den Schuckertwerken zur Siemens-Schuckertwerke G.m.b.H. über. 1907 wurde er zusammen mit dem Elektroingenieur E. Besig von mehreren Fachverbänden mit der Untersuchung von Erdströmen beauftragt und seitens der SSW hierfür abgeordnet.
1909 verließ er die SSW und machte er sich in Berlin selbständig. Er verfaßte für zahlreiche Straßenbahn- und Stadtverwaltungen im In- und Ausland Gutachten über Erdstromverluste und -schäden. Er war Mitbegründer des Deutschen Luftfahrt-Verbandes und einige Jahre Mitglied dessen Vorstandes. Seit 1924 beschäftigte er sich in seiner eigenen Maschinenbauwerkstatt mit Neukonstruktionen und Erfindungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und der Krafterzeugung. Daraus gingen Patente für Zifferträger für Rechenmaschinen und Zählwerke (Nr. 398840 am 15. Juli 1924), Zehnerübertragung für Rechenmaschinen (Nr. 414449 am 5. Juni 1925) und für einen Wärmemengenzähler (Nr. 469669 am 6. Dezember 1928) hervor. Nach einem Schlaganfall starb er in Berlin am 27. November 1931.
August Buschbaum
war als Nachzügler zehn Jahre jünger als sein technisch begabter Bruder. Er wurde am 23. Juli 1879 in Darmstadt geboren, und ging ebenso wie sein Bruder auf das Realgymasium, das er 1897 mit dem Reifezeugnis verließ. Es folgte eine Zeit praktischer Arbeit in den Eisenbahn-Hauptwerkstätten zu Darmstadt und in der Darmstädter Filiale der Mühlenbauanstalt von G. Luther. Er studierte sodann Maschinenbau an der TH Darmstadt und bestand 1902 die erste Hauptprüfung.
Seine konstruktive Ausbildung erhielt er nachfolgend in der Bahnabteilung von Siemens & Halske, und zog 1903 nach Leipzig, wo er in der Maschinenbau A.-G. vormals Ph. Swiderski in Leipzig-Plagwitz weiter lernte. Im Werkstätten-Aufsichtsdienst wurde er in der Eisenbahn-Hauptwerkstatt zu Mainz im praktischen Fahrdienst auf Lokomotiven aller Gattungen auf den Strecken der Eisenbahndirektion Mainz ausgebildet.
Er bestand die zweite Hauptprüfung in Darmstadt. Anschließend leistete er drei Monate Dienst als Betriebsleiter der Artilleriewerkstatt in Straßburg. 1905 wurde er zum Regierungsbaumeister ernannt. 1906 fing er beim Lokomotivbau der Hanomag an und wurde später Leiter des Technischen Büros und der Kalkulation. Seine dortige Tätigkeit wurde 1916 bis 1918 kriegsbedingt unterbrochen. Zunächst war er Pionier im Heer, 1917 gelangte er zur Inspektion der Fliegertruppen und wurde im Flugzeugbau ausgebildet. Daraufhin wurde ihm die Bauaufsicht in der Flugzeugabteilung der Zeppelinwerke in Staaken übertragen. Im Juli 1918 wurde er zum Ingenieur der Luftstreitkräfte ernannt. 1925 verlor er seinen Job bei der Hanomag aufgrund schlechter Auftragslage.
In den Folgejahren unterstützte er seinen Bruder Hermann in dessen Berliner Werkstatt. 1928 bis 1929 erhielt er eine Anstellung bei der Lokomotivbarik Krauß in München, die er möglicherweise aufgrund seines Gesundheitszustandes aufgeben mußte. Er starb am 5. Februar 1932 in Darmstadt. Er erhielt am 19. November 1912 das Patent auf eine Feuerkiste für Heizröhrenkessel.
Fritz Buschbaum d. Ä. und Lina Beyerle hatten nur einen gemeinsamen, früh verstorbenen Sohn.
Ludwig Buschbaum hatte mit Lina Beyerle sechs Kinder, von denen zwei früh verstarben.
- Fritz (1874–1933), der älteste, übernahm 1905 die Firma „Gebrüder Buschbaum“.
- Frida Pauline Viktoria Louise (Paula, *1877) heiratete 1900 den Bankbeamten Georg Bernhardt (*1875). Dieser war der Sohn des Direktors der Darmstädter Volksbank Adam Bernhardt (1836–1901). Das Ehepaar zog 1904 von Darmstadt nach Sufflenheim im Elsaß, wo Bernhardt als Direktor bzw. Geschäftsführer der Ersten Deutschen Blumentopfwerke von 1904 bis 1909 tätig war. Dort machte er sich, wie berichtet wird, nicht nur Freunde. Später lebten beide in Turin. Das Ehepaar hatte zwei Töchter Liesel-Lotte und Käthe.
- Johann Wilhelm Ernst Ludwig (Ludwig, 1881–1945) zog 1905 nach Frankfurt am Main. Er starb am 1. Februar 1945 in französischer Kriegsgefangenschaft im Fort Barraux bei Grenoble.
- Karl Albrecht, geboren am 5. April 1885, ging 1901 aus Darmstadt weg, zunächst nach Luckau in der Lausitz, danach zog es ihn nach Berlin, wo er als Kunstmaler und Grafiker von sich reden machte. Er kehrte 1943 nach Darmstadt zurück und starb hier am 28. Februar 1955.
„Wie viel Götter gibt es?
Das kann vielleicht Vikar Schies in Sufflenheim i[m] Els[aß] beantworten, der sich in einem Flugblatt gegen die Angriffe des liberal gesinnten Fabrikdirektors Bernhardt wendet.
Schies schreibt wörtlich am Schlusse seiner Ausführungen:
‚Ich danke unserem Herrgott, nicht Ihrem, und wenn ich sage „unserem“, so meine ich den Gott derer, welche noch auf dem Boden des Christentums stehen, daß er es anders gefügt, daß ich nicht Sie zum Vater und Erzieher erhalten habe. Gott sei Dank!!! Nieder mit solchem Liberalismus. Hoch Wiltberger! gez. Schies, Vikar.‘
Ob sich Herr Bernhardt gefreut hätte, wenn Herr Schies sein Sohn wäre?“
Albrecht Buschbaum und Louise Schmahl hatten zwei Söhne und vier Töchter.
- Peter Ludwig Karl Otto (1878–1935).
- Eugen Alexander Friedrich Karl (Karl, *1879) wurde Kaufmann und zog 1900 aus Darmstadt fort. Er war zweimal verheiratet, zunächst 1907 mit der 1886 in Tiflis geborenen Helene geb. Mader. Sie starb Ende 1914 in Tiflis zusammen mit ihrem kurz zuvor geborenen zweiten Sohn Eugen Alexander. Drei Jahre später heiratete er 1917 dort die ebenfalls aus Tiflis stammende Hermine geb. Zacherl (1885–1957) und kehrte mit ihr 1929 von Riga kommend nach Darmstadt und hier in die Alicestraße 19 zurück. Aus erster Ehe stammte ein Sohn Albrecht Felix Buschbaum (*1909), der von 1933 bis 1936 Mitglied der SA gewesen ist. Karl Buschbaum war in Tiflis zeitweise Mitarbeiter der deutschsprachigen Zeitung „Kaukasische Post“.
- Auguste Else (Else, 1881–1969) zog mit ihrem Angeheirateten Karl Schmüser nach Hamburg. Zu Marie Louise (Marie, *1882), verheiratet Maurer, gibt es sonst nichts zu sagen. Lina Helene (Helene, *1882) heiratete 1909 den Kaufmann Richard Paul Hugo Honeff (wohl Hanff) aus Paris.
- Viktoria Luise (Luise oder Lucie, 1890–1964) wurde am 24. Dezember 1919 als Volksschullehrerin in Fränkisch-Crumbach eingestellt und mit Wirkung zum 16. April 1934 in Ober-Ramstadt. Eine Versetzung nach Griesheim Ende 1937 wurde nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen.
Otto Buschbaum
wurde am 23. Juli 1878 in Darmstadt geboren und dürfte, wie seine beiden Cousins Hermann und August, das Gymnasium und die Hochschule in Darmstadt absolviert haben. Er zog 1901 nach Wiesbaden und wurde 1905 zum Regierungsbaumeister des Maschinenbaufachs ernannt. Im Mai 1909 wurde er zur Königlichen Eisenbahndirektion Essen einberufen; zum 1. Oktober 1912 erhielt er dort eine etatmäßige Stelle (wohl in der Hauptwerkstätte) in Witten. Im Mai 1913 wurde er von dort an das Abnahmeamt Berlin des Eisenbahn-Zentralamts in Berlin versetzt. In der Folge wurde er nach Gleiwitz abgeordnet, wo er am 1. März 1916 Leiter des dortigen Werkstättenamtes 2b wurde. Am 3. März 1920 wurde er zum Regierungs- und Baurat ernannt. 1923 wurde er wieder dem Eisenbahnzentralamt zugeordnet, behielt jedoch zunächst seinen Dienstort in Gleiwitz; im Jahr darauf wurde er zur Reichsbahndirektion Mainz versetzt. Seine letzte Position war die eines Reichsbahn-Oberrates; die zweithöchst besoldete Stelle innerhalb der Organisation. Er starb am 23. Oktober 1935 in Wiesbaden und wurde wenige Tage später in Darmstadt auf dem Familiengrab von Albrecht Buschbaum beerdigt. Er war verheiratet, das Ehepaar hatte mehrere Kinder.
Nach dem Ende der „Gebrüder Buschbaum“ gab es aus der Familie keine weiteren Ambitionen, als Maschinenbauer zu wirken. Nachfahren leben auch heute noch in Darmstadt und Umgebung. Ob sie noch über Unterlagen aus der Zeit vor mehr als hundert Jahren verfügen, kann ich nicht sagen.
Der letzte Bruder
Fritz war ab etwa 1907 der letzte Buschbaum, der noch als Fabrikant tätig war. Irgendwann zwischen 1918 und 1921 wechselte er den Standort seiner Werkstatt oder Fabrik von der Frankfurter Straße 3 zur Hausnummer 22. Vorheriger Eigentümer des Anwesens, das Fritz Buschbaum käuflich erwarb, war der Wirkliche Geheimrat Gustav Krug von Nidda.
Jahre | Bezeichnung | Eigentümerstruktur |
1837–1844 | Buschbaum & Comp. | Johann Ludwig Buschbaum, Hektor Rößler und evtl. Andere, ab 1844 Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
1844–1862 | J. L. Buschbaum | Werkstatt und evtl. kleine Fabrik von Johann Ludwig Buschbaum |
1863–1873 | Gebrüder Buschbaum I | Georg August und Fritz Buschbaum der Ä., zunächst als Buschbaum'sche Maschinenfabrik, trennen sich im Herbst 1873, Fritz d. Ä. stirbt alsbald |
1874–1907 | G. August Buschbaum | Heißluftmotorenfabrik von Georg August Buschbaum, ohne Nachfolger |
1874–1905 | Gebrüder Buschbaum II | Werkzeugmaschinenfabrik von Fritz d. J. und Albrecht Buschbaum, zunächst als Fritz Buschbaum, ab 1876/79 als Gebrüder Buschbaum, ab 1903 Eigentümer John Faehr |
1905–1933 | Gebrüder Buschbaum III | Werkzeugmaschinenindustrie von Fritz Buschbaum d. J. |
Einen Hinweis auf eine nach 1905 bestehende Werkzeugmaschinenfabrik habe ich bislang nicht finden können. Zwar hat Fritz Buschbaum die Maschinenfabrik von Emil Müllenbach im Mai 1911 übernommen, selbige dann jedoch adressalisch in die Frankfurter Straße 3 überführt und in der Pallaswiesenstraße aufgelöst. Meine Vermutung ist, daß Fritz Buschbaum zwischen 1905 und 1933 allenfalls eine kleine Werkstätte betrieben hat und ansonsten eher als Vertreiber anderweitig hergestellter Werkzeuge und Maschinen aufgetreten ist. Dafür spricht auch, daß er mit seinem Gewerbe später in der Frankfurter Straße 22 laut Adreßbuch im ersten Stockwerk aufzufinden war, was sicherlich kein geeigneter Standort für eine Fabrik gewesen ist. Das Problem besteht darin, daß es mangels aussagefähiger Quellen schier unmöglich ist, überhaupt eine genaue Aussage zu der Art des nach 1905 ausgeübten Gewerbes zu machen. Sein Büro mitsamt Telefon hatte Fritz jedoch durchgehend in der Viktoriastraße 48.

Bild 21: Das Wohnhaus Viktoriastraße 48 scheint sich nach 140 Jahren äußerlich kaum verändert zu haben. Aufnahme vom Juli 2022.
Die Geschichte der Maschinenfabrikanten aus dem Hause Buschbaum endete nicht 1934, wie bei Thomas Lange zu lesen ist , sondern schon im Jahr zuvor. Fritz starb am 31. Januar 1933 und wurde vier Tage später auf dem Alten Friedhof beigesetzt; am 19. September 1933 wurde die Firma „Gebrüder Buschbaum“ aus dem Handelsregister gelöscht.
Sonstige Fundstücke
Am 5. Dezember 1863 erteilte Großherzog Ludwig III. „den Gebrüdern Buschbaum in Darmstadt ein Erfindungspatent auf die durch Zeichnung und Beschreibung näher erläuterte Construction von Manometern, um Dampfspannungen zu messen“. Das Patent galt für das Großherzogtum auf fünf Jahre.

Abbildung 22: Eher konventionell gestaltet: Der Darmstädter Marktplatz aus dem Schloßtor heraus betrachtet. Radierung von Karl Albrecht Buschbaum.
In der Nacht zum 24. März 1870 brach in der Fabrik der Gebrüder Buschbaum schon einmal ein Feuer aus. Es soll durch Überhitzung eines Dampfkessels entstanden sein. Der Dachstuhl wurde ein Opfer der Flammen. Der Brand verzögerte die Fertigstellung der Arbeiten an der Brückenwaage in Nauheim.
Bei der Gründung der Aktiengesellschaft Mühlenbauanstalt, Maschinenfabrik und Eisengießerei, vormals Gebrüder Seck, in Darmstadt im Oktober 1889 wurde Albrecht Buschbaum, der keine Aktien dieses Unternehmens besaß, zu einem der beiden Revisoren bestimmt.
Georg August Buschbaum ließ sich 1894 ein Gebrauchsmuster für einen Torschließer mit Gegengewicht und Hemmung durch Luftdruck, bei welchem das Gewicht gleichzeitig als Behälter für die hemmende Luft dient, eintragen. Solche Torschließer waren einer Mitteilung vom April 1894 zufolge bei seinem Haus in der Liebigstraße 25 und am Haus des Arztes Heinrich Orth in der Heinrichstraße 61 zu besichtigen.
Am 15. Dezember 1897 geruhte „allergnädigst“ seine durchlauchtigste Hoheit der Großherzog Ernst Ludwig, „die Kaufleute Philipp Kahlert, Wilhelm Schwab, Ferdinand Jacobi und Ludwig Frölich in Darmstadt zu Handelsrichtern, sowie die Kaufleute Konrad Egenolf und Albrecht Buschbaum daselbst zu Ergänzungsrichtern an der bei dem Landgericht der Provinz Starkenburg gebildeten Kammer für Handelssachen mit dem Sitze in Darmstadt“ für den Zeitraum 1898–1900 zu ernennen. Genau drei Jahre später wurde Albrecht Buschbaum für weitere drei Jahre bis Ende 1903 in dieser Funktion bestätigt, aber schon am 12. November 1902 auf eigenen Wunsch von dieser Funktion entbunden.
Georg August Buschbaum wurde am 25. Juli 1905 das Patent Nr. 162185 für eine Viertakt-Explosions- bzw. Verbrennungskraftmaschine mit beweglicher Scheidewand (rückwirkend zum 27. Oktober 1903) erteilt.
Fritz Buschbaum d. J. war (wohl auch vor und nach) 1918 Vorsitzender des Hessischen Polizei- und Schutzhundevereins.
Otto Buschbaum, damals Vorstand des Eisenbahn-Werkstättenamtes 2b Gleiwitz, wird in einem deutschnationalistischen Pamphlet zu polnischen Übergriffen nach der Volksabstimmung über die Zukunft Oberschlesiens am 20. März 1921 zitiert. Es ging hierbei um einen Vorfall in der Nähe der Wagenwerkstatt in Gleiwitz.
August und Otto Buschbaum haben mehrere Aufsätze zu technischen und organisatorischen Fragen publiziert. Die folgende Aufstellung ist von Zufallsfunden im Internet abhängig und daher wohl unvollständig.
- August Buschbaum : Die Lokomotiven in Siam, in: Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen, 1. August 1907, Seite 51–53.
- August Buschbaum : 2 B-Personenzug-Verbund-Lokomotive der oldenburgischen Staatseisenbahn mit Lentz-Ventilsteuerung, Dampftrockner und Anfahrvorrichtung der Bauart Ranafier, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technicher Beziehung, 20. Heft, 15. Oktober 1909, Seite 358–361, 21. Heft, 1. November 1909, Seite 372–375, 22. Heft, 15. November 1909, Seite 391–393, mit Tafeln.
- Otto Buschbaum : Vorschläge zur Reform des deutschen Verkehrswesens, in: Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Nr. 49, 6. Dezember 1919. Vorgetragen in der 59ten Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure.
- Otto Buschbaum : Zukunftsaufgaben im Massengüterverkehr, in: Stahl und Eisen, Nr. 25, 24. Juni 1920, Seite 837–845 [online cpś gliwice].
- Otto Buschbaum : Die Buch- und Wirtschaftsführung der Deutschen Reichsbahn, in: Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1924, Nr. 30, Seite 559–560, Nr. 31, Seite 581–585, und Nr. 32, Seite 601–603.
Lernerfahrung
Bei meiner Beschäftigung mit der Familiengeschichte der Maschinenbauer Buschbaum habe ich zum wiederholten Male feststellen müssen, daß Angaben Darmstädter Historikerinnen und Historiker mit Vorsicht zu genießen sind und besser noch einmal anhand der Quellen überprüft werden sollten. Daß selbst die Meldebögen in der Registratur deutscher Bürokraten Fehler enthalten können, hat mich erstaunt. Nicht einmal auf die ordnungsfanatisch-akribische Bürokratie des Kaiserreichs und seiner Nachfolger ist Verlaß. Hingegen sind mir die sporadisch fehlerhaften Einträge in den Darmstädter Adreßbüchern geläufig; hier lohnt es sich, mehrere Jahrgänge zu konsultieren und, sofern möglich, andere Quellen zu befragen.