Das seit 1837 als Buschbaum & Comp. bestehende und 1844 zur Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt umfirmierte Unternehmen wurde mit Unterstützung der ebenfalls in Darmstadt ansässigen Bank für Handel und Industrie 1857 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Liquidation des Unternehmens wurde mit der Generalversammlung am 21. Dezember 1878 eingeleitet.
Kapitel 8 betrachtet die rund dreißigjährige Geschäftsbeziehung zum aufstrebenden Darmstädter Unternehmen von Heinrich Emanuel Merck und seinen Nachfolgern zwischen 1849 und 1879. Berthold Matthäus lenkte mit seinem Buch über die Energieversorgung der alten Merck'schen Fabrik meinen Blick auf Dampfmaschinen und Dokumente bislang unentdeckt gebliebener Geschäfte. Im Merck-Archiv fand ich weitere Belege für Aufträge, Lieferungen und Rechnungen von allerlei Materialien, aber auch einzelnen Monteursleistungen. Den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bin ich zu besonderem Dank verpflichtet für die unkomplizierte Bereitstellung historischen Archivgutes und der jederzeitigen Unterstützung meiner Forschungen. Ich kann die angenehme Arbeitsatmosphäre nur weiterempfehlen.
Eine vollständige Auflistung aller verbuchten Lieferungen an und Leistungen für Merck seitens der Maschinenfabrik und Eisengießerei von 1851 bis 1878 ist in transkribierter Form als eigene Materialie [pdf] auf dieser Webseite publiziert.
Dieses Kapitel zur Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei ist die Fortsetzung von Kapitel 7 – Die Aktiengesellschaft entsteht –, welches den Zeitraum von etwa 1857 bis 1859 behandelt hat.
1844 scheidet Johann Ludwig Buschbaum aus dem vermutlich mit Hektor Rößler sen. gemeinsam betriebenen Unternehmen „Buschbaum und Comp.“ aus, das nunmehr als Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt firmiert. Faktischer Leiter dürfte Hektor Rößler sen. gewesen sein, der als staatlich besoldeter Münzrat wohl nicht offiziell Fabrikant sein durfte, weshalb sein Bruder Friedrich einige Jahre lang als einer der beiden Direktoren fungiert.
Erstmals wird eine Geschäftsbeziehung zwischen den beiden schon damals bedeutenderen Darmstädter Unternehmen mit einem am 27. November 1849 geschlossenen Liefervertrag über eine Dampfmaschine mit acht Pferdekräften ersichtlich. Als Kaufpreis waren 3.400 Gulden vereinbart worden. Im 1851 neu angelegten Merck'schen Kontenhauptbuch hingegen wird diese Dampfmaschine am 7. Juni 1851 mitsamt einer Röhrenleitung für 425 Gulden und 59 Kreuzer und einer Dampfleitung in das Laboratorium für 210 Gulden und 34 Kreuzer mit zusammen 3.000 Gulden verbucht. Auf dem im Merck-Archiv vorhandenen Exemplar des Liefervertrages ist vermerkt, daß am 1. Dezember 1849 vetragsgemäß ein Drittel der Kaufsumme für die Dampfmaschine, nämlich 1.133 Gulden und 20 Kreuzer, gezahlt worden seien. Während der Gesamtbetrag für Maschine und Leitungen demnach 4.036 Gulden und 33 Kreuzer betragen hat, wurden ausweislich der ausgewiesenen bzw. verbuchten Zahlungen 4.133 Gulden und 20 Kreuzer ausgegeben. Die augenscheinliche Differenz von 96 Gulden und 47 Kreuzern wird nicht erklärt. [1]
Der 1849 geschlossene Liefervertrag wird als Anhang 10 zur Unternehmensgeschichte digitalisiert veröffentlicht. Eine Transkription findet sich in Kapitel 5 zur Unternehmensgeschichte: „Ein Lob aus München erreicht Darmstadt“. Quelle: Merck-Archiv, R1/11.
Berthold Matthäus wird durch die Darstellung der Verbuchung dieses Betrages in seinem ansonsten sehr kompetenten Buch über die Energieversorgung der frühen Merck'schen Fabrik in die Irre geführt. In der zuvor aufgeführten Buchung werden zwei Dampfkessel angegeben, die das Sachsenhäuser Unternehmen von Simon Fries geliefert hatte. Mit neuem Buchungsdatum, aber keiner Lieferantenangabe folgt nun die Dampfmaschine. Matthäus zieht daraus den Schluß, daß auch die Dampfmaschine von Fries geliefert worden sei. Er übersieht dabei, daß bei den ersten Buchungen des neu angelegten Kontenhauptbuchs aus unbekannten Gründen nur vereinzelt die Lieferanten genannt worden sind. Die im dritten Kapitel der Unternehmensgeschichte ausführlich vorgestellte zweite Dampfmaschinenliste von Hektor Rößler jr. von 1854 hingegen weist für 1850 eine von der Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt an Merck gelieferte Dampfmaschine von acht Pferdekräften auf, jedoch keine von Simon Fries an Merck gelieferte, so daß der Sachverhalt eindeutig rekonstruierbar ist. [2]
1850 gründete Heinrich Emanuel Merck mit seinen Söhnen Carl, Georg und Wilhelm die Geschäftssozietät E. Merck. Wohl als direkte Folge wurde zum 1. Januar 1851 ein neues Kontenhauptbuch angelegt. Es trägt auf seinem Kladdendeckel die Angaben „Mobilien & Geraethschaften Conto“ und „Fabrikutens[ilien] & Maschinen Conto“. In diesem Hauptbuch wiederum werden diverse Konten separat geführt, die teilweise nach einigen Jahren zusammengelegt werden. Zunächst werden auf den Seiten 1 bis 20 die „Mobilien & Geräthschaften“ behandelt. Es folgen auf den Seiten 21 bis 39 die „Fabrik-Utensilien im Haus“. Ende 1865 endet dieses Konto und es wird auf Seite 145 verwiesen, wo dieses Konto zusammengelegt wird mit dem Konto „Fabrikutensilien & Maschinen im Garten“. Auf den Seiten 40 bis 86 folgen die „Mobilien & Geräthschaften“. Schließlich werden ab Seite 87 die „Fabrikutensilien und Maschinen im Garten“ aufgeführt. Die Preisangaben sind in Gulden und Kreuzer bzw. ab 1875 in Mark und Pfennigen. [3]
Während die ausführliche Liste zum Geschäftsverkehr zwischen der Maschinenfabrik und Eisengießerei und der Merck'schen Fabrik jede einzelne Buchung wiedergibt, werden in den nachfolgenden Tabellen zusammengehörende Lieferungen und Leistungen zusammengefaßt.
fol. | Datum | Leistung | Preis | Gesamtsumme | Bemerkungen |
88 | 07.06.1851 | Dampfmaschine | 3.400,00 | ||
88 | 07.06.1851 | Röhrenleitung dazu und Dampfleitung nach dem Laboratorium | 636,33 | 4.036,33 | für 3.000,00 |
88 | 07.06.1851 | Steinmühle mit Transmission, Zubehör und Arbeiten | 1.954,25 | für 1.500,00; es wird kein Lieferant angegeben | |
88 | 07.06.1851 | 2 Platten und Kaminplatte zum Schornstein | 99,12 | für 75,00; es wird kein Lieferant angegeben | |
90 | 15.04.1852 | 1 runde Kugel zum Regulator, nach Abzug der alten | 4,12 | ||
91 | 08.09.1852 | 8 Roste | 10,55 | ||
93 | 23.03.1853 | 4 Rohre, ein Kran und ein Flaschenzug | 94,26 |
Von 1854 bis 1856 enthält das Merck'sche Kontenbuch keine weiteren Lieferungen und Leistungen der Maschinenfabrik und Eisengießerei. Zwar stellt die Maschinenfabrik 1854 auf der Münchener Gewerbeausstellung seine bewährten Vorzeigeartikel aus; dies scheint jedoch keine größeren Aufträge nach sich gezogen zu haben. Vermutlich 1856 wird das Unternehmen an ein Konsortium unter Führung der Bank für Handel und Industrie veräußert werden. Das erste, neunmonatige Geschäftsjahr der daraus entstehenden Aktiengesellschaft beginnt am 1. April 1857. Einer der wenigen Aktionäre ist Carl Merck (1823–1885), der zunächst 1850 als gleichberechtigter Teilhaber in das Unternehmen seines Vaters eingestiegen war und 1855 nach dessen Tod kaufmännischer Leiter geworden ist.
Die noch im Entstehungsprozeß befindliche Aktiengesellschaft scheint Anfang 1857 nicht untätig geblieben zu sein. Schon am 4. Februar werden auf zwei Seiten des Merck'schen Folianten detailliert Dampfrohre, Transmissionsteile und andere Gerätschaften bis hin zu einzelnen Schrauben aufgeführt. Vermutlich werden die Schrauben keine Standardware gewesen sein, sondern eigens hergestellte Spezialanfertigungen. Ob die zugehörige Bestellung schon 1856 erfolgt ist, wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen, ebensowenig welche Dampfmaschine oder welcher Dampfkessel hier „angezapft“ wurde.
fol. | Datum | Leistung | Preis | Gesamtsumme | Bemerkungen |
107 | 04.02.1857 | Dampfrohre und Zubehör | 219,56 | ||
107 | 04.02.1857 | Luftpumpe mit zwei Rollen | 292,30 | ||
107 | 04.02.1857 | ein Kondensator mit zwei Deckeln und 4 Säulen | 146,24 | ||
107 | 04.02.1857 | eine schmiedeeiserne Schwungradrolle mit Keil | 251,15 | ||
108 | 04.02.1857 | diverse Reparaturen | 15,00 | ||
108 | 04.02.1857 | Montage inklusive Vergütung für Nachtarbeit | 21,00 | ||
108 | 04.02.1857 | Transmissionsteile u. a. | 617,00 | ||
108 | 04.02.1857 | Montagearbeiten | 22,00 | ||
108 | 04.02.1857 | eine alte Welle retour | − 16,00 | ||
108 | 04.02.1857 | Roststäbe, Gußeisen, Grundplatte | 39,41 | 1.608,46 | |
113 | 20.07.1857 | 2 Schornsteinplatten und 2 Roststäbe | 55,45 | ||
113 | 17.08.1857 | Pumpenveränderung | 174,27 | ||
113 | 17.08.1857 | Dampfpumpe mit Kaltwasserpumpe | 850,00 | ||
113 | 17.08.1857 | Regulator Drosselklappe | 60,00 | ||
113 | 17.08.1857 | Dampf- und Wasserrohre | 116,18 | ||
113 | 17.08.1857 | Verschiede Schrauben, Lager, Wellen etc. | 217,27 | ||
113 | 17.08.1857 | Monteur Menges, 18 ¼ Tage | 29,12 | 1.272,57 | |
Summe 1857 | 3.111,55 | ||||
123 | 10.04.1858 | Dampfkessel mit Siederohr und 2 Mannlochdeckeln | 2.346,45 | ||
123 | 10.04.1858 | 1 Vorstellplatte, 2 Rostträger, 3 Kesselträger, 100 Roststäbe | 482,17 | ||
123 | 10.04.1858 | Sicherheitsventile u. a. | 235,43 | ||
123 | 10.04.1858 | Fritz, 12 Tage Montieren | 19,12 | 3.083,57 | |
11 | 10.06.1858 | ein Kran | 66,00 | ||
127 | 09.07.1858 | eine Kolbenreparatur | 4,30 | ||
126 | 10.07.1858 | eine Welle zur Mühle, zwei Keile zur Transmission und ein neuer Kolben zur Dampfpumpe | 53,04 | ||
126 | 10.07.1858 | Reinhardt, drei Tage Montieren | 5,00 | ||
126 | 10.07.1858 | abzüglich Schienen und altes Schmiedeeisen | − 13,11 | 44,53 | |
127 | 31.07.1858 | zwei Rostträger | 20,29 | ||
127 | 17.09.1858 | Reparaturarbeiten | 45,00 | ||
127 | 21.10.1858 | eine Pumpe | 80,00 | ||
127 | 15. bzw. 30.11.1858 | zwei Herdplatten | 39,12 | ||
Summe 1858 | 3.384,01 | ||||
129 | 31.07.1859 | diverse Arbeiten | 143,25 | ||
131 | 30.09.1859 | 12 Roststäbe | 5,53 | ||
130 | 04.10.1859 | eine Läufermühle | 600,00 | ||
130 | 04.10.1859 | Monteur, 6 Tage und 8 Stunden | 13,20 | ||
130 | 04.10.1859 | zwei Kolbenfedern, eine Gießform | 17,00 | 630,20 | |
131 | 31.10.1859 | eine Platte | 8,20 | ||
Summe 1859 | 787,58 | ||||
131 | 15.02.1860 | zwei Schalen und eine Herdplatte | 12,10 | siehe Anmerkung [4] | |
132 | 18.04.1860 | eine Platte, zwei Wasserreservoirs, vier Pfannen | 181,57 | ||
132 | 18.04.1860 | eine Luftpumpe | 350,00 | ||
132 | 18.04.1860 | eine stehende Dampfmaschine von zwei Pferdekräften, mitsamt Kalt- und Heißwasserpumpe | 760,00 | ||
132 | 18.04.1860 | Transmissionsteile | 97,24 | ||
132 | 18.04.1860 | Rohrleitung | 118,06 | ||
132 | 18.04.1860 | Diverses | 316,40 | 1.824,07 | Position wird nicht näher ausgeführt |
132 | 23.06.1860 | eine Platte | 100,00 | ||
133 | 18.09.1860 | drei Kochkessel und Kesselblech | 408,08 | am 24. Juli | |
133 | 18.09.1860 | eine hydraulische Presse repariert, Monteur Bieringer, 4 Stunden | 1,00 | 409,08 | am 2. September |
15 | 20.11.1860 | eine Brückenwaage mit Gewichten und Montage | 1.258,38 | ||
15 | 20.11.1860 | vier Schienen, ein Aufzug, Werkzeuge, Montagearbeiten | 383,02 | 1.641,40 | |
133 | 20.11.1860 | eine freistende Läufermühle mit Montage | 941,41 | ||
133 | 20.11.1860 | Verkleidung und Montagematerial der Mühle | 90,49 | ||
133 | 20.11.1860 | vier Kochkessel | 512,00 | ||
133 | 20.11.1860 | ein Reservoir | 398,24 | 1,001,13 | |
133 | 20.11.1860 | eine Herdplatte | 8,20 | ||
133 | 20.11.1860 | Schrauben und Muttern | 3,36 | ||
133 | 20.11.1860 | Monteur Fritz, 3 Stunden, 3 Gulden pro Tag | 0,45 | 4,21 | |
Summe 1860 | 5.942,40 | ||||
134 | 31.01.1861 | vom 31.12.1860: fünf Platten | 50,10 | ||
134 | 31.01.1861 | vom 06.09.1860: für Riedlinger 16 Roststäbe | 49,58 | 100,08 | |
15 | 30.03.1861 | am 12.02.1861 ein Aufzug zu verändern | 52,30 | ||
134 | 17.04.1861 | zwei Wärmplatten | 155,21 | ||
134 | 29.05.1861 | zwei Nota vom 4.3. und vom 24.4.1861 über diverse Reparaturen | 127,40 | ||
Summe 1861 | 435,39 | ||||
135 | 01.02.1862 | Diverse Reparaturen und neue Stücke | 2.700,37 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
135 | 28.02.1862 | Diverse Reparaturen und neue Stücke | 161,45 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
136 | 23.07.1862 | eine Blechtafel gerichtet, zwei Reservoirs, diverse Reparaturen | 187,28 | ||
136 | 06.08.1862 | zwei Herdplatten | 5,44 | ||
136 | 31.10.1862 | eine Welle zur Läufermühle, ein Reservoir aus Vorratsblechen gefertigt, zwei Kochkessel, diverse Reparaturen | 673,49 | ||
Summe 1862 | 3.729,23 | ||||
137 | 12.05.1863 | Nota vom 31.3., ein Kochkessel | 117,32 | ||
138 | 01.10.1863 | elf Roststäbe | 50,48 | ||
139 | 04.12.1863 | Platten, Siedrohrfüße, Rostträgerm Roststäbe, Kasten für neue Modelle | 165,00 | ||
Summe 1863 | 333,20 |
In den ersten drei Jahren als Aktiengesellschaft entwickelte sich das Unternehmen prächtig. Danach gab es nicht nur Probleme mit der kaufmännischen Leitung, sondern auch Probleme mit der Gewinnerzielung. Nach drastischen Verlusten mußten neue Prioritätsaktien ausgegeben werden, um die Kapitalbasis zu erhalten.
Angaben zu Löhnen und Arbeitszeiten finden sich in der frühen Industrialisierungsgeschichte Darmstadts nur selten. So beschreibt ein Bericht über das Eisenhüttengewerbe im Großherzogtum Hessen die Kupolöfen der damaligen Maschinenfabrik und Eisengießerei und kommt dabei auch auf die ausgezahlten Löhne zu sprechen. Der Summe nach müßte es sich um Wochenlöhne gehandelt haben.
„Die Gießerei beschäftigte im Jahre 1847 durchschnittlich 24 Arbeiter, nemlich 11 bis 14 Förmer, 2 bis 3 Schmelzer und Taglöhner, 6 Modellschreiner und 2 bis 3 Schlosser und Schmiede zum Herrichten und Putzen der gröberen Waaren. Die Löhne betrugen per Mann: bei den Förmern und Schmelzern 5 fl. 30 kr. bis 10 fl., bei den Schreinern 4 fl. 48 kr. bis 7 fl., bei den Schlossern 4 bis 8 fl.“ [5]
Hier werden ausdrücklich die Löhne der Arbeiter in der Eisengießerei genannt. Ob und um wieviel die Löhne der Arbeiter in der Maschinenfertigung höher gewesen sind, darüber liegen zumindest für 1847 keine Zahlen vor. Wie lange dafür gearbeitet werden mußte, erwähnt der Bericht nicht.
Doch auch für spätere Zeiten sind die Angaben sporadisch und müssen aus den Unterlagen herausdestilliert werden. Nach zwei Jahrzehnten finsterster Reaktion erlauben Junker, Bankiers, Fürsten und Industrielle eine vorsichtige politische Öffnung. Die rigide Repression weicht einem liberaleren Polizeistaat, der – siehe Sozialistengesetz – durchaus in der Lage ist, die Zügel auch wieder anzuziehen. Jedenfalls war seit 1869 das Streiken in den Mitgliedsstaaten des Norddeutschen Bundes, wenn auch eingeschränkt, wieder erlaubt. Obwohl Darmstadt zu dem hessischen Teil gehörte, der nicht dem Norddeutschen Bund angeschlossen war, nutzten auch in der kleinen Stadt am Darmbach die Arbeiter die Gunst der Stunde. In mehreren Darmstädter Zeitungen wurde öffentlich gestritten, und Arbeiter, Gesellen, Handwerksmeister oder Fabrikdirektoren legten ihre Position dar. Somit erhalten wir weitere Anhaltspunkte über die Lebens- und Arbeitsbedingungen im beginnenden Gründerboom. [6]
Für das Krisenjahr 1876 liegen Durchschnittswerte der Löhne für die in der Maschinenfabrik und Eisengießerei beschäftigten Arbeiter vor. In der Dreherei und der Montage erhielten die Arbeiter im Schnitt 836,11 Mark im Jahr, in der Kesselschmiede und Schmiede 808 Mark und in der Eisengießerei 677,80 Mark. Das dürfte auf einen Tageslohn von umgerechnet eineinviertel bis anderthalb Gulden hinauslaufen. [7]
Für den Zeitraum von 1857 und 1860 erfahren wir aus dem Merck'schen Kontenbuch, was für die von der Maschinenfabrik geschickten Montagearbeiter berechnet wurde. Welchen Anteil hiervon die zum Teil namentlich genannten Monteure bekommen haben, bleibt unklar. Immerhin läßt sich eine bezahlte tägliche Arbeitszeit von zwölf Stunden erschließen, die durch längere Essenspausen leicht auf vierzehn Stunden ausgedehnt werden konnte.
fol. | Datum | Leistung | Preis | Tageslohn | Bemerkungen |
108 | 04.02.1857 | Monteurarbeit an der Dampfmaschine, 2 Mann, 4 Tage | 16,00 | 2,00 | |
108 | 04.02.1857 | Vergütung für Nachtarbeit | 5,00 | ||
108 | 04.02.1857 | Kosten des Monteur 10 ¼ Tage | 20,30 | 2,00 | |
108 | 04.02.1857 | Monteurarbeit | 1,30 | ||
108 | 17.08.1857 | Monteur Menges, 18 ¼ Tage | 29,12 | 1,36 | |
123 | 10.04.1858 | Fritz, 12 Tage Montieren | 19,12 | 1,36 | |
126 | 10.07.1858 | Reinhardt, drei Tage Montieren | 5,00 | 1,40 | |
130 | 04.10.1859 | Monteur, 6 Tage und 8 Stunden | 13,20 | 2,00 | zwölfstündiger Arbeitstag |
133 | 18.09.1860 | eine hydraulische Presse repariert, Monteur Bieringer, 4 Stunden | 1,00 | ||
133 | 20.11.1860 | Monteur Fritz, 3 Stunden | 0,45 | 3,00 | zwölfstündiger Arbeitstag |
Auffällig ist, daß der Verrechnungssatz für den Monteur Fritz binnen dreier Jahre annähernd verdoppelt wurde. Auch der Tagessatz für den Monteur Bieringer dürfte bei drei Gulden gelegen haben.
Das neue „Standardwerk“ zur Industrialisierungsgeschichte Südhessens, die Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Darmstädter Handelskammer, übergeht geflissentlich die mit derart langen Arbeitszeiten und kargen Löhnen verbundene Ausbeutung. Geradezu charakteristisch für die Vorgehensweise der Autoren dieses Bandes ist es, Kinderarbeit tatsächlich einmal en passant zu erwähnen, ohne auf den damit verbundenen skandalösen Sachverhalt näher einzugehen. [8]
Am 8. März 1857 riefen die vier „Gründer“ der in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Maschinenfabrik und Eisengießerei zur Subskription von Aktien im Nennwert von 70.000 Gulden auf. Großzügig wurden drei Vormittage zur Zeichnung reserviert. Doch nur eine Stunde am ersten Tag genügten, um alle Aktien loszuwerden. Vermutlich war die Aktion abgesprochen, aber sie bedurfte zur Erteilung einer Konzession einer formalen Ausschreibung. Dem neu zu wählenden Verwaltungarat der Gesellschaft durfte man nur angehören, wenn man mindesstens 20 Aktien gezeichnet hatte, Aktien also im Nominalwert von 5.000 Gulden. Die genehmigten Statuten weisen als erste sieben Mitglieder des Verwaltungsrats Aktionäre aus, die auf die Dauer von sechs Jahren gewählt wurden. Einer davon war Carl Merck (1823–1885), seit 1850 gleichberechtigter Teilhaber des Unternehmens E. Merck Darmstadt. [9]
Wie weit das Interesse des Unternehmens Merck an der Maschinenfabrik ging, muß hier offen bleiben. Nützlich war es allemal, als Verwaltungsratsmitglied Einsicht in die Interna und natürlich die Preisfindung eines Lieferanten zu gelangen. Doch auch in anderer Hinsicht engagierte man sich. Als die Maschinenfabrik 1859 Schuldverschreibungen ausgab, griff man zu und erwarb zwanzig Obligationen im Nennwert von zusammen 10.000 Gulden.
Der Erwerb von Aktien und Anleihen gehörte schon zu Heinrich Emanuel Mercks Zeiten zum lukrativen „Nebenjob“. Die hieraus entspringenden Dividenden und Zinsen trugen nicht unerheblich zum wachsenden Reichtum des Unternehmens und seiner Teilhaber bei. Angelegt wurde das angesammelte Kapital beim Ultramarinfabrikanten Wilhelm Büchner in Pfungstadt, beim Maschinenfabrikanten Peter Gandenberger in Darmstadt, bei der Darmstädter Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung, beim Verein Chemischer Fabriken in Mannheim, bei der Hessischen Ludwigsbahn, bei der Zuckerfabrik in Pfungstadt, bei Anleihen der Stadt Darmstadt oder in Eisenbahnpapieren, um nur einige zu nennen [10]. Geld für sich „arbeiten“ lassen zu können, ist das Privileg der Reichen. Daß die Aktionäre und Rentiers dabei auf akzeptable Löhne und die Gesundheit der dort Beschäftigten weniger Wert gelegt haben, liegt auf der Hand. Aber das nur nebenbei.
Im Juli, August und September 1859 erwarb das Unternehmen Merck ausweislich eines anderen Kontenbuchs die Obligationen mit den laufenden Nummern 50 bis 69 zum jeweiligen Nennwert von 500 Gulden. Zu einem späteren Zeitpunkt scheinen die Obligationen umgewandelt worden zu sein, denn sie tragen nunmehr die Nummern 43 bis 61, 85 und 111. Zwischenzeitlich war nämlich eine weitere Obligation erworben worden. [11]
Abbildung 1: Habenseite 142 aus dem Kontenbuch zu den Beteiligungen von Heinrich Emanuel Merck und seinen Söhnen. Quelle: Merck-Archiv S1-23.
Ausgegeben wurden die Schuldverschreibungen in drei Serien. Unter Litera A waren die Anleihen zu 500 Gulden, unter Litera B diejenigen zu 250 Gulden und unter Litera C diejenigen zu 100 Gulden erfaßt. Die Merck'schen gehörten alle zu Litera A. Alle diese Schuldverschreibungen wurden jährlich zu 5 % verzinst, und die Zinsen wurden jeweils zum 31. März und zum 30. September hälftig fällig. Ohne eigenes aktives Zutun mehrte sich das Merck'sche Vermögen also jährlich um 500 Gulden; und dafür mußte der normale Arbeiter der Maschinenfabrik und Eisengießerei ein ganzes Jahr lang malochen gehen.
Abbildung 2: Das Ergebnis der vom Aufsichtsrat am 12. Mai 1865 vorgenommenen Ziehung von Obligationen der Maschinenfabrik und Eisengießerei, darunter in Litera A die Nummer 66. Quelle: Hessische Volksblätter vom 18. Mai 1865, Scan vom Mikrofilm.
Die Tilgung dieser Anleihe erfolgte über eine Verlosung. Jedes Jahr wurde eine bestimmte Anzahl von Obligationen in den drei Serien ausgelost, deren Besitzer nunmehr ihren „Einsatz“ zurückerhielten. 1865 war eine der Merck'schen Obligationen mit der Seriennummer 66 betroffen. Mehrere Jahre lang gab es folglich nur Zinsen für 19 dieser Schuldverschreibungen.
Um die Angelegenheit etwas verworrener zu gestalten, wird in der obigen Annonce auf ein hypothekarisches Anlehen vom 16. Februar 1860 Bezug genommen. Es handelt sich dennoch um dieselbe Anleihe; dafür spricht alleine schon die sowohl in der Annonce wie in den Geschäftsbüchern von Merck erwähnte Ziehung der Obligation Nummer 66. Mehr noch, Merck hat für die 1859 erworbenen Obligationen schon zum 1. Oktober 1859 Zinsen einstreichen dürfen, die tagegenau seit dem Erwerbsdatum abgerechnet wurden. [12]
1872 kündigte die Maschinenfabrik und Eisengießerei das hypothekarische Anlehen vom 16. Februar 1860. Der Grund lag wohl darin, daß ein Teil des Grundstücks, das durch die Anleihe mit einer Hypothek belastet war, an die benachbarte Hessische Ludwigsbahn verkauft werden sollte. Die Inhaber der zu kündigenden Obligationen sollten jedoch nicht leer ausgehen. Daher wurden neue fünfprozentige Wertpapiere ausgegeben [13]; und dies erklärt dann wohl auch die geänderten Nummern der Anteilsscheine im Merck'schen Kontobuch. Bei dieser Gelegenheit kaufte Merck dem Herrn von Wedekind [14] eine Obligation der Litera B mit der Nummer 86 zum Nennwert von 250 Gulden ab. Die neu ausgegebene Anleihe scheint nur Obligationen im Nennwert zu 500 Gulden gekannt zu haben, so daß Merck im Gegenzug seine Portefeuille durch eine vollwertige Obligation aufstockte. Diese Schuldverschreibungen gingen vermutlich Ende 1877 oder Anfang 1878 „an die 5 Erben“. Gemeint dürften die fünf Kinder von Georg Franz Merck sein, der 1873 gestorben war. Mit der Liquidation des Unternehmens wurden 1879 alle Obligationen zurückgenommen.
Nach der Reorganisierung der finanziellen Basis wie der Leitung des Unternehmens konnten die nun folgenden zehn Jahre mehr oder weniger (für die Aktionäre) erfolgreich gemeistert werden. Der sich Ende der 1860er Jahre entwickelnde Gründerboom nutzte auch dem Darmstädter Maschinenbauunternehmen.
fol. | Datum | Leistung | Preis | Gesamtsumme | Bemerkungen |
140 | 11.03.1864 | Abänderung eines Dampfkessels und ein Blechrohr | 274,00 | ||
142 | 06.10.1864 | Kaminplatten, Laschen, Schrauben, Roststäbe | 91,46 | ||
142 | 06.10.1864 | Reparatur eines Dampfkessels | 140,00 | ||
142 | 06.10.1864 | acht Kochkessel | 1.010,08 | 1.150,08 | |
Summe 1864 | 1.515,54 | ||||
144 | 10.02.1865 | ein Reservoir | 97,18 | ||
144 | 10.02.1865 | ein Kochkessel | 143,22 | ||
144 | 31.07.1865 | drei Reservoirs | 174,15 | ||
Summe 1865 | 414,55 | ||||
146 | 30.01.1866 | eine liegende Luftpumpe | 550,00 | ||
146 | 30.01.1866 | Transmissionsteile und Montierung | 99,09 | ||
146 | 30.01.1866 | sechs Kochkessel | 946,54 | 1.596,03 | |
146 | 31.01.1866 | eine Platte | 8,42 | ||
147 | 30.06.1866 | zwei Reservoire | 380,48 | ||
147 | 04.10.1866 | zwei Reservoire | 342,33 | ||
147 | 10.10.1866 | ein Reservoir | 184,48 | ||
147 | 24.10.1866 | zwei Reservoire | 370,30 | ||
147 | 31.12.1866 | Reparatur eines Dampfkessels | 37,42 | ||
147 | 31.12.1866 | ein Reservoir | 193,30 | 231,12 | |
Summe 1866 | 3.114,36 | ||||
150 151 | 30.01.1867 | ein Röhrendampfkessel mit 50 qm Heizfläche und vollständiger Armatur | 2.700,00 | ||
151 | 30.01.1867 | Metallteile zu einer stehenden Läufermühle | 1.082,53 | ||
151 | 30.01.1867 | Metallteile zu einer Naßmühle | 381,39 | ||
151 | 30.01.1867 | Kaltwasserpumpe mit Rohrleitung | 293,29 | ||
151 | 30.01.1867 | Saugkorb, Schrauben, Absperrwinkel, Transmission zur Pumpe, Schmiedeteile, Zusammenbau | 121,04 | 4.579.05 | |
151 | Jan. 1867 | Reparatur eines Dampfkessels und eines Siederohrs | 421,12 | ||
151 | Jan. 1867 | zwei Gasentwicklungsapparate einschließlich Metallkasten | 17,30 | 438,42 | |
151 | 22.05.1867 | eine liegende Hochdruckdampfmaschine bis zu 24 Pferdekräfte | 2.750,00 | ||
151 | 22.05.1867 | eine Transmission und diverse andere Teile | 955,39 | 3.705,39 | |
152 | 12.06.1867 | vier Reservoirs | 304,50 | drei dieser Reservoirs tragen die Fabrikummern 836 bis 838 | |
152 | 12.06.1867 | eine doppelwirkende liegende Luftpumpe | 500,00 | ||
152 | 12.06.1867 | eine stehende hydraulische Presse für 7.500 Zentner Druck mit doppelter Druckpumpe | 2.200,00 | 3.004,50 | |
152 | 29.07.1867 | Monteurarbeiten vom 23. Januar bis zum 22. Juli | 403,12 | ||
152 153 | 29.07.1867 | Dampfrohrleitung, Reparatur von zwei Dampfkesseln, drei Reservoirs und diverse andere Teile | 1.875,05 | siehe Anmerkung [15] | |
153 | 29.07.1867 | zurück diverse Stücke | − 9,09 | 1.865,56 | |
154 | 31.08.1867 | fünf Gasentwicklungsapparate und Roste dazu | 42,40 | ||
153 | 11.09.1867 | Reparatur eine Röhrendampfkessels, Verstemmen des Kessels, ein neues Ventil und eine neue Spindel | 60,25 | ||
154 | 15.10.1867 | fünf Gasentwicklungsapparate mit Deckel | 11,00 | ||
154 | 16.11.1867 | fünf Kochkessel mit je zwei Gußdeckeln | 747,45 | Fabriknummer 880 bis 884 | |
154 | 16.11.1867 | eine Rammdeckplatte, ein Manometer, ein Druckrohe, Platten, Schrauben | 130,13 | 877,58 | |
154 | 31.12.1867 | Reparaturen und [vermutlich] Ersatzteile | 76,06 | ||
Summe 1867 | 15.065,33 | ||||
156 | 31.01.1868 | vom 11.1.: vier Kochkessel, fünf Fuß hoch, aus zwei alten Kesseln, acht Fuß hoch, hergestellt, plus benötigtes neues Material | 280,00 | ||
156 | 31.01.1868 | vom 22.1.: zwei neue Siebböden dazu | 26,12 | 306,12 | |
157 | 03.03.1868 | Verschiedene Lieferungen und Reparaturen | 871,36 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
157 | 30.04.1868 | Verschiedene Lieferungen und Reparaturen | 8,00 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
158 | 31.05.1868 | neun Platten | 69,21 | ||
158 | 16.06.1868 | Verschiedene Lieferungen und Reparaturen | 2.060,06 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
158 | 30.06.1868 | drei Platten | 20,40 | ||
163 | 31.08.1868 | sechs Platten | 33,48 | ||
161 | 29.12.1868 | ein Rühraggregat, ein Reservoir, mehrere Montagen und Reparaturen, Material | 1.395,39 | ||
Summe 1868 | 4.765,22 | ||||
42 162 | 20. bzw. 30.06.1869 | zwei Reservoire | 364,39 | siehe Anmerkung [16] | |
42 162 | 20. bzw. 30.06.1869 | diverse Reparaturen und Arbeitslohn | 296,54 | ||
42 162 | 20. bzw. 30.06.1869 | ab für 100 Pfund altes Eisen | − 1,50 | 659,43 | |
Summe 1869 | 659,43 | ||||
166 | 30.04.1870 | 22 Roststäbe | 10,59 | ||
166 | 30.04.1870 | Diverse Reparaturen und Lieferungen | 597,48 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
169 | 19.09.1870 | ein Mörser (Lohnguß) | 10,35 | ||
169 | 26.09.1870 | diverse Reparaturen und Lieferungen | 1.308,55 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
169 | 26.09.1870 | ab 741 Pfund Bruchseisen und Differenz in Arbeitstagen | &minus 16,53 | 1.292,02 | |
172 | 31.12.1870 | ein kompletter Trockenapparat | 242,15 | ||
172 | 31.12.1870 | ein Reservoir | 67,00 | ||
172 | 31.12.1870 | zwei Kochkessel | 258,08 | ||
172 | 31.12.1870 | diverse Reparaturen und Lieferungen | 287,32 | 854,55 | Position wird nicht näher ausgeführt |
Summe 1870 | 2.766,19 | ||||
177 | 30.06.1871 | diverse Reparaturen und Lieferungen | 996,45 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
177 | 21.07.1871 | ein Mörser | 11,00 | ||
183 | 01.12.1871 | eine Platte | 19,39 | ||
183 | 31.12.1871 | diverse Reparaturen und Lieferungen | 1.620,40 | Position wird nicht näher ausgeführt | |
183 | 31.12.1871 | diverse Reparaturen und Lieferungen | 5.664,09 | 7.274,49 | Position wird nicht näher ausgeführt |
Summe 1871 | 8.312,13 | ||||
185 | 24.09.1872 | vier komplette Extraktionskessel | 620,43 | für Fabrik I | |
185 | 24.09.1872 | Röhren nach Offerte vom 6. Februar | 700,00 | für Fabrik I | |
185 | 24.09.1872 | ein Reservepumpenkolben | 12,30 | für Fabrik I | |
185 | 24.09.1872 | ein Trockenkasten aus Blech, vier Rollen mit Halter | 431,38 | für Fabrik II | |
185 | 24.09.1872 | eine komplette Zentrifugalpumpe | 350,00 | für Fabrik III | |
186 | 24.09.1872 | eine Pfanne von Blech | 269,34 | 2.384,25 | |
186 | 28.12.1872 | ein ausziehbarer doppelter Röhrenkessel von 85 qm Heizfläche und 5 Atmosphären | 4.198,19 | Kesselnummer 1207 | |
186 | 28.12.1872 | eine komplette Armatur dazu | 900,00 | 5.098,19 | |
Summe 1872 | 7.482,44 | ||||
192 | 22.10.1873 | ein ausziehbarer Röhrenkessel von 85 qm Heizfläche und 5 Atmosphären nach Offerte vom 30. Mai | 5.336,58 | Beschreibung im Merck-Archiv O 01-23, Kesselnummer 1250 [digitalisat]. | |
192 | 22.10.1873 | ein komplette Armatur dazu | 1.050,00 | ||
192 193 | 28.12.1872 | eine stehende Wanddampfmaschine, 200 mm Kolbendurchmesser, 300 Hub, 7 Pferdekraft, mit Regulator und Anker, ohne Speisepumpe, nach Offerte vom 21. Juni | 980,00 | 7.366,58 | |
Summe 1873 | 7.366,58 |
Von 1872 an lieferte die Maschinenfabrik und Eisengießerei mehrere Dampfkessel, die offensichtlich weitgehend demselben Standard entsprachen. Es handelte sich hierbei um Röhrenkessel mit 85 Quadratmetern Heizfläche und einem Kesseldruck von 5 Atmosphären. Möglicherweise waren sie an die jeweiligen Nutzungsumgebungen angepaßt, was – neben konjunkturellen Schwankungen – die unterschiedlichen Preisangaben erklären mag.
Schon Ende 1866 oder Anfang 1867 hatte die Maschinenfabrik eine kleinere Ausführung mit 50 Quadratmetern Heizfläche geliefert. Ob es sich um ein Vorläufermodell gehandelt hat oder ob die fünf gleichartigen 85er-Dampfkessel eine Neukonstruktion darstellten, dürfte sich nicht mehr feststellen lassen.
Am 28. Dezember 1872 wird erstmals ein derartiger ausziehbarer doppelter Röhrenkessel mit einem Gewicht von 17.439 Pfund verbucht. Die Lieferung wird nach Gewicht berechnet, wobei 100 Pfund 24 Gulden kosten. Der Kessel wird folglich für 4.198 Gulden und 19 Kreuzer geliefert. Zu diesem Kessel gehört eine „complete Armatur“, für die ein Pauschalpreis von 900 Gulden berechnet wird. Der Kessel trägt die Nummer 1207. [17]
Der zweite derartige Röhrenkessel wird am 22. Oktober 1873 verbucht. Eine Kesselnummer ist in der Buchungszeile vorgesehen, wird aber mit einer Zahl nicht gefüllt. Dieser Kessel wiegt 8472 Kilogramm und ist somit etwa fünf Zentner leichter als das erste Modell. Je 50 Kilogramm werden diesmal 31 ½ Gulden berechnet, was darauf schließen läßt, daß bei der aufgeheitzten Konjunktur am Ende des Gründerbooms Eisen- und Stahlpreise massiv gestiegen waren. Auch die Löhne waren gestiegen, denn qualifizierte Arvbeiter wurden händeringend gesucht. Der Gesamtpreis nach der Offerte vom 30. Mai 1873 betrug 5336 Gulden und 58 Kreuzer. Auch hierzu wird eine komplette Armatur für 1.050 Gulden geliefert.
Im Merck-Archiv findet sich eine Beschreibung eines Dampfkessels mit der Kesselnummer 1250, abgezeichnet von den beiden Direktoren der Maschinenfabrik, dem Kaufmann Ludwig Weber und dem Ingenieur Franz Horstmann. Diese Beschreibung wurde am 26. März 1874 ausgefertigt und beinhaltet eine offensichtlich korrigierte Kesselnummer. Die überschriebene Nummer könnte 1207 lauten, was belegen würde, daß der abschreibende Bürobeamte beim Abfassen etwas unkonzentriert gewesen ist. Interessant ist nun, daß für 1874 keinerlei Lieferungen der Maschinenfabrik an Merck verbucht sind. Ich gehe davon aus, daß diese Beschreibung mit späterem Datum, vielleicht vor einer noch zu erfolgenden Prüfung, nachgereicht wurde; Berthold Matthäus hält es jedoch auch für möglich, daß im Merck'schen Kontenbuch nicht alle Lieferungen erfaßt wurden. [18]
Berthold Matthäus verweist hierbei auf eine Genehmigung zum Aufstellen eines Dampfkessels, die am 16. April 1874 von der Großherzoglichen Provinzial-Direktion Starkenburg ausgefertigt worden war. Demnach hatte der Inbetriebnahme noch eine Prüfung voranzugehen. Die Angelegenheit läßt sich nicht eindeutig klären. Für den nachfolgenden Dampfkessel 1322, der Mitte 1875 abgerechnet wird, ist die Urkunde wohl zu früh, für den 1873 gelieferten Dampfkessel vielleicht zu spät, und eine passende Buchung für 1874 gibt es nicht. Die Kesselnummer 1250 würde jedenfalls bei linearer Betrachtung der Nummernvergabe seitens der Maschinenfabrik gut zu Ende 1873 passen.
eines Dampfkessels von 85 Quadratmeter Heizfläche und 5 Atmosphären Ueberdruck für Herren E. Merck in Darmstadt.
Der stationäre Kessel ist in der Maschinenfabrik & Eisengießerei Darmstadt gefertigt. Derselbe besteht aus 3 Cylinder, wovon die beiden unteren in einem Abstand von 1220 Millimetern nebeneinander liegen und mit dem in deren Mitte darüber befindlichen je durch 3 Rohrstutzen conniniciren [sich verbinden, WK]. Jeder der unteren Cylinder von 1040 Millimeter Durchmesser 5065 Millimeter Länge und 9 Millimeter Blechstärke enthält einen ausziehbaren Feuerapparat, bestehend aus einer cylinderförmigen Feuerbüchse von 800 Millimeter lichtem Durchmesser, 3000 Millimeter lichter Länge und 11 Millimeter Blechstärke mit 42 Siederöhren von 70 Millimeter äußerem und 63 Millimeter innerem Durchmesser und 2034 Millimeter Länge zwischen den 16 Millimeter starken Rohrwänden. Beide Cylinder werden ganz von der heißen Luft umspült, der darüber liegende Cylinder jedoch nur zur Hälfte.
Der obere Cylinder ist 5235 Millimeter lang, hat einen lichten Durchmesser von 950 Millimeter und eine Blechstärke von 8 ½ Millimeter. In der Mitte desselben befindet sich ein abschraubbarer Dom von 720 Millimeter lichten Durchmesser und 1180 Millimeter Höhe und 9 Millimeter Blechstärke. An der vorderen Stirnwand dieses Cylinders ist ein aus dem Mauerwerk vorstehender Stutzen angenietet von 410 Millimeter Durchmesser und 10 Millimeter Blechstärke, zur Anbringung des Wasserstandszeigers und der Probierhähne, wovon der tiefste in der Höhe des niedrigsten Wasserstandes liegt.
Das doppelte Sicherheitsventil von 100 Millimeter lichten Durchmesser mit Hebel und Gewichtsbelastung, ein Dampfablaßhahn und ein Dampfabsperrventil sind an dem Dom angebracht. Der Metallfedermanometer nebst Controlmanometerhahn befindet sich an der Vorderseite der Kesselmauer.
Die Kesselspeisung geschieht durch zwei voneinander unabhängigen Speisevorrichtungen und einem Speiseventil, welches am hinteren Ende des oberen Cylinders angebracht ist.
Der Kessel soll höchstens mit 5 Atmosphären Ueberdruck arbeiten und ist hiernach in besagter Fabrik auf 10 Atmosphären amtlich geprüft worden, was durch ein Zeugniß constatirt wird.
An dem Kessel befindet sich ein Metallschild worauf der Name der Fabrik Maschinenfabrik & Eisengießerei Darmstadt und der höchst zulässige Dampfdruck: 5 Atmosphären steht. Die laufende Kesselnummer: 1250.
und die Jahreszahl: 1873 sind am Dom eingeschlagen.
Darmstadt den 26ten März 1874.
Quelle: Merck-Archiv. O 01/23 [digitalisat]. Abkürzungen etc. wurden ausgeschrieben.
Der dritte von der Maschinenfabrik an Merck gelieferte derartige Dampfkessel mit der laufenden Nummer 1322 wog netto 8.628 Kilogramm und war damit ein wenig schwerer als sein Vorgänger. Der Kilopreis betrug nunmehr 72 Mark auf 100 Kilogramm; somit kostete der Dampfkessel 6.212,16 Mark. Verbucht wurde er am 17. Juli 1875. Für die erforderliche Armatur mit schmiedeeisernen Bandagen wurden nach der Offerte vom 23. Februar 1875 1.530 Mark gezahlt.
Der nachstehend skizzirte und beschriebene Dampfkessel wurde heute in Bezug auf seine Widerstandsfähigkeit von dem Unterzeichneten einer amtlichen Druckprobe unterworfen.
Der Kessel ist von der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt gefertigt, für Herrn Emanuel Merck dahier bestimmt, und trägt die Nummer 1322.
Der obere Cylinder hat eine Länge von 5000 Millimetern, einen größten lichten Durchmesser von 960 Millimetern und eine Blechstärke von 8 ½ Millimetern. Jeder der beiden unteren Cylinder hat eine Länge von 5055 Millimetern einen größten lichten Durchmesser von 1060 Millimetern und 9 Millimeter Blechstärke. Die in die unteren Cylinder concentrisch eingesetzten Feuerbüchsen haben eine Länge von 2915 Millimetern, einen lichten Durchmesser von 800 Millimetern und 11 Millimeter Blechstärke.
Zwischen den Boden der Feuerbüchsen und den Stirnwänden der unteren Cylinder sind in jedem der Letzteren 38 Stück Siederöhren eingezogen, von 2093 Millimeter lichter Länge, 70 Millimeter äußerem Durchmesser und 4 Millimeter Wandstärke. Der auf dem oberen Cylinder aufgenietete Dampfdom hat eine lichte Weite von 720 Millimetern und eine Blechstärke von 10 Millimetern. Die vier Verbindungsröhren zwischen dem oberen und unteren Cylindern sind 363 Millimeter weit, und haben 11 Millimeter Blechstärke. Der Stutzen für den Wasserstand ist 420 Millimeter weit und 10 Millimeter stark.
Da der Kessel mit 5 Atmosphären Überdruck arbeiten soll, so wurde die Probe mittelst der Druckpumpe, den deßfallsigen unterm 29ten Mai 1871 erlassenen allgemeinen polizeilichen Bestimmungen gemäß, mit zehn Atmosphären Überdruck vorgenommen. Hierbei zeigten sich nirgends Risse, Ausbauchungen, oder undichte Stellen.
Der vorstehend beschriebene Kessel kann deßhalb in Bezug auf seine Widerstandsfähigkeit mit einer Dampfspannung von fünf Atmosphären Überdruck in Betrieb gesetzt werden.
Darmstadt den 12ten Juni 1875.
Der Prüfungs-Commissair für Dampfkessel
[Unterschrift: Becker]
Großherzoglicher Maschinen-Ingenieur.
Quelle: Merck-Archiv. O 01/23 [digitalisat]. Abkürzungen etc. wurden ausgeschrieben.
Die Maße des Dampfkessels 1322 unterscheiden sich demnach geringfügig von denen des ersten Dampfkessels 1207. [19]
Ein weiterer dieser Dampfkessel, erweitert mit der Angabe von zwei Quadratmetern Rostfläche, wurde am 21. Oktober 1875 verbucht. Dieser Kessel war mit 7.232 Kilogramm rund anderthalb Tonnen leichter als sein Vorgänger. Dies schlug sich nicht nur im Kilopreis von 67 ½ Mark auf 100 Kilogramm nieder, sondern auch im Angebotspreis vom 16. Juli 1875 in Höhe von 4.881,60 Mark. Die Maschinenfabrik hatte in früheren Zeiten einen derartigen Kessel nicht auf Lager vorrätig; es wurde nach Auftragserteilung vielmehr frisch ans Werk geschritten. Im dritten Jahr der Gründerkrise jedoch können die Verhältnisse schon anders gelegen haben. Um die eigenen qualifizierten Arbeiter halten zu können, wurden manche Teile schon vorfabriziert in der Hoffnung, sie dann auch losschlagen zu können. Dabei wurde, etlichen Klagen der Darmstädter Maschinenfabrikanten zufolge, durchaus auch unterhalb des Gestehungspreises verkauft, nur um wenigstens die Fixkosten abdecken zu können. Der geringere Kilogrammpreis wird der Marktlage geschuldet sein; die Lieferzeit mitsamt Ablieferung beim Kunden innerhalb von nur vier Monaten spricht für anderweitigen Auftragsmangel.
Mit demselben Buchungsdatum am 21. Oktober 1875 wird auch die komplette Armatur in Höhe des Angebotspreises von 1.450 Mark verbucht. Diesmal erscheint sie im Kontenbuch jedoch detailliert, so daß wir nunmehr in der Lage sind zu ersehen, was unter einer „completen Armatur“ verstanden wurde. Die feine Garnitur bestand aus einem doppelten Sicherheitsventil, einem Absperrventil von 90 Millimetern und drei weiteren von jeweils 40 Millimetern Durchmesser, einem Ablaßhahn von 30 Millimetern Durchmesser, einem Kontrollmanometerhahn, einem Manometer von 150 Millimetern, zwei Wasserständen (wohl: Wasserstandsanzeigern), sowie einem Black'schen Sicherheitsapparat; letzterer ist eine Warnpfeife. Die grobe Garnitur umfaßte eine Vorstellplatte mit Türe, drei Rostträger mit zusammen 66 Roststäben, einen Kaminschieber mit Rahmen, einen Reinigungsschieber mit Führungen, zwei Rollböcke mit Rollen, zwei Ketten mit Gegengewichten, drei Kesselträger, sowie die nötigen Verankerungen.
Erst zweieinhalb Jahre später wurde der fünfte und letzte derartige Dampfkessel gefertigt. Diesmal mit einem Gewicht von 10.074 Kilogramm, die nur noch mit 53,75 Mark pro 100 Kilogramm berechnet wurden; somit waren 5.414,78 Mark fällig. Die vollständige grobe Armatur wurde für 1.060 Mark abzüglich 154 Mark für nicht gelieferte gußeiserne Roststäbe, die komplette feine Armatur für 670 Mark verbucht. Hinzu kamen noch zwei Rollwägen mit Fahrschienen für 220 Mark und zwei komplette schmiedeeiserne Roste mit zusammen 3,28 Quadratmetern Rostfläche für 377,20 Mark. Diese am 13. April 1878 vermerkte Lieferung war auch die letzte der Maschinenfabrik und Eisengießerei im Merck'schen Kontenbuch.
Zusammengefaßt:
Nr. | Jahr | Kilogramm | 100 kg/fl. | 100 kg/M | Kessel fl. | Kessel M. | Armatur fl. | Armatur M. |
1207 | 1872 | 8.746,5 | 48,00 | 4.198,19 | 900,00 | |||
1250 | 1873 | 8.472 | 63,00 | 5.336,58 | 1.050,00 | |||
1322 | 1875 | 8.628 | 72,00 | 6.212,16 | 1.530,00 | |||
1875 | 7.232 | 67,50 | 4.881,60 | 1.450,00 | ||||
1878 | 10.074 | 53,75 | 5.414,78 | 2.173,20 |
1873 waren die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Lieferzeiten von einem Jahr waren keine Seltenheit. Deshalb konnte die Maschinenfabrik 1874 noch einige Aufträge abwickeln. Anschließend jedoch herrschte Flaute, das Unternehmen schrieb jahrelang Verlust. So war es unausweichlich, daß entweder eine Insolvenz drohte oder aber das Unternehmen liquidiert wurde. 1879 wurden noch einige Aufträge abgearbeitet, während fast schon verzweifelt nach Käufern für Immobilien und Inventar gesucht wurde.
Für 1874 sind keine Rechnungen der Maschinenfabrik und Eisengießerei im Merck'schen Kontenbuch vermerkt.
Nachdem sich die verschiedenen deutschen Staaten unter preußischer Führung zu einem neuen Deutschen Reich vereinigt hatten, wurde es Zeit, die noch divergierenden wirtschaftlichen Regelungen zu vereinheitlichen. Es gab zwei Währungen: im Norden den Thaler und im Süden den Gulden. Beide wurden in die neue Mark überführt. Offiziell trat die neue Reichswährung am 1. Januar 1876 in Kraft. In der Zeit von 1871 bis 1876 wurden aber schon vorab die Währungssysteme aneinander angeglichen. Das Unternehmen E. Merck Darmstadt verrechnete dementsprechend im hier genutzten Kontenbuch ab dem 1. Januar 1875 nicht mehr in Gulden und Kreuzern, sondern in Mark und Pfennigen. Nur in wenigen Fällen, wenn die Rechnungen noch in alter Währung ausgestellt waren, wurden die Angaben in das Kontenbuch übernommen, aber in Mark und Pfennige umgerechnet. Der im Großherzogtum Hessen mit dem Dresdener Münzvertrag vom 30. Juli 1838 gültige Vereinsgulden entsprach 1,71 Mark, genauer: 12 Mark entsprachen 7 Gulden.
fol. | Datum | Leistung | Preis | Gesamtsumme | Bemerkungen |
195 | 17.07.1875 | fünf Extraktionskessel | 1.122,45 | ||
195 | 17.07.1875 | ein ausziehbarer verschraubter Röhrenkessel von 85 qm Heizfläche und 5 Atmosphären | 6.212,16 | Beschreibung im Merck-Archiv O 01-23, Kesselnummer 1322 [digitalisat]. | |
195 | 17.07.1875 | die erforderliche Armatur nach Offerte vom 23. Februar | 1.530,00 | 8.864,61 | |
195 | 30.07.1875 | zwei Reservoirs | 680,23 | ||
196 | 30.07.1875 | eine Trockenpfanne | 352,80 | ||
196 | 17.09.1875 | eine liegende Dampfmaschine von 8 Pferdekraft mit Schwungrad und Regulator ohne Speisepumpe nach Offerte | 1.500,00 | ||
196 197 | 17.09.1875 | Eisenteile zur Speisepumpe | 2.423,25 | ||
197 | 30.09., 01.10. und 21.10.1875 | Rohrleitung zur Pumpe | 410,60 | ||
197 | 17.09., 04.10. und 21.10.1875 | Rohrschrauben | 46,80 | ||
197 | 21.10.1875 | zwei Wasserschieber | 230,00 | ||
197 | 21.10.1875 | ein ausziehbarer Röhrenkessel von 85 qm Heizfläche und 5 Atmosphären nach Offerte vom 16. Juli | 4.881,60 | ||
197 198 | 21.10.1875 | eine komplette Armatur zu diesem Kessel nach Offerte | 1.450,00 | 8.331,60 | |
200 | 31.12.1875 | Rohre, Bleche, Reservoirs, Speisepumpe | 1.644,78 | ||
Summe 1875 | 22.484,67 | ||||
202 203 | 30.11.1876 | zwei Rollfässer mitsamt Zubehör und Transmission | 1.698,40 | ||
Summe 1876 | 1.698,40 | ||||
205 206 | 01.03.1877 | ein Rollfaß mitsamt einem inneren Zylinder und Vorgelege | 1.651,53 | ||
206 | 01.03.1877 | ein Rührapparat mit Verwendung eines alten Dampfkessels und Neuteilen | 1.143,10 | 2.794,63 | |
204 | 31.04.1877 [sic!] | ein Rollfaß mit Zubehör | 925,40 | ||
206 | 28.06.1877 | eine stehende Dampfpumpe nach Offerte | 800,00 | ||
207 | [Juli] 1877 | Vorgelag zur Zentrifuge, Lagert, Kessel, Schrauben, Platten | 227,80 | ||
207 | [Juli] 1877 | eine Abdampfpfanne | 441,90 | 669,70 | |
209 210 | 01.11.1877 | ein großes Rollfaß mit Zubehör | 2.367,07 | ||
208 | 12.12.1877 | eine Läufermühle nach Offerte | 1.500,00 | ||
Summe 1877 | 9,056,80 | ||||
209 | 13.04.1878 | ein zylindrisches Reservoir | 325,50 | ||
209 | 13.04.1878 | ein Kochkessel | 522,88 | 848,38 | |
209 | 13.04.1878 | ein ausziehbarer Röhrenkessel von 85 qm Heizfläche, 5 Atmosphären Ventilbelastung und zwei ausziehbaren Feuerbüchsen | 5.414,78 | ||
209 | 13.04.1878 | dazu grobe und feine Armatur und zwei Rollwägen | 1.796,00 | ||
209 | 13.04.1878 | zwei Röste | 377,20 | 7.587,98 | |
Summe 1878 | 8.436,36 |
Schon in den vergangenen Jahren hatte sich E. Merck Darmstadt auch an andere lokale Unternehmen gewandt. Als Dampfkessellieferanten sollten zukünftig eine neue Generation Darmstädter Unternehmen auftreten. Hier ist vor allem die Dampfkesselfabrik von Theodor und Arthur Rodberg in der Landwehrstraße zu nennen oder das an der Pallaswiesenstraße angesiedelte Unternehmen Göhrig & Leuchs. Diese im Kontenbuch von Merck nachzuvollziehende Geschichte soll hier nicht weiter verfolgt werden, zumal Berthold Matthäus mit seinem Buch über die Energieversorgung der ersten Merck'schen Fabrik eine weitreichende Pionierarbeit abgeliefert hat. [20]
Die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei wird fortgesetzt in Kapitel 9 mit den abflauenden Geschäften und ersten Verlusten zu Beginn der 1860er Jahre, die fast zur frühzeitigen Liquidation des Unternehmens geführt hätten. Eine Bilanz dieses Desasters wird nicht veröffentlicht, und darüber wundert sich die kurz zuvor gegründete Handelskammer in Darmstadt.
»» [1] Zur Verbuchung im Kontenhauptbuch vgl. Merck-Archiv, S7/1180, fol. 88.
»» [2] Berthold Matthäus : Die „Alte Fabrik“. Reichlich Dampf und wenig Strom. Energieversorgung bei E. Merck Darmstadt 1840–1905, Seite 11. Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, Nr. 9, März 1854, Seite 66–70; Nr. 11, März 1854, Seite 81–85; Nachträge in Nr. 22, Juni 1854, Seite 169, und Nr. 44, November 1854, Seite 345.
»» [3] Merck-Archiv, S7/1180. In den folgenden Tabellen werden nur die Seiten des Folianten angegeben. Die zu den einzelnen Buchungen gehörenden Konten ergeben sich aus der Seiteneinteilung, die hier vorausgeschickt wird.
»» [4] Ab und an finden sich im Kontenbuch inkonsistente Angaben, die auf Abschreibe- oder Verständnisfehler schließen lassen. In diesem Fall lauten die Angaben so: Dec. 16, 2 Schaalen, 80 Pfund à 5 [Kreuzer], 6,40 Gulden. Dec 20, 1 Heerdplatte, 166 Pfund à 5 [Kreuzer], 13,50 Gulden. Als Gesamtsumme erscheinen jedoch 12,10 Gulden anstelle der zu erwartenden 20,30 Gulden. Woher die Diskrepanz stammt, bleibt unklar. Merck-Archiv, S7/1180, fol. 131.
»» [5] Das Eisenhüttengewerbe im Großherzogthum Hessen (Schluß), in: Gewerbeblatt, Nr. 12, Dezember 1848, Seite 233–244, Zitat auf Seite 243–244.
»» [6] Siehe hierzu meine ausführliche Darstellung der Streiks in Darmstadt 1869 und 1870.
»» [7] Maschinenfabrik & Eisengießerei Darmstadt, XIX. (18. ordentliche) General-Versammlung am 28. December 1876; Anlage 3 zu dieser Unternehmensgeschichte [online].
»» [8] Ulrich Eisenbach (Hg.) : Von den Anfängen der Industrialisierung zur Engineering Region – 150 Jahre IHK Darmstadt Rhein Main Neckar [2012], hier insbesondere die Aufsätze von Rainer Maaß und Dieter Schott. Arbeitende Kinder werden auf Seite 63 kurz erwähnt.
»» [9] Siehe hierzu ausführlich Kapitel 7: Die Aktiengesellschaft entsteht.
»» [10] Diese Auflistung ist weder chronologisch noch vollständig. Zu den entsprechenden Kontenbüchern siehe Merck-Archiv, S1-23, S1-32 und S1-33.
»» [11] Siehe Merck-Archiv, S1-23, Kontendoppelseiten 142 und 143. Die nachfolgende Darstellung orientiert sich an den dort vorhandenen Daten.
»» [12] Die Konfusion wird dadurch vergrößert, daß in späteren Zeitungsannoncen als Jahr 1861 genannt wird, so zum Beispiel in der Darmstädter Zeitung vom 3. September 1867 [online], vom 28. Juni 1868 [online], vom 1. Juli 1869 [online] und vom 13. August 1871 [online]; dort als Anleihe vom 16. Februar 1861 benannt.
»» [13] Annonce der Maschinenfabrik und Eisengießerei in der Darmstädter Zeitung vom 25. Mai 1872 [online].
»» [14] Bei diesem Herrn von Wedekind wird es sich um Georg Freiherr von Wedekind gehandelt haben, der 1849 mit Magdalena Merck eine Tochter Heinrich Emanuels geheiratet hatte. Wedekind war nationalliberaler Landtags- und Reichstagsabgeordneter und in den 1870er Jahren auch Aktionär der Maschinenfabrik und Eisengießerei.
»» [15] Die Auflistung der einzelnen Positionen im Kontenbuch ergibt nur 1.858,21 Gulden. Möglicherweise wurde(n) eine oder mehrere Positionen nicht erfaßt oder abgeschrieben. Merck-Archiv, S7/1180, fol. 152–153.
»» [16] Der Vorgang wird sowohl im Konto „Mobilien & Geräthschaften“ unter dem 20. Juni 1969 als auch im Konto „Fabrikutensilien und Maschinen im Garten“ unter dem 30. Juni 1869 verbucht. Dabei ist dem Buchhalter beim Abschreiben der Rechnungsdaten ein Rechenfehler unterlaufen, und zwar in beiden Konten. Es wird ein Rerservoir netto 405 Pfund aufgeführt, das pro 100 Pfund mit 13 Gulden berechnet wird. Anstelle des richtigen Betrages von 52,39 Gulden stehen im Kontobuch 52,29 Gulden. Der Geamtbetrag inklusive des Abzugs des alten Eisens ist dann aber wieder zutreffend. Merck-Archiv, S7/1180, fol. 43 und 162.
»» [17] Berthold Matthäus Seite 18–19. Er bezieht sich hierbei auf bislang von mir nicht eingesehene Unterlagen (und einem in seinem Buch abgebildeten Prüfungszeugnis des Kessels) aus dem Stadtarchiv Darmstadt. In seiner Darstellung unterläuft dem Autor ein unbedeutender Fehler. Bei seiner Darlegung, wie die Kilopreise zustande gekommen sind, nimmt er als Beispielpreis ausgerechnet 63 Kreuzer, obwohl der Gegenwert eines hessischen Gulden nur 60 Kreuzer betragen hat.
»» [18] Berthold Matthäus Seite 21.
»» [19] Das Prüfungszeugnis für den Dampfkessel 1207 ist abgedruckt in Berthold Matthäus Seite 18–19.
»» [20] Auch wenn die Arbeit von Berthold Matthäus nicht ganz fehlerfrei ist – eine solche Arbeit hätte ich mir zur Erhellung der Darmstädter Industrialisierungsgeschichte von der etablierten Darmstädter Historikergemeinde gewünscht. Man und frau fragt sich, was diese eigentlich seit Arthur Ueckers Dissertation von 1928 über die Industrialisierung Darmstadts erforscht und als Monografie zustande gebracht hat.
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