Fabrik. Blick auf das Fabrikgelände. Quelle: Adreßbuch 1908.

Industriegleise im Fabrikviertel Darmstadt

Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt

Kapitel 13: Die Arbeiter der Maschinenfabrik streiken

Das seit 1837 als Buschbaum & Comp. bestehende und 1844 zur Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt umfirmierte Unternehmen wurde mit Unterstützung der ebenfalls in Darmstadt ansässigen Bank für Handel und Industrie 1857 in eine Aktien­gesellschaft umgewandelt. Die Liquidation des Unternehmens wurde mit der General­versammlung am 21. Dezember 1878 eingeleitet.

In Kapitel 13 werfen wir einen Blick auf den Emanzipationsprozeß der Arbeiter (und vielleicht auch Arbeiterinnen) zu Ende der 1860er Jahre und ihrer Emanzipation aus bürgerlicher Bevormundung. Der gewonnene Krieg gegen Frankreich befeuert den Gründerboom und die Auftragslage der Maschinenfabrik ist glänzend. Die Aussichten sind rosig, aber der große Knall wird ausgerechnet während der Weltausstellung in Wien 1873 kommen.


Dieses Kapitel zur Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei ist die Fortsetzung von Kapitel 12 zum erweiterten Kundenkreis in den Jahren 1866 bis 1869. Auf Ausstellungen gab es viele lobende Worte.

Streik!

In den bisherigen zwölf Kapiteln zur Maschinenfabrik und Eisengießerei kamen diejenigen, welche die Arbeit verrichtet haben, von denen die Aktionäre gut leben konnten, nur selten zu Wort. Im sechsten Kapitel zur bisherigen Forschungslage hatte ich diesen erheblichen Mangel, der sich durch Jahrzehnte Darmstädter Geschichts­schreibung zieht, thematisiert. Tatsächlich ist es jedoch so, daß frau und man schon gezielt suchen gehen muß, um Aspekte des Lebens, des Denkens und Handelns der Arbeiterinnen und Arbeiter kennenzulernen. Der Wille dazu ist in der etablierten Darmstädter Forscherinnen- und Forschergemeinde nicht zu erkennen.

Lemma Gewerkschaften.
Abbildung 13.01: Wer findet diesen Fehler im „Stadtlexikon Darmstadt“? [screenshot]

1869 nun geschah nach vielen Jahren finsterster politischer Reaktion etwas Unerhörtes. Die bislang in Bildungsvereinen oder klandestin in Vereinigungen wie Sport- oder Gesangsvereinen organisierten Arbeiter traten ans Licht der Öffentlichkeit und taten ihre Wünsche kund. Dies hatte neben der allgemein zunehmenden Unzufriedenheit zwei materielle Gründe. Zum einen erlaubte eine neue Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes vom 22. Juni 1869 ein gewisses Maß an Koalitionsfreiheit. Gewerkschaftliche Organisierung und Streiks waren nunmehr nicht prinzipiell illegal, auch wenn der staatliche Polizeiapparat argwöhnisch darüber wachte. Zum anderen wuchs mitten im Gründerboom die Verhandlungsmacht der Arbeiter. Klagen über Arbeitskräfte­mangel waren allenthalben zu hören, so auch, wie wir im zwölften Kapitel gesehen haben, während der landwirt­schaftlichen Maschinen­ausstellung in Darmstadt 1869.

Auch wenn Darmstadt genauso wie die hessischen Gebiete südlich des Mains formal nicht zum Norddeutschen Bund gehörten, so war der Geist der neuen Freiheiten auch hier zu spüren. Die örtliche Presse kam gar nicht mehr umhin, das neue Phänomen zu erwähnen und sich damit auseinander­zusetzen. Und so können wir erfahren, daß schon im Februar 1869 Arbeiter erfolgreich für höhere Löhne streikten, die am Karlshof beim Bau der Odenwaldbahn schwer malochten und dabei vielleicht ein Drittel oder gar nur ein Fünftel von dem verdienten, was ein Arbeiter in der Maschinenfabrik und Eisengießerei als Lohn ausbezahlt bekam.

Es entwickelte sich eine rege Diskussion über wirtschaftliche und politische Ziele, die den Dunstkreis des Darmstädter Arbeiter­bildungsvereins verließen. Die hier organisierten Arbeiter wandten sich im Laufe des Jahres mehrheitlich der neuen sozial­demokratischen Richtung um August Bebel und Wilhelm Liebknecht zu [1]. Auch die Arbeiter der Maschinenfabrik, denen es vergleichsweise gut ging – aber was sind das für Vergleiche! –, traten in den Ausstand. Kurz und heftig, wie viele der damaligen Ausstände, war das Unternehmen entweder erfolgreich oder sackte in sich zusammen. Eine Streikkasse, die längere Ausstände ermöglichen würde, gab es allenfalls rudimentär.

»»  Zu der Streikbewegung in Darmstadt 1869 und 1870 siehe ausführlich meine Auswertung der zeitgenössischen Presse: Streik! Die Arbeiter­bewegung in Darmstadt und Südhessen erhebt ihre Stimme und organisiert sich.

Am 10. September 1869 kam es zu einer eintägigen Arbeitsniederlegung.

„Darmstadt, 13. September.  Die Arbeiter der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt, welche am Freitag Morgen die Arbeit eingestellt hatten, haben sich noch an demselben Tage mit der Direction der Gesellschaft verständigt und am Samstag die Arbeit wiederaufgenommen.“ [2]

„Darmstadt, 11. Sept.  Gestern haben die Arbeiter der hiesigen ‚Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt‘ ihre Arbeit um deßwillen eingestellt, weil ihnen fortgesetzt ihr Lohn nicht rechtzeitig ausbezahlt worden sein soll. Die Arbeiter berathschlagten während des gestrigen Tages in gemeinsamen Zusammentreten über die von ihnen einzuschlagenden Schritte und kam gestern Abend eine Verständigung mit der Direction zu Stande, derzufolge heute die Arbeit wieder fortgesetzt wird. Einige der Bedingungen gewährte die Direction sofort, andere wurden durch gemeinsamen Beschluß zur weiteren Behandlung und Entscheidung vorbehalten.“ [3]

Leider bleibt hier außer dem wohl direkten Streikanlaß alles recht vage, was von Interesse wäre. Es scheint jedenfalls so gewesen zu sein, daß auch eine wirtschaftlich gut gehende Fabrik es mit der pünktlichen Auszahlung der Löhne ihrer Arbeiter nicht so genau genommen hat. Ob die beiden Direktoren ebenso unpünktlich ihr Gehalt erhalten haben? Wie dem auch sei, anzunehmen ist, daß die Geschäftsleitung lieber nachgab, als bei anziehender Konjunktur mit der Bearbeitung eingegangener Aufträge nicht nachzukommen.

Tabelle 13.1: Arbeiterzahl, Lohnsumme und Durchschnittsverdienst in der Maschinenfabrik um 1870 herum. [4]
GeschäftsjahrArbeiterzahlLohnsummeLohn pro KopfUmsatz pro KopfGewinn pro KopfDividende Priotitätsaktien
1863/6425891.688 fl.355 fl. 18 kr.1.027 fl.95 fl.7.500 fl.
1868/6925792.730 fl.360 fl. 48 kr.1.360 fl.126 fl.9.000 fl.
1869/70266105.482 fl.396 fl. 32 kr.1.427 fl.136 fl.9.000 fl.
1870/7124686.143 fl.350 fl.1.040 fl.150 fl.10.500 fl.
1871/72273116.976430 fl.1.444 fl.141 fl.10.500 fl.
1872/73282,5133.868 fl.473 fl. 52 kr.1.526 fl.158 fl.12.000 fl.

Ende der 1860er Jahre konnte der durchschnittliche Arbeiter in der Maschinenfabrik bei einer Sechstagewoche rund 360 Gulden verdienen, also etwa mehr als einen Gulden pro Tag. Offensichtlich hat es dann im Gechäftsjahr 1869/70 bei fast gleich gebliebener Zahl der Arbeiter eine deutliche Erhöhung der Lohnsumme gegeben, so daß die Vermutung naheliegt, daß hierfür der Streik mitverantwortlich gewesen ist. Nichtsdestotrotz konnten sich die Aktionäre eine Dividenden­erhöhung genehmigen. Im Jahr darauf ziehen Frankreich und das hinter Preußen weitgehend geeinte Deutschland in den Krieg. Arbeiter werden eingezogen, die Produktion stockt. Eisenbahnen befördern Soldaten und keine Waren. Der nachfolgend 1870 auch über die Zeitungen ausgetragene Konflikt zwischen Arbeitern und Geschäftsleitung der Maschinenfabrik offenbart, daß die Darmstädter Kapitalisten die Gunst der Stunde genutzt hatten, frühere Zugeständnisse wieder einzukassieren. Die Dividende dieser Kriegsgewinnler stieg auf eine Rekordhöhe. Sie waren nicht die einzigen, die abkassierten. Gastwirte pfefferten ihre Speisekarte mit einer deftigen Preiserhöhung und manche Steinkohlen­händler taten es ihnen gleich. [5]

„Darmstadt, 12. Sept.  Sämmtliche Arbeiter der hiesigen Maschinenfabrik und Eisengießerei haben es unter den jetzigen Umständen für angemessen gefunden, vorgestern die Arbeit einzustellen. Die Ursache dieses für die Jetztzeit so auffallenden Schrittes ist darin zu suchen, daß sich die Arbeiter nicht die Reduction auf die Lohnsätze gefallen lassen wollten, wie solche vor einem Jahr bestanden.“ [6]

Die jetzigen Umstände – das ist der Hessen nicht direkt berührende Krieg, der im Grunde mit dem Erfolg bei Sedan am 1. und 2. September 1870 von einem präventiven Verteidigungskrieg zu einem Angriffskrieg mutierte. Ohnehin waren nicht alle Arbeiter von diesem Krieg so begeistert, wie ihn selbst die Preußen-kritischen „Hessischen Volksblätter“ vollmundig begrüßten. Bei der Abstimmung über die Kriegskredite im Norddeutschen Reichstag am 19. Juli hatten sich die sozial­demokratischen Abgeordneten August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme enthalten, während die Abgeordneten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) sogar dagegen stimmten. Daher rührt der Ausspruch von den „vaterlandslosen Gesellen“.

„Darmstadt, 13. Sept.  Der Strike in der hiesigen Maschinenfabrik dürfte allem Anscheine nach, nicht so bald beigelegt werden, da beide Theile hartnäckig auf ihren Ansichten bestehen wollen. Ein Theil der Arbeiter gedenkt bei Kleinmeistern Beschäftigung zu erhalten.“ [7]

Annonce der Arbeiter.

Abbildung 13.02: Annonce der Arbeiter in den Hessischen Volksblättern am 14. September 1870; Scan vom Mikrofilm.

Zur Aufklärung.

Um den bei derartigen Angelegenheiten, wie die gegenwärtige Arbeitseinstellung der Arbeiter der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt gewöhnlichen Entstellungen der Thatsachen und irrigen Auffassungen des Publikums zu begegnen, sehen sich die Unterzeichneten im Namen der sämmtlich betroffenen Arbeiter veranlaßt, den wahren Sachverhalt und die Ursache der Arbeitseinstellung dem Publikum vorzuühren. Die Direction obengenannter Fabrik ließ nämlich folgende Verordnung bekannt machen, welcher sich auch jeder Arbeiter fügte, trotzdem man erfuhr, daß diese Maßregel zur Herabdrückung des Arbeiterlohnes, und nur einzig zu diesem Zweck in Vereinbarung mit anderen Arbeitgebern vorgenommen wurde:

„Die traurige Lage, in welche die sämmtlichen industriellen Etablissements durch den ausgebrochenen Krieg gerathen sind und die Schwierigkeit, baares Geld ohne die allergrößten Opfer zu beschaffen, macht es uns schon jetzt unmöglich, die Mittel zur Bezahlung der Arbeitslöhne zusammen zu bringen.

Wir sind daher leider in der Lage, die Zahl unserer Arbeiter bedeutend, und zwar zunächst auf die halbe Anzahl, reduciren zu müssen, während wir die übrigen augenblicklich nur erhalten können, wenn wir deren seitherigen Lohn um circa 1/6 herabsetzen; eine Ermäßigung die sich natürlich auch auf alle vorkommenden Accord-Abschlüsse erstrecken muß, deren Ueberschüsse aber erst nach Beendigung des Kriegs oder wenn sich die Geldverhältnisse wesentlich gebessert haben, ausbezahlt werden.

Erst im Laufe der nächsten Woche können wir diejenigen Leute bestimmen, welche wir bis auf Weiteres behalten können; fordern aber jeden Einzelnen jetzt schon auf, wenn sich ihm eine anderweite Stelle darbietet, dieselbe anzunehmen, wogegen sich alle übrigen darauf vorbereiten wollen, wenn ihnen im Laufe der nächsten Woche eine definitive Kündigung ertheilt werden muß, in Folge deren der Austritt spätestens Ende dieses Monats zu erfolgen hat.

Bis auf Weiteres wird die Arbeitszeit auf 8 Stunden täglich und zwar von 8–12 Uhr Morgens und von 2–6 Uhr Nachmittags an, festgesetzt.

Darmstadt, den 23. Juli 1870.
gez. L. Weber.  F. Horstmann.[“]

Da nun nach Verlauf vom 23. Juli bis zum 31. August keine Aenderung der vorstehenden Verordnung erfolgt ist, legten sämmtliche Arbeiter die folgende Eingabe mit ihren persönlichen Unterschriften der Direction vor, welche (die Eingabe) aber von Seiten derselben nicht einer Antwort gewürdigt wurde.

Die Eingabe lautet wie folgt:

An die Direction der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt.

Die Arbeiter der Maschinenfabrik glauben berechtigt zu sein

in Erwägung, daß die Creditverhältnisse sich in den letzten Tagen und namentlich durch die bis dahin günstigen Erfolge der deutschen Kriegsführung besser gestaltet haben, in Folge dessen der Vorwand, die Beschaffung des nöthigen Betriebscapitals zur Fortführung des Etablissements sei überaus schwierig und mit großen Opfern verknüpft, als nicht mehr anwendbar zu betrachten ist;

in Erwägung, daß die Unterzeichneten zu der Erkenntniß glauben gelangt zu sein, die gegenwärtigen politischen Zustände, die durch den deutsch-französischen Krieg geschaffen, würden zum Nachtheil des Arbeiterstandes resp. zur Herabdrückung des Arbeitslohnes benutzt;

in Erwägung, daß durch die mißlichen Verhältnisse die Lebensbedürfnisse nicht billiger, sondern theurer geworden, demnach die Arbeitskraft auch nicht im Preise sinken sollte, wodurch die ohnehin nicht beneidenswerthe Lage des größten Theils des Arbeiterstandes noch mehr erschwert wird, der Arbeiter in der Ausführung seiner Pflichten gegen seine zunächst Angehörigen und den Staat verhindert wird

mit dem Wunsche an die Direction der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt herantreten zu dürfen, die Verordnung vom 23. Juli d[ieses] J[ahres] bezglich der Herabsetzung des Lohnes um ein Sechstel, sowie die Lohnverhältnisse bei Accordabschlüssen zurückzunehmen und in der Weise wieder festzusetzen, wie solche vor Ausbruch des Kriegs gewesen sind. Wir sehen einer baldigen Entscheidung jedenfalls innerhalb der nächsten acht Tage und in derselben Weise wie die Verordnung vom 23. Juli erfolgt ist, nämlich durch schriftlichen Anschlag entgegen.

Darmstadt, 31. August 1870.
(Folgen die Unterschriften sämmtlicher Arbeiter.)

Nun überlassen wir es dem Urtheil des Publikums, inwieweit unser Schritt gerechtfertigt erscheint oder nicht.

Darmstadt, den 13. Sept. 1870.
Namens der betreffenden Arbeiter:
Kilian.  Thelen.  Georg Schneider I.  Fr. Arnold.  K. Fritz.  Heinrich Hammann.  Carl Hof.

Quelle: Annonce in den „Hessischen Volksblättern“ am 14. September 1870.

Nebenbei: hier wurde ein Achtstundentag eingeführt, ohne Lohnausgleich natürlich, eher sogar mit zusätzlichen Lohneinbußen. Erst 1918 sollte dieser von der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften geforderte Achtstundentag verallgemeinert eingeführt werden.

Annonce über die Dividende.
Abbildung 13.03: Annonce im Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt vom 31. Dezember 1870. Während die Arbeiter kurz gehalten wurden, genehmigten sich die Aktionäre eine hübsche Dividende.

Nachdem die Arbeiter erst brav eine Petition einreichten, sich verschaukeln ließen und dann die Arbeit verweigerten, zeichnete sich die Antwort der Direktion der Maschinenfabrik und Eisengießerei als typische Arbeitgeber­propaganda aus. Man wolle den Arbeitern nur eine „Wohlthat“ angedeihen lassen, indem man die eine Hälfte auf die Straße wirft und der anderen Hälfte Arbeitszeit und Löhne kürzt. Die konzertierte Aktion aller Fabrikanten zeigt, daß sie alle die Gunst der Stunde nutzen und den Arbeitern auch keine Gelegenheit bieten wollten, zu besseren Konditionen anderswo anzuheuern.

Weiterhin beschwert sich die Direktion des Unternehmens noch darüber, daß die streikenden Arbeiter nicht damit einverstanden sind, daß die Direktion sich ihre Verhandlungs­partner aus der betriebseigenen Krankenkasse aussucht, mit denen dann intransparent („mündlich“) hinter verschlossenen Türen verhandelt werden kann. Der Hinweis darauf, die Arbeiter hätten diese Verhandlungs­partner doch gewählt, geht fehl, denn sie wurden als Aufsicht über die Krankenkasse und nicht als Sprachrohr einer um ihren Lohn kämpfenden Arbeiterbewegung gewählt. Das Argument ist ähnlich sinnreich wie die Überlegung, man benötge im 21. Jahrhundert doch keinen Betriebsrat mehr, denn die über Gewerkschaftslisten in die Versammlung der Krankenkassen gewählten Vertreterinnen und Vertreter könnten genausogut über den betrieblichen Alltag mitreden. Schließlich der Vorhalt, die Sprecher der Arbeiter würden weitaus mehr verdienen als die „kleinen Arbeiter“, welche von der Firmenleitung bedauert werden. Das Bedauern scheint jedenfalls nicht materieller Natur zu sein, denn mit einem Hungerlohn von 50 Kreuzern kam man (und frau) damals nicht weit. Das Anstacheln einer Neiddebatte unter den Arbeitern ist deutlich erkennbar. Dabei ist es doch so: die vergleichsweise wohlsituierten Arbeiter bleiben nicht auf ihren Privilegien sitzen, sondern streiken für alle; und das nennt sich Solidarität. Diese Solidarität ist es, welche Kapitaleigner, die von der Arbeit Anderer leben, so fürchten.

Zur Aufklärung.

Die Arbeiter unserer Fabrik haben in der Nr. 215 dieses Blattes unter obiger Ueberschrift eine Erklärung erlassen, um die von ihnen ausgeführte Arbeits-Einstellung zu rechtfertigen. Obgleich die hierbei veröffentlichten Schriftstücke durch ihren Inhalt hinreichen, um die Handlungsweise der Arbeiter zu beurtheilen, müssen wir dem größeren hiesigen Publikum gegenüber doch etwas näher auf den Verlauf dieser Sache eingehen.

Annonce der Direktion.
Abbildung 13.04: Ausschnitt aus der Annonce der Direktion in den Hessischen Volks­blättern am 17. Sep­tember 1870; Scan vom Mikrofilm [vollständig].

Als die Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland erfolgt war, fand sich eine Anzahl hiesiger Industrieller veranlaßt, sich in gemeinschaft­licher Besprechung über die Schritte zu verständigen, welche den kommenden ernsten Ereignissen gegenüber, namentlich in Bezug auf die Erhaltung der älteren und verheiratheten Arbeiter, einzuhalten sich empfehlen möchten. Man war hierbei allseitig der Ansicht, daß es wünschenswerth wäre, diese Wohlthat einer möglichst großen Anzahl zu Theil werden zu lassen, was aber Angesichts der Unmöglichkeit, unter den dermaligen Verhältnissen die hierzu erforderlichen Mittel aufzutreiben und der voraussichtlich großen Opfern, die mit deren Herbeischaffung verbunden sein würden, nur unter gleichzeitigen Opfern von Seiten der Arbeiter selbst zu erreichen war. Die bei jener Besprechung versammelten Fabrikanten einigten sich in Folge dessen dahin, für die Dauer des Krieges die Löhne im Allgemeinen um 1/6 zu kürzen und gleichzeitig die tägliche Arbeitszeit um 1/5 zu reduciren, es jedem Einzelnen überlassend, wenn ausnahmsweise Verhältnisse ihm gestatteten, hiervon abzuweichen.

Wir machten unseren Arbeitern, durch die von denselben wörtlich veröffentlichte Benach­richtigung vom 23. Juli d. J., hiervon Mittheilung, indem wir darin zugleich jeden Einzelnen aufforderten, ein anderweitiges Unterkommen zu suchen und, wenn sich ihm ein solches darbieten sollte, dasselbe anzunehmen, wogegen alle übrigen zu gewärtigen hätten, enrweder bis auf Weiteres gegen reducirten Lohn und bei verkürzter Arbeitszeit im Etablissement zu verbleiben oder am 31. Juli entlassen zu werden.

Aber schon nach Ablauf der ersten 14 Tage haben wir dem uns damals von einem großen Theil der Arbeiter ausgesprochenen Wunsch, den vollen Tag statt nur 4/5 Tag arbeiten zu dürfen, entsprochen, unter Vorbehalt erneueter Reduction, wenn die Verhältnisse uns dazu nöthigen sollten.

Es war also nur noch die Reduction des Lohns, welche drückend für die Arbeiter war, es war uns aber nicht möglich dieser abzuhelfen und war diese auch gerade in unserem Etablissement, wenn überhaupt, mehr gerechtfertigt als anderswo, da wir genau 11 Monate vorher, unter Beibehaltung des früheren Lohnes für 12stündige Arbeitszeit, diese letztere auf 10 Stunden täglich reducirt, den Preis der Arbeit also verhältnißmäßig um ca. 1/6 erhöht hatten.

Nichts desto weniger erhielten wir schon am 31. August d. J., also kaum 5 Wochen nach ausgebrochenem Krieg, in einer, von sämmtlichen Arbeitern unterzeichneten, in kategorischer Weise abgefaßten Schrift, die Aufforderung, innerhalb 8 Tagen durch Anschlag die den Lohn beschränkende Bestimmung aufzuheben. Obgleich der Ton dieser Schrift und die darin angeführten Erwägungs­gründe, weder passend noch zutreffend und theilweise verletztend für die Direction waren, beabsichtigten wir dennoch die Arbeiter durch eine Erklärung zu beruhigen und war zu diesem Zweck der Vorstand der Krankenkasse, in welchem sich aus jeder Werkstätte ein von den Arbeitern aus ihrer Mitte gewähltes Mitglied befindet, zur Besprechung über das fragliche Anliegen eingeladen, die Zusammenkunft aber mit dem Bemerken abgelehnt worten [sic!], daß es Beschluß der Arbeiter sei, über diese Angelegenheit nicht mündlich zu verhandeln.

Die Folge dieser Weigerung war der am Nachmittage veröffentlichte nachstehende Anschlag:

„Da die Arbeiter es ablehnen, sich durch eine Anzahl von ihnen selbst gewählten Vertrauens-Personen behufs Besprechung des unterm 31. v. Mts. ausgesprochenen Wunsches, vertreten zu lassen, wir daher außer Stande sind, den Arbeitern selbst durch jene, diejenigen Erläuterungen geben zu können, welche wir ihnen bei dieser Gelegenheit zu geben beabsichtigten, erübrigt für uns nur, auf die Vorstellung vom 31. August die Mittheilung zu machen, daß wir leider augenblicklich noch nicht in der Lage sind, dem ausgesprochenem Wunsche in dem Maße zu entsprechen, wie es gewünscht wird. Sobald wir hierzu im Stande sind, was, wie wir hoffen, ganz in der Kürze der Fall sein kann, werden wir keinen Augenblick zögern, Löhne und Accordpreise wieder zu erhöhen.

Darmstadt, den 10. September 1870.“

welche Veröffentlichung mit der Arbeits-Einstellung am gleichen Nachmittage zusammenfiel. Von der Weigerung über die Angelegenheit mündlich zu verhandeln, davon haben die Arbeiter in ihrer Veröffentlichung nichts erwähnt.

Wir bedauern in dieser Angelegenheit haupt­sächlich die kleinen Arbeiter, d. h. diejenigen welche nur einen geringen Lohn haben, wie die Taglöhner und Zuschläger, deren Lohn von einem Gulden auf 50 kr. reducirt worden war und die sich zu dieser Demonstration gewiß nur gegen ihren Willen, haben verleiten lassen. Ein Theil derselben, der sich nicht terrorisiren lassen wollte, ist zwar zur Arbeit zurück­gekehrt, ein anderer Theil aber ist für den Augenblick brodtlos und hat Schwierigkeit, sogleich wieder andernorts Beschäftigung zu finden.

Wie wenig Veranlassung aber die Mehrzahl der übrigen Arbeiter und namentlich diejenigen, welche an der Spitze der Bewegung standen, hierzu hatten, mag wohl daraus zur Genüge hervorgehen, daß die 7 Arbeiter, welche die Verffentlichung vom 13. Sept. unterschrieben haben, nachstehenden Verdienst im letzten Jahre pro Tag hatten. 3 fl. 21 kr. – 3 fl. 10 kr. – 2 fl. 48 kr. – 1 fl. 56 kr. – 1 fl. 52 kr. – 1 fl. 45 kr. und 1 fl. 40 kr. also in 300 Arbeitstagen pro Jahr circa 1000 fl.; 950 fl.; 840 fl.; 580 fl.; 560 fl.; 525 fl.; 500 fl. – ein Verdienst der selbst nach Reduction um ein Sechstel noch immerhin manchem studirten Unterbeamten beneidenswerth erschienen wäre.

Wir beschränken uns auf die einfache Mittheilung vorstehender Thatsachen, indem wir es dem Publikum überlassen, zu beurtheilen, in wie weit der Schritt der Arbeiter gerechtfertigt war. Wir unsererseits ziehen vor, unsere Fabrik lieber Monate lang geschlossen zu halten, als uns durch die Arbeiter terrorisiren zu lassen.

Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt.
L. Weber.   F. Horstmann.

Quelle: Annonce in den „Hessischen Volksblättern“ am 17. September 1870.

Die von den streikenden Arbeitern so verletzend terrorisierten Mimosen in der Geschäfts­leitung spielten die ganze Klaviatur der manipulativen Meinungs­bildung. Nicht einmal das gemeinsame Boot durfte fehlen, in dem metaphorisch Kapitaleigner und Arbeiter sitzen. Die großen von beiden Seiten zu bringenden Opfer bestanden wohl darin, daß die einen ab und an auf ein Glas Champagner verzichten mußten, während die anderen sehen mußten, woher sie überhaupt das Brot zum Leben bekamen. Der Streik jedenfalls fiel alsbald in sich zusammen, denn der Direktion gelang es, aufgrund der kriegsbedingten Flaute anderswo auf die Straße geworfene Arbeiter anzuheuern und gegen die Streikenden als Streikbrecher einzusetzen.

„Darmstadt, 22. Sept.  Die von den Arbeitern der hiesigen Maschinenfabrik in Scene gesetzte Arbeitseinstellung wird zur Folge haben, daß zahlreiche auswärtige Arbeitskräfte hier in Kürze eintreffen werden.“ [8]

„Darmstadt, 4. Oct.  Die Stricke in der Maschinenfabrik ist so ziemlich als beendigt anzusehen, ein großer Theil der Feiernden ist zur Arbeit zurückgekehrt.“ [9]

Für die Darmstädter Fabrikanten war der Krieg mit Frankreich ein Geschenk des Himmels. Kriegsbegeisterung löste den Streikwillen ab. Mit nationalistischem Futter versorgt ließ es sich kommod leben. Doch die Herren Fabrikanten wußten, daß auch sie etwas ändern mußten. Es hatte sich gezeigt, daß die Arbeiter sich nicht alles gefallen ließen und gelernt hatten, effektive Formen der Gegenwehr zu finden.

Viktualienpreise 1869.

Abbildung 13.05: Preise für Fleisch, Wurst, Brot und Bier im September 1869. Angesichts dieser Preise nimmt es kein Wunder, wenn in Arbeiterfamilien allenfalls ein Sonntags­braten möglich war. Quelle: Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt vom 18. September 1869, Scan vom Mikrofilm.

Wohnungsbau

Es gibt so etwas wie das aufgeklärte Eigeninteresse des Kapitals. Die Erkenntnis, daß es im eigenen Interesse (und damit des Geldbeutels) ist, ein Stück vom Kuchen abzugeben und eine gemäßigt reformerische Sozialpolitik zu betreiben. Bismarcks Sozialgesetzgebung korrespondiert hierbei durchaus mit den Sozialistengesetzen; Zuckerbrot und Peitsche. Die Übelstände der Früh­industrialisierung waren einfach zu groß, um nur mit Ordnungsmaßnahmen darüber hinweggehen zu können. Folglich wurde die Armut mit Suppenküchen und Unterstützungsgeldern angegangen, gegen die Altersarmut wurde eine Renten­versicherung eingeführt, und auch an der Wohnsituation mußte dringend etwas geändert werden. Es half den Fabrikanten wenig, wenn ihre Arbeiter erst nach kilometerlangen Fußmärschen zur Arbeit kamen, weil der Wohnraum in Darmstadt knapp und überteuert war. Einige kluge Männer setzten sich zusammen, studierten Erfahrungen aus England und Frankreich und gründeten den Bauverein für Arbeiterwohnungen. Darunter waren Aktionäre der Maschinenfabrik und auch ihr kaufmännischer Leiter.

Der Bauverein war ein Stück gelenkte Sozialpolitik von oben. Die Erkenntnis, die in den Fabriken und Werkstätten, Läden und bei der Eisenbahn ausgebeuteten Artbeiter nicht ewig bei kargen Lohn dahinvegetieren lassen zu können, kam aus England. Dort hatte man aus Arbeiterrevolten gelernt, daß es wichtig ist, sich einen Stamm besser gestellter, zufriedener Arbeiter zu halten, die zukünftigen Revolten die Spitze nehmen könnten. Wer in diesem aufgeklärten Eigeninteresse des Kapitals philanthropische Motive vermutet, verkennt den Kern der Sache. Es geht um Pazifizierung. Dafür ist man bereit, eine Teil des Profits wiederherzugeben, den man mit langen Arbeitszeiten und minimalen Löhnen aus den Arbeitern herausgepreßt hatte. Man hätte ja auch die Arbeitszeiten senken und die Löhne erhöhen können, so daß die Arbeiter und ihre Familien neben der Luft zum Atmen auch die Luft zum Leben gewinnen könnten. Doch so philanthropisch war man dann doch nicht. Die Geschichte zeigt, daß höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, Arbeitsschutz und vernünftige Arbeitsbedingungen erkämpft werden müssen, jederzeit und immer wieder neu; weshalb Gewerkschaften und Betriebsräte allenfalls geduldet und häufig bekämpft werden. Folgerichtig erblüht das union busting im Deutschland des immer weniger aufgeklärten 21. Jahrhunderts.

Der Bauverein für Arbeiterwohnungen war eine Idee des Hofmarschalls Paul von Westerweller. Er fand für sein Vorhaben genügend Interessenten, um einen provisorischen Vorstand ernennen zu können. Diesem gehörten natürlich keine Arbeiter an. Arbeiter, die mitbestimmen, wenn es um ihre Belange geht – wo kämen wir da auch hin?

„Der provisorische Vorstand des Bauvereins für Arbeiterwohnungen setzte sich zusammen aus Persönlichkeiten, die im wirtschaftlichen und sozialen wie kulturellen Leben Darmstadts eine Rolle spielten. Paul von Westerwelle hatte schon sehr genau darauf geachtet, daß keine ‚Radikalinskis‘ das Ansehen der neuen Institution schmälern könnten. Er berief den Architekten Christian Lauteschläger, W. Schwab, Assessor A. Weber, den Hofdruckerei­besitzer F. Wittich, G. Merck, Direktor Weber, Otto Wolfskehl, Dr. Eugen Bracht, Dr. Ernst Becker und Sekretär Lohrbacher von der Familie Wolfskehl.

Unter den ‚Paten‘ befand sich die Königin von England, die 100 Pfund Sterling schickte; Rußlands Zar ließ mit 115 Rubel grüßen; das Großherzogspaar von Mecklenburg beteiligte sich mit 700 Gulden; ein Londoner Ehepaar würdigte die Gründung mit einer Spende von 1.000 Gulden; und ein englisches Handelsunternehmen spendete 600 Gulden. Inshesamt waren es ein aus Spenden bestehendes Startkapital von 3.800 Gulden. Das war zu jener Zeit eine große Summe, zusammen mit den als Mindestsumme vorgegebenen 10.000 Gulden Aktienkapital ein guter Auftakt.“ [10]

Die ministerielle Genehmigung des Bauvereins und seiner Statuten datiert vom 5. April 1866. Frau oder man könnte sich durchaus fragen, weshalb das mecklenburgische Groß­herzogpaar es vorzog, ein Befriedungsprojekt in Darmstadt zu unterstützen, anstatt das eigene Gesinde einmal anständig zu entlohnen. Interessanter ist dann schon die Namenspalette der provisorischen Vorstände. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei ist gleich mehrfach vertreten, und zwar durch ihren Direktor Ludwig Weber und die vermögenden Aktionäre Bracht und Wolfskehl. Georg Franz Merck war der Bruder des Aktionärs Carl Merck. Ferdinand Wittich übernahm nach dem Tod seines Onkels Reinhard Ludwig Venator zusammen mit seinem Bruder Rudolf die Druckerei und vielleicht auch dessen Aktienanteil an der Maschinenfabrik. Das Interesse des Unternehmens an diesem Projekt ist damit hinreichend belegt. Wilhelm Schwab soll Darmstadts größter Mäzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Trotz mannigfacher großzügiger Unter­stützungs­zahlungen für alle möglichen Projekte und Institutionen hinterließ er 1891 bei seinem Tod immer noch ein Vermögen von 400.000 Mark, umgerechnet rund 230.000 Gulden. Vermutlich hatte er sein Geld gut geparkt und leistete sich seine Wohltätigkeit aus Dividenden, also anderer Leute Arbeit. [11].

Überhaupt läßt sich ein überschaubares Geflecht an reichen Honoratioren ausmachen, das sich finanziell nicht nur in der Maschinenfabrik und im Bauverein, sondern auch in der 1853 gegründeten Actiengesellschaft für Gasbeleuchtung wiederfindet. In der am 30. Dezember 1865 abgehaltenen Genral­versammlung schieden Dr. Wedekind, Dr. Verdier und Wilhelm Schwab aus dem Verwaltungsrat aus, für die der Rentner F. Schenck, Georg Franz Merck und Ferdinand Wittich nachrückten. Der Vorsitzende Dr. Johann Hoffmann wurde in seinen Funktionen bestätigt. Auch hier dürfte Ferdinand Wittich seinen Onkel beerbt haben. [12]

Doch nicht alle Darmstädter Fabrikanten waren derart „aufgeklärt“. Die Aktien des Bauvereins gingen nicht weg wie erwartet, so daß das Bauprogramm nur langsam anlief.

Lamentierende Wohltäter mit kleiner Nebeneinnahme

„Darmstadt, Anfangs December.  In der am 21. d[ieses] Monats [richtig: am 21. November] stattgehabten dritten ordentlichen General­versammlung des Bauvereins für Arbeiterwohnungen dahier wurde von dem Vorstande der alljährliche Bericht über die Wirksamkeit des Vereins im abgelaufenen Geschäftsjahre erstattet, dem wir folgende Notizen entnehmen:

Das Actien-Capital des Bauvereins erfuhr im Rechnungsjahre 1867/68 einen Zuwachs von 2.200 fl. und besteht nunmehr in 159 Actien zu 100 fl. = 15.900 fl. – Diese Summe, zuzüglich der dem Vereine bei seiner Entstehung zugeflossenen Geschenke im Betrage von ca. 3.900 fl., und eine auf seine erste Häusergruppe aufgenommene Hypothekenschuld von 4.000 fl. bilden das Betriebscapital des Vereins, mittelst dessen er bereits drei Häusergruppen mit je acht Wohnungen gebaut hat, welche sämmtlich an Angehörige der arbeitenden Klasse vermiethet sind. Die Erbauung der ersten Häusergruppe hatte ausweislich der vorgelegten und geprüften Vereinsrechnung gekostet 11.239 fl. 6 kr. Die Miethpreise der acht Wohnungen dieses Hauses, welche früher zwischen 80 und 96 fl. betragen hatten, sind seit Beginn des laufenden Jahres im Interesse der Miether in der Art herabgesetzt, daß sechs zu je 76 fl. eine zu 80 fl. und eine zu 88 fl. vermiethet sind.

Die Erbauung der zweiten Häusergruppe hat 9.416 fl. 39 kr. gekostet. Was die in diesem Jahre erbaute dritte Häusergruppe anbelangt, so ist die Rechnung darüber noch nicht geschlossen; der Vorstand glaubt jedoch mit der gleichen Summe wie für die zweite ausreichen zu können, da die Arbeiten zu den gleichen Bedingungen vergeben wurden. Bei allen drei Häusergruppen ist der Ankaufspreis des Bauplatzes nicht zu den Baukosten hinzugerechnet. Die Wohnungen der beiden letzten Häusergruppen sind sämmtlich zum Preise von 60 fl. vermiethet. Dieselben bestehen aus zwei Zimmern, Küche und Zubehör, während in der ersten Häusergruppe jede Wohnung eine Piece mehr zählt [also drei Zimmer hat, WK]. Auch in dem letzten Jahre waren die Anmeldung von Seiten der Arbeiterfamilien um Aufnahme in die verschiedenen Häuser des Vereins so zahlreich, daß sie nur zum geringen Theile berücksichtigt werden konnten. Es ergibt sich hieraus zur Genüge, wie sehr diese Wohnungen von der arbeitenden Klasse, für die sie ja bestimmt sind, geschätzt werden.

Das Inventar des Vereins ist auch in diesem Jahre auf Grund ortsgerichtlicher Taxation der dem Vereine gehörenden Immobilien errichtet worden. Es sind jedoch durch den Vorstand Abschreibungen im Betrage von 350 fl. vorgenommen worden, um diese Ansätze auf den Betrag der Selbstkosten zu reduciren.

Die Ergebnisse des Vereins bestehen in Miethgeldern mit 1.069 fl. 31 kr. oder 5,17 pCt. des aufgewendeten Baucapitals, hinzu kommen 123 fl. 45 kr. für Pacht und verschiedene Einnahmen. Summa 1.193 fl. 16 kr. Diesem Brutto-Ertrag stehen entgegen die Ausgaben für Actien-Anfertigung, Steuer, Drucksachen, Inserate etc. mit zusammen 397 fl. 48 kr., so ergibt sich ein Reingewinn von 795 fl. 34 kr. Die Generalversammlung beschloß, von diesem Reingewinn eine Dividende von 4 pCt. des Actiencapitals an die Actionäre zu vertheilen und den Rest auf neue Rechnung vorzutragen. Im nächsten Jahre soll eine vierte Häusergruppe in Angriff genommen werden, falls die hierzu erforderlichen Geldmittel dem Vereine zur Verfügung stehen werden.

Der Bauverein hat durch dieses günstige Resultat seines zweiten Betriebsjahres abermals bewiesen, daß er seine Aufgabe richtig erfaßt hat. Indem er durch Herstellung von gesunden und wohlfeilen Wohnungen der arbeitenden Klasse eine Wohnthat erweist, vermag er zugleich seinen Actionären eine, wenn auch nicht hohe, doch auch nicht unbedeutende Rente zu bieten. Es ist zu bedauern, daß das noch immer nicht genugsam anerkannt wird. Hoffen wir, daß das Bekanntwerden des günstigen Ergebnisses, welches der Verein neuerdings erzielt hat, ihm recht zahlreiche neue Actien­betheiligungen zuführen werde, die es ihm ermöglichen, das Gebiet seiner Thätigkeit immer mehr zu erweitern.“

Quelle: Darmstädter Zeitung vom 6. Dezember 1868 [online]. [13]

Der Bauverein beklagt mangelndes aufgeklärtes Eigeninteresse

„Darmstadt, 4. Nov.  Am Montag [am 1. November, WK] hielt der vor fünf Jahren gegründete Bauverein für Arbeiterwohnungen seine jährliche General­versammlung [ab], in welcher der Vorstand über die Thätigkeit des Vereins im letzten Rechnungsjahre und die finanziellen Ergebnisse desselben Bericht erstattete.

Der Verein hat in diesem Jahre das vierte viertheilige Haus, jedes zu zwei Wohnungen, erbaut, verfügt also jetzt über 32 Wohnungen zu Gunsten der arbeitenden Classen. Dieselben sind zum größern Theil von Arbeitern und subalternen Angestellten der Hessischen Ludwigsbahn, dann von Arbeitern der Maschinenfabrik und Eisengießerei, der Main-Neckar-Bahn, Gasanstalt etc. bewohnt. Die Häuser liegen in unmittelbarer Nähe dieser Anstalten und der Verein hat in geringem Abstande davon, neuerdings ein größeres Terrain erworben, um noch eine größere Anzahl Arbeiter­wohnungen herzustellen, sofern er dazu die Mittel durch wohlwollende Betheiligung der hiesigen Capitalisten aufbringen kann. In diesem Jahre verdankte er die Mittel zur Fortsetzung seiner Thätigkeit den so humanen als einsichtsvollen Leitern der Hessischen Ludwigsbahn­gesellschaft, welche eine größere Actien­betheiligung übernahm, von dem richtigen Gesichtspunkte ausgehend, daß das Unternehmen wesentlich ihrem Personale, welches in dem den Bahnhöfen nahe gelegenen Theil der Neustadt sehr schwer Unterkunft findet und dadurch dem Eisenbahndienst selbst sehr fühlbar zu Gute kommt.

Die Vereinshäuser stehen in sehr gesunder Lage, jede Wohnung besteht aus 2 (einige aus 3) Zimmern nebst einer kleinen Küche, Keller- und Speicherraum, Holzstall und einem kleinen Gärtchen. Ein Theil der Mieter hat dabei noch Mittel gefunden, ein Paar Ziegen oder Schweine unterzubringen. Der Preis einer solchen Wohnung ist 60 fl. jährlich, gewiß sehr mäßig, im Vergleich zu den laufenden Preisen hierorts. Außer der Verzinsung ihres Capitals bis zu 4 Procent hat die Gesellschaft hauptsächlich sich für die Verbesserung des Looses der Arbeiter­familien zur Aufgabe gestellt; der Vorwurf, welcher in einer unlängst abgehaltenen Versammlung der ähnliche Zwecke verfolgenden s[o] ge[enannten] „Baugenossenschaft“ erhoben wurde, daß der Bauverein nur auf hohe Dividenden speculire, erhielt deßhalb in der General­versammlung eine energische Zurückweisung.

Leider verfügt der Verein zur Zeit noch über geringe, für das Unternehmen, wie es beabsichtigt ist und hoffentlich auch trotz der bedauerlichen Theilnahm­losigkeit, der es bei der Mehrzahl unserer Capitalisten begegnet, durchgeführt werden wird – ganz ungenügende Mittel. Das in Aussicht genommnene Actienkapital war ursprünglich 100.000 fl. in 1.000 Actien à 100 fl. Die bis jetzt vorhandenen 32 Wohnungen sind aber hergestellt mittelst eines Actiencapitals von 21.800 fl., einer Hypothek von 4.000 fl., einer Contocurrent­schuld von 5.101 fl. 33 kr. und einer Bauschuld von 7.499 fl.

Die Einnahmen aus den Mietherträgnissen der 24 fertigen Wohnungen betrugen in dem vom 30. September 1869 abgelaufenen Rechnungsjahr brutto 1.499 fl. 6 kr., welches gerade 5 Procent des Anlagekapitals macht. Die Ausgabe an Steuern und Verwaltungs­kosten betrugen 225 fl. 32 kr. Die General­versammlung beschloß aus dem Reingewinn von 1.058 fl. 25 kr., welcher nach Verzinsung der Hypothek und Contocurrent­schuld mit 4 Procent erübrigte, eine Dividende von 3 Procent an die Actionäre zu vertheilen und den ansehnlichen Rest von 497 fl. 45 kr. auf neue Rechnung vertragen zu lassen, um für alle später vorkommenden Eventualitäten, Unterhaltungs­ausgaben, Miethverluste etc. reichliche Mittell verfügbar zu halten.“

Quelle: Darmstädter Zeitung vom 4. November 1869 [online]. [14]

Während der Bauverein zwar nicht üppig ausgestattet ist, aber von einem erlauchten Publikum mit kleinen Geldpräsenten bedacht wird, müssen sich die Mitglieder der Baugenossenschaft das Geld vom Munde absparen. Man trifft sich monatlich und erfreut sich auch an kleinen Fortschritten.

Das monatliche Treffen der Baugenossenschaft

„Darmstadt, 9. Juni.  In der am 7. Juni stattgehabten monatlichen Hauptversammlung der hiesigen Bau-Genossenschaft theilte Herr Zimmermeister Heyl, als Mitglied der Bau-Commission, der Versammlung mit daß der neue Plan mit Voranschlag fertig, dem Kreisamte zur Genehmigung übergeben und zur Vergebung der Arbeiten vom 10. bis zum 18. bei ihm zur Einsicht offen liege. – Herr Wiener gibt nun einen ausführlichen Rechenschafts­bericht über das verflossene erste Halbjahr. erwähnt ganz besonders, daß für diese kurze Zeit die Betheiligung wie die Einlagen sich günstig für die Genossenschaft gestaltet haben. Von den Mitgliedern wurde nämlich eingezahlt 1) an monatlichen Beiträgen 661 fl. 15 kr. und 2) für Darlehensscheine 600 fl. – Für Eintrittsgelder, Statutenverkauf wurde weiter eingenommen 29 fl. 58 kr. so daß die Gesammt-Einnahme 1.291 fl. 13 kr. beträgt. – Diese befindet sich zum größten Theil in der Kasse des hiesigen Vorschuß-Vereins. Demselben wurden nämlich statutengemäß 920 fl. verzinslich übergeben. Die übrige Summe wurde verwendet; 1) für eine Anzahlung von 300 fl. auf die gekauften Bauplätze und 2) für Anschaffung der Statuten, Geschäftsbücher, Einlagebücher, Inseraten etc., wofür bis jetzt 78 fl. 48 kr. verausgabt wurde. Hiernach beträgt die Gesammt-Ausgabe 1.298 fl. 48 kr.; und die verzinsliche Anlage beträgt 7 fl. 35 kr. mehr als baares Geld vorhanden war.

Herr Wiener theilt nun noch mit, daß von dem ersten Plan wegen des zu hohen Preises abgesehen wurde und für dieses Jahr mit dem Bau 2er Häuser mit einer gemeinschaftlichen Mauer begonnen werden wird, deren Voranschlag sich um beinahe 1.000 fl. billiger stellt. Herr Wiener führt mit Hinweis auf die Mühlhäuser und englischen Bau-Gesellschaften aus, daß es fast unmöglich sei, gleich von vorn herein, die allgemeine verlangte Form zu treffen. Dort wurden zuerst längere Reihen von Häusern gebaut, die nach vorn und hinten hinaus je eine Wohnung mit einem Garten vor derselben haben. Die Giebel der Häuser sind dicht an einander gereiht und Luft und Licht können daher in die Wohnung nur von einer Seite eindringen. Aus letzterem Grunde hat man in Frankreich wie in England diese mit sogenannten todten Wänden Rücken gegen Rücken gebauten Wohnungen bald aufgegeben. Dagegen sind die meisten Häuser dort folgendermaßen gebaut worden:

1) Isolierte Häuser mit je 4 Wohnungen unter einem Dach, von denen jede eine Ecke einnimmt und also zwei Fronten hat. Die vier Gärten liegen vor jeder Wohnung und umgeben das freistehende Haus dasselbe hat ein Parterre und ein erstes Stockwerk, da beide gleich getheilt sind, so daß jede einzelne Wohnung mit Garten zwei Etagen hat. Eine Treppe hoch befinden sich 2 leicht ventilirten Zimmer, unter dem Dache ein Vorratsboden und im Parterre eine Flur, die zugleich als Küche dient, sowie ein geräumiges Zimmer nebst Cabinet. Im Souterrain ist ein Keller.

2) Kleinere Wohnungen zu vieren unter einem Dache, die jedoch nur ein einfaches Parterre enthalten; sie bestehen aus einer Küche und 2 Stuben, der Dachraum kann zum Schlafen benutzt werden.

3) Sind Häuser errichtet, die theils freie, theils auf den Giebeln an einander liegende aber kleinere Wohnungen enthalten, welche durch die ganze Breite des Gebäudes reichen und zwei Etagen haben. Nach vorn gegen den Garten liegt im Parterre eine Flur und ein Wohnzimmer, nach hinten gegen einen besonderen Hofraum die Küche und ein Schlafzimmer. Eine Treppe hoch befinden sich zwei geräumige Zimmer, nach dem Hof das eine, nach dem Garten das andere. Ventilation und Licht sind nach dieser Bauart gesichert. Beide Häuser kommen auf 1.400 bis 1.450 fl., jedoch ohne Bauplatz, der von der Regierung bezahlt wurde. Napoleon schenkte den Pariser Arbeitern außerdem noch, um einen praktischen Wohnungsplan zu finden, für diese Versuche 26.000 Franks = 12.138 fl. Die Erfolge dieser Versuche insbesondere über das zu verwendende Material zu den Wänden der Wohnungen, (die bei solchen kleinen Wohnungen, wenn sie aus Ziegelsteinen hergestellt werden, 13.000 Pfund Wasser enthalten) verspricht Herr Wiener in einer nächsten Versammlung mitzutheilen.

Zum Schluß macht Herr Wiener noch darauf aufmerksam, daß die außer den vorhandenen 1.100 fl. noch zum Baue fehlende Summe von 1.000 fl. –, durch Darlehensscheine aufgebracht werden müßte, zu deren Vertrieb der Vorstand eine Commission ernannt habe, da diese Angelegenheit im Interesse des Staates, im Interesse der Bürger und im Interesse der Betheiligten liegt, so glaubt diese Commission bald das nöthige Geld durch Ausgabe von Darlehensscheine[n] aufzubringen.“

Quelle: Hessische Volksblätter vom 11. Juni 1869

August Wiener war der Rechner des Arbeiter­bildungsvereins. Das einzige Doppelhaus, welche die Baugenossen­schaft mit dem wenigen Geld hochziehen konnte, lag in der heutigen Liebfrauenstraße. [15]

„Darmstadt, 16. Aug.  Ueber die, in unserem jüngsten Blatte erwähnte Grundstein­legung der von der hiesigen Baugenossenschaft zu erbauenden Häusergruppe, tragen wir noch folgende kurze Notizen nach. Der Act wurde durch den Vorsitzenden des Vereins mit einigen passenden Worten eingeleitet und hierauf mehrere, in einer eisernen Kapsel eingeschlossene Documente in dem Fundament eingemauert. Nachdem alsdann den Arbeitern, welchen die Ausführung der Bauten übertragen eine kleine Erfrischung gereicht worden, hielt das verdienstvolle Vorstands­mitglied Herr J. P. Hochstätter noch eine kurze Ansprache über die Bedeutung und den Zweck der Baugenossenschaft. Der hier schon seit Jahren bestehende Wohnungsmangel sei in der letzteren Zeit so fühlbar geworden und habe sich das Bedürfniß nach gesunden und billigen Wohnungen für den Mittel- und Arbeiterstand so geltend gemacht, daß sofortige Hülfe nothwendig gewesen. Redner, welcher diese Nothwendigkeit einsehend, schon vor mehreren Jahren mit einigen gleichgesinnten Freunden die Gründung der Genossenschaft, die nun ihre erste That feiert, vorbereitete, weißt sodann noch auf die Vortheile derselben hin: Wie durch den Verein selbst dem weniger Bemittelten Gelegenheit gegeben werde sich einen eigenen Herd zu gründen und wie diese Aussicht zu Fleiß und Sparsamkeit anspornen müsse. Wir wünschen dem segensreichen Unternehmen den besten Fortgang und hoffen, daß die Theilnahme an der Genossenschaft eine immer regere und allgemeinere werden möge.“ [16]

Immerhin befand das Denkmalamt, daß sich die beiden zusammenhängenden Wohnhäuser in der Liebfrauenstraße zu schützen lohnen.

„Eingeschossiges massives Doppelhaus mit je rund 80 qm Wohnfläche; Satteldach mit Kniestock, gemeinsamer Zwerchhaus­giebel. Bauherr war eine 1868 gegründete Baugenossen­schaft im Arbeiterverein Darmstadt. Das 1869 als erstes von neun geplanten Häusern in Eigen­finanzierung erstellte Wohnhaus wurde unter den Mitgliedern verlost; weitere Bauten wurden nicht realisiert. Sozial­geschichtliche Bedeutung als vermutlich in Deutschland einzigartig verbliebenes Modell zur Schaffung von Hauseigentum für Arbeiterfamilien.“ [17]

Doppelhaus in der Liebfrauenstraße.

Bild 13.06: Das Doppelhaus in der Liebfrauenstraße, Aufnahme vom August 2018. Die Ironie der Geschichte will es, daß das Gebäude heute dem Bauverein gehört.

Während der Bauverein Grundstücke an der Blumenthalstraße und Feldbergstraße erwarb und nach und nach Häuser errichtete, und während die Baugenossen­schaft von Anfang an unter Kapitalmangel litt, dachten einige Geschäftsleute mitten im Spekulationsfieber des Gründerbooms gleich in ganz anderen Dimensionen. Mit der Gründung einer Baugesellschaft auf Aktien beabsichtigten sie 1871, nicht eins oder vier, sondern gleich einhundert Häuser zu errichten. Sie kauften ein Gelände von etwa 6.200 Klafter Fläche zwischen der Heinheimer und der Kranichsteiner Straße auf, um dort Häuser zu einem Preis von etwa 5.000 bis 10.000 Gulden hochzuziehen. Hierbei war weniger an die Arbeiter der Stadt gedacht, sondern mehr an diejenigen, die der Enge der Altstadt entfliehen wollten, sich jedoch die schon früher hochgezogenen Häuser entlang der Promenadestraße, in der Mollerstadt oder zwischen Elisabethenstraße und Bessungen nicht leisten konnten. Initiatoren waren der Bankier Ferdinand Sander und der Bauunternehmer J. Müller. [18]

Schließlich gab es noch die am 28. September 1871 vom jüdischen Maschinen­fabrikanten Heinrich Blumenthal mit finanzieller Unterfütterung der Bank für Handel und Industrie gegründete Terrain­gesellschaft Blumenthal & Comp. mit einem Gründungskapital von 250.000 Gulden, gestückelt in 500 Aktien zu 500 Gulden. Diese Gesellschaft gedachte im heutigen Johannesviertel Mehrfamilien­häuser für das gehobene Bürgertum zu errichten. Auch ihr kam die Gründerkrise ab 1873 in die Quere, so daß das Blumenthal­viertel erst Ende des Jahrhunderts komplettiert war. [19]

Außer Konkurrenz

Wie es sich die verschiedenen Maschinen­fabrikanten bei ihrem Festbankett zum Abschluß der 1869er Ausstellung fest in die Hand versprochen hatten, fand tatsächlich vom 3. bis zum 5. Juli 1870 eine weitere landwirt­schaftliche Maschinen­ausstellung in Darmstadt statt. Diesmal jedoch beschickten nicht hauptsächlich lokale und regionale Interessenten die Veranstaltung, sondern auch nichthessische Unternehmer waren zahlreich vertreten. Eine Teilnahme ausgerechnet der größten Maschinenfabrik am Ort läßt sich erstaunlicherweise nicht belegen. Möglich ist, daß der Markt für derartige Maschinen von immer neuen Anbietern geflutet wurde und sich die Maschinenfabrik deshalb aus dem wenig einträglichen Geschäft zurückzog. Möglich ist dies auch, weil just zu dieser Zeit einer Umorientierung stattgefunden hatte und die Maschinenfabrik ihre Zukunft im Bau kleiner Tenderlokomotiven gesehen hat. Auch die Resonanz der Darmstädter Presse war wesentlich verhaltener als bei der groß aufgemachten Veranstaltung des Vorjahres. So wurde ausführlicher über eine im selben Zeitraum durchgeführte Rosenausstellung [20] berichtet.

„Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen zu Darmstadt.

Darmstadt, 3. Juli.  Die guten Erfolge, welche die früher hier veranstalteten Ausstellungen landwirth­schaftlicher Maschinen aufzuweisen haben, haben unverkennbar auch diesmal zu einer regeh Betheiligung unserer in diesem Fache besonders glänzend repräsentirten Industrie aufgemuntert. Ungefähr 50 Aussteller haben die Ausstellung beschickt. Dieses Ergebniß ist ein entschieden günstiges. Die Ausstellung gibt dem Besucher Gelegenheit, sich beinahe über das ganze Gebiet des landwirth­schaftlichen Maschinen­wesens, mit Ausnahme der unvollständig vertretenen Brennerei­apparate – wir bedauern hier insbedondere die Abwesenheit der Heißner'schen Fabrikate – zu unterrichten. Zahlreiche Verbesserungen früher bereits vorhandener, sowie mehrere vollständig neue Maschinen zeugen von den stetigen Fortschritten der Technik.

Sortiermaschine von Josse.
Abbildung 13.07: Sortiermaschine von Josse, aus: Meyers Konver­sations­lexikon von 1887.

Eine Anzahl bisher hier unbekannter sämmtlich auf das Müllergewerbe Bezug habender Maschinen hat Herr Maschinen­ingenieur Fr. Nau aus Bessungen [21] ausgestellt. So die Mühlstein­schärfmaschine von Rivance in Genf; eine Maschine, die gleich der von Golay construirten [22], mit einem rotirenden Diamanten arbeitet, sich aber von dieser neben vereinfachter Construction durch mehrfache Vorzüge (sie besitzt eine Vorrichtung zum Schleifen des Diamanten und gestattet Drehung des Apparats nach Rechts und Links) auszeichnet. Herr Nau hat ferner eine von ihm selbst construirte Getreide-Netz-Maschine, sowie einen von Josse in Ormesson construirten Apparat zum Auslesen der Steine aus dem Getreide, eine von demselben Techniker construirte Siebmaschine (Cribleur), sowie einen Getreide-Ausleser (Trieur à crains) ausgestellt.

Eine andere Nobität ist die von den Herren Kleyer und Beck ausgestellte Malzschrotmühle mit Meßapparat, eine Maschine, deren sinnreiche Construction durch die in Bayern eingeführte neue Form der Bierbesteuerung veranlaßt wurde.

Von Herrn W. Vernuleth wurde die Ausstellung mit einer sehr practischen, für den Brennerei­gebrauch bestimmten Kartoffel­waschmaschine beschickt, welche selbstthätig die Kartoffeln auf die Schrotmühle liefert, von wo aus sie zermahlen in den Maischraum wandern.

Eine Reihe hier neuer Apparate hat die Handlung landwirth­schaftlicher Maschinen von Moritz Weil jun . in Frankfurt geliefert. Besonders hat der gegenwärtige Futtermangel diese Firma zur Ausstellung zahlreicher Häckselschneid­maschinen veranlaßt, sämmtlich nach dem Modell der von Georg Michael Walther aus Gerstungen zuerst construirten Kurbelmaschine, welche durch eine ebenso einfache wie zweckmäßige Vorrichtung, mittelst einer Veränderung der Stellung der Kurbel, gestattet, je nach Belieben langes oder kurzes Häcksel zu schneiden. Von derselben Firma sind eine Göpelmaschine (Roßmann) und eine Hackmaschine sowie Ferkeltröge (Tröge, an welchen sich die Ferkel gegenseitig nicht am Fressen hindern können) ausgestellt, sowie Schweinetröge mit einer Vorrichtung, durch welche die Schweine abgehalten werden können, das Futter zu heiß zu fressen.

Dampfmaschinen sind von allen Formen und Größen vorhanden, und sind etwa 17 oder 18 auf der Ausstellung in Thätigkeit.

Dreschmaschinen sind gleichfalls zahlreich vorhanden. Das treffliche Blumenthal'sche Etablissement hat eine neue Gattung, eine Dreschmaschine mittllerer Größe ausgestellt, welche vor den großen Dreschmaschinen den Vorzug größerer Billigkeit besitzt – sie kostet 2.500 fl. – vor der kleineren sich dagegen dadurch auszeichnen, daß sie vollständig marktgängige Waare liefert. Sie vermag daher kleineren Gemeinden die ungleich theureren großen Dreschmaschinen vollständigzu ersetzen. Weniger erfreulich sind die auf der Ausstellungzahlreich vertretenenen Handdresch­maschinen, deren Unzweckmäßigkeit durch die Praxis längst nachgewiesen istr.

Neue Firmen machen sich gleichfalls mehrere auf der diesmaligen Ausstellung durch tüchtige Arbeiten kenntlich. So die Kesselschmiede von Rottberg und Weis und die Eisengießerei von Arnold und Reuling, beide von hier. Die letztere Firma hat eine 100 Centner schwere gußeiserne, für eine Blutlaufgen­salzfabrik bestimmte Crystallisations­pfanne ausgestellt.

Die von den Herrn Weiß und Faber vertretene Handlung landwirth­schaftlicher Maschinen von Lanz und Comp. in Mannheim hat gleichfalls zum ersten Male die Ausstellung beschickt. Unter den Ausstellungs­gegenständen erwähnen wir die Häckselschneid­maschinen, Pflüge und Eggen.

Unter den älteren Firmen erwähnen wir die Pumpenfabrik von H. Jung, die Ausstellung des Technikers L. W. Möser, der heute neben dem bereits bekannten selbstthätigen Kochtopf und der Mangmaschine noch den Kataraktwaschtopf ausgestellt hat. Landwirth­schaftliche Geräthe der mannigfachsten Art bieten sich auch diesmal zur Auswahl dar und Landmann und Städter finden vielerlei Nothwendiges, Nützliches und Schönes neben einander. In das Gebiet des Nützlichen gehört ein eleganter, von Kredel in Nieder-Ramstadt ausgestellter Wagen (Preis 350 fl.), der sich selbst auf den Promenaden großer Städte mit Ehren sehen lassen dürfte.“

Quelle: Darmstädter Zeitung vom 3. Juli 1870 [online].

Wenn die Maschinenfabrik hier keinerlei Erwähnung findet, dann dürfte auch sie der Ausstellung ferngeblieben sein. Daß dann ihre Nichtbeteiligung ebensowenig erwähnt wird, verwundert ein wenig. Das Mannheimer Unternehmen Lanz & Comp. war bekanntlich 1868 durch eine besondere Art von Obstruktion daran gehindert worden, der Ausstellung beizuwohnen. Tatsächlich jedoch streben neue Gesichter auf den Markt der Möglichkeiten, was dazu führt, daß die Kesselschmiede von Arthur und Theodor Rodberg mit wechselnder Orthografie vorgestellt wird. Aus der Eisengießerei von Arnold und Reuling sollte das Maschinenbau­unternehmen Schenck hervorgehen.

„Darmstadt, 3. Juli.  Der fortdauernde Arbeitermangel und die damit verbundene Steigung des Arbeitslohnes haben der Einführung landwirth­schaftlicher Maschinen mächtig Bahn gebrochen und der intelligente Landwirth weiß heut zu Tage ihren Nutzen und Bedeutung wohl zu schätzen. Aus diesem Grund haben die alljährlich wiederkehrenden Ausstellungen von landwirth­schaftlichen Maschinen ihre diese in der Natur der Verhältnisse begründete Berechtigung. Es freut uns constatiren zu können, daß die heute eröffnete Ausstellung dieser Branche nicht hinter ihren Vorgängerinnen zurückgeblieben ist. sondern sie ja in einzelnen Punkten noch übertroffen hat.

Dreschmaschinen durch Locomobile in Bewegung gesetzt, hat die Blumenthal'sche Maschinenfabrik in bedeutender Zahl (16) ausgestellt, während Moritz Weil jun. von Frankfurt und die hiesige Maschinen­handlung von Weis und Faber, sowie J. Wül und Weisfelder von Mannheim und Th. Irrig von Michelstadt mehr Futterschneide­maschinen Säe- und Mähmaschinen und andere Geräthe cultiviren. Ph. Jung von hier zeichnet sich auch heuer wieder durch ein reiches Sortiment von Pumpen und Spritzen aus, W. Venuleth, Kleyer und Beck durch ihre Brau- und Brennerei­apparate. C. F. Nau von hier, der sich vorzugsweise auf die Mühlenbranche geworfen, führt uns einen sehr sinnreich construirten Getreide­ausleser, sowie zwei andere Maschinen vor, die vermöge ihres einfachen, aber wohl durchdachten Baues im Stande sind, die Steine aus der Frucht zu entfernen und das Getreide vollkommen zu reinigen und zu sortiren, Arbeiten, welche das Interesse der Sachverständigen in hohem Grade in Anspruch nehmen.

Pflüge, Eggen, sowie sonstige hier einschlagende Geräthe, jeder hier gangbaren Construction führen K. Häuser von Fauerbach und H. Walter von Pfaffen­beerfurth vor, Möser von hier Maschinen für das Haus und die Küche. Von den übrigen Ausstellern nennen wir nur noch Arnold und Reuling, Rodenberg und A. Weyl, J. Lutz von hier, Arnold von Klein-Umstadt, Beilstein von Groß-Bieberau und Lämmermann von Groß-Gerau. – Trotz der unfreundlichen, durchaus nicht einladenden Witterung war die Ausstellung ziemlich stark besucht und wurden wie wir hören beträchtliche Ankäufe resp. Bestellungen gemacht.“ [23]

Im Gründerboom

Ende der 1860er Jahre zog die Konjunktur an; noch bevor französisches Gold nach dem gewonnenen Krieg in das neu begründete Deutsche Reich floß. Dies betraf nicht nur die industrielle Tätigkeit. Der Eisenbahnbau entwckelte sich zu einer eigenen Spekulations­blase. Praktischer­weise ließen sich hiermit Geschäfte in verschiedenerlei Hinsicht tätigen. Neue Gesellschaften entstanden, um ein reales Verkehrs­bedürfnis zu befriediegn. Sie mußten nicht nur gebaut werden, sie benötigten auch reichlich Lokomotiven und Waggons. Mit ihren Aktien ließ sich handeln, und so kam es durchaus vor, daß der Gründungszweck einer derartigen Gesellschaft nicht so sehr der Bau an sich war, sondern die Spekulation mit den emittierten Werten. Wie bei jeder Spekulations­blase kam es unausweichlich zum großen Knall. Diesmal geschah es ausgerechnet wähend der Weltaus­stellung in Wien am 9. Mai 1873. Doch ich greife vor.

Für die Maschinenfabrik und Eisengießerei eröffnete sich ein neues Tätigkeits­feld. Bislang hatte sie für verschiedene Eisenbahn­gesellschaften Maschinen und Materialien geliefert; und mehr zufällig war ab und an sogar eine kleine Bauzug­lokomotive dabei. Doch der sich abzeichnende Eisenbahnboom war viel zu verlockend, um sich nicht auch dort zu engagieren.

„Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt, welche sich seither insbesondere mit dem Bau von Dampfmaschinen, Werkzeug­maschinen sowie Bau und Schmalspur-Locomotiven befaßte, trifft dermalen die entsprechenden Vorrichtungen, um ganz zum Locomotivenbau überzugehen.“ [24]

Verkaufsannonce zweier Lokomobilen.
Abbildung 13.08: Verkaufs­annonce zweier von der Maschinen­fabrik gelieferter Lokomobilen. Quelle: Pfälzischer Kurier vom 12. August 1871 online bsb münchen].

Hierauf wird im nachfolgenden Kapitel ausführlich einzugehen sein. Bleiben wir solange bei den Jahresberichten der Großherzoglichen Handelskammer oder den Berichten Darmstädter Zeitungen, weil hierin ab und an Daten aus den Geschäftsberichten der Maschinenfabrik eingeflossen sind. Das Geschäftsjahr 1870/71 im Zeichen des Deutsch-Französischen Krieges muß trotz aller Umstände sehr erfolgreich verlaufen sein. Der Bericht über dieses Geschäftsjahr ist zwar nicht einmal ansatzweise erhalten, aber glücklicher­weise hat die Direktion der Bank für Handel und Industrie für eine Aufsichtsrats­sitzung eine kleine Bemerkung hinterlassen:

„Der Abschluß der Darmstädter Maschinenfabrik pro 1870/71 ist soweit bekannt, daß – je nachdem die Abschreibungen normirt werden – eine Dividende von 6½–7 % auf die Prior[itäts] Actien und folglich von 4–4½ % auf die Stammaktien erklärt werden kann. Es sind durch günstigen Verkauf verfügbaren Terrains außer­ordentliche Gewinne erzielt, welche auf dem Weg der Abschreibungen an dem Activ dem Geschäft vollständig erhalten werden sollen.“ [25]

Welches Terrain der Hessischen Ludwigsbahn verkauft worden ist, kann nachträglich nur gemutmaßt werden. Möglicher­weise hatte die Aktien­gesellschaft 1857 recht großzügig vorheriges Acker-, Wiesen- oder Brachland nördlich und südlich der Pallaswiesen­straße erworben.

„Die Grundsteinlegung muß im Jahre 1872 gewesen sein. Die genauen Unterlagen über den Bau und Inbetriebnahme der damaligen Zentralwerkstatt sind im 2. Weltkrieg verloren gegangen. Die alte Wetterfahne auf dem früheren Uhrturm des Verwaltungs­gebäudes trug die Jahreszahl 1872. Am 14.2.1873 war die feierliche Inbetriebnahme. Die neuerrichtete Wagenwerkstatt lag damals unmittelbar an der Strecke Mainz – Aschaffenburg, die hinter dem Gaswerk vorbei zum Bahnhof am Steubenplatz führte. Eine weitere Eisenbahnlinie, die Odenwald­strecke, mündete, vom Ostbahnhof kommend, entlang dem Rhönring – dicht hinter dem Werk – südwestlich ein und endete gleichfalls am Bahnhof Steubenplatz. Ein besonderes Anschlußgleis für das Werk wurde erst notwendig, als kurz vor dem 1. Weltkrieg der heutige Hauptbahnhof gebaut und die Streckenführung geändert wurden.“ [26]

Der Geschäftsbericht der Hessischen Ludwigsbahn für 1872 vermerkt zur Centralwagen­werkstätte Darmstadt:

„Für die Anlagen dieser Werkstätte wurde ein geeignetes Terrain in der bei Darmstadt, zwischen der Einmündung der von Mainz und Aschaffenburg kommenden Strecken angekauft und im Monat Juni mit dem Bau begonnen, welcher im Wesentlichen incl. Aufstellung der meist neu beschafften Werkzeugs- und Hilfsmaschinen bis zum Jahresabschlusse noch vollendet wurde. Um der fortschreitenden Vergrößerung des Wagenparks Rechnung zu tragen, wurde das Hauptgebäude, welches als Hallenbau mit eisenen Säulen und Oberlicht bereits einen Flächenraum von 19.000 □-Meter (7½ hessische Morgen) umfaßt, derart angelegt, daß etwa später nothwendig werdende Erweiterungen leicht bewerkstelligt werden können. Die Werkstätten werden durch Dampf geheizt und sind überall mit Wasserleitung versehen.

Die Beleuchtung geschieht mit Gas, welches in einer eigenen, mit Rücksicht auf den Bedarf des Bahnhofs Darmstadt ebenfalls neu erbauten Gasanstalt erzeugt wird.“ [27]

In einem Skizzenbuch des Mittelrheinischen Architekten- und Ingenieur-Vereins zur Erinnerung an deren Haupt­versammlung 1875 in Darmstadt wird die Werkstätte als Zeichnung vorgstellt und erhält folgenden erläuternden Text:

„Die Werkstätten, deren Situation aus der Zeichnung hervorgeht, wurden im Jahre 1872 vom 1. Mai bis zum 15. Dec. nach einem von Director Werder in Nürnberg und Bezirksingenieur Weiss gemeinschaftlich bearbeiteten Plan hergestellt. Die ersten Reparaturen konnten darin bereits im September vorgenommen werden.

Aufgabe war rationelle Aneinanderreihung der Werkstätten­räume, die Möglichkeit der Vornahme von Reparatiren gleichzeitig an etwa 100 Wagen ausserhalb der eigentlichen Werkstätten in gedecktem Raume und bequemes Aus- und Einrangiren der Wagen. Es können 144 Wagen aufgestellt werden, ohne Rangirgleise dazu zu benutzen und ausserdem in der Lackir- und Firniss-Werkstätte 28 Wagen.“ [28]

Indizien zur Identifizierung des verkauften Geländes sind somit der Bau der Wagenreparatur­werkstätte auf der „Knell“; weiterhin – vielleicht als Ergänzung zu den Wohnbauten des Bauvereins – fünf Doppel­wohnhäuser entlang der Blumenthal­straße. Diese Wohnhäuser mit den geraden Hausnummern von 32 bis 38, 42, sowie 50 und 66 werden erstmals 1874 im Darmstädter Adreßbuch aufgeführt; sie wurden zwischen der Pallaswiesen­straße und dem sogenannten Schneid­mühlengleis errichtet. [29]

„Die dahier bestehenden Maschinenfabriken sind sämmtlich in vollem Betriebe. Die Darmstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei ist, wie wir in unserem vorjährigen Berichte bereits erwähnten, nunmehr ausschließlich zum Locomotivenbau übergegangen. Auch in den Ergebnissen dieses Etablissements ist eine durch Verstärkung der Betriebsmittel aus Concentrirung auf Herstellung von wenigen Specialitäten (insbesondere von schmalspurigen Locomotiven für Secundärbahnen) begründete regelmäßige Steigerung der Production zu erkennen. Das Etablissement hat im Geschäftsjahre 1871/2 eine Dividende von 7 % für die Prioritäts-Actien und von 4½ % für die Stammactien aufgebracht und daneben durch außergewöhnliche Gewinne einen Special­reservefonds von 50000 fl. angesammelt.

Allem Anscheine nach werden die Ergebnisse des laufenden Geschäftsjahres 1872/3 diejenigen des vorhergehenden Jahres noch bedeutend übertreffen.“ [30]

Diese außerordentlichen Gewinne, die nicht unter den Aktionären verteilt, sondern dem Geschäft zugute kommen sollten, wurden als Spezial­reservefonds deklariert, aber de facto für außergewöhnliche und zusätzliche Abschreibungen in Höhe von 22.000 (1871/72) bzw. 28.000 Gulden (1872/73) verwendet. Üblich waren in den 1860er und frühen 1870er Jahren Abschreibungen in Höhe von etwa 10.000 bis 12.000 Gulden [31]. Der Geschäftsbericht für den Zeitraum vom 1. Juli 1871 bis zum 30. Juni 1872 wurde auf der Generalversammlung am 19. Dezember 1872 präsentiert.

„Darmstadt, 20. Dec.  Die hiesige Maschinenfabrik und Eisengießerei, deren General­versammlung gestern stattfand, gibt auch dieses Jahr wieder den Besitzern von Prioritäts-Actien 7 pCt Dividende; auf die Stammactien entfallen 4½ pCt, wovon 1 pCt zur Amortisation von Stamm-Actien zum Pari-Curse verwendet wird.

Wie wir dem Geschäftsbericht entnehmen, soll im nächsten Jahre die Vereinigung der sämmtlichen Werkstätten in dem, neben dem Bahnhof der Ludwigsbahn gelegenen neuen Fabriklocal stattfinden, wodurch eine weitere gedeihliche Entwicklung dieses für unseren Platz so wichtigen Etablissements vorbereitet wird.

Dasselbe hatte ursprünglich wegen Mangel eines bestimmten Gebiets für seine Thätigkeit eine harte Schule durchzumachen; erst in den letzten Jahren ist es ihm gelungen seine Haupt­thätigkeit vorzugsweise der Fabrikation von Eisenbahnbedarf, verbunden mit dem Bau von Locomobilen und Locomotiven für secundäre Bahnen mit schmaler und normaler Spur, sowie zu Bauzwecken, zuzuwenden. Die Fabrik hat dieses letztere Gebiet mit großem Erfolg betreten, wie die zahlreichen Aufträge beweisen, welche für das ganze nächste Jahr ihre volle Thätigkeit in Anspruch nehmen.

Die verhältnißmäßig niedrige Rente, welche die Fabrik bisher abwarf, soll nach sachkundigem Urtheil durch die getrennte Lage der Werkstätten und durch die zu geringe Arbeiterzahl bedingt sein, letztere wiederum durch die bisherigen ungenügenden Räumlichkeiten. Wenn das Streben der Direction nach Vereinigung der Werkstätten die Arbeiterzahl von 275 auf 400 zu bringen sich verwirklicht, so steht der Anstalt bei den im Ganzen in Darmstadt günstigen Arbeits­verhältnissen und dem Ruf ihrer Erzeugnisse eine blühende Zukunft bevor.

Wie wir hören wird dieselbe auch auf der Wiener-Weltausstellung durch mehrere Locomotiven und Locomobilen vertreten sein.“ [32]

Selbst im Schatten des Wiener Börsenkrachs konnte die Handelskammer in ihrem Bericht für 1873 noch positive Nachrichten vermelden.

„Die am hiesigen Platze bestehenden Maschinenfabriken hatten im abgelaufenen Jahre genügende Aufträge und waren stets in regem und vollem Betriebe.

Die Ergebnisse der Darmstädter Maschinenfabrik und Eisengießerei waren sehr befriedigende zu nennen. Der Gesammtumschlag derselben betrug im Jahre 1873 473.834 fl. 32 kr., es ist dies der höchste Betrag, der bis jetzt erreicht wurde und der den Durchschnitts­umschlag der vorangegangenen 9 Jahre um ca. 100.000 fl. oder ca. 50 % übersteigt.

Der bei diesem Umschlage erzielte Bruttogewinn betrug 44.652 fl. 32 kr. der höchste bis jetzt erzielte, derselbe beträgt 10 1/3 % des Umschlags und übersteigt den Durchschnitts­gewinn der vorangegangenen 9 Jahre um nahezu 16.000 fl. oder um ca. 50 %. Das in diesen wenigen Zahlen liegende Resultat stellt das Gedeihen des Etablissements vor Augen. Es wurde in der am 9. Dezember v[origen] J[ahres] abgehaltenen General­versammlung der Beschluß gefaßt, eine Dividende von 8 % auf die Prioritätsactien und von 5½ % auf die Stammactien zur Vertheilung zu bringen. Bereits seit ca. 2 Jahren ist die Fabrikation des Etablissements vorzugsweise auf die Herstellung von Tender-Locomotiven gerichtet, und werden den Resultaten dieses Strebens die finanziell guten Abschlüsse der letzten Jahre zu danken sein.

Im letzten Jahre kamen 12 Locomotiven zur Ablieferung und waren am Rechnungs­abschluß noch 19 Stück in Arbeit verblieben.

Außerdem wurden angefertigt: 2 Dampfmaschinen von 30 und eine von 10–12 Pferdekraft, mit zugehörigen Kesseln, 6 Röhren­dampfkessel, 6 Vorwärm­dampfkessel, 9 Locomobilkessel, 3 Locomotivkessel, 5 Drehbänke, 4 Hobelmaschinen, 1 Bohrmaschine, 2 Feilmaschinen, 1 Schrauben­schneidmaschine, 1 Theerpumpe, 16 Centrifugal­pumpen, 2 fahrbare Locomobilen, 4 Brückenwaagen von 500 C[en]t[ne]r Tragkraft, 3 plangehende Schiebebühnen, 2 schmiede­eiserne Drehscheiben, 8 freistehende Ladekrahnen für 5.000 Pf[un]d Tragkraft, 54 Naßmühlen, 98 Ausweichen, 56 Ausrükständer usw. Im Allgemeinen wurden für die Lieferungen stets entsprechende Preise erzielt, jedoch erlitt das Etablissement zweimal, in Folge der plötzlichen Steigerung der Eisenpreise, namhafte Einbuße.“ [33]

Annonce Dreschmaschinen.
Abbildung 13.09: Verkaufsannonce zweier Dreschmaschinen in der Neuen Würzburger Zeitung vom 14. August 1873 [online bsb münchen].

Die Konzentration der Geschäfts­tätigkeit auf den Bau von kleinen Tenderlokomotiven führte demnach nicht dazu, bisherige Geschäftsfelder aufzugeben. Nur die in Lizenzfertigung gebauten Dampfdresch­maschinen tauchen in dieser Zusammenstellung nicht mehr auf. Vermutlich war die Konkurrenz aus Darmstadt (Blumenthal) und Mannheim (Lanz) zu stark, um sich hier weiterhin gewinnbringend zu engagieren. Andererseits annoncierte die Maschinenfabrik im August 1873 in Würzburg (und vielleicht auch andernorts) zwei Dreschmaschinen, auf Wunsch mit zugehöriger Lokomobile; aber das gehört dann schon zum neuen Geschäftsjahr. [34]

Dampfkessel hingegen blieben im Programm, wie ein erhaltener Geschäftsbrief an die Gebrüder Reubold in Weilbach vom 8. April 1871 belegt. Diese betrieben seit 1822 in der Nähe von Miltenberg einen Eisenhammer mit Kupolofen. [35]

„Herren Gebrüder Reubold auf dem Weilbacher Eisenwerk

In ergebenster Erwiderung Ihres Geehrten vom 25. v[origen] M[onats] haben wir von dem uns damit ertheilten Auftrag auf einen Dampfkessel nach mitgetheilter Zeichnung dankend Notiz genommen und sichern nun Ihnen beste Ausführung zu, bedauern aber, Ihnen gleichzeitig mittheilen zu müssen, daß wir wie dermalen, der überaus gesteigerten Blechpreise wegen, den Preis für diese Kessel nicht unter fl. 470,- stellen können. Wenn Sie uns mit Postwendung nichts Gegentheiliges melden, nehmen wir den Auftrag als definitiv an.

Was den Fehler am Wickstadter Kessel [36] betrifft, so kann derselbe nur durch Nach­lässigkeit des Heizers entstanden sein, der den Kessel nicht rechtzeitig reinigte und von dem sich über dem Feuer ablagernden Kesselstein befreite. Wir nehmen zu den Feuerplatten stets nur ganz gutes Holzkohleneisen, das wir dermalen mit 51 Thaler per 1000 ℔ [= Pfund] bezahlen.

Ihrem Wunsch gemäß werden wir das Blech für 2 Kessel gleichzeitig bestellen in der Voraussetzung, daß Sie einen Auftrag hirzu recht bald nachfolgen lassen. Wir fürchten, daß das Blech, das nur jetzt zu einem Kessel durchschnittlich 47 Thl per 1000 ℔ kostet, binnen kurzem abermehr im Preise steigen wird.

Ihren gefälligen Nachrichten entgegen sehend zeichnen
achtungsvoll
Maschinenfabrik & Eisengießerei Darmstadt
Weber    Horstmann“

Annonce zur Einlösung.
Abbildung 13.10: Annonce zur Einlösung der Obligationen von 1860 in der Darmstädter Zeitung vom 25. Mai 1872 [online ulb darmstadt].

Im Geschäftsjahr 1870/71 hatte die Maschinenfabrik einen Teil ihres Geländes der Hessischen Ludwigsbahn abgetreten. Nun waren die von der Maschinenfabrik 1860 ausgegebenen Schuld­verschreibungen hypothekarisch gesichert im Grundbuch eingetragen. Dieser Eintrag muß das gesamte Gelände beinhaltet haben, so daß für den Verkauf eines Teils davon an die Hessische Ludwigsbahn die gesamte Hypothek gelöscht und dazu eben auch die Schuld­verschreibung zurückgezahlt werden mußten. Den Kuponschneidern wurde alternativ zur Auszahlung des Betrages eine Umwandlung in eine neue Schuld­verschreibung angeboten. Vermutlich wird sich die Gesellschaft vorab bei ihren Obligations­inhabern abgesichert haben, denn derart viel Geld hatte die Maschinenfabrik natürlich nicht flüssig. Die gute Konjunktur wird dazu beigetragen haben, das Vertrauen in das Unternehmen und die Rendite zu erhalten. Wie sehr man sich irren kann …

Ein gewisser Carl Schenck hatte, wie wir in Kapitel 9 gesehen hatten, zwischen 1859 und 1861 in unserer Maschinen­fabrik seine praktische Ausbildung vervoll­kommnet. Zwei Jahre später nahm er die Gelegenheit wahr, die Maschinen­werkstätte von Cäsar Schweitzer in Mannheim zu erwerben. Zusammen mit seinen Kompagnons Carl Elsässer und später Hermann Mohr baute er den Betrieb aus und tüftelte an der Vervoll­kommung von Brücken­waagen herum. Anfang 1873 trat er in direkte Konkurrenz zu seinem früheren Brotherren, der Darmstädter Maschinenfabrik. Beide Unternehmen gaben ihre Angebote zu einer Ausschreibung zur Lieferung zweier Centesimal-Brücken­waagen der Königlichen Berg­inspektion V zu Suktbach bei Saarbrücken ab. Diese Waagen waren offenbar sowohl nach Gewicht wie nach Stückpreis zu offerieren. Die Mannheimer Maschinenfabriik bot an, eine solche Waage für 930 Taler zu liefern, während die Darmstädter 1.050 Taler haben wollte. Das günstigste Angebot gab allerdings Johann oder Johannes Cramer aus Karlsruhe ab, dessen Waage nur 780 Taler kosten sollte. [37]

Die aufwendige Suche nach Arbeitern

Die Geschäfte liefen gut, so gut jedenfalls, daß versiertes technisches Personal auch überregional gesucht wurde. In Darmstadt gab es zwar eine grßere Zahl an Metallarbeitern, aber diese ließen sich nur begrenzt aus den bestehenden Handwerks­betrieben oder bei anderen Fabriken abwerben. Fachpersonal, wie es etwa beim Lokomotivbau benötigt wurde, mußte entweder selbst angelernt oder aber von anderen Standorten weggelockt werden.

Stellenanzeige.

Abbildung 13.11: Stellenanzeige der Maschinenfabrik im „Organ für die Fortschritte des Eisenbahn­wesens“, Heft 4, 1873 online bsb münchen]. Das (noch) florierende Unternehmen benötigte dringend erfahrene Ingenieure, um weiter expandieren zu können.

Beispiele für Zeitungsannoncen, die außerhalb der Region geschaltet wurden, lassen sich finden; die folgende Übersicht ist jedoch unvoll­ständig und wird laufend ergänzt.

 
Tabelle 13.2: Stellenanzeigen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Es wird bei mehreren gleichartig geschalteten Anzeigen in der Regel die erste auffindbare angegeben.
DatumZeitung/Zeitschriftgesucht werdenLinkBemerkung
16. Januar 1858Schwäbischer Merkur (Stuttgart)Modellschreiner, Eisengießer, Bankarbeiter und Monteure[online bsb münchen]Vergrößerung der Werkstätten
1. April 1862Fränkischer Herold (Nürnberg)Maschinenkonstrukteur[online bsb münchen]für Werkzeuge und Fabrik­einrichtungen
22. Januar 1864Zweibrücker Wochenblatt15–20 tüchtige Kesselschmiede[online bsb münchen] 
19. Februar 1864Zweibrücker WochenblattMaschinenschlosser, Monteure, 10–12 Kesselschmiede, ein tüchtiger Blechschmied[online bsb münchen]erstere mit Dampfmaschinen- und Lokomobilenbau vertraut
21. Februar 1864Nürnberger AnzeigerMaschinenschlosser, Monteure, 10–12 Kesselschmiede, ein tüchtiger Blechschmied[online bsb münchen]erstere mit Dampfmaschinen- und Lokomobilenbau vertraut
29. August 1867Fränkischer Kurier (Nürnberg)tüchtige Bankarbeiter und Eisendreher[online bsb münchen] 
2. Juli 1869Fränkischer Kurier (Nürnberg)tüchtige Maschinenschlosser und Kesselschmiede[online bsb münchen]sollen in Eisenbahn-Werkstätten gearbeitet haben
25. Oktober 1870Würzburger Stadt- und LandboteMonteure, Maschinen­schlosser, Schmiede und Kesselschmiede[online bsb münchen] 
28. Dezember 1872Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (München)Metallarbeiter: größere Anzahl geübter Metalldreher und Hobeler[online bsb münchen]Erweiterung unseres Etablissements und Vermehrung unserer Werkzeug­maschinen
23. Mai 1873Der BerggeistGießereitechniker oder Gießermeister[online bsb münchen]für jährlich etwa 15.000 Zentner Maschinenguß
13. Juni 1873Der BerggeistMaschinen­ingenieure für die Konstruktion von Lokomotiven und Bahnhofs­ausrüstungen[online bsb münchen]
1873Organ für die Fortschritte des EisenbahnwesensMaschinen­ingenieure für die Konstruktion von Lokomotiven und Bahnhofs­ausrüstungen[online bsb münchen] 
8. April 1875Neue Würzburger ZeitungLehrling für das Comptoir[online bsb münchen]Chiffreanzeige, Zuordnung nicht sicher

Selbstverständlich ging auch in Darmstadt und Umgebung die Suche nach qualifiziertem Fachpersonal weiter. Anders als heute, wo über Fachkräfte­mangel gejammert wird – aber und weil man nicht bereit ist, Fachkräfte entsprechend zu entlohnen –, war man damals durchaus dazu bereit, mehr als den ortsüblichen Vergleichslohn zu bezahlen. Daß selbiger angesichts der Lebens­haltungs­kosten immer noch mickrig war, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings verdienten die Arbeiter der Maschinen­fabrik mehr als die bei Merck. [38]

„Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt sucht einen Constructeur für Dampfmaschinen und Eisenbahn­material – ferner einen Hülfszeichner, welcher bereits praktisch gearbeitet hat.“ [39]

Die Generalversammlungen

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht auf die ordentlichen und außer­ordentlichen General­versammlungen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt, soweit sie aus Dokumenten, Berichten und Annoncen rekonstruierbar sind. Offensichtlich gab es zuweilen Fortsetzungen, die hier müglicher­weise nicht alle erfaßt sind. Soweit möglich, werden Verweise auf digitalisierte Dokumente etc. gegeben. Wie aus den beiden Protokollen von 1878 ersichtlich ist, wurden die Versammlungen unabhängig davon, ob ordentlich oder außer­ordentlich, mit römischen Zahlen durchnumeriert, und zusätzlich die ordentlichen Versammlungen mit arabischen Zahlen.

Tabelle 13.3: Generalversammlungen der Maschinenfabrik zwischen 1858 und 1883. Verwendete Kürzel: a./ao. = ordent­lich/außer­ordentlich; DZ = Darmstädter Zeitung; DFA = Darmstädter Frag- und Anzeigeblatt; HV = Hessische Volksblätter.
Nr.o./ao.DatumOrtEinladungFundstelleBemerkung
I.o.29.4.1858Gasfabrik1.4.DZ 3.4.Bericht in DZ am 30.4. [online und transkript]
II.o.30.4.1859Gasfabrik2.4.DZ 9.4.Bericht in DZ am 6.5. [online und transkript], Verschiebung Geschäfts­jahr auf 30. Juni
III.o.31.10.1860Gasfabrik29.9.DZ 30.9. 
IV.o.1861Gasfabrik  zugehörige Daten bislang nicht zu ermitteln
V.o.19.11.1862Gasfabrik19.10.DZ 21.10.fortgesetzt am 17.12. mit Einladung vom 24.11. in der DZ 25.11.; Emission von Prioritäts­aktien beschlossen
VI.ao.7.5.1863Gasfabrik15.4. [sic!]DZ 14.4.neues Statut verabschiedet
VII.o.30.11.1864Gasfabrik8.11.DZ 10.11.fortgesetzt am 28.12., Bericht in HV am 2.12. [transkript] und am 30.12. [transkript]
VIII.o.28.12.1865Gasfabrik5.12.DZ 7.12.Bericht eines Aktionärs, [DZ 1.1.1866, transkript]
IX.o.28.11.1866Gasfabrik17.10.DZ 18.10.Bericht in HV am 30.11. [transkript]
X.o.29.11.1867Gasfabrik  Bericht in HV am 3.12. [transkript]
XI.o.30.11.1868Gasfabrik30.10.DZ 31.10.Bericht in HV am 4.12. [transkript]
XII.o.29.11.1869Gasfabrik26.10.DZ 28.10., DFA 30.10. 
XIII.o.28.12.1870Gasfabrik21.11.DFA 26.11., DZ 29.11. 
XIV.o.8.12.1871Gasfabrik29.10.DZ 31.10. 
XV.o.19.12.1872Gasfabrik23.11.DZ 25.11.Bericht in DZ
XVI.o.9.12.1873Gasfabrik28.10.DZ 29.10.Bericht Handelskammer
XVII.o.19.12.1874Bank für Süd­deutschland28.11.DZ 29.11.Bericht Handelskammer
XVIII.o.29.11.1875Bank für Süd­deutschland22.10.DZ 25.10.Bilanz 1874/75 in DZ und Kurzbericht in DT 7.12.
XIX.o.28.12.1876Maschinenfabrik25.11.DZ 28.11.Protokoll
XX.o.28.11.1877Maschinenfabrik25.10.DZ 29.10. 
XXI.o.21.12.1878Maschinenfabrik29.11.DZ 30.11.Protokoll, ursprünglich angesetzt am 11.12.
XXII.ao.21.12.1878Maschinenfabrik29.11.DZ 30.11.Protokoll, Liquidation beschlossen
(XXIII.)ao.21.4.1879Maschinenfabrik28.3.DZ 29.3. 
(XXIV.)ao.28.2.1883Bank für Handel und Industrie2.2.DZ 7.2.Selbst­auflösung abgeschlossen, Mitteilung in DZ 3.3.
Nr.o./ao.DatumOrtEinladungFundstelleBemerkung

Die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei wird fortgesetzt in Kapitel 14 mit der Teilnahme an der Wiener Weltausstellung 1873 und der damit verbundenen Kontroverse um den Nutzen und die Schönheit der Lokomotiven aus Darmstädter Produktion.

Quellen- und Literaturverzeichnis.


Anmerkungen

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