Das seit 1837 als Buschbaum & Comp. bestehende und 1844 zur Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt umfirmierte Unternehmen wurde mit Unterstützung der ebenfalls in Darmstadt ansässigen Bank für Handel und Industrie 1857 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Liquidation des Unternehmens wurde mit der Generalversammlung am 21. Dezember 1878 eingeleitet.
Die Umstellung der Produktion auf den Bau kleiner Tenderlokomotiven paßte gut zu Eisenbahnspekulation des Gründerbooms. Während der Wiener Weltausstellung platzte die Blase, zurück blieben Katzenjammer, Scherben und Schulden. Die Darmstädter Maschinenfabrik konnte sich noch zwei Jahre mit dem Abarbeiten des Auftragspolsters durchhangeln. Auf einer eigens in Darmstadt anberaumten Industrieausstellung bemühten sich die trunkseligen Fabrikanten und Honoratioren darum, ihre Erzeugnisse im schönsten Licht darzustellen, obwohl die Weltöffentlichkeit die Qualität deutscher Produkte nicht ganz so rosig sah. Doch Aufträge blieben rar, und wenn es sie gab, dann zu unzumutbaren Konditionen. Als die Verluste 1878 zu groß wurden, zog die Bank für Handel und Industrie die Reißleine.
Dieses Kapitel zur Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei ist die Fortsetzung von Kapitel 15 mit dem Lokomotivbau in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre.
Zur Weltausstellung in Wien vom 1. Mai bis zum 2. November 1873 reiste die Maschinenfabrik mit zwei ihrer kleinen Tenderlokomotiven an. Die eine war normalspurig und hörte auf den Namen „Darmstadt“, die andere war als Bauzuglokomotive mit einer Spurweite von 900 mm ausgestattet. Die versammelte Fachwelt war wenig begeistert, was aber weniger an der Qualität der Maschinen lag und mehr an den Vorstellungen der Männerwelt. Diese hatte so ihre eigene Wahrnehmung des Verhältnisses von Kraft und Eleganz. Gegen diese doch recht unpassende Wahrnehmung richtete der Ingenieur Carl Schaltenbrand in einer Artikelserie für die „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ seine Kritik, die 1876 Eingang in sein Lehrbuch über Lokomotiven fand. [1]
»» Zu den beiden Darmstädter Lokomotiven auf der Wiener Weltausstellung siehe ausführlich die Darstellung in Kapitel 14.
Das engliche Fachblatt „Engineering“, das zunächst die beiden Lokomotiven als „crude indeed“ getadelt hatte, dann aber zurückrudern mußte und zugestand, daß sie ihrem Einsatzzweck durchaus dienlich waren, stellte ein weiteres Produkt aus Darmstädter Produktion vor. [2]
„The above engraving represents a handy little machine which was exhibited at Vienna by the Darmstadt Maschinenfabrik und Eisengiesserei, and mentioned by us on page 314 of our last volume. It is a combined steam winch and pump, intended for the use of contractors and others. The whole machine is carried on a rectangular frame of 7 in. by 3 in. channel iron. The boiler is placed in the centre of the frame; it is supported by wrought-iron brackets, and fixed from one side. The engine has a single cylinder, vertical and inverted, carried by light cast-iron angle framing, which is bolted to the boiler at its upper end. The winch, in the construction of which there is nothing calling for special mention, is placed on the front of the frame, and driven from the engine in the usual way. A small centrifugal pump is placed at the hinder end of the machine, and is driven by a strap from the flywheel of the engine, which has a turned rim for that purpose. The engine can of course be used to drive a circular saw, or other machinery external to itself, when required, and is in every respect a handy affair. The whole is carried upon four wooden wheels, and fitted with shafts for horse transport. The boiler is intended to work at 90 Ib. pressure.“
Die Zuordnung dieser Lokomobile zur Maschinenfabrik ist womöglich ein Irrtum des „Engineering“. Weder der deutsche Ausstellungskatalog noch W. Schwabes Bericht über die Ingenieur-Section der Weltausstellung nennen für unsere Maschinenfabrik diese Dampfpumpe; hingegen stellte das kürzlich nach Darmstadt übergesiedelte Unternehmen Lossen & Schäffer Dampfpumpen aus. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei hingegen war mit einer „Locomobile älteren englischen Musters“ vertreten. [3]
Das Unternehmen der beiden Geschäftspartner Joseph Lossen aus Frankfurt am Main und Gottlieb Schäffer aus Kirchheim an der Teck bestand nur fünfzehn Monate. Der Beginn seiner Geschäftstätigkeit in Darmstadt ist auf den 1. Mai 1873 datiert. Die beiden Geschäftspartner hatten sich 1873 ein preußisches Patent für eine Dampfschiebersteuerung erteilen lassen. Joseph Lossen suchte im August 1873 wohl nicht nur in Schweinfurt zwei tüchtige Modellschreiner, „welche auf Dampfmaschinen gearbeitet haben“ sollen. Das gemeinsame Unternehmen besaß eine Dampfmaschine des französischen Herstellers Générateurs Inexplosibles Belleville. Gottlieb Schäffer verließ das Unternehmen zum 1. August 1874, während Joseph Lossen das Geschäft vorerst unter eigenem Namen, dann mit einem Bruder bis etwa 1887 weiterbetrieb. Auf dem Firmengelände an der Allee Nr. 25 siedelte sich um 1889 die Rummel-Brauerei an. [4]
Schon in den ersten Wochen der Wiener Ausstellung platzte die Spekulationsblase des Gründerbooms. Neben Immobilien standen auch Eisenbahnen zur Disposition. Da sich die Darmstädter Fabrik erst einige Jahre zuvor auf kleine Tenderlokomotiven für Bauunternehmer, Kohlegruben, Eisenbahnbauten und Nebenbahnen spezialisiert hatte, traf sie die nun beginnende Gründerkrise besonders hart. Zunächst konnte sie noch die bis dato eingegangenen Aufträge abarbeiten, danach aber standen harte Zeiten bevor.
Über den Geschäftsbetrieb der Maschinenfabrik sind aus den 1870er Jahren nur einige verstreute und mehr oder weniger aussagekräftige Angaben vorhanden. In den Geschäftsberichten der Bank für Handel und Industrie wird nur grob angedeutet, ob es dem Unternehmen gut gehe oder nicht, was angesichts der marginalen Bedeutung des Unternehmens für die Bank auch nicht verwundern darf. Deren Aktionäre waren am Ausgang der Millionengeschäfte der Bank bei der Zeichnung oder Plazierung von Anleihen mehr interessiert als an den Krümeldividenden einzelner Industriebeteiligungen. Darüber hinaus schöpfte die Darmstädter Handelskammer in ihren Jahresberichten aus den uns nicht mehr vorliegenden Geschäftsberichten der Maschinenfabrik, so daß wenigstens einige Kennziffern erhalten sind. Immerhin sind glücklicherweise die Geschäftsberichte des Unternehmens für die Geschäftsjahre 1875/76 und 1877/78 erhalten geblieben. [5]
1871 hatte die Bank für Handel und Industrie ihren Bestand an Prioritätsaktien der Maschinenfabrik um 8.000 Gulden aufgestockt, so daß sie nunmehr bei einem nominellen Gesamtkapital von 400.000 Gulden über Aktien im Wert von 121.000 Gulden verfügte. Über das Geschäftsjahr 1870/71 selbigen Unternehmens befand die Bank, es habe „vortheilhaft gearbeitet und gute Resultate erzielt“. 1873 setzte das Unternehmen noch 473.834 Gulden um, rund ein Fünftel des Gesamtumschlags der acht damaligen Darmstädter Maschinenbaufabriken. 260 Arbeiter erwirtschafteten den Aktionären damals einen Reingewinn von 44.652 Gulden. [6]
Wir hatten schon in Kapitel 13 gesehen, daß in der Maschinenfabrik nicht nur Lokomotiven produziert wurden, sondern allerlei Dampfkessel, Bahnbedarf und noch einiges mehr. Markant sei, so Arthur Uecker in seiner Darstellung unter Bezugnahme auf die Produktlisten von 1873 und 1875,
„neben dem relativ großen Umfange der Produktion ihre außerordentliche Mannigfaltigkeit. Die Bedeutung diese Werkes liegt keineswegs auf dem Gebiete der Massenproduktion, vielmehr geht aus den beiden Aufstellungen mit Deutlichkeit hervor, daß hier nach unseren heutigen Begriffen noch eine Herstellungsweise mit relativ geringer Arbeitsteilung vorliegt, insofern, als von einer großen Arbeiterzahl nicht weniger als (im Jahre 1875) über 24 verschiedene Produktionsarten in jeweils geringer Zahl hergestellt wurden, so daß die für eine Herstellung großen Stils in heutiger Zeit typische Konzentration des Produktionsapparates auf relativ wenige Produkte in jener Zeit noch nicht vorhanden ist.“ [7]
Demnach hätte sich das Unternehmen beim Versuch, eine ausreichende Produktion aufrechtzuerhalten, verzettelt und es zudem versäumt, Produktionslinien zu errichten, die auf Massenproduktion anstelle von Spezialisierung setzte. Der Darstellung Ueckers ist jedoch entgegenzuhalten, daß er den monopolistischen Produktionsprozeß seiner Zeit, also ein halbes Jahrhundert später, auf eine Zeit überträgt, die geprägt ist vom Übergang manufakturmäßiger, handwerklicher Produktion in industrielle Großfertigung. Zudem fragt er nicht danach, ob insbesondere in der Gründerkrise ein Unternehmen jeden Auftrag annehmen mußte, den es bekommen konnte, um wenigstens die Fixkosten abzudecken. Dennoch wird seine Sichtweise mehr als nur ein Körnchen Wahrheit beinhaltet haben.
Jedenfalls wurden die Zeiten härter, auch wenn das Geschäft noch halbwegs florierte. Die Produktion von Schmalspurlokomotiven war anfällig gegen konjunkturelle Schwankungen. Mit der Gründerkrise gingen die Bestellungen gerade für diese „Spezialität“ zurück. Solange in Neubauten investiert wurde, wurden Dampframmen und Bauzugloks benötigt und bestellt. Doch schon direkt um die Ecke, im Blumenthalviertel, stoppte der Bauboom. Die von der Blumenthal'schen Terraingesellschaft geplante Ausdehnung gutbürgerlicher Wohnbauten (das heutige Johannesviertel) schleppte sich bis in die 1890er Jahre dahin. In ihrem Jahresbericht für 1874 malte die Darmstädter Handelskammer deshalb eher düstere Farben.
„Am hiesigen Platze befinden sich dermalen acht Maschinenfabriken, die zusammen etwa 700 Arbeiter beschäftigen. Der Gesammtumschlag betrug im abgelaufenen Jahre ca. 2 Millionen Mark.
Das bedeutendste Geschäft in dieser Branche ist die Maschinenfabrik und Eisengießerei dahier. Dieselbe befaßt sich hauptsächlich mit Anfertigung von schmalspurigen Locomotiven für Secundär-Bahnen und Eisenbahnbauten, sowie mit Anfertigung von Locomobilen, Dampframmen etc.
Dieses Geschäft hatte im vergangenen Jahre unter dem Einfluß des Minderverkehrs der Eisenbahnen und der dadurch bedingten Zurückhaltung von Aufträgen Seitens der Eisenbahnverwaltungen zu leiden. Hierzu kommt noch, daß durch in der Gründerperiode neu entstandene oder durch Umwandlung in Actiengesellschaften planlos erweiterte Maschinenfabriken eine Concurrenz entstand, mit der solide Etablissements in den meisten Fällen nicht gleichen Schritt halten konnten. Jene suchten ihre Existenz durch Verschleudern ihrer Waare oder durch wenig solide Leistungen zu fristen. Eine Folge dieses Zustandes war, daß die Offerten für alle auf dem Submissionswege durch Eisenbahnen etc. zu vergebene Leistungen Resultate ergaben, welche in der Regel um 50% und mehr für einen und denselben Gegenstand von einander abwichen. Unter diesen Umständen war es auch der Maschinenfabrik nicht möglich, auf letzterem Wege Aufträge zu erhalten, und mußte die Arbeiterzahl auf 240 Köpfe reducirt werden; nur da, wo auf dem Wege engerer Submission Lieferungen vergeben wurden, für welche die Fabrik zur Concurrenz eingeladen, war es ihr öfters gelungen, namhafte Aufträge zu nicht ganz ungünstigen Bedingungen zu erhalten.
Das Institut hofft indessen, daß es demnächst bei wiedererwachtem regeren Verkehr um so bedeutendere Aufträge erhalten wird.
Das Absatzgebiet der Maschinenfabrik und Eisengießerei erstreckte sich im Jahre 1874 vorzugsweise auf den Norden Deutschlands.
Das Rohmaterial bezog die Fabrik, mit Ausnahme des schottischen Roheisens, zum größten Theile aus dem Inland; nur wenig wurde aus Frankreich bezogen.“ [8]
Abbildung 16.03: In Kassel wurde am 16. April 1874 das Ergebnis einer Ausschreibung der Main-Weser-Bahn über 140 Stück gewöhnliche Weichen (Los 1) und drei Stück ganze englische Weichen, das sind vollständige Doppelkreuzungsweichen, (Los 2) festgestellt. Die Maschinenfabrik lag etwa im Mittelfeld der Gebote; aus Hannover wurde ein eindeutiger Kampfpreis eingereicht, der gewiß nicht die Herstellungskosten decken konnte. Quelle: Der Berggeist Nro. 33 vom 24. April 1874 [online bsb münchen].
Das Geschäftsjahr 1874/75 sollte sich als noch drückender erweisen. Dennoch gelang es den Aktionären, sich aus dem Geschäftsgewinn in Höhe von 44.096,49 Mark eine Dividende von 5% auf die Vorzugsaktien und von anderthalb Prozent auf die Stammakltien zu gewähren. Daß zur gleichen Zeit die in der Fabrik beschäftigten Arbeiter durchschnittlich 24,36 Mark weniger Lohn erhielten, versteht sich von selbst. Anders ausgedrückt: die niedrigere Lohnsumme trug zur Hälfte zum Nettogewinn bei und finanzierte hierdurch die Kuponschneider. [9]
Das Ergebnis des Geschäftsjahres 1874/75 ist in einem Jahresbericht der Darmstädter Handelskammer erhalten.
„Die Maschinenfabriken hatten im vergangenen Jahre fast ohne Ausnahme unter der allgemein herrschenden Geschäftsstockung zu leiden. In allen Fabriken fanden Arbeiterentlassungen in größerem oder geringerem Maße statt, da die Ueberwinterung des Arbeiterstandes bei den hohen Arbeitslöhnen und dem Mangel an Aufträgen sich als undurchführbar zu erkennen gab.
Von verschiedenen Seitem wird Klage geführt, daß die Aufhebung der Zölle ohne Rücksicht auf die jetzige kritische Lage der Geschäfte stattfinden solle, insbesondere da von den Nachbarstaaten ein Gleiches nicht geschehen sei, und wird die Ansicht geäußert, daß eine Verschiebung dieser Maßregel bis zu einer besseren Zeit wohl am Platze sei.
Die Geschäftsergebnisse der Maschinenfabrik und Eisengießerei dahier waren geringer als im vorhergehenden Jahre. Noch in keinem Jahre hatte dieses Etablissement so wenig feste Aufträge erhalten, wie in dem verflossenen, und mußte daher öfters auf Lager gearbeitet werden. Der Gesammtumschlag betrug 578.024 Mark 47 Pfennig, der übrigens dem Durchschnitts-Umschlag der letzten 12 Jahre nahezu gleichkommt. Der hierbei erzielte Bruttogewinn betrug 44.096 Mark 49 Pfennig oder 7 5/8% des Umschlags gegen 46.733 Mark 19 Pfennig oder 6 1/3% des Umschlages im Vorjahre.
Es wurden im Laufe des vergangenen Jahres folgende Maschinen angefertigt und abgeliefert: 12 Locomotiven von 30, 50 und 200 Pferdekräften, 8 Locomobilen von 8, 10 und 20 Pferdekräften, 5 Dampfmaschinen von 6, 8, 20 und 35 Pferdekräften, 2 Zwillingsdampfmaschinen mit Förderhaspel, 1 Förderanlage, 4 Nasmüth'sche Dampframmen, 9 Röhren-Dampfkessel, 13 Locomotivkessel, 18 Locomobilkessel, 4 Vorwärmekessel, 6 Centrifugalpumpen, 3 verschiedene Kolbenpumpen, 3 Bohrmaschinen, 2 Plandrehbänke, 2 Support-Drehbänke, 1 Feilmaschine, 1 Siebmaschine, 1 Rändelmaschine, 1 Hebekrahnen von 50% Tragkraft, 2 Walzwerke, 2 Ventilatoren, 1 Wasserkrahnen, 55 Ausweichen, 10 Ausrückständer etc.
Was schließlich die Preise für die Maschinen anlangt, so standen dieselben so niedrig wie seit langen Jahren nicht, und konnte daher genanntes Etablissement seine Fabrikate nicht mit dem den Fabrikationskosten entsprechenden Fabriknutzen verwerthen, wodurch ein Ausfall am Gewinn und somit auch am Jahresumschlag entstehen mußte. Die Fabrikate gingen meist an die Kaiserlichen Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen und an verschiedene preußische Staatsbahnen, ferner an mehrere Bergwerksverwaltungen in Westphalen, Rheinpreußen und Nassau, sowie an eine Anzahl von Eisenbahnunternehmer, wogegen hier in der Nähe nur wenige bedeutendere Abnahmer genannt werden.
Der Absatz der Maschinenfabrik von Kleyer und Beck betrug in Folge der ungünstigen Verhätnisse im Jahre 1875 dem Gewichte nach noch nicht die Hälfte von dem im vorhergegangenen Jahre. Es wurden 1875 von derselben circa 2500 [Zen]t[ne]r Maschinen und Maschinentheile abgeliefert; hiervon gingen 9/10 in das Zollvereinsinland und 1/10 in das Ausland.
Die Blumenthal'sche Maschinenfabrik, welche sich hauptsächlich mit der Herstellung von Dampfdreschmaschinen und anderen landwirthschaftlichen Maschinen befaßt, bemerkt, daß in Folge der vorjährigen schlechten Erndte das Geschäft sehr darnieder liege. Die Fabrikate wurden sämmtlich im deutschen Reiche abgesetzt.
Die Maschinenfabrik von Jos[eph] Lossen dahier, welche sich speciell mit Anfertigung von Dampfpumpen, Wasserwerken und unterirdischen Wasserhaltungsmaschinen, sowie auch Dampfmaschinen beschäftigt, wurde durch das Darniederliegen der Eisenindustrie gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen, in Folge dessen eine Reduction der Arbeiter um 1/3 stattfinden mußte.
Die Fabrikation von Werkzeugmaschinen wird von der Maschinenfabrik von Fritz Buschbaum dahier betrieben. Derselben gelang es, da sie besonders mittlere und kleinere Werkzeugmaschinen anfertigt, für welche ziemlicher Absatz vorhanden war, ihre Fabrik im vergangenen Jahre ungeschmälert im Gang zu erhalten und ein verhältnißmäßig zufriedenstellendes Resultat zu erzielen. Die Rohstoffe wurden zu 90% aus dem Zollvereinsinland, zu 2% aus Oesterreich (steyermärkischer Werkzeugstahl) und zu 8% aus dem übrigen Zollvereinsausland (Sheffielder Werkzeugstahl) bezogen. Der Absatz ging zu 95% in das deutsche Reich, der Rest nach Oesterreich und in das übrige Zollvereinsausland.
Genannte Firma hat im vorigen Jahre ein neues Ausstellungsgebäude errichtet, wodurch sie in den Stand gesetzt ist, eine große Anzahl der von ihr verfertigten Maschinen zur Besichtigung und Probe auf Lager zu halten.
Von den übrigen hier bestehenden Fabriken dieser Branche sind uns keine Mittheilungen zugekommen.
Die zu Groß-Bieberau bestehende Fabrik für Feuerspritzen hat zwar im vergangenen Jahre keine Zunahme des Geschäftes zu verzeichnen, war jedoch mit dem Ergebniß zufrieden. Die Rohstoffe bezog diese Fabrik sämmtlich aus dem deutschen Reiche; die Fabrikate wurden zu 90% im deutschen Reich, zu 10% in Oesterreich abgesetzt.
Die zu Gustavsburg bestehende Süddeutsche Brückenbau-Actiengesellschaft hat im vergangenen Jahre für Eisenbahnbrückenbauten genügende Beschäftigung gehabt; auch für Straßenbrücken war in Folge der niedrigen Eisenpreise einiger Bedarf. Es wurden in 1874 von derselben an eisernen Brücken 78 Oeffnungsfelder mit 4 bis 66 Meter, zusammen 1510 Meter Lichtweite und 2380 Tonnen Gewicht, außerdem pneumatische Fundation ausgeführt. Bezugsquelle für Rohstoffe und Absatzgebiet war ausschließlich das deutsche Reich.
Die Fabrikation von Nähmaschinen wurde von der allgemeinen Geschäftsstockung nicht berührt. Bei Ueberhäufung mit Aufträgen war der Betrieb ein flotter.“
Quelle: Auszug aus dem Jahresbericht der Großherzoglich Hessischen Handelskammer zu Darmstadt für das Jahr 1875, Seite 67–69.
Die hier genannten Produkte des Unternehmens für das Geschäftsjahr 1874/75 lassen sich direkt keinen Kunden zuordnen. Bei der Zwillingsmaschine mit Förderhaspel ist an eine Kohlengrube zu denken und bei der Dampframme an einen Kanal- oder Eisenbahnbau. Auch wäre es interessant zu erfahren, an wen die dreizehn Lokomotivkessel gegangen sein mögen. Für die zwölf ausgelieferten Lokomotiven mag dies einfacher erscheinen, doch hier sind die Lieferlisten nur fragmentarisch und vermutlich mit dem Jahr der Auslieferung überliefert; da das Geschäftsjahr aber nicht dem Kalenderjahr entsprach, ist die Zuordnung selbst hier recht schwierig. [10]
Die Maschinenfabrik beteiligte sich reichsweit an diversen Ausschreibungen, ohne immer zum Zug zu kommen. So suchte die Königliche Berginspektion in Saarbrücken Ende 1874 einen Lieferanten für eine große Fördermaschine mit zwei Spiralseilkörben eiserner Konstruktion. Zu dieser Submission reichten fünfzehn Unternehmen aus ganz Deutschland und ein weiteres aus Prag ihre Angebote ein. Die Offerten reichten von 41.700 Mark (Wever amp; Co. aus Barmen) bis 78.000 Mark (Maschinenfabrik und Eisengießrerei Darmstadt). Wobei das Angebot aus Darmstadt nicht unbedingt als Ausreißer nach oben zu betrachten ist, denn zwei weitere Unternehmen gaben 75.000 Mark als ihren Kampfpreis an. [11]
„Uebergehend auf die letztjährige Thätigkeit unseres Etablissements im Allgemeinen, haben wir auch in diesem Jahre uns vorzugsweise mit dem Bau von Locomotiven und zwar sowohl solcher von normaler Spur, wie auch von schmalspurigen für Bauunternehmer, sowie von Locomobilen, welche beide Maschinen wir vorzugsweise zu unseren Specialitäten zählen, beschäftigt, und nur um den Ausfall an ausreichenden Aufträgen in diesen beiden Branchen zu decken, haben wir auch andere, wenn auch weniger passende Aufträge, bei denen wir aber in der Regel unsere vorhandenen Modelle benutzen konnten, übernommen.
Wir lieferten hierbei u. a.:
Zusammen M. 383.562. während der Rest des Umschlags sich auf kleine Arbeiten und Reparaturen und Gußlieferungen vertheilt.
In unserer nächsten Nähe haben wir mit der Firma E. Merck dahier und der Main-Neckar-Bahn einen namhaften Verkehr gehabt, während unsere meisten Lieferungen nach entfernteren, zum Theil nach dem vorzugsweise als deutsche Industriebezirke geltenden Gegenden Westfalens und des Rheinlandes, gingen. Es laufen u. a. fünf unserer Locomotiven bei Stettin und Königsberg, drei unserer großen 30pf[er]digen Locomobilen mit mehreren Centrifugalpumpen arbeiten bei Temesvar an der österreichisch-serbischen Grenze.“
Quelle: Auszug aus dem Geschäftsbericht der Direktion für die Generalversammlung am 28. Dezember 1876, Seite 8–9; als Anlage 3 zur Unternehmensgeschichte vorhanden.
So klar und eindeutig die Angabe zu sein scheint, daß fünf Lokomotiven bei Stettin und Königsberg „laufen“, so gar nicht so einfach ist es, sie aus der überlieferten Lieferliste zu rekonstruieren. Nach der sogenannten Schmeiser-Liste lieferte die Maschinenfabrik 1875 und 1877 jeweils eine Lokomotive an Feuerloh & Lenz in Stettin, 1875 und 1876 jeweils eine Lokomotive an den Bauunternehmer Carl Holmgren nach Deutsch-Eylau, 1876 und 1877 jeweils eine Lokomotive an die Zementfabrik in Stettin, und schon 1874 zwei Lokomotiven an die Eisenbahn Marienburg-Mlawka, wobei selbige auch später ausgeliefert worden sein könnten. Der „namhafte Verkehr“ mit der Main-Neckar-Eisenbahn bestand im wesentlichen aus dem Umbau von vier 1846 zur Streckenöffnung gelieferten Sharp-Lokomotiven. [12]
Im August und September 1875 suchte die Maschinenfabrik einen Lehrling „unter günstigen Bedingungen“ für ihr kaufmännisches Bureau. „Nur solche, welche das Zeugniß der Reife für Unter-Prima besitzen, können bei Besetzung dieser Stelle Berücksichtigung finden.“ [13]
Drei Jahre nach der Wiener Weltausstellung hatte die Maschinenfabrik selbst Zentrifugalpumpen im Programm. Aus den überlieferten Bruchstücken der Geschäftsberichte des Unternehmens geht hervor, daß sie 1874/75 sechs und im folgenden Geschäftsjahr maximal acht dieser Pumpen abgesetzt hatte. Im März 1876 annoncierte sie „zur Entwässerung besonders gut geeignete“ derartige Geräte mit einem Durchfluß von 92.000 Kubikfuß pro Tag bei einer Rohrweite von drei Zoll und vier Metern Förderhöhe, bei größerer Rohrweite entsprechend mehr. [14]
Am 18. April 1876 wurde das Geschäftslokal im ehemaligen „Neuen Chaussehaus“ an der Frankfurter Straße aufgegeben und in die Baulichkeiten an der Blumenthalstraße transferiert. Damit dürfte der Umzug der „alten Fabrik“ in die seit 1857 aufgebauten Hallen der „neuen Fabrik“ zum Abschluß gekommen sein. Somit stand das Etablissement am alten Standort leer und wartete vergebens auf einen geneigten Käufer. [15]
zu verkaufen oder zu vermiethen.
Die durch Umzug der Maschinenfabrik und Eisengießerei dahier freigewordenen, an der Frankfurter Straße und in der Nähe der Eisenbahn gelegenen Fabrik Localitäten, welche eine von allen vier Seiten durch Straßen begränztes und geschlossenes Quadrat von nahezu 5 Morgen Gelände bilden, sind im Ganzen oder getheilt zu verkaufen oder zu vermiethen.
Dampfmaschine von circa 20 Pferdekräften mit Kessel, Transmissionen, Krahnen zum Heben schwerer Stücke, Gasleitungen in den Werkstätten und andere Bequemlichkeiten sind noch an Ort und Stelle und können je nach Wunsch dem Käufer oder Miether überlassen werden.
Die Localitäten sind in Folge ihrer günstigen Lage zu jedem größeren Geschäft geeignet und befinden sich darin drei Brunnen, welche stets und selbst beim stärksten Betrieb, das erforderliche Wasser in ausreichendem Maße geliefert haben.
Nähere Mitteilungen zu beziehen durch die
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt.“
Quelle: Annonce in der Darmstädter Zeitung vom 27. Juni 1876 [online ulb darmstadt].
Abbildung 16.06: Ausschnitt aus dem Stadtplan von 1874 von Ferdinand Heberer [online ulb darmstadt]. Der Plan ist geostet.
Die „alte Fabrik“ liegt als Gebäudekomplex nördlich der Kahlertstraße zwischen Frankfurter und Viktoriastraße. Die „neue Fabrik“ befindet sich in dem Gebäudekomplex nördlich der Landwehrstraße zwischen den Gleisen der Hessischen Ludwigsbahn und der Blumenthalstraße. Das zugehörige Blumenthalviertel, später Johannesviertel genannt, ist noch im Entstehen begriffen.
Um den Absatz ihrer in Lizenz gefertigten (oder vielleicht auch nur von ihr vertriebenen englischen) Dreschmaschinen zu befördern, war das Unternehmen sogar bereit, quasi als Auftragsfertigung das Ausdreschen der Ernte einzelner Gutsbesitzer oder einer Gemeinde zu übernehmen. Am 31. Juli 1876, so kündigte es eine Annonce in der „Darmstädter Zeitung“ an, werde man mit dem Ausdreschen der Ernte des Ökonomen Großmann auf dem Hofgut Kranichstein beginnen. Aus den teilweise nur fragmentarisch überlieferten Geschäftsberichten für 1874/75 und 1875/76 ist allerdings nicht zu erkennen, daß in den beiden Jahren auch nur eine dieser Dreschmaschinen verkauft worden ist. [16]
Auch in der Folgesaison bemühte sich die Maschinenfabrik, ihre Lagerware loszuwerden, diesmal überregional,
Abbildung 16.07: Annonce der Dampfdreschmaschinen von Ransomes and Sims in den Landwirthschaftlichen Mittheilungen Nº 29 vom 22. Juli 1877 [online bsb münchen].
Geschäftsjahr | Umschlag | Bruttogewinn | Zinsen | Diverse Unkosten | Nettogewinn | Abschreibung | ⌀ Zahl Arbeiter | Lohnsumme | Dividende Prio/Stamm |
1869/70 (fl.) | 379.447 | 63.785 | 12.376 | 15.195 | 36.214 | 10.925 | 266 | 105.482 | 6 / 3½ % |
1869/70 (M.) | 650.480,58 | 109.346,29 | 21.215,89 | 26.049,25 | 62.089,15 | 18.728,71 | 266 | 180.825,46 | 6 / 3½ % |
1870/71 | 438.582,86 | 113.123,50 | 20.881,06 | 29.149,86 | 63.092,58 | 17.949,14 | 246 | 147.673,63 | 7 / 4½ % |
1871/72 | 673.134,86 | 149.595,44 | 17.537,49 | 28.612,51 | 65.729,15 | 55.296,15 | 272 | 200.530,37 | 7 / 4½ % |
1872/73 | 739.378,29 | 177.906,83 | 20.257,00 | 33.111,83 | 76.548,00 | 55.855,53 | 283 | 229.488,06 | 8 / 5½ % |
1873/74 | 740.945,45 | 106.612,53 | 26.108,46 | 33.781,22 | 40.722,85 | 18.816,31 | 258 | 218.598,29 | 5 / 2 % |
1874/75 | 578.024,00 | 110.008,93 | 28.363,75 | 37.549,18 | 44.096,00 | 18.695,90 | 243 | 196.623,37 | 5 / 1½ % |
1875/76 | 527.804,32 | 52.025,34 | 30.234,78 | 41.298,31 | −19.507,75 | 10.953,56 | 241 | 196.579,15 | keine |
1876/77 | 431.265,92 | 39.584,66 | 31.351,72 | 37.987,06 | −29.754,12 | 10.075,78 | 203 | 151.089,70 | keine |
1877/78 | 384.926,92 | 20.410,32 | 31.337,59 | 37.109,35 | −48.036,62 | keine | 178 | 130.636,11 | keine |
Geschäftsjahr | Umschlag | Bruttogewinn | Zinsen | Diverse Unkosten | Nettogewinn |
1869/70 (fl.) | 379.447 | 63.785 | 12.376 | 15.195 | 36.214 |
1869/70 (M.) | 650.480,58 | 109.346,29 | 21.215,89 | 26.049,25 | 62.089,15 |
1870/71 | 438.582,86 | 113.123,50 | 20.881,06 | 29.149,86 | 63.092,58 |
1871/72 | 673.134,86 | 149.595,44 | 17.537,49 | 28.612,51 | 65.729,15 |
1872/73 | 739.378,29 | 177.906,83 | 20.257,00 | 33.111,83 | 76.548,00 |
1873/74 | 740.945,45 | 106.612,53 | 26.108,46 | 33.781,22 | 40.722,85 |
1874/75 | 578.024,00 | 110.008,93 | 28.363,75 | 37.549,18 | 44.096,00 |
1875/76 | 527.804,32 | 52.025,34 | 30.234,78 | 41.298,31 | −19.507,75 |
1876/77 | 431.265,92 | 39.584,66 | 31.351,72 | 37.987,06 | −29.754,12 |
1877/78 | 384.926,92 | 20.410,32 | 31.337,59 | 37.109,35 | −48.036,62 |
Geschäftsjahr | Abschreibung | ⌀ Zahl Arbeiter | Lohnsumme | Dividende Prio/Stamm | |
1869/70 (fl.) | 10.925 | 266 | 105.482 | 6 / 3½ % | |
1869/70 (M.) | 18.728,71 | 266 | 180.825,46 | 6 / 3½ % | |
1870/71 | 17.949,14 | 246 | 147.673,63 | 7 / 4½ % | |
1871/72 | 55.296,15 | 272 | 200.530,37 | 7 / 4½ % | |
1872/73 | 55.855,53 | 283 | 229.488,06 | 8 / 5½ % | |
1873/74 | 18.816,31 | 258 | 218.598,29 | 5 / 2 % | |
1874/75 | 18.695,90 | 243 | 196.623,37 | 5 / 1½ % | |
1875/76 | 10.953,56 | 241 | 196.579,15 | keine | |
1876/77 | 10.075,78 | 203 | 151.089,70 | keine | |
1877/78 | keine | 178 | 130.636,11 | keine |
Mit dem Geschäftsjahr 1875/76 reichte der ausgewiesene Bruttogewinn nicht mehr aus, um Zinsen und andere Unkosten abzudecken. Mitte 1878 war hierdurch fast ein Viertel des nominellen Aktienkapitals „aufgefressen“. Die im Geschäftsbericht für 1877/78 aufgeführte Übersicht nennt als Gesamtrendite der Aktionäre über die vergangenen fünfzehn Jahre eine Dividende von 4,6 % auf die Prioritäts- und von 2,4 % auf die Stammaktien. Allerdings müßte hier nachgerechnet werden, ob sich dieser Wert auf das nominelle Gesamtkapital bezieht, das offenbar bis zum Schluß nicht vollständig gezeichnet war. Das Geschäftsjahr 1870/71 fällt aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges aus dem Rahmen; vor allem im Herbst 1870 hab es massive Geschäftsstockungen. So manche Arbeiter durften sich entweder als Kanonenfutter bewähren oder wurden – wie in Kapitel 13 gezeigt – von den beiden Direktoren Weber und Horstmann kurz gehalten.
Die für das Geschäftsjahr 1874/75 veröffentlichte Bilanz beinhaltet einige problematische Posten. Für fertige Maschinen und Maschinen in Arbeit werden 291.693,62 Mark veranschlagt. Aus dem Geschäftsbericht für 1875/76 wissen wir, daß ein nicht näher bestimmbarer, aber gewiß nicht kleiner Teil dieser Maschinen erst einmal in der Hoffnung auf bessere Zeiten ins Lager gewandert sind. Gleichzeitig übersteigt das Creditorenkonto das Debitorenkonto um das Zweieinhalbfache, was keine gesunde Geschäftsentwicklung andeutet. Hinzu kommen weitere, zum Teil hypothekarisch abgesicherte Kredite in Höhe von 137.142,85 Mark. Im Grunde genommen sind die Kreditlinien mit einer halben Million Mark schon recht weit ausgereizt. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Dringend benötigtes Kapital floß jedenfalls nicht durch den Verkauf der „alten Fabrik“ in die leeren Kassen. Immerhin kamen einige kleinere Mieteinnahmen zustande, als die Stadt Darmstadt für einige Klassen ihrer Mädchenschule (vermutlich) das ehemalige „neue Chausseehaus“ an der Frankfurter Straße belegte. [17]
Irgendwer war da wohl zu optimistisch: Im Geschäftsbericht der Bank für Handel und Industrie für 1877 wird bei der Maschinenfabrik ein nicht bedeutender Verlust konstatiert, doch ist dort auch von „Aufträgen in befriedigendem Umfange“ die Rede. [18]
Bemerkenswert ist, daß trotz der Wirtschaftskrise das Lohnniveau bis 1876 etwa gleich blieb; erst danach – vielleicht auch nach Entlassung besonders qualifizierter Arbeiter oder durch Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit – sackte es erheblich ab. Im Geschäftsjahr 1875/76 malochten in der Dreherei und der Montage durchschnittlich 116 Arbeiter, die im Schnitt 836,11 Mark im Jahr verdienten. In der Kesselschmiede und Schmiede waren es durchschnittlich 76 Arbeiter, die 808 Mark erhielten. Am schlechtesten wurde die Arbeit in der Eisengießerei entlohnt; dort erhielten durchschnittlich 37 Beschäftigte 677,80 Mark. Das war aber weitaus mehr als beispielsweise beim florierenden Geschäft E. Merck. Dort erhielten die am besten verdienenden Arbeiter der Fabrik I (Alkaloide) einen Wochenlohn von nicht einmal 10 Mark. Da lagen die Löhne der Dreher und Monteure in der Maschinenfabrik um mehr als 50% höher – jeweils als Durchschnittswert mit starken individuellen Spreizungen.
Im Februar 1876 wurden „in Folge der ungünstigen Geschäftskonjunkturen eine größere Anzahl Arbeiter entlassen“. [19]
Eine betriebseigene Arbeiterkrankenkasse gab es auch. Die Arbeiter zahlten hierin 1875/76 2.906,21 Mark ein, das entspräche etwa 1,5% ihres Lohns. Weitere Zuschüsse in Höhe von 1.318,64 Mark zahlte das Unternehmen; möglicherweise handelte es sich aber um Geldstrafen, die den Arbeitern für angebliche oder tatsächliche Vergehen gegen die Arbeitsordnung aufgebrummt wurden. Aus dieser Krankenkasse wurden 1873 [eventuell verschrieben aus 1875] 121 Kranke mit 2.539,42 Mark unterstützt, die ärztliche Versorgung und Medikamente kosteten weitere 1.298,44 Mark. [20]
Inmitten der wirtschaftlichen Flaute organisierte ein von lokalen Gewerbetreibenden gebildetes Ausstellungskomitee eine Industrieausstellung in Darmstadt. Im Schatten der 1876er Weltausstellung in Philadelphia führten regionale Fabriken und Handwerker einem interessierten Publikum den Stand der lokalen Industrie vor Augen. Auf dem Marienplatz war hierzu eigens eine Halle errichtet worden, um die gezeigten Maschinen zu beherbergen. Diese Halle mitsamt ihrer Einfriedungen war im Mai 1876 mit 4.520 Mark veranschlagt und ausgeschrieben worden. [21]
Die Ausstellung wurde am 12. August 1876 in Beisein von Großherzog Ludwig III. eröffnet. Selbstverständlich wurden dort die üblichen Honoratiorenreden gehalten, die das Selbstverständnis und Selbstbewußtsein der Männer einer südhessischen Provinzmetropole zum Ausdruck brachten. Ministerpräsident Kempff unterließ es dabei nicht, den Finger in eine aktuell schwärende Wunde zu legen: [22]
„Unsere Ausstellung kann sich ihrem eng begrenzten Zweck und Umfang nach nicht an die Seite stellen den großen Weltausstellungen, sie wird aber doch vielleicht mit dazu beitragen, das herbe Urtheil zu mildern, welches man über die deutsche Industrie auf der Ausstellung in Amerika gefällt hat. Ob und wieweit dasselbe verdient ist, oder welche besondere Gründe dazu geführt haben, daß die deutsche und die hessische Industrie sich sehr wenig an der Ausstellung in Philadelphia betheilgte, dies zu untersuchen, kann nicht meine Aufgabe sein. Dieses herbe Urtheil aber wird eine Mahnung an die deutsche Industrie sein, Alles aufzubieten, um nicht zurückzubleiben und sich selbst eine würdige Stellung neben anderen Nationen zu sichern.“
Das Urteil aus Philadelphia lautete schlicht: „billig und schlecht“. [23]
Der Eröffnungsrede folgte der obligatorische Hochruf auf den anwesenden Gast von Gottes Gnaden, und die Ausstellung ward eröffnet. Selbstverliebt befand man:
„Alle Anwesenden zeigten sich aufs Höchste von dem Dargebotenen befriedigt. Ueberall bildeten sich kleine Kreise, welche die einzelnen Ausstellungen eingehender betrachteten;“
Und landete beim obligatorischen Besäufnis.
„nicht die kleinsten vor den Bieren der Herren Hildebrand von Pfungstadt (unter denen ein vier Jahre altes Gebräu besondere Anerkennung fand) und Rummel von Darmstadt, die jedem Durstigen nach Belieben ihr köstliches Naß spendeten. Lange noch blieben die Theilnehmer nach der Eröffnungsfeier in der Restauration im Saalbau und der Maschinenhalle beisammen. Um 2 Uhr begann dann das Festmahl im ‚Darmstädter Hof‘.“
Je länger ich mich mit der Geschichte Darmstadts vor dem Ersten Weltkrieg beschäftige und je mehr zeitgenössische Texte ich hierbei studiere, desto deutlicher wird mir, daß die lokalen Honoratioren keine Gelegenheit ausgelassen haben, sich die Kanne zu geben. Dies förderte nicht nur eine spezifisch deutsche Gemütlichkeit, sicherlich angereichert durch Zoten und antisemitische Einlagen, sondern diente vor allem dem Zusammenhalt einer verschworenen Clique reicher und notabler Männer vor den Unbilden der Außenwelt, seien es wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen oder die Arbeiterbewegung in Gestalt der Sozialdemokratie. Selbige sollte zwei Jahre später verboten und ihre Anhänger massiv verfolgt werden. In der „Darmstädter Zeitung“ war die Hetze gegen die Sozialdemokratie an der Tagesordnung.
Die Ausstellung selbst war für den Zeitraum vom 12. August bis zum 11. September 1876 angesetzt, wurde jedoch kurz vor Ablauf bis zum 17. September verlängert. Ein Teil der ausgestellten Gegenstände war im Saalbau zu bewundern, die Maschinenhalle hingegen befand sich auf dem heute [2020] brach liegenden und als Parkplatz genutzten Marienplatz. Der Eintrittspreis war mit einer Mark für damalige Verhältnisse nicht gerade günstig und entsprach etwa dem halben Tageslohn eines einfachen Arbeiters; was durchaus zu einer gewissen Empörung führte. Das Ausstellungskomitee rechtfertigte den Eintrittspreis mit den eigenen wieder einzubringenden Kosten. Zur Verbesserung des Budgets trug eine Verlosung bei, deren Gewinne aus den ausgestellten Gegenständen angekauft worden waren. [24]
Unter den Ausstellern war zuvorderst die Maschinenfabrik und Eisengießerei vertreten, was sich nicht zuletzt in der ausgiebigen Darstellung ihrer Produkte in der „Darmstädter Zeitung“ ausdrückte.
„Es ist keine leichte Aufgabe die Fülle des in der Maschinenausstellung dem Auge Dargebotenen übersichtlich zu schildern.
Wir beginnen mit einer Betrachtung derjenigen Gegenstände, welche die Maschinenfabrik und Eisengießerei hier zur Ausstellung gebracht hat. Es bilden diese eine bedeutende Zahl.
Im Betrieb ist eine fahrbare Locomobile von vier Pferdekraft, mit Lastaufzug und Centrifugalpumpe combinirt. Sie hebt mit dem ersteren direkt bis 20 [Zen]t[ne]r Baumaterial und betreibt andererseits die Pumpe zum Entwässern von Baugruben oder eine andere bei solchen Arbeiten vorkommende Maschine.
Ebenso ist eine Gesteinsbohrmaschine, welche Löcher von 4 C[en]t[i]m[eter] Weite bohrt, in Thätigkeit. In Stollen und Schächten betreibt man sie mit compromirter Luft, in Steinbrüchen mit Dampf.
Weiter bemerken wir eine liegende Locomobile von 8 Pferdekraft, wie sie bei der Landwirthschaft, im Eisenbahn- und Bergbau angewendet werden. Um vor- und rückwärts sowie mit verschiedener Expansion zu arbeiten und in der Aufstellung der Locomobilen ungehindert zu sein, ist sie mit einer Umsteuerung versehen.
Wir begegnen ferner einer liegenden Dampfmaschine mit Expansionsregulator, wodurch selbst bei unregelmäßigem Kraftbedarf eine Regulirung des Ganges der Maschine durch den Wärter nicht mehr nöthig ist.
An Werkzeugmaschinen ist eine Drehbank von 250 Mm. Spitzenhöhe mit gekröpfter Wange und Vorrichtung zum Gewindeschneiden aufgestellt. Auch finden wir Centrifugalpumpen von 10, 6, 4 und 3 ″ Rohrweite, wovon die erste 120 Cubikmeter auf 5 Meter Höhe pro Stunde auswirft. Die zugehörigen Röhren sind größerer Leichtigkeit wegen aus Schmiedeeisen gefertigt.
Dann ist zu erwähnen eines stehenden Röhrenkessels von 7 Cubikmeter Heizfläche zum Betrieb einer 4-pferd[igen] Locomobile mit runder Feuerbüchse, quer aufsteigenden Siederöhren und zusammengeschraubtem Mantel. Er erzeugt während der Verdampfung eine lebhafte Wassercirculation in den Röhren und verhindert dadurch ein Festsetzen von Kesselstein, welcher übrigens durch Auseinanderschrauben des Kessels vollständig entfernt werden kann.
Ebenso eines 8-pferd[igen] Locomobilkessels, dessen Feuerbüchse mit Ankerschrauben an dem äußeren Mantel angehängt ist. Dadurch wird eine große Sicherheit gegen das Eindrücken der Feuerbüchsdecke, sowie leichte Reinigung desselben erzielt.
Hieran reiht sich eine Ausweiche mit Gußstahlzungen nach dem System der Main-Neckar-Bahn, wie solche von der Fabrik für diese Bahn gefertigt wurden.
Die Hauptbranche der Fabrik ist der Bau von Locomotiven für Nebenbahnen und bedauern wir sehr, daß dieselbe, wie wir hören, durch dringende Aufträge verhindert war, eine solche Locomotive zur Ausstellung zu bringen.“ [25]
Leider liegen zu den hier vorgestellten Maschinen keine technischen Zeichungen oder gar Fotografien vor, damit wir uns die Ungetüme besser vorstellen können. [26] – Überhaupt wird das Geschehen auf dem Ausstellungsgelände durch ausführliches Vorstellen der einzelnen Unternehmen und Produkte in den Spalten der „Darmstädter Zeitung“ Woche um Woche präsentiert. Zum Schluß gibt es – welch Wunder! – eine weitere Gelegenheit zum kollektiven Umtrunk.
„Soeben haben sich eine Anzahl Industrieller und das Comité der Darmstädter Industrie-Ausstellung dahin geeinigt, daß der Schluß der Ausstellung durch eine gemüthliche Zusammenkunft gefeiert werden soll. Dieselbe findet Montag den 18. d[es] M[ona]ts um 8 Uhr Abends bei Herrn Ritsert im Schützenhofe statt. Essen nach der Karte.“ [27]
Wenige Tage nach Ausstellungsende werden nicht nur die Losgewinne verkündet, sondern auch die Preise für die Aussteller. Die Medaillenflut von einhundert prämierten Ausstellern, gefolgt von 129 Anerkennungs-Diplomen läßt den Verdacht aufkommen, daß sich das lokale Gewerbe auch hier ausführlich selbst feiert und beglückwünscht, denn bei 229 Gewinnern dürfte so ziemlich jeder Aussteller wohlwollend bedacht worden sein. Derartige – bei solch ausgiebiger Verleihung im Grunde wertlose – Medaillen zierten dann nachfolgend die Briefköpfe so manches Unternehmens. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei wurde bei der Namensnennung der Preismedaillen in der „Darmstädter Zeitung“ an fünfter Stelle aufgeführt; ob hiermit eine Rangreihenfolge vorliegt oder bloß eine unsystematische Zusammenfassung aller Preisträger, läßt sich anhand der vorliegenden Zeitungsartikel nicht aussagen. [28]
Außerhalb Darmstadts war die Konkurrenz geradezu mörderisch. Wie in so manchem Bericht beklagt, wurden bei Ausschreibungen Gebote mit großen Spannweiten eingereicht. Dies mag in manchen Fällen tatsächlich ein Kampfpreis weit unter den Gestehungskosten gewesen sein, in anderen Fällen vielleicht aber auch einer besseren Auslastung und Arbeitsorganisation geschuldet. Von den sicherlich zahlreichen Geboten, welche die Darmstädter Maschinenfabrik abgegeben hat, ist eines als Submissionsresultat der Oberschlesischen Eisenbahn vom März 1877 erhalten. Vermutlich wird die Maschinenfabrik hier trotz eines niedrigen Gebotes bei der Lieferung von 140 Weichen mit oder ohne Unterplatten nicht zum Zuge gekommen sein.
Abbildung 16.10: Submissions-Resultate betreffend Lieferung von Weichen, Herzstücken etc., datiert Breslau am 29. März 1877. Quelle: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Nº. 28 vom 9. April 1877 [online bsb münchen].
Aber auch die fabrikeigene Eisengießerei hatte unter den Zeitumständen zu leiden, wie der Geschäftsbericht für 1875/76 konstatiert:
Die Ursache zu dem geringen Umschlag unserer Gießerei liegt theils in den mehrfach geschilderten ungünstigen Zeitverhältnissen, theils darin, daß in den letzten Jahren hier und in den benachbarten Städten 5 neue Gießereien entstanden sind, welche unsern Ansatz schmälern, während unser eigener Bedarf, seit wir uns vorzugsweise mit dem Locomotivbau beschäftigen, ein namhaft geringerer ist, als früher.“
In Darmstadt zählten hierunter vermutlich die Dampfkesselfabrik von Theodor Rodberg und sicher die Eisengießerei von Arnold & Reuling, die bald darauf von Carl Schenck übernommen wurde. Die Herdfabrik von Philipp und Louis Roeder ist erst später hinzugekommen sein. [29]
Zu den vier Gründern des Aktienunternehmens gehörte 1857 der Inhaber der Wittich'schen Hofbuchdruckerei, Reinhard Ludwig Venator. Als selbige Druckerei, noch angesichts einer boomenden Wirtschaft, im Mai 1873 an das Großherzogliche Kreisamt das Gesuch richtete, eine Dampfmaschine auf dem eigenen Grundstück an der Rheinstraße (Hausnummer 23) errichten zu dürfen, wurde die Maschinenfabrik und Eisengießerei mit dem Auftrag zur Herstellung und Lieferung derselben bedacht. Indes, die Arbeiten zogen sich, unter anderem aufgrund von Einsprüchen der Anlieger, vier Jahre lang hin. Diesen Nachbarn in der Rheinstraße, Grafenstraße und Bleichstraße war die Aufstellung eines Dampfkessels wohl nicht geheuer, ganz zu schweigen von den Abgasen. Sie mühten sich darum, den Abstand des Kessels von der Grundstücksgrenze, die Errichtung einer Schutzmauer und einen 18 Meter hohen Schornstein durchzusetzen. Erst am 28. März 1877 konnte deshalb der Dampfkessel mit der Fabriknummer 1360 abgenommen werden. [30]
Auf Grund der Verfügung Großh. Ministeriums des Innern, d. d. Darmstadt, den 9. Febr. 1875, – Nr. M. I. 15116 – begab sich der unterzeichnete Ingenieur der Gesellschaft heute in das Kesselhaus der L. C. Wittich'schen Hofbuchdruckerei in Darmstadt um den, genannter Firma gehörigen Dampfkessel mit der Bezeichnung: Maschinenfabrik & Eisengießerei Darmstadt, Nr. 1360. 6at. 1877. bezüglich seiner Garnitur gemäß der Bekanntmachung des Reichs-Kanzleramts, betreffend die Anlegung von Dampfkesseln, d. d. Berlin, den 29. Mai 1871, zu revidiren.
Es wurde hierbei constatirt, daß die Garnitur des Dampfkesels allen Bestimmungen der erwähnten Bekanntmachung vollkommen genügt, und die Anlage desselben den Bedingungen der Genehmigungsurkunde vom 16. März 1877 entsprechend ausgeführt ist.
Der Dampfkessel besitzt zur Erzeugung des Wasserstandes und Dampfdruckes ein Wasserstandsglas, zwei Probirhähne und ein mit Controlflansch versehenes Federmanometer, ferner zwei Speisevorrichtungen, welche nicht von derselben Betriebsvorrichtung abhängig sind.
Es sind 2 Sicherheitsventile vorhanden, die mittelst Hebel und Gewicht so belastet sind, daß sie bei Eintritt der höchsten zulässigen Spannung von sechs Atmosphären Ueberdruck den Dampf entweichen lassen.
Bei denselben sind folgende Maße und Gewichte zu notiren:
Ventil No. 1 | Ventil No. 2 | |
Lichter Durchmesser | 45 m/m | 45 m/m |
Sitzbreite | 2,5 m/m | 2,5 m/m |
Länge des Hebels vom Drehpunkt bis zur Ventilmitte | 60 m/m | 60 m/m |
Länge des Hebels vom Drehpunkt bis zum Aufhängepunkt des Belastungsgewichts | 360 m/m | 360 m/m |
Gewicht des Ventilkegels mit Druckstift | 0,5 Kgr. | 0,5 Kgr. |
Gewicht des Hebels | 1,5 Kgr. | 1,5 Kgr. |
Belastung | 17,5 Kgr. | 17,5 Kgr. |
Gemäß der Nachtragsbestimmung der Großherzoglichen Verordnung vom 4. August 1857 und der Verfügung Großh. Ministeriums des Innern, d. d. Darmstadt, 18. April 1876 – Nr. M. d. I. 5389 – werden die Belastungsgewichte der Sicherheitsventile mit dem Stempel ‚amtlich revidirt R. G. O.‘ versehen und im Kesselhause eine Tafel aufgehängt, auf der die oben angegebenen Verhältnisse aufgezeichnet sind.
Offenbach a. M., den 28. März 1877.
Der verpflichtete Ingenieur der Gesellschaft:
A. Arnold“
Etwa zur gleichen Zeit stellte die Maschinenfabrik und Eisengießerei einen Dampfkessel, der beim Umzug aus der „alten Fabrik“ in der Frankfurter Straße mitgenommen wurde, in einem Gebäude der „neuen Fabrik“ an der Blumenthalstraße wieder auf. Zum Betrieb benötigte sie eine amtliche Genehmigung. Mit der hier vorliegenden, im „Darmstädter Tagblatt“ am 2. April 1878 veröffentlichten Bekanntmachung wurde der Formalie genüge getan, eventuelle Einwände im bürokratischen Dickicht zu versenken. Es handelt sich hierbei um den liegenden Röhrenkessel Nr. 789, den das Unternehmen 1865 für die eigene Produktion von den eigenen Arbeitern hatte bauen lassen. [31]
Abbildung 16.11: Bekanntmachung des Kreisamtes Darmstadt im Darmstädter Tagblatt vom 2. April 1878 [online ulb darmstadt]. Die hierin genannte Hausnummer 21 ist ein Verschreiber; es muß „24“ heißen.
Wenn die Geschäfte nicht laufen, sind die ersten Leidtragenden die Arbeiterinnen und Arbeiter eines Unternehmens. Ende 1877 wurden wieder einmal einige Arbeiter mitsamt ihren Familien der Fürsorge der Suppenanstalt überstellt.
„Darmstadt, 10. Dez. In der Maschinenfabrik und Eisengießerei mußte wieder eine größere Anzahl von Arbeitern wegen Mangels an Aufträgen entlassen werden. Weiter Kündugungen in diesem Etablissement sollen noch bevorstehen.“ [32]
Es dauerte einige Zeit, bis die Alarmglocken auch bei der Bank für Handel und Industrie begannen zu klingeln. Als Vorbereitung auf die Aufsichtsratssitzung des Instituts am 25. Februar 1878 meinte die Darmstädter Direktionsabteilung noch:
„Auch die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt kann über den bisherigen Verlauf des Betriebsjahres 1877/78 insofern nicht klagen, als sie im vorigen Herbst ziemlich ansehnliche Verkäufe gemacht hat und auch neuerdings, nachdem ein kurzer Stillstand in den Aufträgen eingetreten war, wieder mit Arbeit in ganz befriedigender Ausdehnung versehen ist.“ [33]
Hatte ein Optimist noch gemeint, 1877 könne man eine befriedigende Auftragslage vorweisen, so zeigte die Bilanz dies Geschäftsjahres 1877/78 mitsamt der Gewinn- und Verlust-Rechnung schonungslos die Schieflage des Unternehmens auf. Die Geschäfte liefen noch schlechter als im Vorjahr, an eine Dividendenausschüttung war gar nicht erst zu denken.
Abbildung 16.12: Bilanz des Geschäftsjahres 1876/77. Quelle: Darmstädter Zeitung vom 22. Dezember 1877 [online ulb darmstadt].
Die Darmstädter Handelskammer vermerkt: „Wenn nicht baldige Besserung eintritt, so werden viele Etablissements es vorziehen müssen, ihren Betrieb ganz einzustellen, als noch fernerhin mit Verlust zu arbeiten.“ [34]
Und so kam es in diesem Fall dann auch. Doch zuvor übte sich das Unternehmen in kreativer Buchführung. [35]
Fünfzehn Jahre nach der Ende 1863 abgeschlossenen Restrukturierung des Aktienkapitals stellte man fest, daß die in den Büchern auftauchenden Werte, insbesondere die der Immobilien und Maschinen, nicht mit den tatsächlich realisierbaren Werten übereinstimmen. Gerade in der überhitzten Konjunktur zu Beginn der 1870er Jahre hatte die Maschinenfabrik ihre Bauten erweitert und neue Maschinen installiert, aber auch gefertigt. In den ersten Jahren der Gründerkrise hingegen war hier ein deutlicher Wertverlust zu verzeichnen. Andererseits wirkte sich die Expansion Darmstadts nach Nordwesten mit Fabrikviertel und Blumenthalviertel auf die Grundstückspreise aus. Der Aufsichtsrat des Unternehmens veranlaßte daher die beiden Direktoren Franz Horstmann und Ludwig Weber, sachkundige Dritte für ein entsprechendes Gutachten aufzusuchen. In einer etwas größer gewordenen Kleinstadt wie Darmstadt kannten sich Fabrikanten und Handwerker, Betriebsleiter und Ingenieure, so daß an ein unbefangenes und unabhängiges Urteil schwer geglaubt werden kann. Beauftragt wurden als Experten der Maschinenmeister Heinrich Schuchmann aus der Centralwerkstätte der Main-Neckar-Eisenbahn, der Bauunternehmer Louis Riedlinger, der Zimmermeister August Ruths und der Bautechniker Heinrich Heyl.
So wurde beispielsweise der etwa 4000 Quadratklafter umfassende Grundbesitz der „neuen Fabrik“, der zwischen 1858 und 1865 für drei Gulden pro Quadratklafter erworben wurde, nunmehr auf 51,75 Mark taxiert. Die daraus resultierende Wertsteigerung war enorm. War das Grundstück 1865 umgerechnet nur 20.558,20 Mark wert, so wird der Wert des Geländes nunmehr auf 207.000 Mark geschätzt. Andererseits wurde die neue mechanische Werkstätte mit Kesselhaus, Kamin und Kanal um 26.198,80 Mark auf 123.520 Mark herabgesetzt. Alle Positionen zusammen betrachtet ergaben jedoch – wie erwartet und auch erwünscht – eine deutliche Wertsteigerung um 223.583 Mark.
„Würden die Resultate der neuen Schätzung zur Aufstellung unserer Bilanz benutzt worden sein, so würden nicht nur die Verluste der beiden vorangegangenen Betriebsjahre ausgeglichen sein, sondern sich noch ein Gewinn von M. 105.255,41 ergeben haben, der dem Verlust aus dem Jahre 1862/3 auf M. 85.459,04 reduciren würde.
Wenn einerseits die Aufstellung uneres Inventars nach den seitherigen Grundsätzen nothwendig war um das Resultat des abgelaufenen Betriebsjahres beurtheilen zu können, ist auf der anderen Seite nach unserer Ansicht kein Grund vorhanden, ein auf Grundlage der neuen Abschätzungen aufgestelltes Inventar nicht als Ausgangspunkt für die Beurtheilung unserer ganzen finanziellen Lage bezüglich der in unserem Inventar liegenden Sicherheit anzunehmen, worauf wir hier im Hinblick auf die Tagesordnung der für heute Nachmittag anberaumten außerordentlichen General-Versammlung ganz besonders aufmerksam zu machen uns erlauben.“
Was, ohne daß dies im Geschäftsbericht weiter ausgeführt wird, aber sicherlich impliziert war, bedeutet, daß die mit der damaligen Restrukturierung des Aktienkapitals verbundene Halbierung des Wertes der Stammaktien ein Stück weit wieder zurückgenommen werden könnte. Diese Aussicht erfreut natürlich die damals vom Wertverlust betroffenen Aktionäre. Inwieweit das alles nur Wunschdenken war, würde das kommende Jahr zeigen.
Die Aufhübschung der Bilanzen konnte nämlich nicht übertünchen, daß die Geschäfte einfach nicht liefen. Bestenfalls wäre eine weitere Atempause ermöglicht worden, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Ironie der Geschichte will es dann auch, daß in dem Moment, als die Abwicklung des Unternehmens beschlossen wurde, leichte Erholungstendenzen am Konjunkturhimmel sichtbar wurden.
Doch so waren Entlassungen die Folge der anhaltend schlechten Geschäftslage. Die Zahl der Arbeiter schwankte zwischen 203 und 159 und die ausgezahlten Löhne sanken erheblich im Vergleich zu denen im Geschäftsjahr 1875/76. Erreicht wurde dies vermutlich durch die Entlassung besser verdienender Arbeiter und vor allem durch kürzere tägliche Arbeitszeiten.
Geschäftsjahr | 1874/75 | 1875/76 | 1876/77 | 1877/78 | ||||
Betroffene Arbeiter | Anzahl | Jahreslohn | Anzahl | Jahreslohn | Anzahl | Jahreslohn | Anzahl | Jahreslohn |
Dreherei, Montage | 118,2 | 836,67 | 115,8 | 836,11 | ||||
Kesselschmiede, Schmiede | 70,8 | 804,62 | 75,5 | 808,00 | ||||
Werkstätten incl. Schmiede, Kesselschmiede | 163,9 | 757,28 | 143 | 749,43 | ||||
Eisengießerei | 38,2 | 700,00 | 36,4 | 677,80 | 31,9 | 655,30 | 29 ⅔ | 653,16 |
Gesamt | 243,4 | 807,30 | 240,8 | 816,37 | 203 ¼ | 743,31 | 178,3 | 732,60 |
Geschäftsjahr | 1874/75 | 1875/76 | ||
Betroffene Arbeiter | Anzahl | Jahreslohn | Anzahl | Jahreslohn |
Dreherei, Montage | 118,2 | 836,67 | 115,8 | 836,11 |
Kesselschmiede, Schmiede | 70,8 | 804,62 | 75,5 | 808,00 |
Werkstätten incl. Schmiede, Kesselschmiede | ||||
Eisengießerei | 38,2 | 700,00 | 36,4 | 677,80 |
Gesamt | 243,4 | 807,30 | 240,8 | 816,37 |
Geschäftsjahr | 1876/77 | 1877/78 | ||
Betroffene Arbeiter | Anzahl | Jahreslohn | Anzahl | Jahreslohn |
Dreherei, Montage | ||||
Kesselschmiede, Schmiede | ||||
Werkstätten incl. Schmiede, Kesselschmiede | 163,9 | 757,28 | 143 | 749,43 |
Eisengießerei | 31,9 | 655,30 | 29 ⅔ | 653,16 |
Gesamt | 203 ¼ | 743,31 | 178,3 | 732,60 |
Die Lohnsummen, inklusive der in der obigen Tabelle nicht erfaßten Arbeiter, betrug 1874/75 190.623,37 Mark, 1875/76 196.579,15 Mark, 1876/77 151.089,70 Mark und 1877/78 130.636,11 Mark.
Der im Geschäftsjahr 1877/78 aufgetretene Verlust veranlaßte das Unternehmen, ein weiteres hypothekarisch abgesichertes Anlehen in Höhe von 150.000 Mark aufzunehmen. Die damit verbundenen 300 Teilschuldverschreibungen zu je 500 Mark dienten der Bank für Handel und Industrie als Sicherheit für den inzwischen horrende aufgelaufenden Kontokorrentkredit. Insgesamt stand das Unternehmen zum 30. Juni 1878 bei diversen Banken mit 228.174,11 Mark in der Kreide, davon alleine mit 186.500 Mark bei der Darmstädter Bank.
Die für den 11. Dezember 1878 angesetzte ordentliche Generalversammlung versprach somit einigen Diskussions- und Klärungsbedarf. Dies wurde erst recht deutlich, als kurz darauf die Versammlung um zehn Tage verschoben wurde und im Anschluß eine außerordentliche Generalversammlung die Liquidation des Unternehmens beschließen sollte. Auf diese Vorgehensweise hatten sich die Hauptaktionäre verständigt und der Aufsichtsrat der Bank stimmte aufgrund eines ausführlichen Berichts seiner Darmstädter Direktionsabteilung zu.
Wir müssen schon im Eingang unseres heutigen Berichts constatiren, daß wir Ihnen in demselben zwei für unser Institut unerfreuliche Meldungen zu erstatten haben über Ereignisse, deren eines lange vorauszusehen oder doch befürchtet war, während das zweite durch neu hinzugetretene Ihnen bereits gemeldete ungünstige Umstände sich erklärt; wir sprechen von den Verhältnissen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt einerseits und von denen des Syndicats des Peruanischen Guano-Geschäfts andererseits und gestatten uns hierüber nachstehend unter den entsprechenden Rubriken zu berichten.
Industrielle Unternehmungen.
Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt. Die Verhältnisse dieser Gesellschaft sind im Lauf des mit dem 30. Juni c. beschlossenen letzten Geschäftsjahres und seitdem bis heute in verstärktem Maß derart zurückgegangen, daß die Actionäre derselben sich vor die Frage gestellt sehen, ob nicht in Liquidation getreten werden solle. So peinlich unser Institut ein solch unglückliches Ende der von ihr vor fast 21 Jahren mitbegründeten und in der Hoffnung auf gedeihliche Weiterentwicklung gern gestützten Fabrik auch berühren muß, – dieselbe schien auch durch während einer Reihe von Jahren erzielte schöne Resultate unsere Hoffnung verwirklichen zu wollen, – so können wir uns doch heute der Ueberzeugung nicht verschließen, daß die sofortige Liquidation ins Auge gefaßt werden muß, wenn die Unternehmung ihr Schicksal in der Hand behalten und sich nicht der Gefahr ausgesetzt sehen will, gegen ihren Willen zum Ende zu kommen und sich der Möglichkeit der guten, ruhigen und ehrenhaften Durchführung der Liquidation beraubt zu sehen. In einer am 22. d[iesen] M[ona]ts stattgehabten Besprechung einer Anzahl größerer Actionäre der Gesellschaft ist dann auch die Ueberzeugung zum Durchbruch gekommen, daß das Unternehmen nur dann möglicherweise glücklich über die schweren Zeiten hinaus gebracht werden könnte, wenn alsbald ein Betriebsfonds demselben – in namhaftem Betrag – à fonds perdu als Prioritäts Actie Lª. B oder dgl. – zur Verfügung gestellt würde, doch sind allseitig Zweifel darüber ausgesprochen worden, daß es möglich sei, von den Actionären einen solchen Fonds in genügender Höhe zu erhalten und ist es deshalb unzweifelhaft, daß die demnächst stattfindende Generalversammlung der Actionäre der Gesellschaft die Liquidation beschließt.
Die Liquidation wird ungestört verlaufen können, wie Sie aus den nachstehend wiedergegebenen Umrissen des Liquidationsplans entnehmen wollen.
Es sollen die guten verkäuflichen, in Arbeit befindlichen Maschinen, unter entsprechender Reduction des Arbeiterbestands auf 50 Mann, fertig gestellt werden, was bis zum April nächsten Jahres geschehen sein wird und wodurch diese Maschinen, in denen bis heute ℳ 75.000,– Geld stecken, einen Verkaufswerth von ℳ 130.000,– erreichen; dazu treten bereits fertige, verkäufliche Maschinen mit ℳ 20.000,– und die – guten – Debitoren der Firma mit ℳ 41.000,–
zusammen ℳ 191.000,–
Hieraus sind zunächst zu bestreiten:
1. die Waarengläubiger (ℳ 46.000,–) und Tratten (ℳ 20.000) der Gesellschaft inclusive sämmtlicher bis Ende März auf die Darlehen an die Gesellschaft (Bank, Süddeutsche Immobilien-Gesellschaft und Süddeutsche Bodencreditbank etc.) sowie die 5% Obligationen der Gesellschaft erwachsenden Zinsen und sämmtliche bis zum 31. März fälligen oder fällig werdende Steuern, Versicherungsprämien etc. mit zusammen | ℳ 104.000,– | |
ferner ein kleiner Bankcredit u. Anzahlungen | ℳ 22.000,– | |
zusammen | ℳ 126.000,– | |
2. noch bis Ende März zu zahlende Löhne und Gehälter (ℳ 25.000,–) u. Material (ℳ 28.000) für gedachte Fertigstellung von Maschinen | ℳ 53.000,– | ℳ 179.000,– |
und bleiben disponibel | ℳ 12.000,– |
Diese ℳ 12.000 und die übrigen sehr bedeutenden Activa der Gesellschaft hätten dann zur Deckung folgender Forderungen zu dienen:
I. 5% Obligationen der Gesellschaft | ℳ 163.714,29 | |
II. Südd. Bodencreditbank | ℳ 77.000,– | |
III. Südd. Immobilien Gesellschaft | ℳ 60.000,– | |
IV. Bank | ℳ 184.000,– | |
V. Diverses | ℳ 6.000,– | |
zusammen | ℳ 490.714,29 | |
Hiervon gehen zunächst ab obige | ℳ 12.000,– | |
und jedenfalls die Forderung der Südd. Bodencreditbank mit | ℳ 77.000,– | |
zusammen | ℳ 89.000,– |
Es ist nämlich die genannte Gesellschaft für den Betrag ihrer Forderung auf den Werth der sog. alten Fabrik angewiesen wie auch die Südd. Immobilien Gesellschaft – nach der Bodencreditbank – auf diese Immobil angewiesen ist. Fragliche alte Fabrik, die in guter Lage steht, ist nämlich auf fl. 90.000,– bewerthet gewesen d. i. auf ca. ℳ 154.000,–, es ist also bestimmtest anzunehmen, daß mindestens die Forderung der Südd. Bodencreditbank aus diesem Immobil befriedigt werden wird und kann dieselbe als weiter nicht in Betracht kommend jedenfalls ausgeschieden werden.
Sonach müßte aus den restlichen Activen der Gesellschaft nur noch der Betrag von ℳ 401.714,29 oder rund ℳ 402.000,– gedeckt werden.
Es wäre aber ein Erwerbspreis von ℳ 402.000,– für die neue Fabrik sammt allen weiteren vorhandenen Activen als beispiellos billig zu bezeichnen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß z. B. in die Heilbronner Maschinenbaugesellschaft, die heute noch mit einem Nutzen von ca. 2% arbeitet, die weniger als ⅓ des Areals der hiesigen neuen Fabrik und ⅓ der Leistungsfähigkeit der letzteren besitzt, über ℳ 380.000,– gesteckt sind, dabei ist zu bemerken, daß die Heilbronner Fabrik viel weniger günstig für den Betrieb gelegen ist als die hiesige. Um die oben ausgesprochene Anschauung weiter zu belegen, zählen wir nachfolgend die größeren Activa's der hiesigen Gesellschaft einzeln auf.
Es sind vorhanden:
1. Immobilien unmittelbar am Bahnkörper und zugleich in der Stadt gelegen | |
a. Terrain 3941 Quadratklafter, das nach heute veranschlagt werden darf auf ℳ 40,– per Quadratklafter = | ℳ 157.600,– |
b. darauf befindliche, sehr gut eingerichtete Gebäude für den Betrieb der Fabrik | ℳ 388.000,– |
zusammen | ℳ 545.600,– |
(nach dieser Tage von zuverlässigen Experten vorgenommener Schätzung sogar ℳ 559.500,–) | |
2. Maschinen | ℳ 196.700,– |
3. Werkzeuge und Geräthe | ℳ 80.000,– |
4. Magazinsvorrath | ℳ 30.400,– |
5. Guß- und Materialvorräthe der Gießerei | ℳ 7.800,– |
6. Mobiliar | ℳ 5.500,– |
7. Vorräthe der Maschinenfabrik (20.000,–), aber nicht berücksichtigte fertige u. halbfertige Maschinen (20.000,–), Modelle (12.300,–), Diverses (3.000,–) zusammen im Werth von über ℳ 55.000,–, die wir indessen ganz außer Ansatz lassen | |
und ergeben die Pos. 1 bis 6 einen Werth von | ℳ 866.000,– |
Es ist noch zu bemerken, daß in den pos. 4 und 5 ein Betriebsfonds von ℳ 38.000,– steckt, wozu noch aus der, gar nicht mitgerechneten, pos. 7 ℳ 20.000,– an Vorräthen der Maschinenfabrik treten, zusammen ℳ 58.000,–
Endlich dürfen wir nicht unterlassen, hier nochmals hervorzuheben, daß wir in der Bilanz des Vorjahrs im Hinblick auf die ungünstige Situation der hiesigen Fabrik – über getroffene gänzliche Abschreibung der in unserem Besitz befindlichen Actien – eine Reserve von ℳ 100.000,– schon gelegt hatten.“
Quelle: Der Bericht als Anlage zum Protokoll der Aufsichtsratssitzung der Bank für Handel und Industrie am 25. November 1878. [36]
Wir werden im folgenden Kapitel sehen, daß die Berichterstatter arg optimistisch waren, was die Verwertung der Immobilien betraf.
Die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei wird fortgesetzt in Kapitel 17 mit der Abwicklung des damals größten Darmstädter Maschinenbauunternehmens.
Mittels eines Klicks auf die Nummer der jeweiligen Anmerkung geht es zur Textpassage zurück, von der aus zu den Anmerkungen verlinkt wurde.
Diese Seite wurde zuletzt am 30. Oktober 2021 aktualisiert. Links auf andere Webseiten bedeuten keine Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern sind rein informativer Natur. © Walter Kuhl 2008, 2018, 2021. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem Einverständnis des Verfassers gestattet.
URL dieser Seite : https://www.walter-kuhl.de/fabrikviertel/me/16_krisemaschinenbau.htm
Sechzehntes Kapitel zur Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt.
Text, Fotografien und Grafiken, sofern sie nicht aus anderen Quellen oder Publikationen übernommen wurden, © Walter Kuhl, Darmstadt bzw. Seitschen. Die Wiedergabe, auch auszugsweise, ist nur mit dem ausdrücklichen schriftlichen Einverständnis des Verfassers gestattet.
Bearbeitungsstand: 30. Oktober 2021.
Die Internetfassung (HTML) kann jüngeren Datums sein.
Die HTML-Fassung im Internet:
https://www.walter-kuhl.de/fabrikviertel/me/16_krisemaschinenbau.htm