Fabrik. Blick auf das Fabrikgelände. Quelle: Adreßbuch 1908.

Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt

Einleitung

Das seit 1837 als Buschbaum & Comp. bestehende und 1844 zur Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt umfirmierte Unternehmen wurde mit Unterstützung der ebenfalls in Darmstadt ansässigen Bank für Handel und Industrie 1857 in eine Aktien­gesellschaft umgewandelt. Die Liquidation des Unternehmens wurde mit der General­versammlung am 21. Dezember 1878 eingeleitet.

Eine wissenschaftliche Arbeit sollte sich eine Fragestellung geben. Anschließend wird das Projekt vorgestellt und gleichzeitig eine Übersicht auf die neunzehn Kapitel gegeben.


Nach dem Inhaltsverzeichnis wurde im Vorwort auf die Motivation zu dieser Arbeit eingegangen.

In einem Bericht zur Landesgewerbe­ausstellung 1879 in Offenbach wird anläßlich einer ausführlichen Beschreibung der Aussteller und der ausgestellten Gegenstände auch auf die Anfänge der Industrialisierung in Darmstadt eingegangen.

„Wir beginnen mit derjenigen Gruppe, welche uns einestheils vermöge ihrer Ausdehnung wohl am längsten beschäftigen wird und anderntheils bereits zu Beginn der Ausstellung den Eindruck des Fertigseins machte. Es ist die Gruppe VII., welche die mechanischen Gewerbe und die Kunst im Gewerbe umfaßt und deren erste Abtheilung die Maschinen und die Werkzeug­fabrikation vorführt.

Einleitend sei hier bemerkt, daß die Entwickelung des Maschinenbaues im Großherzogthum erst mit der Einführung der Dampfmaschinen einen größeren Aufschwung erhielt. Die erste Dampfmaschine wurde im Jahre 1830 in der Großherzoglichen Münze zu Darmstadt aufgestellt; sie war in der seit 1807 von Rößler in Darmstadt gegründeten mechanischen Werkstätte, mit welcher später eine größere Maschinenfabrik verbunden wurde, gebaut worden.

Diese Maschine war eine doppelt wirkende Balancirmaschine mit Expansion und Condensation. Erst im Jahre 1838 kamen zwei weitere Maschinen hinzu. Von da an hat die Zahl der Dampfmaschinen anfangs langsam, aber dann rascher zugenommen, so daß schon im Jahre 1847 die Zahl derselben auf 31 gestiegen war, wovon 7 auf Mainz, 4 auf Darmstadt, 5 auf Offenbach, je 2 auf Gießen, Bingen und Laubach kamen, während in Alzey, Sprendlingen und Lorsch nur je eine derselben sich befand.“ [1]

In einer Anmerkung zu einem Aufsatz von Rainer Maaß über die Früh­industrialisierung in Hessen, abgedruckt in der Darmstädter IHK-Festschrift von 2012, heißt es, die erste Dampfmaschine sei bereits 1807 in der mechanischen Werkstätte von Hektor Rößler gebaut worden. Hier wird die Angabe von Philipp Weber in einem während des Ersten Weltkrieges publizierten Band über die Groß­herzogliche Zentralstelle für das Gewerbe, den vormaligen Landes­gewerbverein, übernommen. Weber wiederum hatte jedoch seine Quelle fehlgedeutet, denn in der Jubiläums­schrift zum 75-jährigen Bestehen des besagten Vereins wird eindeutig und auch richtig ausgeführt, diese Dampfmaschine sei in der 1807 gegründeten Werkstätte des Hektor Rößler montiert worden. Wir können schon anhand dieser Ungenauigkeit im Detail erahnen, daß die Industrialisierung Südhessens nur unzureichend erforscht worden ist und Fehler aus früheren Darstellungen unbesehen übernommen werden. [2]

Dies ist ein Ärgernis, das mich während meines Beschäftigung mit der Maschinenfabrik und der Darmstädter Geschichte begleitet hat. Wenn ich in den nach­folgenden neunzehn Kapiteln das vorhandene und meist völlig neu erschlossene Material recht ausführlich ausbreite, dann ist dies auch damit zu begründen, daß ich es für notwendig halte, alther­gebrachte Narrative in Frage zu stellen und so manche Darstellungen und Falsch­aussagen begründet zu korrigieren.

Zur Ironie dieser Geschichte gehört zudem, daß die aus der Rößler'schen Werkstätte hervorgegangene Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt ab Dezember 1878 auf Beschluß der Gesellschafter des Unternehmens liquidiert wurde und daher nicht mehr an der Gewerbe­ausstellung in Offenbach teilnehmen konnte.

Straßenschild.
Bild E.01: Die Rößler­straße befindet sich an der Ostseite des Röhm- bzw. Evonik-Geländes und verbindet die Dolivo­straße mit der Pallas­wiesen­straße.

Zunächst haben wir hier nur eine einfache Werkstätte vorliegen. Im Gegensazu zu manchen seiner Zeitgenossen scheint Hektor Rößler nicht von einer Fabrik gesprochen zu haben. Der Begriff Fabrik wäre auch hochtrabend gewesen, aber Über­treibungen sind Gewerbe­treibenden nunmal nicht fremd. Viele „Fabriken“ der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren gerade einmal einfach ausgestattete Werkstätten. Eine durch Maschinerie angetriebene Werkzeug­maschine hätte einer Antriebskraft bedurft; und dafür kam in Darmstadt bis in die 1830er Jahre nur Wasserkraft in Frage. Folglich wurden damals an Bächen gelegene Mühlen für Betriebe genutzt, die auf einen Kraftantrieb angewiesen waren, etwa Hüttenwerke und Eisenhämmer. Wir werden einem solchen im ersten Kapitel begegnen. An Dampfkraft war zunächst nicht zu denken, von Diesel- oder Elektromotoren ganz zu schweigen, wie sie zum Ende des Jahrhunderts in den Fabriken Einzug hielten.

Die Werkstätte von Hektor Rößler wandelte sich aufgrund eher zufälliger Umstände in eine Maschinenfabrik und Eisengießerei; und wiederum andere zufällige Umstände führten zur Gründung einer Aktien­gesellschaft. Hier liegt dann fast schon der Übergang von handwerklicher bzw. arbeitsteilig-manufaktur­mäßiger Produktion zur industriell-seriellen Fertigung vor; jedoch wurde dieser Übergang nur ansatzweise vollzogen. Als das Unternehmen 1879 abgewickelt wurde, war der qualitative Sprung zur industriellen Fertigung noch nicht vollzogen.

Mit der Umwandlung der zuvor eigentümer­basierten Fabrik zur Aktiengesellschaft verband sich die Erwartung auf eine regelmäßige und ausreichende Dividende. Daß das Unternehmen in dieser Form nur gerade einmal zwei Jahrzehnte durchgehalten hat, ist erklärungs­bedürftig. Von der Anlage her wäre ein erfolgreiches Fortbestehen durchaus möglich gewesen, wie der Erfolg ähnlicher Unternehmen wie Rodberg oder Schenck vermuten läßt. Seit Arthur Uecker wird das Scheitern damit begründet, daß die Maschinen­fabrik keine Massen­fertigung betrieben habe und sich mit einer in handwerk­licher Herstellung gefertigter Einzel­produktion verschiedenster Geräte und Maschinen verzettelt hat. Aber ist das der wahre Grund? Dieser Frage soll in den nach­folgenden Kapiteln nachgegangen werden; und vielleicht ist das, was hier als Grund erscheint, allenfalls sekundärer Ausfluß einer betrieblichen Konstruktion, die ihre Grenzen sehr schnell erreicht hatte, insbesondere in Krisenzeiten. [3]

Im ersten Kapitel werden wir Hektor Rößler begegnen, ohne den es die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt wohl nie gegeben hätte. Er fiel seinem Umfeld schon früh als ein lernbegieriger und vor allem findiger Kopf auf, der gefördert werden sollte. So führten ihn seine Studienreisen bis nach Paris. Als Mechanikus half er bei der grundlegenden Basisvermessung von Darmstadt nach Griesheim, mit der das hessische Katasterwesen auf eine vollkommen neue Stufe gestellt wurde. Neben mehreren Theodoliten entwarf er die erste Dampfmaschine des Großherzogtums. Als Münzmeister und Münzrat schuf er die Grundlagen für ein modernes hessisches Münzwesen und er wurde nachfolgend bei mehreren ähnlichen Einrichtungen anderer deutscher Staaten zu Rate gezogen. Sein Bruder Jakob etablierte sich als Hofkunst­drechsler und erwarb durch seine Tätigleit ein kleines Vermögen. Er wird uns begegnen, als Hektor seine Werkstätte 1832 aufgeben muß.

In der Werkstätte war in den 1820er Jahren Johann Ludwig Buschbaum als Werkmeister angestellt. Nach Auflösung der Werkstätte ging dieser zunächst auf die Ludwigshütte nach Biedenkopf, kehrte jedoch einige Jahre später nach Darmstadt zurück, um den Vorläufer der Maschinenfabrik zu gründen. Diese Fabrik sollte Münzpräge­maschinen dorthin liefern, wo zuvor Hektor Rößler mit seiner Expertise gewirkt hatte. 1844 verließ er aus ungeklärten Umständen sein Unternehmen, das nunmehr in Maschinenfabrik und Eisengießerei umfirmiert wurde. Graue Eminenz im Hintergrund war Hektor Rößler, vertreten durch seinen weiteren Bruder Friedrich. Der hatte zuvor einen Eisenhammer in Schönberg oberhalb von Bensheim errichten wollen, mußte jedoch Konkurs über sich ergehen lassen, weshalb Hektor wieder ins Geschäft kam. Davon handelt das zweite Kapitel.

Im dritten Kapitel entdeckt das verschlafen wirkende Beamten- und Kasernen­städtchen Darmstadt die Dampfkraft. Mit einiger Verspätung zieht nunmehr auch ein modernes Antriebs­mittel in hessischen Fabriken ein. In der Literatur zur Früh­industrialisierung im Groß­herzogtum Hessen wird immer wieder auf die beiden Dampf­maschinenlisten Bezug genommen, die 1849 und 1854 publiziert wurden. Ich habe den starken Verdacht, daß kaum einer dieser Autoren jemals einen Blick auf diese Liste geworfen hat. Dies sei hier umso ausführlicher nachgeholt, zumal wir hierüber einiges über die Maschinenfabrik erfahren, was der bisherigen Forschung entgangen ist.

Die Rößler'sche Maschinenfabrik lieferte nunmehr auch selbst Dampfmaschinen und erhielt entsprechend Aufträge beim Bau der Main-Neckar-Eisenbahn und der Hessischen Ludwigs-Eisenbahn. Ende der 1840er Jahre bedurfte sie dringend neuer Aufträge und bewarb sich um Lieferungen zum Bau der Main-Weser-Bahn. Hierzu ist eine ausführliche Akte erhalten geblieben, die von der Widernissen handelt, in der Konkurrenz zu „ausländischen“ Unternehmen zu bestehen. Das vierte Kapitel behandelt jedoch nicht nur diese Bemühungen, sondern auch die Schwierig­keiten, einen ganz eigenartigen Buchstaben richtig zu interpretieren.

Dennoch konnte sich die Maschinenfabrik einige Jahre behaupten. Sie lieferte weitere Dampfmaschinen und Werkzeug­maschinen, und dies nicht nur im aufstrebenden Eisenbahnbau. Auf der Gewerbe­ausstellung 1854 in München erhielt sie noch eine „belobende Erwähnung“ für ihre in die Jahre gekommene Münzpräge­maschine. Doch Hektor Rößler wurde im selben Jahr 75 Jahre alt und ein Nachfolger war nicht in Sicht. Das fünfte Kapitel beendet die Vorgeschichte der späteren Lokomotivfabrik mit einigen wenigen Hinweisen darauf, daß es zumindest noch eine eingeschränkte Produktion gegeben haben muß. Es sah alles danach aus, als würde ein wichtiges Unternehmen der Früh­industrialisierung in Darmstadt ganz einfach einschlafen.

Die bisherige spärliche Literatur, in der die Maschinenfabrik und Eisengießerei erwähnt wird, ist voller Unklarheit und Ungenauigkeit. Arthur Uecker hatte Mitte der 1920er Jahre in Heidelberg eine Dissertation über die Industrialisierung Darmstadts eingereicht, die im Grunde nicht mehr war als eine Kompilation der Schriften des Gewerbevereins und der Handelskammer. Er erwähnt darin, weil die Berichte der Handelkammer sie aufführen, auch die hier betrachtete Maschinenfabrik; und das war mehr oder weniger der Stand der Forschung bis 2012. Dann erschien mit der Festschrift der IHK Darmstadt eine modernisierte Fassung der Industrialisierungs­geschichte Darmstadts und Südhessens, ohne daß sich das Wissen zu dieser Fabrik wesentlich verbessert hätte. Wo nichts geforscht und schon gar nichts gewußt wird, wird geraten, und das in der Regel falsch. Kapitel 6 ist eine eingehende Auseinander­setzung mit der nicht nur in Darmstadt betriebenen Forschung bzw. Forschungs­verweigerung. In diesem Zusammenhang habe ich gelernt, grundsätzlich alle Aussagen Darmstädter Historikerinnen und Historiker nochmals zu überprüfen; und ich habe gut daran getan.

Hektor Rößler findet dann doch noch einen Käufer für sein Unternehmen. 1857 entsteht hieraus eine Aktien­gesellschaft, an der neben der Darmstädter Bank für Handel und Industrie auch lokale „Investoren“ beteiligt sind. Man kennt sich und ist sich in guten Geschäften zugetan. Das siebte Kapitel geht auf die Hintergründe ein, die zur Gründung der Aktien­gesellschaft geführt haben. Hier ist jedoch auch gleichzeitig das Scheitern mit angelegt. Die ersten Jahre hingegen verliefen aus Sicht der Aktionäre noch hocherfreulich.

Schon 1849 hatte die Maschinenfabrik mit Heinrich Emanuel Merck einen Vertrag über die Lieferung einer Dampf­maschine abgeschlossen. Dem Merck'schen Unternehmen war es nicht einmal ansatzweise anzusehen, daß es einmal auf dem Weltmarkt milliardenschwer präsent sein würde. Dennoch war auch die kleine Merck'sche Fabrik ein wichtiger Kunde; und das Geschäfts­verhältnis sollte nach 1857 intensiviert werden. Die im Merck-Archiv vorhandenen Kontenbücher verraten eine Menge über den Umfang dieser Lieferungen und damit auch über die produktive Tätigkeit der Arbeiter der Maschinen­fabrik. Und so geht im achten Kapitel ein Monteur zu Merck.

Doch schon bald ziehen erste Sturmwolken auf. Die kaufmännische Leitung des Unternehmes scheint um 1860 herum derart darnieder­gelegen zu haben, sodaß aufgrund der geringen Kapital­ausstattung das Unternehmen kurz vor der Auflösung stand. Dabei war die technische Kompetenz vorhanden. Denn zur gleichen Zeit baute die Maschinenfabrik etwas, was es so noch nicht gegeben hatte und in der Fachloteratur bislang nicht ausreichend gewürdigt wurde. Zeitgleich mit der Maschinenbau­gesellschaft Heilbronn setzte sie ihre Dampf­maschinen auf Räder und entwickelte den Prototyp einer Feldbahn­lokomotive. Es sollte sich noch zeigen, daß im Verlauf der 1860er Jahre immer mehr Eisenbahnbau­unternehmer den Vorteil dieser kleinen Tender­lokomotiven zu schätzen lernten. Doch bis es soweit war, galt es, erst einmal frisches Kapital aufzutun, um weiter­produzieren zu können. Und das war, wie im neunten Kapitel nachzulesen ist, ein ziemlich hartes Geschäft.

Auf unbekannten Wegen ist ein Lieferverzeichnis der von der Maschinenfabrik ausgelieferten kleinen Dampf­lokomotiven erhalten geblieben. Auf dessen Grundlage wird im zehnten Kapitel der Versuch unternommen, die Abnehmer und den Einsatzort der Maschinchen in den 1860er Jahren zu ermitteln. Dabei stellt sich heraus, daß so mancher Eintrag verballhornt wieder­gegeben wurde.

Nachdem das Scheitern des Unternehmens gerade noch abgewendet werden konnte, liefen die Geschäfte bis zum Gründerkrach von 1873 ganz ordentlich, wie im elften bis dreizehnten Kapitel gezeigt wird. Zum Ende des Jahrzehnts sprang man auf den spekulativen Eisenbahn­boom auf und hoffte, als Lieferant von Lokomotiven für den Bau und den Betrieb der neuen Strecken ein lukratives Auskommen zu finden. Doch es erwuchs auch neue Konkurrenz auf diesem Nischenmarkt. 1869/70 erhielten die Arbeiter der im Norddeutschen Bund neben Preußen versammelten Kleinstaaten das Streikrecht, wovon die Arbeiter der Maschinen­fabrik auch Gebrauch machten. Derlei Arbeitskämpfe um das Aller­nötigste werden in der offiziösen Literatur Darmstädter Historikerinnen und Historiker geradezu selbst­verständlich ignoriert.

Im vierzehnten Kapitel begleiten wir die Maschinenfabrik 1873 auf die Weltaus­stellung nach Wien. Dort stellte sie unter den kritischen Augen des Fachpublikums zwei Lokomotiven aus und entzündete eine Kontroverse. Das fünfzehnte Kapitel faßt die Lieferungen weiterer Lokomotiven in den 1870er Jahren zusammen, orientiert sich an der Lieferliste und korrigiert hierbei so manch seltsamen Eintrag. Nebenher wird erzählt, daß nach Darmstadt auch von andernorts kleine Lokomotiven geliefert wurden.

Die Gründerkrise traf die Maschinenfabrik recht bald, und das sehr heftig. In Darmstadt wurde, wie im sechzehnten Kapitel berichtet wird, allenthalben über die Krise des Maschinenbaus lamentiert. Bei einer lokalen Gewerbe­ausstellung 1876 versuchten Darmstadts Industrielle und Honoratioren das Elend geradezu zu ertränken, doch es fruchtete nichts. Die Maschinenfabrik stand nach starken Verlusten vor dem Aus. Ende 1878 zogen die Aktionäre und die Bank die Notbremse und versuchten, noch so viel Kapital wie möglich aus dem Verkauf des Unternehmens zu schlagen. Doch die Konjunktur war nicht auf ihrer Seite. Viereinhalb Jahre lang schleppte sich der mühsame Prozeß der Inwert­setzung als Liquidation hin, und letzten Endes mußten die Aktionäre wenigstens nicht noch draufzahlen. Wie es den Arbeitern damit erging, wird im selben siebzehnten Kapitel anhand der Einrichtung einer Suppenküche dargestellt.

Ein Gebäude, das die Maschinenfabrik lange Zeit als Büro und Direktoren­wohnung genutzt hatte, steht noch heute und kann 2021 seinen zweihundertsten Geburtstag begehen. Das achtzehnte Kapitel läßt 1821 den Weinwirt Jakob Alleborn auf der grünen Wiese an der Chaussee nach Arheilgen und weiter nach Frankfurt ein Ausflugs­lokal errichten, das er analog zu dem bestehenden Chausseehaus an der Straße nach Eberstadt als „neues Chausseehaus“ vermarktete. Nach recht unterschiedlichen Nutzungen, unter anderem als Schulgebäude, ist an dieser Stelle heute wieder eine Gastwirt­schaft zu finden.

Ganz anders erging es dem Gelände, auf dem nach 1857 die „neue Fabrik“ an der späteren Blumenthal­straße errichtet wurde. Die Darmstädter Bank entnahm der Liquidations­masse das Grundstück und die Baulichkeiten, mußte allerdings ein Jahrzehnt lang warten, bis sich doch noch ein Käufer fand. Das neunzehnte und letzte Kapitel enthält die Nachnutzung der Fabrik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach den Gebrüdern Seck, deren Mühlenbau­anstalt in eine Aktien­gesellschaft umgewandelt worden war, betrieb das Braunschweiger Unternehmen Luther dasselbe Geschäft. Alsdann etablierte sich hier in den 1920er Jahren die Bahnbedarf A.-G., die Mitte der 1930er Jahre „arisiert“ wurde; und zuletzt finden wir hier die Deutsche Cristalline Werke von Peter Willems vor.

Abschließend wird nochmals die Frage aufgeworfen und zu beantworten versucht, warum die Maschinenfabrik und Eisengießerei gescheitert ist und vielleicht auch scheitern mußte. Schon wenige Jahrzehnte später war sie dem kollektiven Gedächtnis derart entrückt, daß Arthur Uecker außer den Angaben in den Berichten der Handelskammer keinerlei Spuren des Unternehmens mehr entdecken konnte. Eine Reihe von Dokumenten, die von 1871 bis 1928 reichen, werden zur Abrundung als Digitalisat wiedergegeben.

Ein optionales zwanzigstes Kapitel über die verschiedenen Unternehmen der Nachfahren Johann Ludwig Buschbaums wäre ein gewiß reizvolles Unterfangen. Allerdings setzt dies eine nochmalige ausführliche Recherche in Darmstädter Archiven voraus, wozu ich mich angesichts meines Fortzugs aus der kleinen hessischen Provinz­metropole Darmstadt nicht mehr imstande sehe. Dies wäre eine Arbeit, die noch auf Darmstadts Historikerinnen und Historiker wartet.

Das Literaturverzeichnis weist alle gesammelten Quellen, Fundstücke und Publikationen nach, die für diese Arbeit genutzt wurden. In der Regel werden auch die Online­fundstellen aufgeführt, was jedoch für einzelne Tageszeitungs­seiten des 19. Jahrhunderts nicht konsequent durchgeführt worden ist. Manche dieser Funde sind nur über Google Books online zugänglich; hier habe ich auf eine Verlinkung verzichtet, um der Datenkrake nicht neues Datenmaterial zuzuführen. Die Gliederung der Quellen- und Literaturangaben mag ungewöhnlich sein, aber ich halte es für vorteilhaft, Texte aus dem 19. Jahrhundert in chronologischer Reihenfolge wiederzugeben; allgemeine nachfolgende Literatur jedoch alphabetisch.

Diese Arbeit ist Verlauf von etwa zehn Jahren entstanden und erfuhr aufgrund der Fülle des Materials mehrfach Erweiterungen und Neubearbeitungen. Möglicher­weise ist die gesamte Darstellung daher nicht konsistent durchgeführt; dies betrifft auf jeden Fall den Umgang mit Eigennamen von Institutionen oder Printmedien. Die in den Originaltexten gesperrt hervorgehobenen Passagen werden kursiv wieder­gegeben. Angaben in eckigen Klammern sind auch dort, wo dies nicht eigens kenntlich gemacht ist, grundsätzlich meine eigenen Hinzufügungen oder Kommentierungen; zuweilen betrifft es nur das Erscheinungsjahr eines Buches oder Aufsatzes. Zum besseren Verständnis werden vereinzelt abgekürzte Namen oder Begriffe ausgeschrieben; auch dies ist mit eckigen Klammern nachgewiesen. Die Abschriften aus Zeitungen, Akten oder anderen Dokumenten sind so getreu wie möglich wiedergegeben; doch Fehler beim Abschreiben sind bei einer solchen Fülle fast unvermeidlich, aber auf jeden Fall sehr, sehr ärgerlich.

Als ich 2012 eine erste Fassung aufschrieb und auf meiner Webseite veröffentlichte, konnte ich noch nicht ahnen, wie umfangreich das zu findende und zu bearbeitende Material werden würde. Bis 2012 hätte frau oder man den Erkenntnisstand locker auf einige wenige Seiten Papier unterbringen können. Heute wäre die hier vorliegende Arbeit im Druck ein voluminöses Buch. In ihr ist mit ganz wenigen kleineren Ausnahmen alles versammelt, was sich zum derzeitigen Stand an Material auffinden ließ. Das Internet macht es möglich; es gibt keine durch Druckkosten oder andere Vorgaben erzwungene Eingrenzung des Inhalts. Alles kann ausgebreitet werden. Zum schnellen Einstieg gibt es daher eine Kurzfassung. Allerdings warten in einzelnen Archiven noch weitere Dokumente, die zur Abrundung beitragen könnten. Eines Tages werden auch sie aufgesucht werden …

Das Digitalisieren und das öffentliche Publizieren von Dokumenten, Zeitschriften und Büchern insbesondere aus dem 19. Jahrhundert schreitet weiter voran, so daß auch in Zukunft mit neuen allgemein zugänglichen Quellen und Literatur zur Geschichte dieser Maschinen­fabrik zu rechnen ist. Insofern wird die Unternehmens­geschichte wohl niemals als „fertig“ zu betrachten sein. Wenn es neues Material gibt, soll dies auch zukünftig eingebunden werden. Im Dateifuß ist daher das Datum der letzten Aktualisierung der entsprechenden Seite vermerkt. Diese Art des Publizierens mag zwar nicht etablierten wissen­schaftlichen Veröffentlichungs­standards entsprechen, bietet für lesende Dritte jedoch die Möglich­keit, den Forschungs­prozeß nachverfolgen zu können. So kann es durchaus noch vorkommen, daß einzelne Aussagen zu revidieren sein werden, wenn neu erschlossene Quellen ein ganz neues Licht auf Detailfragen werfen. Der große Rahmen jedoch ist abgesteckt.

Die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießere war von Anfang an als Internet-Publikation vorgesehen. Das Erstellen der vielen zugehörigen HTML-Dateien erleichtert eine interne Verlinkung, so daß auf Verweise in anderen Kapiteln oder zu den Anlagen direkt zugegriffen werden kann. Erst bei Fertigstellung der HTML-Fassung reifte der Gedanke, das Ganze auch als PDF anzubieten. In der Theorie ist dies ganz einfach; gibt es doch einige Tools, die eine Internetseite in ein PDF verwandeln können. Doch der Teufel steckt im Detail. Grafiken und Tabellen lassen sich nicht ohne weiteres 1:1 konvertieren und auch der Textfluß kann beim beibehaltenen Flattersatz sehr zerfranst wirken. Sprich: es mußte eine eigene Druckversion erstellt werden. Ich habe mich für eine Konversion ohne JavaScript oder ähnliche Methoden entschieden, sondern verlasse mich auf die mir eigenen „Bordmittel“ wie CSS und die PDF-Ausgabe meines Firefox-Browsers. Damit allein ist es jedoch nicht getan. Es fehlen dann noch Kapitelüberschriften und Seitenzahlen, die wiederum nur auf Umwegen in das schon fertige PDF eingeschmuggelt werden können, ebenso wie die Metaangaben in den „Eigenschaften“ eines PDF. Deshalb wird es noch einige Zeit dauern, bis alle Kapitel und Anlagen als PDF vorliegen. Damit ist jedoch eine, wenn auch nicht perfekte, Grundlage geschaffen, die gesamte Arbeit in ein großes PDF zu packen (und das wird vermutlich mit einem halben Gigabyte Datenvolumen wirklich riesig), woraus eventuell eine Art Buch für die bibliothekarische Ewigkeit erwachsen kann. Denn nichts ist so flüchtig wie ein im Internet ausgehauchter Gedanke.

Die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei beginnt mit der Einrichtung einer Werkstätte in Darmstadt durch den genialen Mechanikus Hektor Rößler.

Quellen- und Literaturverzeichnis.


Anmerkungen

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