Fabrik. Blick auf das Fabrikgelände. Quelle: Adreßbuch 1908.

Industriegleise im Fabrikviertel Darmstadt

Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt

Nachtrag: Offene Fragen

Das seit 1837 als Buschbaum & Comp. bestehende und 1844 zur Maschinenfabrik und Eisengießerei in Darmstadt umfirmierte Unternehmen wurde mit Unterstützung der ebenfalls in Darmstadt ansässigen Bank für Handel und Industrie 1857 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Liquidation des Unternehmens wurde mit der Generalversammlung am 21. Dezember 1878 eingeleitet.

Bei der Bearbeitung der Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei bleiben einige Fragen offen. Ob sie sich jemals klären lassen werden, muß sich zeigen.

Dieses Kapitel ist derzeit im Entstehen und daher unvollständig.


Dieser Nachtrag zu den Offenen Fragen zur Maschinenfabrik und Eisengießerei ist die Fortsetzung des deren Geschichte zusammenfassenden Kapitels.

Vorwort

Wenn die Geschichte der Maschinenfabrik und Eisengießerei von ihren Anfängen als Werkstätte des Hofmechanikus Hektor Rößler von vermutlich 1807 über seine zusammen mit Johann Ludwig Buschbaum betriebene Maschinenfabrik, die 1857 gegründere Aktiengesellschaft bis hin zur Liquidation des Unternehmens 1883, und daran anschließend die Folgenutzung des Geländes der „neuen Fabrik“ bis etwa zum Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt sein wird, dann ist noch lange nicht alles geklärt.

Es sind nicht nur weitere mögliche Fundstücke in Archiven, Bibliotheken oder Zeitungen, die bekannte Dinge vertiefen oder neue Erkenntnisse hervorbringen; Fundstücke, die erst noch gesucht und gefunden werden müßten. Da ich nicht mehr in Darmstadt lebe, wird es sicherlich schwieriger und zeitaufwendiger, dem nachzugehen. Aber auch jetzt schon stellen sich einige Fragen, die mit dem vorhandenen Material nicht oder nur unzureichend er- oder geklärt werden können. Häufig habe ich bestimmte Sachverhalte im Konjunktiv verfaßt, weil manches nur vermutet oder nicht sicher belegt werden kann.

Diese Seite soll alle diese offenen Fragen zusammentragen und – wenn ich dazu kommen sollte – auch diskutieren, ob und wie ein plausibles Ergebnis erreicht werden kann.

Die Werkstätte von Hektor Rößler

Bezug: Kapitel 1 über Hektor Rößler und seine mechanische Werkstätte.

In den „Verhandlungen des Gewerbvereins für das Großherzigthum Hessen“ wird 1837 der Verlust beklagt, den die fünf Jahre zuvor aufgelassene Werkstätte des Münzrats Hektor Rößler sen. hinterlassen hat. Hierbei wird erwähnt, selbige sei dreißig Jahre zuvor eingerichtet worden. Daraufhin wird seither als Jahr der Einrichtung selbiger Werkstätte das Jahr 1807 angegeben. Meine kursorische Lektüre des nicht vollständig erhaltenen „Darmstädtischen Frag- und Anzeigeblatts“ hat hierauf für das gesuchte Jahr keinen Hinweis geliefert. Sind die dreißig Jahre als gerundete Zahl zu verstehen oder läßt sich belegen, daß Rößler tatsächlich im Jahr nach seiner Berufung als Darmstädter Hofmechanikus 1806 auch eine eigene Werkstätte begründet hat? Und an welchem Ort hat er sie eingerichtet? An oder in der alten Münze?

Kauf des Geländes an der Frankfurter Straße

Bezug: Kapitel 1 über Hektor Rößler und seine mechanische Werkstätte.

Hektor Rößler sen. versucht 1832, seine Hofreite an der Frankfurter Straße wieder loszuwerden, die er irgendwann Ende der 1820er Jahre erworben haben muß. Meine Vermutung ist, daß er sich das Gelände zugelegt hat, um dort sine Maschinenfabrik zum Bau der für die Münze bestimmten Dampfmaschine einzurichten. Um 1828 herum wird nämlich die alte Münze in bzw. an der Infanteriekaserne aufgegeben. Zum Kauf und zur Aufgabe der alten Münze habe ich bislang jedoch nichts Konkretes finden können. Habe ich an der falschen Stelle gesucht und es gibt bessere Hinweise?

Der Mieter Freiherr von Schenck

Bezug: Kapitel 1 über Hektor Rößler und seine mechanische Werkstätte.

1837 versucht Hektor Rößler sen. abermals, sein Gelände an der Frankfurter Straße zu veräußern. Er bewirbt sein Anwesen mit der Angabe, der Freiherr von Schenck habe hierin mehrere Jahre gewohnt. Handelt es sich bei diesem Freiherrn wirklich, wie ich nur vermuten, aber nicht nachweisen kann, um den späteren hessischen Finanzminister?

Und daran anschließend: wann ist Johann Ludwig Buschbaum dort eingezogen?

Die Partnerschaft Buschbaum – Rößler

Bezug: Kapitel 1 über Hektor Rößler und seine mechanische Werkstätte sowie Kapitel 2 über die Buschbaum'sche Maschinenfabrik.

Das Unternehmen an der Frankfurter Straße trägt die Firma „Buschbaum & Co[mp]“. Wer waren die Teilhaber außer Buschbaum und vermutlich Rößler als Eigentümer des Fabrikgeländes? Warum ist Buschbaum 1844 aus dem gemeinsamen Unternehmen ausgeschieden? Ist er freiwillig gegangen oder gab es Gründe, weswegen er gehen mußte?

Friedrich Rößler

Bezug: Kapitel 2 über die Buschbaum'sche Maschinenfabrik.

Der jüngste der Rößler-Brüder Friedrich war in den 1840er Jahren Direktor bei Buschbaum & Comp. und der nachfolgend umfirmierten Maschinenfabrik. Von wann bis wann und weshalb schied er aus? Aus Altersgründen?

August Wernher

Bezug: Kapitel 3 über die Dampfmaschinen in Darmstadt.

1843 kommt August Wernher nach Darmstadt und wird technischer Direktor der zukünftigen Maschinenfabrik. Wurde Buschbaum degradiert? Wann ist Wernher wieder aus Darmstadt fortgegangen; war das 1848?

Das Ende der Rößler'schen Maschinenfabrik

Bezug: Kapitel 3 über die Dampfmaschinen in Darmstadt, Kapitel 4 zur Main-Weser-Bahn, Kapitel 5 zur Münchener Industrieausstellung und Kapitel 7 zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.

Nachdem Buschbaum 1844 aus dem gemeinsamen Unternehmen ausgeschieden ist, könnte der Münzrat Rößler alleiniger Eigentümer geworden sein. Denkbar ist allerdings auch, daß August Wernher zumindest für einige Jahre Mitgesellschafter gewesen ist. Franz Horstmann wird zu Beginn der 1850er Jahre als technischer Betriebsleiter faßbar. Wer hatte von wann bis wann das Sagen? War die Beteiligung an der Münchener Industrie­ausstellung 1854 Teil eines Versuchs, neues Kapital zu akquirieren oder das Unternehmen zu verkaufen? Wurde zwischen 1854 und 1856 überhaupt noch produziert? Wer hat die Fühler zum Verkauf um 1856 herum ausgestreckt? Wie kamen die vier Gründer der Aktiengesellschaft zusammen? Streckte die Bank das Kapital vor? Wie sah der ursprüngliche Statutenentwurf aus, der von der hessischen Regierung nicht genehmigt wurde? Wer hielt Anfang 1857 welchen Anteil am Kapital von 180.000 Gulden?

Unterschriften

Bezug: Kapitel 4 zur Main-Weser-Bahn und Kapitel 5 zu Merck.

In einem Schreiben an das hessische Finanzminsterium vom September 1849 und in einem Vertrag mit Merck vom November desselben Jahres unterschreibt ein Rößler – Hektor sen. oder sein Bruder Friedrich?

Der kaufmännische Leiter

Bezug: Kapitel 7 zur Gründung der Aktiengesellschaft.

Während gesichert ist, daß Franz Horstmann technischer Leiter des Unternehmens während der gesamten Existenz der Aktiengesellschaft gewesen ist, bleibt in Bezug auf die kaufmännische Leitung vieles ungeklärt. Wer wurde 1857 kaufmännischer Direktor? Wurde Reinhard Ludwig Venator 1861/62 interimistisch eingesetzt? Wer war Ludwig Weber und woher stammte er, der ab 1863 die kaufmännische Leitung übernahm?

Die alte und die neue Fabrik

Bezug: Kapitel 7 zur Gründung der Aktiengesellschaft.

Zur alten Fabrik habe ich eine Zuordnung der bekannten Gebäude mit vorhandenen Lageplänen versucht, bei der neuen Fabrik fehlt mir noch ein zündender Gedanke, wo ich ansetzen kann.

Der Londoner Katalog

Bezug: Kapitel 9 zur Londoner Weltausstellung.

Die Maschinenfabrik hatte 1861 als Aussteller gemeldet, sich jedoch 1862 nicht vor Ort sehen lassen. Statt dessen annoncierte sie im Zollvereins-Katalog für das deutsche Publikum und stellte dort ihre neue Tenderlokomotive vor. Hatte das Unternehmen je wirklich beabsichtigt, in London auszustellen, oder nutzte es die Anmeldung als günstigen Weg über den Zollvereins-Katalog, um ein interessiertes Publikum zu erreichen?

Verlustjahre 1861–1863

Bezug: Kapitel 9 zur Ausgabe von Prioritätsaktien.

1863 gab das Unternehmen neue Aktien im Wert von 150.000 Gulden aus, um die Verluste der Vergangenheit zu decken. Spätere Geschäftsbilanzen nennen starke Verluste für das Geschäftsjahr 1862/63, aber nicht für 1861/62, während die Präambel des Statuts von 1863 das Geschäftsjahr 1861/62 als Verlustjahr anführt. Auch die Bank für Handel und Industrie drängte schon Ende 1862 auf Aufstockung des Gesellschaftskapitals. Das Unternehmen selbst gab zum erahnbaren Mißfallen der Darmstädter Handelskammer keine Geschäftszahlen, geschweige eine Bilanz, für das Geschäftsjahr 1862/63 bekannt. Waren demnach beide Jahre Verlustjahre und wurden beide Verluste später quasi zusammengelegt und als ein Geschäftsjahr bilanziert?

Die Dreschmaschinen

Bezug: Kapitel 11 zur Vorführung einer Dreschmaschine.

1864, aber auch noch 1876, annoncierte die Maschinenfabrik ihre Dreschmaschinen und bot Schau­vorführungen und das Ausdreschen der gesamten Ernte an. Daß es sich hierbei um Modelle des englischen Unternehmens Ransomes & Sims handelt, ist als sicher anzusehen. Unklar hingegen ist, ob die Dreschmaschine und die optional zugehörige Lokomobile aus England bezogen wurden oder ob es sich um eine Lizenz­fertigung gehandelt hat.

Ein unzufriedener Aktionär

Bezug: Kapitel 11 zur Generalversammlung im Dezember 1865.

Im Anschluß an die Generalversammlung verschaffte sich ein nicht näher ausgewiesener Aktionär in der Darmstädter Zeitung Luft über eine verpaßte Chance, den Kapitalstock zu erweitern. Ich stelle die Vermutung an, es könne sich um Carl Merck gehandelkt haben. Aber im Grunde ist der Sachverhalt vollkommen unklar.

Baggermaschine Lindau

Bezug: Kapitel 12 zur Produktionspalette in den 1860er Jahren.

Albert Gieseler erwähnt auf seiner Dampfmaschinen-Webseite eine ebay-Auktion mit Zeichnungen des Reichsbahn-Maschinenamtes Lindau; hierbei scheint eine nicht näher datierte Baggermaschine für den Lindauer Hafen erwähnt worden zu sein.

Die Lokomotive „Moritz“

Bezug: Kapitel 15 mit dem dritten Teil über den Lokomotivbau in Darmstadt.

Zur 1874 oder 1875 ausgelieferten Lokomotive mit der Fabriknummer 67 liegen zwei unterschiedliche Angaben vor. Laut den Angaben von Werner Willhaus (Aufsatz im Eisenbahn-Kurier 2/2009) wurde der Zweikuppler mit der Spurweite 900 mm 1875 an das Unternehmen Läher und Bartling in Idstein verkauft, welches auch zwei weitere Maschinen mit den Nummern 68 und 76 erworben hat. Laut Darstellung auf inselbahn.de wird mit Bezug auf Schweers, Die Borkumer Kleinbahn, die Ansicht vertreten, die Lokomotive 67 sei 1874 an Habich und Goth in Emden veräußert und auf den Namen „Moritz“ getauft worden, die sie später auf der Borkumer Kleinbahn eingesetzt hätten. Die Gleichsetzung der Lok „Moritz“ mit der Fabriknummer 67 scheint jedoch nicht unumstritten zu sein. So schreibt Hans Schweers noch in der zweiten Auflage seines „Borkumer Dünenexpreß“ von einer Krauss-Lokomotive mit der vermuteten Fabriknummer 479; ähnlich Hans Wolfgang Rogl, der das Baujahr selbiger Krauss-Lok aber auf zwei Jahre später, nämlich 1876, verlegt. In den von Bernhard Schmeiser abgeschriebenen bzw. zusammen­getragenen Lieferlisten wiederum wird diese Krauss-Lok 1875 gebaut und an Linde & Rabien in Wilhelmshaven geliefert. Gibt es da neuere Erkenntnisse?

Eine Lokomobile und eine Dampfpumpe

Bezug: Kapitel 16 zu weiteren Ausstellungs­gegenständen der Maschinenfabrik.

Der Engineering behauptet, die Maschinenfabrik habe in Wien auch eine Dampfwinde mit Zentrifugal­pumpe ausgestellt. T. Rittershaus schreibt in einem Aufsatz zum Maschinenwesen und den Transportmitteln auf der Wiener Ausstellung, die Maschinenfabrik habe „eine Locomobile älteren englischen Musters“ gezeigt. Beide Maschinen werden in den offiziellen Katalogen nicht aufgeführt. Möglicherweise ist die Dampfwinde mit zugehöriger Pumpe eine Verwechslung mit einem Ausstellungs­gegenstand von Lossen & Schäffer aus Darmstadt. Möglicherweise geben die in den Katalogen genannten Maschinen aber auch nicht vollständig alle gezeigten Gegenstände wider.

Das neue Chaussehaus

Bezug: Kapitel 18 zur Abschweifung über das Neue Chausseehaus, die Mädchenschule und das Sardegna.

In diesem Kapitel hatte ich die Vermutung geäußert, daß Ludwig Lichthammer das Anwesen 1825 nicht ersteigert hat, sondern als Treuhänder, Verwalter etc. der Gläubiger oder Gläubigerinnen des Jakon Alleborn aufgetreten ist, bis Hektor Rößler das Anwesen etwa 1828 gekauft hat. Vielleicht gibt die Akte HStAD G 23 D Nr. 2269 dazu etwas her.

Quellen- und Literaturverzeichnis.


 
 
 
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