Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Bahnübergänge, Posten und Bahnhäuser
Die Übersichtsseite
1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten der Streckenabschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau. Die Geschichte der Riedbahn wird an anderer Stelle meiner Webseite ausführlich abgehandelt.
Zwischen den Bahnhöfen in Goddelau und Darmstadt kreuzten Dutzende Straßen, Feld- und Waldwege die Strecke. Sie abzusichern war Aufgabe von Schrankenwärtern und manchmal auch Schrankenwärterinnen. Mit ihren Familien lebten und wohnten sie in den Bahnhäusern entlang der Strecke, von denen einige, wenn auch umgebaut, heute noch vorhanden sind. Diese Seite versucht, eine Übersicht über bekannte und unbekannte Schrankenposten entlang der Riedbahn zu geben. Diese Übersicht muß mangels ausreichenden Quellen- und Archivmaterials unvollständig bleiben.
So liegt mir bis heute keine einzige Postenliste zur Riedbahn vor, obwohl es so etwas gegeben haben muß.
Folgende Posten werden an anderer Stelle ausführlicher vorgestellt:
»» Weitere Bahnübergänge, Posten und Bahnhäuser in und rund um Darmstadt stelle ich auf einer eigenen Unterseite in Text und Bild vor.
Posten entlang der Riedbahn zwischen Goddelau und Darmstadt
Die neun Bahnwärterhäuser
Abbildung 1: Ausschreibung.
Am 24. Juli 1872 veröffentlichte die Darmstädter Zeitung eine Ausschreibung für neun „definitive“ Bahnwärterhäuser. Aufgrund des vorgegebenen Kostenrahmens von 3.203 Gulden und neun Kreuzern pro Gebäude ist von einem Typenbau auszugehen. Das Grundmuster ist auf einzelnen Aufnahmen noch gut zu erkennen. Um 1970 herum waren noch acht dieser Häuser vorhanden, 2020 sind es nur noch drei (68, 70 und 74); und diese drei sind modernisiert und dabei um- und ausgebaut worden.
Es sind: Bahnhaus 68 auf dem Feld zwischen Wolfskehlen und der Chaussee nach Griesheim, Bahnhaus 70 an der Wolfskehler Chaussee, Bahnhaus 74 an der heutigen Straße nach Büttelborn, Bahnhaus 78 im Nordosten von Griesheim, Bahnhaus 79 an der Chaussee von Darmstadt nach Mainz, Bahnhaus 81 am Dornheimer Weg, Bahnhaus 83 beim Waldstück „Tanne“ und Bahnhaus 84 an der Verbindungsstraße von Darmstadt nach Weiterstadt.
Das neunte Bahnhaus, Nummer 85, stand aufgrund der überörtlichen Bedeutung an der Straße von Darmstadt nach Gräfenhausen. Es ist als „B.W.“ bezeichnet auf Meßtischblättern der 1880er Jahre zu finden.
Der Geschäftsbericht der Hessischen Lidwigsbahn für 1872 führt aus, daß in „den Gemarkungen Darmstadt, Weiterstadt, Griesheim und Wolfskehlen im Ganzen neun Bahnwärterhäuser in Angriff genommen [wurden] und mehrere hiervon unter Dach gebracht.“ Im Geschäftsbericht für das Folgejahr wird dann der Vollzug vermeldet. Das einzige Bahnhaus auf Darmstädter Gemarkung wäre dann Nummer 85 gewesen. [1]
Schauen wir nunmehr in das Darmstädter Adreßbuch. Es führt erstmals 1900 überhaupt den Gräfenhäuser Weg auf, und dort nur die ersten beiden Gebäude nahe der Windmühle. Erst 1904 wird auch eine Hausnummer 200 und zwar ausdrücklich als Bahnwärterhaus erwähnt, mit dem Eigentümer Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Eisenbahngemeinschaft. Als Bahnwärter wird ein Ludwig Brunner genannt. Mit Hilfe dieses Namens finden wir im Adreßbuch für 1903 den Eintrag „Brunner, Ludwig, Bahnwärter, Pallaswiesenstr. 119. (Bahnwärterhaus 85.)“ Ganz offensichtlich wurden die Häuser und anderen Einrichtungen entlang des Gräfenhäuser Weges der Pallaswiesenstraße zugeschlagen, und zwar nummernmäßig willkürlich eingeordnet.
Damit wir dieses Bahnhaus nicht ganz so einfach in die Vergangenheit zurückverfolgen können, wurden die Häuser entlang der Pallaswiesenstraße kurz nach 1890 komplett neu durchnumeriert. Der Grund liegt in der Verlängerung dieser Straße von der Frankfurter Straße zum Schloßgartenplatz; und deshalb gab es eine neue Starthausnummer 1. Somit finden wir das Bahnwärterhäuschen der Hessischen Ludwigsbahn 1890 als Pallaswiesenstraße 85 mit dem Bahnwärter Jakob Schuchmann wieder. Beide werden erstmals 1876 erwähnt. Der letzte dort beschäftigte Bahnwärter Heinrich Stromberger wird hier 1914 zuletzt genannt; er wird in ein anderen Bahnhaus umziehen.
Nun behaupten verschiedene topographische Karten davon abweichend die Existenz von bis zu dreizehn Bahnwärterhäsern entlang der Strecke. Die Frage ist hier, inwieweit der dort vorzufindene Eintrag „B.W.“ zwingend ein Steingebäude bezeichnet. Möglicherweise werden hiermit auch einfachere Buden ohne angeschlossenen Wohnraum benannt, wie sie etwa als Posten 63 bei Goddelau vorzufinden waren.
Eine auf 1880 datierte Karte verzeichnet zwei weitere B.W. westlich und östlich des Griesheimer Bahnhofs, also an den Posten 76 Pfützenstraße und Posten 77 Schöneweibergasse. Da dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch keine Bahnhäuser, sondern nunmehr Stellwerke anzutreffen waren, kann davon ausgegangen werden, daß hier zuvor zwei dieser einfacheren Buden gestanden haben. Die Stellwerke weisen keinerlei Merkmal eines Vorgängerbaus auf; und für den Posten 76 ist die Existenz einer derartigen Bude auch fotografisch belegt. [2]
Eine andere topografische Karte, Hessen Nº. 56 von 1910, wiederum führt zwei weitere B.W. westlich und östlich des Bahnhofs von Wolfskehlen auf, also am Posten 65 an der Fernstraße von Gernsheim nach Groß-Gerau und am Posten 66 Esperweg. Weiter unten werden wir die in Stein gehauene Bude am Posten 65 sehen; und am Esperweg findet sich keine Spur eines einstmaligen soliden Wohngebäudes. Also können wir auch hier von als B.W. stilisierten Buden ausgehen. Allerdings benennt die Karte den Posten 85 nicht mehr, was jedoch darauf zurückzuführen ist, daß sich beim Umbau der Bahnhofsanlagen von Darmstadt (abgeschlossen 1912) die Streckenführung geändert und somit der Posten 85 an der Straße nach Gräfenhausen seinen Zweck verloren hat.
Bild 2: Warten am Bahnübergang Nummer 62 in Goddelau. Heute befindet sich an der Nordseite des Goddelauer Bahnhofs eine geschwungene Unterführung für Fußgänger und Radfahrerinnen. Der Autoverkehr wird über eine Brücke geleitet. Aufnahme: Eva Lorenz, August 1988.
Bild 3: Posten 63 befand sich an der Ludwigstraße im Nordwesten von Goddelau. Diese schon in mehreren Publikationen veröffentlichte Aufnahme soll diesen Schrankenposten noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs zeigen. Die Häuser im Hintergrund gehören schon zu Goddelau, so daß wir hier am Bahnübergang zur Darmstädter Strecke stehen. Von den drei Herren rechterhand sind die Namen überliefert: Ludwig Hartung (ganz rechts), Heinrich Hartung und noch ein Heinrich Hartung, der ein Bruder von Ludwig gewesen sein soll. Dem Hartung mit zivilem Strohhut gehörte das Zimmereigeschäft in der Bahnhofsstraße [3]. Quelle: Sammlung Lorenz.
»» Weitere Aufnahmen aus dem Umfeld der Posten 62 und 63 gibt es im zweiten Teil meiner Serie über die Bahnanlagen zwischen Leeheim-Wolfskehlen und Stockstadt am Rhein.
Posten 64 befand sich auf freier Flur zwischen dem Nordrand von Goddelau und der Fern- bzw. Bundesstraße von Gernsheim nach Groß-Gerau. Da heute auf der Trasse ein Fuß- und Radweg mit viel Buschwerk und Bäumen drumherum angelegt ist, könnte die genaue Lage nur noch anhand alter Flurkarten rekonstruiert werden; bislang habe ich keinen Hinweis auf die Kilometrierung gefunden.
Bild 4: Der Posten 65 stand an der ehemals durch Wolfskehlen führenden Fernstraße 44, am westlichen Ende der Bahnhofsanlagen des Ortes. Das Datum der Aufnahme mit dem Schrankenwärter Baumann ist nicht bekannt. Quelle: Sammlung Lorenz, aus dem Bestand des Heimat- und Geschichtsvereins Wolfskehlen.
Bild 5: Der Abbau des Postens 66 am Esperweg war schon im Gange, als Albert Roth zu Beginn der 1970er Jahre fotografierte. Quelle: Sammlung Lorenz.
Posten 67 befand sich auf freier Flur zwischen dem Esperweg in Wolfskehlen und dem Bahnhaus 68, um einen weiteren Feldweg über die Gleise zu lassen. Auch hier könnte die genaue Lage anhand alter Flurkarten rekonstruiert werden; bislang habe ich keinen Hinweis auf die Kilometrierung gefunden.
Bild 6: Als ehemaliges Bahnwärterhaus ist dieser Bau inmitten der Wiesen südlich der Wolfskehler Chaussee zu erkennen. Es handelt sich um das Bahnhaus 68, zu dem es mehrere Familienbilder aus den 1950er Jahren gibt.
Bild 7: Der Bahnübergang 69 ist aufgrund der Kilometrierung 49,3 als Kreuzung der Riedbahn mit einem Feldweg am heutigen Motorsportplatz zu identifizieren. Dort liegt neben einer abgesägten Absperrung seit rund einem halben Jahrhundert ein kleiner Schottersteinhaufen. Ein weiterer Bahnübergang ohne (mir bekannte) Nummer etwa einen halben Kilometer weiter in Richtung Griesheim erhielt im April 1956 eine Anrufschranke.
Bild 8: Posten 70 bestand aus einem Straßenposten an der Wolfskehler Chaussee und einem Bahnhaus im Zwickel zwischen Riedbahn und Straße.
Die ursprünglich (und seit Mitte der 1970er Jahre auch wieder) schnurgerade von Wolfskehlen nach Griesheim verlaufende Straße wurde zur Querung der Bahnstrecke mit einer Art umgedrehter S-Kurve versehen, um eine fast rechtwinklige Kreuzung zu erhalten. Die Massenmotorisierung der 1950er und 1960er Jahre wirkte sich hierbei in einigen Unfällen aus, weil die dem Geschwindigkeitsrausch verfallenenen Blechpiloten das Hindernis zu spät wahrnahmen. Weitere Bilder und Informationen zum Posten 70 finden sich auf der Seite Posten 70 an der Wolfskehler Chaussee.
Abbildung 9: Bekanntmachung.
Das Liegenschaftsbuch der Reichsbahn bzw. Bundesbahn für die Gemarkung Griesheim nennt vier Bahnwärterhäuser und eine nicht explizit als solches ausgwiesene Hofreite. Zwei sind, wenn auch zum Teil bis zur Unkenntlichkeit umgebaut, noch vorhanden (70 und 74), drei wurden abgerissen (78, 79 und 81). Von diesen fünf Gebäuden stand das erste ungefähr bei Kilometer 49,7 (Bahnhaus 70), ein als „Bahnwärterhaus 2“ bezeichnetes ungefähr bei Kilometer 51,0 (Bahnhaus 74), ein drittes ungefähr bei Kilometer 52,8 (Bahnhaus 78), ein als „Bahnwärterhaus 4“ bezeichnetes etwa bei Kilometer 53,5 (Bahnhaus 79), sowie eine Hofreite bei Kilometer 54,7 (Bahnhaus 81).
Mit einer im „Neuen Griesheimer Anzeiger“ am 6. September 1924 veröffentlichten Bekanntmachung wies die Griesheimer Bürgermeisterei darauf hin, daß aus Kostengründen die Bahnübergänge 72 und 74 nachts geschlossen werden. Da hier die ebenso nachrangigen Bahnübergänge 71 und 73 nicht genannt werden, kann daraus vielleicht geschlossen werden, daß selbige schon Mitte der 1920er Jahre außer Funktion waren.
Zwischen dem Posten 70 an der Wolfskehler Chaussee und dem Bahnhaus 74 am westlichen Ortsrand Griesheims muß es für die Landwirtschaft drei weitere Übergänge gegeben haben. Das Entstehungsdatum des nachfolgenden Bildes ist unbekannt, vermutlich entstammt es den 1960er Jahren. Die von den Pferden geworfenen Schatten verraten eine Aufnahme am Nachmittag, und wir blicken gen Süden.
Bild 10: Westlich von Griesheim, vielleicht auf dem Gewann „Fohlenweide“, befand sich ein Bahnübergang, dessen Nummer (73 ?) offen bleiben muß. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2009.0154.
Bild 11: Posten 74 bewachte den Übergang eines Wegs am westlichen Ortsrand von Griesheim, der nach Büttelborn führte. Das Bahnhaus seit den 1960er Jahren umgebaut und steht heute direkt an der westlichen Griesheimer Umgehungsstraße, die rechts zu erahnende Schrankenwärterbude ist längst Geschichte. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0066.
Bild 12: Unterwegs nach Worms. Aufnahme: Uwe Breitmeier.
»» Weitere Bilder und Informationen zur Riedbahn zwischen Wolfskehlen und Griesheim sind auf der Seite Von Griesheim nach Wolfskehlen zu fonden.
Der Übergang 75 war für einen Feldweg zwischen dem Bahnhaus 74 an der heutigen Umgehungsstraße und dem damaligen Stellwerk an der Pfützenstraße bestimmt gewesen.
Uwe Breitmeier war am 22. September 1969 an den Gemüseäckern westlich von Griesheim unterwegs, um eine ganz spezielle Dampflok fotografisch zu „erlegen“. Etwa eine Minute nach planmäßiger Ausfahrt des Zuges aus dem Griesheimer Bahnhof, also gegen 14.08 Uhr, wird er – möglicherweise in Höhe ebendieses ehemaligen Postens 75 – dem von der Dampflok 65 001 gezogenen Personenzug 3612 von Darmstadt nach Worms begegnet sein.
Bild 13: Westlich der Griesheimer Bahnhofsanlagen befand sich Posten 76. Zunächst durch eine einfache Wärterbude, später durch das hier sichtbare Stellwerk wurde der Bahnübergang an der Pfützenstraße gesichert. 1965 erhielt Griesheim aus Anlaß seines 800-jährigen Bestehens die Stadtrecte verliehen; die Kutsche begibt sich zu den Festlichkeiten. Weitere Bilder und Informationen zum Posten 76 finden sich auf der Seite Posten 76 an der Pfützenstraße in Griesheim. Aufnahme zur Verfügung gestellt von Ria Herz.
Bild 14: Auf diesem Luftbild aus den 1950er Jahren ist die Größe der Griesheimer Bahnhofsanlagen noch gut zu erkennen. Am östlichen Ende kreuzt die Schöneweibergasse die Bahnstrecke am durch das Stellwerk markierten Posten 77. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0081.
Bild 15: Im Griesheimer Norden wurde die Hofmannstraße über den Bahnübergang 78 geführt. Das Verkehrsschild für eine Tempo 30-Zone läßt die Aufnahme in die späten 1980er Jahre datieren, spätestens 1991 mit dem Abbau der Gleisanlagen. Quelle: Stadtarchiv Griesheim, em2008.0027.
Bild 16: Ein ehemaliges Bahnwärterhaus stand an der nordöstlichen Bebauungsgrenze des Griesheimer Neubaugebietes und bewachte einst als Posten 78 den Bahnübergang am Gehaborner Weg.
Die Postennummer 78 für dieses Bahnhaus findet sich noch im Liegenschaftsbuch der Reichsbahn bzw. Bundesbahn für die Gemarkung Griesheim. Die landespolizeiliche Abnahme der Verlegung des Übergangs von Km 52,818 nach Km 52,270 fand am 6. Februar 1925 statt. Das nunmehr als Bahnhaus entwidmete Wohnhaus wurde jahrzehntelang weiter bewohnt und 2012 zugunsten eines Neubaus abgerissen.
»» Eine Übersicht über weitere Griesheimer Bahnanlagen, insbesondere den Bahnhof, ist auf einer eigenen Seite zu finden.
»» Der nachfolgend vorgestellte Posten 79 wurde Ende der 1950er Jahre von Gerhard Schreiner ausführlich dokumentiert. Dieser Schrankenposten wurde mit dem vierspurigen Ausbau der Straße samt zugehöriger Straßenbrücke 1958 funktionslos und somit aufgegeben. Gerhard Schreiner, dessen Vater wir hier als Schrankenwärter sehen, hat die Bauarbeiten fotografisch begleitet. Heute brettert hier noch mehr Verkehr über die abermals ausgebaute Straße, die nunmehr eine Autobahn ist.
Bild 17: Posten 79 befand sich an der ehemaligen Bundesstraße 26 von Darmstadt über Groß-Gerau nach Mainz. Rechts der Straße müssen wir uns das zugehörige Bahnhaus vorstellen, das nach mehreren Umbauten zu Beginn der 1990er Jahre abgerissen wurde, um einer Umgehungsstraße Platz zu machen.
Bild 18: Posten 80 an der Braunshardter Hausschneise diente vorzugsweise dem land- und forstwirtschaftlichen Verkehr. Die Schranke wurde vom Posten 79 fernbedient, der Bahnübergang selbst nach hartem Kampf zwischen der Gemeinde Griesheim und der Bundesbahn 1960 geschlossen. Als Zeitpunkt dieser Aufnahme sind die Jahre 1956 bis 1960 anzunehmen. Die Aufnahme wurde von Gerhard Schreiner zur Verfügung gestellt.
»» Mit den Posten 80, 81 und 82 nähern wir uns so langsam Darmstadt. Bilder und Informationen zum Posten 80 und Aufnahmen des Bahnhauses 81 am Dorrnheimer Weg sind auf der Seite Im Weigandsbusch bei Griesheim. zu finden. Aufnahmen der Blockstelle Pallaswiese aus den späten 1960er Jahren gibt es auf der Erkundungsseite zu Riedbahn in den Pallaswiesen.
Abbildung 19: Am Bahnwärterhaus des Postens 81 kreuzte der Dornheimer Weg als Verbindungsstraße der Darmstädter Waldkolonie zum Gehaborner Hof die Riedbahn. Der zugehörige Vermessungsplan zeigt den Zustand des Grundstücks im April 1940. Quelle: Katasteramt Darmstadt.
Abbildung 20: Die am 6. September 1911 in Betrieb genommene Blockstelle Pallaswiese befand sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnübergang Nr. 82 auf dem freien Feld am Rande der Pallaswiesen. Der zugehörige Vermessungsplan zeigt den Zustand des Grundstücks im November 1936. Quelle: Katasteramt Darmstadt.
Bild 21: Die Namenstafel hat in einem Kellerraum in Darmstadt überlebt.
Bild 22: Posten 83 befand sich nördlich der Pallaswiesen und diente dem landwirtschaftlichen Verkehr rund um die „Tanne“ (die Baumreihe im Hintergrund) als Überweg. Auf diesem Bild der Blumenkohlernte 1928 ist das Bahnhaus im Hintergrund links zu erkennen. Der Verlauf der Riedbahn ist anhand der Telegrafenmasten auszumachen. Aufnahme zur Verfügung gestellt aus dem Familienalbum Laumann.
Zur unvollkommenen Überlieferung der Aktenlage gehört eine im Schreiben gestrichene Notiz des hessischen Finanzministeriums an das Kreisamt in Groß-Gerau vom 25. Januar 1909, die einen Einblick in den Kampf um die zumindest zeitweise Schließung von Bahnübergängen gibt: „Da von dem Wegübergang Nr. 83 in der Gemarkung Weiterstadt aus keine geeigneten Verbindungswege nach den benachbarten Uebergängen bestehen, so sind wir nicht in der Lage die Genehmigung zu der beantragten Schließung der Schranken des genannten Uebergangs zu erteilen.“
Bild 23: Posten 84 sicherte die von Darmstadt (links) herführende Weiterstädter (später umbenannt in Mainzer) Straße und nach Weiterstadt (rechts) weitergeleitete Riedbahnstraße ab. Seit 1954 verfügte der Bahnübergang über eine damals hochmoderne automatische Halbschrankenanlage. Der Zeitpunkt der Aufnahme wird mit 1962/63 angegeben; sie wurde von Dieter H. aus Riedstadt zur Verfügung gestellt.
»» Zum Posten 84 gibt es eine Bilderseite mit weiteren Aufnahmen aus verschiedenen Jahrzehnten. Zum alten Posten 85 an der Straße nach Gräfenhausen sind mir keine Bilder oder Pläne bekannt.
Der nachfolgend vorgestellte neue Posten 85 besitzt eine eigenartige Geschichte. Er bewachte in den 1950er und 1960er Jahren einen Wegübergang an der Bergschneise, direkt unterhalb der westlichen Einführung der Main-Neckar-Bahn in das Darmstädter Bahnhofsvorfeld. Der Posten wurde 1972 geschlossen und in der Nähe der alten Blockstelle Hammelstrift durch ein Drehkreuz ersetzt. Möglicherweise entsprang dieser Posten dem hier um 1910 errichteten Blockstellwerk. Übrig geblieben sind ein paar Mauerreste und eben diese stark angerostete Tafel, auf der die „5“ noch deutlich zu erkennen ist. Weitere Bilder und Informationen zu diesem Bahnübergang finden sich auf der Seite Fragen rund um den Posten 85 an der Bergschneise. Ursprünglich scheint dieser Posten 85 zunächst an der alten Hammelstrift gelegen zu haben, und zwar dort, wo deren ursprüngliche Wegführung die Gleiskurve am Wöhlerweg kreuzt.
Bild 24: Posten 85 bewachte einen Bahnübergang an der Bergschneise.
Dies und das
Im Anschluß an Posten 84 besaß die ältere Riedbahnstrecke bis etwa 1912 weitere Bahnübergänge und Schrankenposten. Ein Bahnhaus ähnlich dem Bahnhaus 84 befand sich an der Gräfenhäuser Straße, vielleicht noch ein Übergang an der (damaligen) Hammelstrift in der Nähe der Bergschneise, einen weiteren Bahnübergang befand sich am Blockstellwerk an der Hammelstrift. Am Sensfelder Weg, kurz nach dem Abzweig der Verbindungsbahn, stand ein Bahnwärterhaus, ein weiteres am Löcherwiesenweg am Rande des 2000 geschlossenen Ausbesserungswerks an der Knell. Möglicherweise existierte in der Mitte zwischen diesen beiden Posten ein weiterer Bahnübergang in Höhe des heutigen Carl-Schenck-Rings. Die Kreuzung mit der Pallaswiesenstraße wurde durch Schrankenposten 45 (hier erfolgte die Numerierung durch die Main-Rhein-Bahn) abgedeckt.
»» Zu den Bahnübergängen der Main-Rhein-Bahn von 1858 bis 1912 siehe die Unterseite zu den Bahnwärterhäusern in Darmstadt und der näheren Umgebung.
Zwischen dem Bahnhaus 84 und dem Ludwigsbahnhof gab es demnach folgende Bahnübergänge:
- 85 – Gräfenhäuser Straße
- 42 – Bahnwärterhaus an der Blockstellwerk Hammelstrift
- 43 – Sensfelder Weg
- ? – nach Osten abknickender Sensfelder Weg Richtung Martins Mühle, später BÜ 15 Schenckallee
- 44 – Löcherwiesenweg
- 45 – Pallaswiesenstraße
- 46? – Landwehrstraße (bis 1873, dann Viadukt)
Abbildung 25: Auszug aus dem Verzeichnis der Wohnplätze (siehe Text) zur Riedbahn mitsamt der Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner.
Es gibt Hinweise darauf, daß beim Bau der Riedbahn eine andere Durchnumerierung der Posten vorgelegen hat. Nach einem 1877 herausgegebenen Verzeichnis der Wohnplätze im Großherzogtum Hessen verwendete die Hessische Ludwigsbahn bei der Main-Rhein-Bahn eine Zählung von Aschaffenburg nach Mainz und bei der Riedbahn eine ebensolche von Darmstadt nach Worms. Ob diese amtlich dokumentierte Zählung wirklich so vorgenommen und wann sie dann eventuell abgeändert wurde, ist vollkommen unklar.
Daß die Bahnhäuser der Riedbahn ursprünglich andere Nummern getragen haben, ist offensichtlich. Die spätere Kilometrierung und Posten-Numerierung enstand mit dem Bau der Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt, die 1879 eröffnet wurde. Kilometrierung wie Numerierung gingen ab/nach 1879 von Mannheim aus.
Die hier genannten Bahnhäuser 1, 2, 3, 5, 7, 8, 11, 14 und 16 entsprechen jedenfalls den Posten 85, 84, 83, 81, 79, 78, 74, 70 und 68. Es lassen sich in amtlichen Verlautbarungen noch Spuren dieser älteren Bahnhaus-Nummern bis zum Ersten Weltkrieg finden, obwohl selbige definitiv schon von der Hessischen Ludwigsbahn nicht mehr genutzt wurden. Das weckt zumindest Zweifel am Ob, Wie und Wann. [4]