Rangierfahrt auf der Riedbahn.
Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Walter Kuhl
Rangierfahrt auf der Riedbahn.
Auf der Riedbahn.
IC in Nierstein.
Nierstein.
Güterzug bei Stockstadt am Rhein.
Stockstadt/Rhein.
TGV Darmstadt.
Darmstadt.
Diesellok abgestellt in Darmstadt.
Darmstadt.

Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau

Güterzüge rund um Darmstadt

Teil VI: Bilder aus Biebesheim und Gernsheim im April 2015

1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Hauptverlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten der Streckenab­schnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.

Ab und an, wenn ich mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren bin, begegnete mir einer der vielen Güterzüge, die täglich die Strecken in und rund um Darmstadt verlärmen. Einige davon, vor allem, wenn sie lokalen Charakter haben, sollen hier nach und nach vorgestellt werden. Die Bilder sind alle mit verschiedenen einfachen Knipsen entstanden, deren Fokussierung und Schärfe zuweilen zu wünschen übrig lassen. Vor allem dann, wenn der Sucher eigenwillig bestimmt, worauf der Fokus zu richten ist.

Diese sechste Güterzug­bilderseite setzt einen Schwer­punkt auf die Gleis­anlagen und Übergaben in Biebesheim und Gernsheim. Dazu habe ich eine eher historisch orientierte Übersichtsseite zu den Gleisanlagen in Gernsheim von 1869 bis heute erstellt.

Was zuletzt geschah: Am 9. April 2015 entschwand eine Lokomotive mit ihrem Kesselwagen silhouetten­haft am östlichen Gleis­anschluß Merck in Gernsheim.


Biebesheim.

Bild 126: Am 14. April 2015 gab es in Gernsheim offensichtlich nicht viel zu tun. Keine Kesselwagen im Hafen, keine Baumstämme an der Laderampe, nur zwei vereinzelte ganz ordinäre Kesselwagen aus dem Hause Merck. Damit hatte 294 901-4 natürlich kein Problem.

Biebesheim.

Bild 127: Schauen wir uns nunmehr ein bißchen in Biebesheim um. Dort werden, so scheint es, noch vier Anschließer bedient. Das örtliche Industrie­stammgleis zieht sich vom Bahnhof bis zur Giftmüll­verbrennungsanlage der HIM, an dem selbige vier Anschließer angebunden sind; ein weiterer scheint schon länger nicht mehr angedient zu werden. Hier sehen wir, mitten auf dem langgezogenen Gleis, den Anschluß des Chemieunternehmens Nalco. Selbiges will seinen Gleisanschluß noch dieses Jahr weiter ausbauen, um ab 2016 täglich größere Gütermengen auf der Schiene umschlagen zu können. Waren es bislang vielleicht 25 Güterwagen im ganzen Jahr, so sollen bald weit über 300 kommen und gehen. Am 9. April 2015 steht hier ein trauriger Kesselwagen herum und wartet darauf, abgeholt zu werden. Das rechte Gleis ist ein Relikt frührerer Zeiten; sollte sich darauf jemals ein Güterwagen verirren, würde es angesichts des Gefälles hinter dem Zaun ziemlich heftig scheppern.

Biebesheim.

Bild 128: Müll, und zwar recht giftiger Müll, ist das Geschäft der HIM, die über zwei Anschlüsse verfügt. Hiervon zweigt, fast am Ende des Industrie­stammgleises, noch der Anschluß der Firma GHC ab; hier werden ab und an Kesselwagen ausgetauscht. Die HIM ist ganz gut im Geschäft, weshalb sie ihre Giftmüllwagen auf den Hof geschoben bekommt, wie hier am 20. April 2015.

Biebesheim.

Bild 129: Mit Papier in allen Lebenslagen handelt die Firma Kunert Wellpappe, auf deren Zustellgleis sich am 20. April 2015 zwei Güterwagen fanden. Bei meinen bisherigen Exkursionen nach Biebesheim ist mir dort nie ein Güterwagen begegnet; und im Firmengelände selbst sind die beiden Anschlußgleise regelmäßig mit dicken fetten Papierrollen zugestellt.

Biebesheim.

Bild 130: Zwischen Kunert und Nalco zweigt an der Weiche 38 ein weiteres Anschlußgleis ab, das aber nicht mehr genutzt zu werden scheint. Ein Hinweisschild weist auf die Firma Loxxess hin.

Biebesheim.

Bild 131: Der Güterschuppen am Biebesheimer Bahnhof hat auch schon bessere Zeiten gesehen und sein Neigungswinkel ist beachtlich. Natürlich führt zu einer solch maroden Hütte nur noch ein marodes Gleis.

Biebesheim.

Bild 132: Auch in diese Halle der Firma Böco gelangen keine Güterwagen mehr …

Biebesheim.

Bild 133: … und auch drumherum scheint das eher schwierig zu werden. Aufnahme aus dem September 2014. Böco wurde 1907 als Böttiger Eisen- und Drahtstiftefabrik gegründet. Das im Bild zuvor gezeigte Zufahrtsgleis in die Halle durchläuft selbige und kommt, wie hier am linken Bildrand zu sehen, wieder heraus. Das geschwungene Gleis in der Bildmitte führte in eine andere Werkhalle desselben Unternehmens.

Biebesheim.

Bild 134: Und während wir noch bei einigen Details verweilen und die angezeigte, vollkommen absurde Uhrzeit ignorieren …

Biebesheim.

Bild 135: … holt uns am 20. April 2015 die nach Gernsheim bestimmte 294 873-5 aus unseren Tagträumen und fordert dazu auf, den Schauplatz zu wechseln.

Gernsheim.

Bild 136: Das Unternehmen van Baerle schloß Ende August 2014 seine Pforten. Dort, wo der Mast das Bild verschandelt, standen jahrelang vor sich herrostende Güterwagen, möglicherweise auch die eine oder andere Kleinlok. Sie alle dürften den Weg allen alten Eisens gegangen sein, denn im April 2015 ist dieser Schrotthaufen verschwunden. Dachte ich jedenfalls, bis mir ein aufmerksamer Leser den Link zu einer Webseite schickte, auf der die Rettung eines Teils dieser Sammlung beschrieben wird. – Bald wird unsere Lok hier vorbeifahren, um im westlichen der beiden Gleisanschlüsse des Darmstädter Chemieunternehmens Merck die nachmittägliche Abholung durchzuführen. Von diesem westlichen Gleis zweigt zuvor noch ein Gleis zum Bauunternehmen Waibel ab.

»»  Jörn Schramm hat 1988 und 1996 bei van Baerle nachgeschaut und einige Impressionen der dortigen Kleionloks und Güterwagen bei Drehscheibe Online veröffentlicht.

Gernsheim.

Bild 137: Doch bei Merck scheint es vorerst nichts zu tun zu geben, so daß sich die Lok nunmehr auf den Weg in den Hafen begibt. Merck besitzt in Gernsheim westlich und östlich der Riedbahn jeweils einen eigenen Gleisanschluß. Der westliche der beiden wurde (wird ?) von van Baerle und der Südzuckerfabrik (jetzt Waibel) mitbenutzt. Östlich der Riedbahn hatte zu früheren Zeiten die Gewerkschaft Elwerath einen Gleisanschluß.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 138: Dort kuppelt sie einen einsamen Tankwagen der Firma Solvadis an und könnte nunmehr den Rückweg nach Bischofsheim antreten …

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 139: … doch dann schiebt der Unimog der Gernsheimer Hafenbahn weitere Kesselwagen auf das Abholgleis. Die Gernsheimer Hafenbahn soll demnächst ausgebaut werden, um auch hier den Güterumschlag per Schiene immens zu vergrößern. Das wird sicherlich neue interessante Fotomotive bringen.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 140: Diese ganze Fuhre verschwindet nunmehr Richtung Gernsheimer Bahnhof …

Biebesheim.

Bild 141: … und erscheint zwei Stunden später zur Durchfahrt in Biebesheim. Der vordere Kesselwagen muß dann wohl doch noch von Merck geholt worden zu sein.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 142: Am Freitag darauf, wir schreiben den 24. April 2015, wird der aufgehübschte markante Turm an der Einfahrt zum Hafengelände abgerüstet.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 143: Dabei stellt sich heraus, daß der abgestellte Anhänger mit einigen Gerüstteilen im Lichtraumprofil abgestellt wurde. Er muß nun schleunigst mit Muskelkraft fortbewegt werden, damit …

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 144: … die drei abzuholenden Kesselwagen erreicht werden können. Diese enthalten oder enthielten einmal Methanol, Xylole und Toluol. Damit möchte frau und man nicht unbedingt in Berührung kommen. Während des Ankuppelvorgangs nutzen vier Radfahrerinnen und Radfahrer die Gelegenheit zu einer Hafenrundfahrt. Heute ist es übrigens 294 757-0, die für derlei Dienste eingeteilt wurde.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 145:  Langsam rollt dieser Zug zum Bahnübergang an der Straße nach Biebesheim vor und verläßt damit das Hafengelände.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 146: Erst nachdem die Signalisierung des Bahnübergangs eingeschaltet wurde, kann sich der Zug wieder in Bewegung setzen. Das ermöglicht noch eine Aufnahme von schräg hinten mit der Sonne im Rücken.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 147: Auf der grünen Wiese unterhalb der Straßenüberführung hält der Zug kurz an, um die Genehmigung zur Einfahrt auf den Hausbahnsteig zu erhalten. Dort wird gewendet und anschließend in einer eigenen Abstellanlage die Lok ans andere Ende des Zuges umgesetzt.

Gernsheim Hafenbahn.

Bild 148: Mehrere durchbrausende ICE-Garnituren mußten abgewartet werden, bevor es weitergeht. Es gab einmal Zeiten, in denen in Gernsheim sogar Schnellzüge hielten. Auf der Straßenbrücke verkehrt die automobile Konkurrenz.

Gernsheim Hafen.

Bild 149: Da der Umsetzvorgang einige Zeit benötigt und der Güterzug zur Weiterfahrt wiederum den durcheilenden Verkehr passieren lassen muß, nutze ich die Gelegenheit zu einer kurzen Stippvisite am Hafen. Gerade wird ein Container auf ein Schiff verladen.

Gernsheim.

Bild 150: An der Gernsheimer Laderampe stehen vier mit Holzstämmen beladene Güterwaggons zur Abholung bereit. Leider steht die Sonne etwas ungünstig.

Gernsheim.

Bild 151: Mittels Sägefahrt rückt der Güterzug an die Holzwaggons heran.

Gernsheim.

Bild 152: Praktischerweise steht in der Nähe ein Schutthügel. Einer der beiden Rangierer überprüft hier gerade sorgfältig Ladegut und Bremsen. Der Vorgang benötigt einige Zeit und ermöglicht einen Blick ostwärts.

Gernsheim.

Bild 153: Der Schutthügel begräbt unter sich die Schienen der Zufahrt zum kürzlich vollständig plattgemachten Werksgelände der Papiersackfabrik Behn. Soll hierauf ein neues Wohngebiet errichtet werden? Möglicher­weise gibt es hier noch ein nicht unerhebliches Altlasten­potential zu bewältigen. Am Bahnhof Gernsheim, direkt neben der Verladerampe, befand sich ein weiterer Gleisanschluß der Firma Bauer, der (zumindest) in den 1960er Jahren für das Bundeswehr-Ersatzteil­behelfslager Gernsheim benutzt wurde. Heute steht hier ein Discounter, der einem steinreichen Eigentümer gehört.

Gernsheim.

Bild 154: Jetzt heißt es wieder warten, bis eine Trasse nach Bischofsheim frei wird. Das gibt zeitlich reichlich Gelegenheit, mit dem Fahrrad nach Stockstadt zu fahren und den Güterzug dort zu erwarten.

Bei Stockstadt.

Bild 155: Am Südrand von Stockstadt am Rhein erscheint der Güterzug, begleitet von einem freundlichen Gruß des Personals. Ich frage mich ja immer, wie es für die Beschäftigten der diversen Eisenbahn­unternehmen sein muß, wenn ihre Fahrzeuge permanent abgelichtet werden. Im Hintergrund sehen wir eines der vielen Hochregallager, die derzeit am Rande von Biebesheim und Gernsheim auf die grüne Wiese gepflanzt werden. Jahrhunderte später werden sich Archäologinnen und ganze Forscher­generationen fragen, mit welchem Kastenblick die Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch die Welt gelaufen sein mag.