Rangierfahrt auf der Riedbahn.
Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau
Walter Kuhl
Rangierfahrt auf der Riedbahn.
Auf der Riedbahn.
IC bei Nierstein.
Nierstein.
Bahnübergang 57 in Nierstein.
Nierstein.
Eisenbahnbrücke Worms.
Bei Worms.
Nördlich von Nierstein.
Kurz vor Nackenheim.

Die Riedbahn von Darmstadt nach Goddelau

Eine Brücke über den Rhein am Kornsand

Abhandlung des Niersteiner Bürger­meisters von 1929

1869 wurde die Riedbahn zwischen Darmstadt und Worms eröffnet. Die heutige Riedbahn mit ihrem Haupt­verlauf von Mannheim nach Frankfurt wurde erst zehn Jahre später errichtet. Dokumentiert wird auf meinen Riedbahn-Seiten vor allem der Strecken­abschnitt zwischen Darmstadt und Goddelau.

Obwohl der Wiener Kongreß 1815 Rheinhessen dem Groß­herzogtum Hessen zugeschlagen hatte, waren direkte Verkehrs­wege zwischen den Provinzen Starkenburg und Rhein­hessen nicht vorhanden. Not­dürftig behalf man sich zunächst mit einer Schiffs­brücke bei Worms (1855) und einer fliegenden Brücke bei Oppen­heim. Auch die 1869 fertig­gestellte Riedbahn half nur begrenzt weiter, denn die bestehende Schiffs­brücke bei Worms wurde nur durch ein zudem umständ­liches Fähr­trajekt ergänzt. Erst zur Jahrhundert­wende wurden eine Straßen- und eine Eisenbahn­brücke errichtet. 1862 kam eine Eisenbahn­brücke bei Mainz hinzu.

Zwischen Worms und Mainz jedoch verkehrten Fähren und wurden „fliegende Brücken‘ unter­halten, die sich mit der regen Rhein­schiffahrt arrangieren mußten. Zudem waren sie anfällig gegen Hoch­wasser und Eisgang. So verwundert es wenig, wenn aus Gernsheim, Oppenheim und Nierstein immer wieder die Forderung laut wurde, eine feste Brücke über den Rheinstrom einzu­richten. Gernsheim erhielt tatsäch­lich – wohl eher aufgrund militär­logistischer Erwägungen als eines echten Verkehrs­bedürfnisses wegen – 1939 seine Rhein­brücke, die jedoch von sich zurück­ziehenden Wehrmachts­verbänden auf Weisung der Nazis im März 1945 zerstört wurde. Bis heute verkehren weiterhin Fähren, auch wenn ab und an der Ruf nach einer Rhein­brücke ertönt. [1]


Das Dokument

1929 verfaßte der damalige Bürger­meister von Nierstein, Dr. Julius Wollmer, eine Abhandlung, mit der er das Brücken­projekt erneut zu beleben suchte. Am 16. Januar selbigen Jahres sandte er diese seinem Griesheimer Kollegen „ergebenst“, wobei er seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, daß sie

„gewiß auch Ihre Gemeinde stark interessieren wird, zur gefälligen geeigneten Verwendung.

Es erscheint dringend erforderlich, daß alle interessierten Gemeinden dem Hessischen Innen­ministerium eine Ent­schliessung vorlegen, wonach die Errichtung einer Brücke aus wirt­schaft­lichen und politischen Gründen dringend not­wendig ist und daß, falls eine feste Brücke nicht in absehbarer Zeit erbaut werden kann, zumindest eine Schiffs­brücke sofort zu beschaffen ist.

Für gefällige Mitteilung Ihrer Ent­schliessung wäre ich zu Dank verbunden.“

Scan der Abhandlung.

Und sonst

Auf dem Kornsand

»»  Auf dem Kornsand wurde in der zweiten Hälfte der 1830er Jahre eine Dampfmühle errichtet, die in Kapitel 2 meiner Abhandlung über die Maschinen­fabrik und Eisen­gießerei in Darmstadt näher beschrieben wird.

»»  Am 21. März 1945, kurz vor dem Übersetzen US-amerikanischer Truppen über den Rhein, wurden auf dem Kornsand eine Frau und fünf Männer aus Nierstein und Oppen­heim von einem Wehrmachts­leutnant erschossen. Hierüber informiert die Webseite zum Korrnsand­verbrechen.