Ansichtskartenmotive des Bahnhofs und seiner Umgebung
Eine noch sehr unvollständige Sammlung
Das Stationsgebäude des Seitschener Haltepunktes veränderte im Laufe der Jahrzehnte mehrfach sein Gesicht. Türen und Fenster wurden versetzt, das Innere umgestaltet, Läutewerke und Telegrafenleitungen aufgespannt und wieder abgebaut; um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die direkte Umgebung wurde im Bild verewigt: die Bahnhofsrestauration, das Bahnwärterhaus, die Post und zwei Villen, die den Grundstock für die kleine Bahnhofssiedlung bilden sollten.
Abbildung 1: Gruß vom Bahnhof Seitschen auf einer im Mai 1900 von Göda nach Dresden versandten kolorierten Ansichtskarte, Verlag von Johannes Jyrch, Bautzen. Der flache Anbau des Stationsgebäudes besteht noch aus Fachwerk und besitzt ein spitzeres Dach als sein um die Jahrhundertwende umgebauter Nachfolger. Auf dem Restaurationsgebäude ist möglicherweise ein optischer Telegraf zu erkennen, eventuell soll es aber auch nur der Wetterhahn sein. Die Lokomotive mitsamt den angehängten Wagen erscheint in Proportion zum Gebäudeensemble als zu klein. Das Motiv stammt aus den 1890er Jahren, vielleicht sogar früher. [1]
Abbildung 2: Um 1900 ist diese Aufnahme des Bahnwärterhauses entstanden. Es ist (im damaligen Original) kommentiert mit „Sommerfrische Seitschen“. Als die Aufnahme verschickt wurde, wurde ergänzt: „Jetzt ist es Winterfrische“. Zur Verfügung gestellt von Siegfried Casper.
Abbildung 3: Bahnhofsszene in Seitschen auf einer Ende 1903 gelaufenen nachkolorierten Ansichtskarte mit einem Bahnpoststempel des Zuges 442 von Dresden über Kohlfurt nach Breslau. Der Treppenaufgang zur Bahnhofsrestauration erfolgt noch direkt vom Vorplatz aus. Verlag Deubner und Schulze, Bautzen.
Abbildung 4: Auch diese vor 1914 entstandene Aufnahme zeigt den Aufgang zur Restauration direkt vom Vorplatz. Das Schild mahnt: „Schritt fahren“. Die Bäume wurden mit angedeuteten Blättern nachkoloriert, obwohl die Aufnahme offensichtlich in der Wintersaison angefertigt wurde. Sie wurde 1916 versandt. Zur Verfügung gestellt von Siegfried Casper.
Abbildung 5: Diese undatierte Ansichtskarte zeigt die Gartenterrasse der Bahnhofsrestauration von Oswald Proft. Verlag von Julius Dürr, Bischofswerda. Oswald Proft gehörte auch die Kohlenniederlage auf der Südseite des Bahnhofsgeländes.
Bei der Erstellung dieser Unterseite hatte ich geschrieben, von der Anmutung her würde ich die Aufnahme auf die 1920er oder gar 1930er Jahre schätzen. Das zeigt nur, daß ich keine Ahnung von dieser Materie habe. Allerdings muß ich anfügen, daß mein Exemplar nicht gelaufen und damit auch nicht datierbar ist. Ein weiterer Internetfund dieser Ansichtskarte trägt das Erwerbs- oder Versanddatum vom 28. März 1921, frankiert mit einer 30er Germania. Diese wiederum wurde inflationbedingt 1922 aus dem Verkehr gezogen. Die beiden Kinder unter dem Baum in der Mitte scheinen dieselben zu sein, die auf einer anderen (hier nicht gezeigten) Karte am Fußende der Treppe sitzen. Diese Karte wurde 1920 abgestempelt. Wenn wir davon ausgehen, daß derartige Ansichtskarten während des Ersten Weltkriegs nicht gedruckt wurden und danach die wirtschaftlichen Verhältnisse eher zu miserabel waren, um eine idyllische Karte zu drucken, dann dürfte die Aufnahme wohl 1914 oder zuvor angefertigt worden sein. Leider gibt es zur weiteren Eingrenzung kein Datum für den Umbau des Treppenaufgangs.
Abbildung 6: Diese im Juni 1935 gelaufene vierfeldrige Ansichtskarte stammt ebenfalls aus der Zwischenkriegszeit. Sie zeigt das Stationsgebäude mit seinem wohl noch nicht asphaltierten Vorplatz, die Pos(t) und die Bahnhofsrestauration. Verlag Oswald Schäbitz, Dresden.
Auf der Terrasse vor der Bahnhofsrestauration wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Beet angelegt, dessen Einfassungskeramik mehr oder weniger gut erhalten geblieben ist.