Der Bahnhof in Seitschen.
1846 eröffnete die Sächsisch-Schlesische Eisenbahngesellschaft die Station Seitschen (sorbisch: Žičeń) an der Strecke von Dresden nach Görlitz. 160 Jahre später verließ der letzte Fahrdienstleiter das Stationsgebäude, einige Jahre später wurde es auf einer Auktion in Dresden versteigert.
Die folgende Darstellung ist eine vorsichtige Annäherung und muß im Detail noch verifiziert werden.
Die Bahnhofssiedlung von Seitschen
Ein Bahnhof prägt seine Umgebung
Abbildung 1: Der Bahnhof, die Gleisanlagen und seine Umgebung etwa 1920 bis 1970 auf der Grundlage der Daten von OpenStreetMap.
Die Station Seitschen verdankt ihre Existenz wohl der Landwirtschaft. Die aufstrebenden Städte Dresden und Görlitz benötigten Getreiide und Schlachtvieh und so lag es nahe, daß Seitschen schon 1846/47 direkt angebunden wurde. Die wenigen bäuerlichen Bewohnerinnen und Bewohner der umligenden Dörfer dürften wohl kaum genügend Rendite versprochen haben. Folglich wurde das benachbarte Demitz-Thumitz zunächst auch nicht mit einer eigenen Station bedacht.
Das erste Gebäude dürfte der Güterschuppen (G) gewesen sein. Schon 1846 kam eine Kalk-Niederlage (N) hinzu. In den frühen 1850er Jahren wurde die Bahnhofsrestauration (R) mit angeschlossener Postagentur erbaut. Dazu gesellte sich ein Kohlenhandel (K), der wohl ununterbrochen bis in die 1980er Jahre vom Besitzer der Restauration betrieben wurde. Um 1910/1920 muß auch die benachbarte Saatgut-Lagerhalle (S) errichtet worden sein. Das Futtermittelwerk (F) wurde schon zu DDR-Zeiten direkt mit Lastwagen oder Fuhrwerken bedient.
Die Straße von Seitschen (GS) nach Gaußig (GA) verlief bis 1914 auf dem Weg (A) und querte die Bahnstrecke mittels eines Bahnübergangs (Ü). Das Bahnwärterhaus (M) war für den lokalen Bahnwärter und zusätzlich für den Oberbahnwärter für den Abschnitt von Seitschen nach Bautzen ausgelegt. Nebenan stand ein Pferdestall (C). Das Postgebäude (P) wurde 1895 fertiggestellt. Zwischen 1895 und 1914 wurden in der Nähe des Bahnhofs zwei Villen (V) errichtet. 1914 wurde der von einem eigenen Bahnwärterposten gesicherte Übergang aufgelassen und durch einen Fußgängerinnentunnel (T) und eine Straßenumgehung (U) ersetzt.
Das Bahnhofsgebäude (B) ist etwa Jahrgang 1880. Der seitliche Anbau war ursprünglich ein Fachwerkbau mit spitzerem Dach und wurde gegen 1900 umgebaut. Gleichzeitig erhielt der Bahnsteig seine Überdachung. Das Wirtschaftsgebäude (W) ist im Kern möglicherweise das erste Stationsgebäude gewesen und diente später als Aufenthaltsraum bzw. Rumpelkammer.
Die hier orange eingezeichneten Gleise geben den Stand von ungefähr 1920 bis 1960 wieder. Vorher und nachher wurden die Gleisanlagen mehrfach den wechselnden Bedürfnissen angepaßt. Der Gleisanschluß zur Saatguthalle wurde 1969/70 abgebaut. An der Stelle des Gleises wurde nachträglich die Halle erweitert. Um 1970 wurde das Agrochemische Zentrum (ACZ) Seitschen errichtet, welches über eigene Gleisanlagen mit einem Lokschuppen (O) für die beiden Kleinloks verfügte; das Gelände gehört heute der Firma Hensel Holz. Zunächst war die Verwaltung des ACZ (als es noch ZGE = Zwischengenossenschaftliche Einrichtung hieß) an der Hauptstraße untergebracht, ehe ein eigenes Verwaltungsgebäude (AV) mit angeschlossener Kantine (AK) errichtet wurde. In das leer werdende Gebäude zog die LPG Pflanzenproduktion Göda (L) ein. Etwas weiter den Hügel hinauf Richtung Gaußig entstand die BHG (Bäuerliche Handelsgenossneschaft, B), heute der Sitz von Hensel Holz.
Mit der Errichtung des ACZ und seines Gleisanschlusses verbunden war eine Reorganisation des Stellwerks, das sich zum Teil innerhalb des Gebäudes befand, teilweise aber auch außerhalb am Bahnsteig links neben dem Gebäude. Die mehrfachen An- und Umbauten des Bahnhofsgebäudes sind eine eigene Geschichte wert.
Historisch bedingt gehört die Bahnhofssiedlung sowohl zu Großseitschen als auch zu Kleinseitschen (KS). Beide Gemeinden wurden 1936 vereinigt und 1974 Göda zugeschlagen. Die Gemarkungsgrenze der beiden ehemaligen Seitschener Orte verläuft in Verlängerung der von Großseitschen kommenden Staatsstraße entlang der Bahnhofsstraße, quert die Bahnstrecke am früheren Übergang, und verläuft dann weiter entlang der alten Straße (A), bis sie wieder die Hauptstraße nach Gaußig erreicht. Die Bahnhofssiedlung entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Anhängsel des Bahnhofs, um die nicht in der Nähe wohnenden Bediensteten unterbringen zu können.
Der Gleisplan
Die Gleisanlagen des Seitschener Bahnhofs wurden mehrfach verändert. Als das Gütergleis angelegt wurde, konnten die Personenzüge nach Görlitz über zwei Weichen auch am Hausbahnsteig anhalten. Vor und nach dem Güterschuppen gab es eine Gleisverbindung vom Görlitzer auf das Gütergleis.
Wohl im Zusammenhang mit der Auflassung des Bahnübergangs wurden um 1914 die Gleisanlagen erstmals grundlegend geändert. Das Gütergleis begann etwa in Höhe des Lokschuppens und endete mit einem Prellbock an der neu errichteten Straßenunterführung. Das Gütergleis erhielt zwei neue Gleisanschlüsse. Direkt nach dem Bahnmeisterhaus zweigte nach rechts ein Gleis zur Lagerhalle ab. Vom östlichen Ende des Gütergleises aus wurden die Kohlenwaggons rückwärts zum Kohlenlager geschoben. Beide Anschlußgleise kreuzten sich und wurden zusätzlich durch eine kleines Stück Gleis verbunden. Diese Konstruktion war 1960 noch vorhanden, das Kohlengleis verschwand als erstes. Um 1970 wurden die Gleisanlagen nochmals grundlegend verändert. Der recht schmale Gleisabstand der beiden Durchgangsgleise von vier Metern – und dazwischen lag noch ein Mittelbahnsteig! – wurde erweitert und dafür das südliche Gleis etwas verschoben. Gleichzeitig erhielt das Görlitzer Gleis einen Seitenbahnsteig. Um hierfür Platz zu machen, wurde das Gütergleis mitsamt der Anschlußkonstruktion abgebaut. Dieses war ohnehin durch die neue Anschlußstelle des ACZ Seitschen entbehrlich geworden. Über diesen neuen Anschluß wurden nicht nur landwirtschaftliche Güter verladen, sondern auch Kohlen und Dünger angeliefert.
Abbildung 2: Gleisplan des Bahnhofs Seitschen um 1990.
1946 wurde das südliche Streckengleis zwischen Dresden und Görlitz als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut. Seitschen war jahrzehntelang Ausweichstelle. Erst Ende 1979 waren Bautzen und Demitz wieder durchgehend zweigleisig erreichbar.
Der Anschluß des ACZ überlebte die „Wende“ und auch MORA-C, das von der automobilhörigen Chefetage der Deutschen Bahn verfügte Vernichtungsprogramm der lästigen Konkurrenz für das Speditionsgewerbe. Der Anschluß soll nach dem Eignerwechsel 2020 weiterhin betriebsfähig gehalten sein, auch wenn Hensel Holz ihn derzeit nicht nutzt. Regulär wurde der Anschluß das letzte Mal 2012 bedient. Während des Abbaus der beiden Verbindungsweichen zwischen den Hauptgleisen im Juni 2018 wurde der Gleisanschluß noch einmal kurzzeitig zum Abstellen einer defekten Lokomotive benutzt.
Am Bahnhof
Bild 3: Das Stationsgebäude und die Bahnhofsrestauration im Januar 2017.
Das Stationsgebäude wurde Ende der 1870er Jahre erbaut; wann der östliche Anbau hinzugekommen ist, ist unklar. Bilder der damaligen Zeit lassen vermuten, daß der Flachbau ursprünglich aus Fachwerk bestand und ein spitzeres Dach mit etwa demselben Winkel wie beim Hauptgebäude besaß. Um 1900 wurde er als Steinbau umgebaut, mit der markanten Flügeltüre versehen und erhielt eine Bahnsteigüberdachung. Schnee gehört im Winter zu einer festen Einrichtung in diesem Teil der Oberlausitz und kann dann auch einmal mehrere Wochen liegenbleiben.
Bild 4: Das Stationsgebäude mit seinem Wirtschaftsgebäude im April 2017. Im Hintergrund mittig steht die ehemalige Bahnhofsrestauration.
Bild 5: Das Stationsgebäude im Dezember 2015.
Bild 6: Das Stationsgebäude im August 2019.
Das Stationsgebäude wurde mehrfach umgestaltet. So besaß die westliche Stirnseite ursprünglich keine Türe, statt dessen ein Fenster. Vom Treppenhaus ging man und frau durch den Raum des Stationsvorstehers direkt auf den Bahnsteig; und zwar dort, wo sich die verbretterte Fensterfront links neben der Laterne befindet. Die Bretter waren notwendig geworden, nachdem es der hiesigen Dorfjugend wieder einmal langweilig geworden war und sie mit ihrer Langeweile nichts Besseres anzufangen wußte, als mit den Schottersteinen das Gebäude zu bewerfen. Das Angebot an sinnvoller Freizeitgestaltung ist ja auch etwas mau und der eigenen Kreativität sind der Generation der Wischgerätekiddies wohl Grenzen gesetzt. Der eher häßliche Vorbau diente der besseren Sicht und dem Wetterschutz des Fahrdienstleiters bei der Abfertigung und scheint schon um 1900 angebaut worden zu sein.
Im oberen Stockwerk war die Dienstwohnung des Stationsvorstehers eingerichtet. Die beiden äußeren Fenster an der westlichen Stirnseite des oberen Stockwerks sind Blindfenster, die ausweislich älterer Ansichten jedoch keine aufgemalten Streben besaßen. Bei der Renovierung des Gebäudes durch die Deutsche Bahn in den 1990er Jahren hatte der Denkmalschutz wohl ein bißchen freie Phantasie durchgehen lassen.
Lange Zeit wurden die Fahrgästinnen und Fahrgäste durch die Schalterhalle im Innern geschleust. Der direkte Zugang zum Bahnsteig war durch ein Gatter versperrt. Vom Vorplatz aus ging frau und man dort, wo sich die Stahltüre befindet, durch eine Flügeltüre ins Innere und holte sich dort eine Fahrkarte oder gab das Gepäck zur Weiterbeförderung ab. Am Vorplatz war zwischen dem Verbotsschild und der Gedenktafel ein Fenster eingebaut, auch diese Tafel hing in den 1950er Jahren an einer anderen Stelle.
In dem Raum zwischen Vorbau und Bahnsteigüberdachung befand sich ein kleines Stellwerk, das beim allgemeinen Umbau der Gleisanlagen um 1970 in den Nachbarraum verlagert wurde. Danach diente der Raum dem Fahrkartenverkauf. Weitere Weichenhebel waren an der linken Seite des Hauptbaus zu betätigen, was je nach Witterung zu manchem Fluch der Diensthabenden führte.
Bild 7: Die Gedenktafel im Juni 2021.
Auf der Gedenktafel am Vorplatz ist zu lesen:
„Zum Gedenken der Genossen Volkspolizisten
Alfred Hensel geb. 25.5.1901
Helmut Mühle geb. 25.8.1916
die in Erfüllung ihres Klassenauftrages am 10.10.1947 ermordet wurden“
Aus Dresden und anderen hungergeplagten Städten strömten die Menschen in die landwirtschaftlich geprägte Oberlausitz. Wer Glück und vor allem Wertgegenstände hatte, kam schwer beladen zum wartenden und überfüllten Zug zurück. Die Volkspolizisten organisierten das Chaos vor und auf dem Bahnsteig. Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt trafen sie in der Nähe des vormaligen Bahnübergangs auf zwei Hamsterer bzw. Schieber, die sich mit Waffengewalt die Rückfahrt sichern wollten. – Das Stationsgebäude wurde im Sommer 2015 von der Deutschen Bahn versteigert und befindet sich seither in Privatbesitz. Die vormalige Dienstwohnung wird wieder genutzt.
Bild 8: Das Wirtschaftsgebäude, später Rangiererschuppen, im April 2016.
Bild 9: Kachelofen in einem Lager- oder Aufenthaltsraum im Dezember 2015. Der Ofen wurde seither abgebaut und die grünen Kacheln in einen neuen Ofen integriert.
Bild 10: Die grünen Kacheln vor dem Abbau im September 2018.
Dieser Schuppen diente im Laufe von etwa anderthalb Jahrhunderten mehreren Zwecken. Er wurde vermutlich in den 1870er Jahren errichtet, worauf auch das Holzpflaster iin einzelnen Räumen verweist. Möglicherweise handelt es sich um ein erstes provisorisches Stationsgebäude. Bis dahin dürfte der zunächst spärliche Reiseverkehr über den Güterschuppen abgewickelt worden sein . Der Kachelofen mit seinen schön gemusterten grünen Kacheln stammt wohl aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und wurde nach 1945 mit einem Untersatz aus typischen DDR-Kacheln neu aufgebaut. Der Ofen wurde später durch einen einfachen Kohle- oder Ölofen abgelöst, worauf einige Spuren hinweisen. In einem hinteren Raum befand sich die Waschküche mit einem kohlebefeuerten Bottich, wohl für die Hausfrau der Wohnung im oberen Stockwerk des Stationsgebäudes. In weiteren Raumäumen wurden Materialien und Kohlen gelagert. Die vordere Stirnseite diente wohl anfänglich als Abort mit zwei Räumen, worauf sowohl eine alte Fotografie wie auch zwei Granitplatten als Entrée verweisen. Zudem gibt es außerhalb eine Grube. Diese beiden Aborte wurden wohl aufgegeben, nachdem im neugebauten Stationsgebäude Toiletten eingerichtet worden waren, welche durch die Schalterhalle zugänglich waren. Die beiden Aborte wurden zusammengelegt und anschließend als Aufenthaltsraum für die Rangierer bzw. nachfolgend als Büroraum genutzt. Das Gebäude wurde daher Ende des 20. Jahrhunderts auch als Rangiererschuppen bezeichnet. Auch der Schuppen befindet sich in Privatbesitz.
Bild 11: Der Güterschuppen im April 2016. Im Hintergrund der Kleinlokschuppen.
Bild 12: Der Bahnsteig Richtung Bautzen und Görlitz befindet sich auf der Lage des vormaligen Gütergleises. Aufnahme vom April 2022.
Bild 13: Der Güterschuppen im April 2022.
Bild 14: Der Güterschuppen im Juli 2020.
Der Güterschuppen ist über 150 Jahre alt. Er ist schon auf einem Lageplan der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn von Mitte der 1860er Jahre abgebildet, genauso wie ein drittes Bahnhofsgleis. Das läßt darauf schließen, daß der Güterverkehr derart umfangreich geworden war, daß er trotz der damals nur wenigen Personen- und Schnellzüge nicht mehr über die beiden Streckengleise abgewickelt werden konnte. Der gepflasterte Zufahrtsweg wird bei der Auflassung des Bahnübergangs 1914 hergestellt worden sein. Mit der Errichtung des ACZ Seitschen um 1970 wurde der Schuppen für den Güterverkehr entbehrlich. In den 1970er und 1980er Jahren beherbergte er das Inventar der HBM (Hochbaumeisterei der Reichsbahn). Irgendwann Ende der 1970er Jahre muß das große Tor an der Stirnseite erneuert worden sein. Die Holzfront wurde durch Stein/Beton abgelöst; hierbei verschwand auch die Nennung des sorbischen Namens von Seitschen. Der Schuppen gehört nunmehr einer der zahllosen Untergliederungen der Deutschen Bahn AG und steht derzeit nicht zum Verkauf.
Zwischen dem Güterschuppen und dem Bahnübergang errichtete ein J. C. Wobst schon 1846 eine Kalk-Niederlage. Dieser Schuppen scheint 1913 nicht mehr vorhanden gewesen zu sein.
Abbildung 15: Die Bahnhofsrestauration auf einer auf einer Ende 1903 gelaufenen nachkolorierten Ansichtskarte des Verlags Deubner und Schulze aus Bautzen. Gestellte Szene mit Bahnübergang, Schrankenwärter und Wärterhäuschen am rechten Bildrand.
Bild 16: Die Bahnhofsrestauration im April 2016. In der Lücke der Granitmauer befindet sich ein hier nur schwer erkennbarer Treppenaufgang. Die Lücke wurde um 2010 durch unsachgemäßes Fällen eines Baumes erweitert.
Bild 17: Die Bahnhofsrestauration im Mai 2016.
Die Bahnhofsrestauration wurde in der ersten Hälfte der 1850er Jahre erbaut und beherbergte von 1858 bis 1866 und von 1883 bis 1895 die Postexpedition. 1911 erwarb die Sächsische Staatseisenbahn das Gebäude und verpachtete das untere Stockwerk als Bahnhofswirtschaft. Das obere Stockwerk wurde in zwei Beamtenwohnungen umgewandelt. Jahrzehntelang diente das Gebäude somit als Poststelle, Kneipe, Versammlungsort, Ausflugslokal und Herberge. Mitte der 1980er Jahre konnte der damalige schon recht betagte Wirt die Gaststätte nicht länger betreiben; und mit der Eingemeindung der DDR in das Hoheitsgebiet des ehemaligen Klassenfeindes wurden auch die Übernachtungsplätze für das einstmals reichliche Reichsbahnpersonal entbehrlich.
Das Grundstück samt Gebäude verschwand mit der Bahnreform von 1994 im undurchdringlichen Dickicht des Aktiengesellschafts-Konglomerats der Deutschen Bahn. Irgendwie gelang es dieser, das Gebäude dem Denkmalschutz zu entziehen. Anders als das liebevoll restaurierte Postgebäude von 1895 und das mehrfach umgestaltete Bahnhofsgebäude wird ausgerechnet das erste Haus am Ort mit weitreichender, auch kulturgeschichtlicher Bedeutung nicht auf der Liste der Kulturdenkmäler des Freistaates Sachsen geführt. Folglich wachte auch kein Denkmalschutz darüber, daß die ehemalige Bahnhofsrestauration zumindest vor dem Verfall bewahrt wird. Vor einigen Jahren erwarb die Gemeinde Göda das Gelände, um auf der Freifläche neben dem Gebäude einen Pendlerinnenparkplatz herrichten zu können. Doch bis es soweit ist, müssen Fördermittel lukriert werden, die Elektrifizierung der Strecke erfolgen und vielleicht dann auch eine S-Bahn nach Dresden verkehren. Zukunftsmusik. Vermutlich werden dann auch weitere Fördermittel akquiriert werden, um das vor sich hinrottende Gebäude abreißen lassen zu können.
Bild 18: Vorbote einer Zeit, von der keine und niemand weiß, ob und wann sie denn jemals kommen möge. Gesehen im Januar 2017 bei Zockau.
Ursprünglich erfolgte der Zugang durch eine breite Freitreppe direkt vom Vorplatz aus. Diese scheint noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges durch eine Seitentreppe ersetzt worden zu sein. Eine weitere Treppe führte von der Ostseite auf die Terrasse. Heute ist dort eine Lücke mit fehlender Granitmauer, die beim Fällen einer Eiche in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zwischen Restauration und Post befindet sich ein länglicher Schmalbau, der ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt und als Kegelbahn gedient hatte.
Zu Fuß, per Brief und angeschirrt
Abbildung 19: Diese vor 1914 entstandene Aufnahme zeigt den Aufgang zur Restauration direkt vom Vorplatz aus. Das Schild mahnt: „Schritt fahren“. Die Bäume wurden mit angedeuteten Blättern nachkoloriert, obwohl die Aufnahme offensichtlich in der Wintersaison angefertigt wurde. Sie wurde 1916 versandt. Zur Verfügung gestellt von Siegfried Casper.
Als die Eisenbahn gebaut wurde, kreuzte sie den Landweg von Großseitschen nach Gaußig. Der dadurch entstandene Bahnübergang wurde durch einen Bahnwärter gesichert. Als nur enige Züge am Tag vorbeifuhren, blieben die Schranken nur kurz geschlossen. Das änderte sich, als der landwirtschaftliche Güterverkehr zunahm. Die Beschwerden über lange Wartezeiten häuften sich auf den Amtsstuben der staatlichen Bürokratie. 1913/14 wurde Abhilfe geschaffen und der Bahnübergang aufgelassen. An seine Stelle traten die Unterführung vom Vorplatz auf die gegenüber liegende Seite und eine Straßenumfahrung des gesamten Viertels. Die Ansichtskarte zeigt nicht das kleine Häuschen des Bahnwärters, der hier um 1900 tätig war. Es stand auf der Seitschener Gleisseite direkt neben dem rechten Bildrand.
Der Bahnübergang trug zunächst die laufende Nummer 55, beginnend in Dresden. Um 1870 faßte die Bürokratie der Sächsischen Staatseisenbahn den Entschluß, die Görlitzer Strecke neu zu vermessen und die Kilometrierung wie auch die Numerierung der Bahnposten nunmehr von Görlitz aus vorzunehmen. Der Posten in Seitschen erhielt somit die Nummer 44 und an der Flügeltüre zur Schalterhalle des Stationsgebäudes steht deshalb der Kilometerstein 54.
Bild 20: Der Zugang zum Tunnel im August 2015.
Mit Granitsteinen vermauert ist der schräge Zugang zum Tunnel von der einen oder mit einer Treppe versehen von der anderen Seite aus. Das seltsame Geländer an der rechten Treppenseite hat einen tieferen Sinn, der sich heute nicht mehr direkt erschließt. Als um 1970 das Stellwerk verlegt wurde, wurden neue Seilzüge für die Signale und Weichen auf der Ostseite des Bahnhofs verlegt, welche den jahrzehntealten Tunnelzugang überqueren sollten. Damit keine und niemand im falschen Moment hineingreift, wurde auf der Treppe per Geländer etwas Abstand zu den Zugseilen geschaffen. Als die Bahnstrecke an ein elektronisches Stellwerk angeschlossen wurde, waren die Züge überflüssig geworden und wurden abgebaut. Der letzte Fahrdienstleiter in Seitschen schloß am 30. Juni 2006 die Türen hinter sich.
Bild 21: Blick durch den Tunnel im August 2016.
Bild 22: Blick durch den wassergefüllten Tunnel im Mai 2018.
Manchmal, wenn die Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter des Trilex Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis mehr oder wenig freundlich in Seitschen in der Pampa absetzen, versuchen die Verstoßenen ihr Glück mit dem nächsten Zug oder müssen lange Stunden in der Nacht verbringen. Wenn es nachts dann auch noch kalt wird, dann macht man sich, wie auf dem ersten Bild rechts an den Rußspuren zu sehen, halt ein kleines Feuerchen zum Aufwärmen. Der Hinauswurf im Niemandsland von keinen Läden, keinen Herbergen und keinen Kneipen verführt die Verstoßenen zu den seltsamsten Handlungen. Man schläft auf der Straße, plumpst im Winter in einen Pool, bricht in ein nicht immer leer stehendes Gebäude ein oder macht halt an passenden und unpassenden Orten ein Feuer. Ich habe zwar die Zusage erhalten, daß in Seitschen keine und niemand mehr ausgesetzt wird, aber es kommt offensichtlich weiterhin immer wieder vor. Die allermeisten dieser Ausgewiesenen sind jedoch freundliche und friedliche Zeitgenossen.
So etwa alle zwei Jahre quert eine Regen- oder Gewitterfront Seitschen, und dann weiß das viele Wasser nicht wohin. Da kann die Unterführung kurzzeitig auch einmal zum Planschbecken mutieren.
Bild 23: Das für zwei Familien angelegte Bahnwärterhaus im April 2021.
Bild 24: Links der Pferdestall und rechts der Kohlenschuppen im Januar 2023.
Bild 25: Der Kohlenschuppen im April 2022. Direkt davor verlief der Gleisanschluß.
Als die Eisenbahnstrecke gebaut wurde, wurde der Zugverkehr noch anders gehandhabt als heute. Damals wurde mit Zeitabständen zwischen zwei Zügen kalkuliert, das Fahren im Raum- bzw. Blockabstand kam erst spätrer. Deshalb wurde auf der gesamten Strecke im Abstand von etwa einem Kilometer ein Bahnwärterhaus gebaut. Die Aufgabe des Bahnwärters bestand nicht nur im Öffnen und Schließen von Schranken, sondern vor allem in der Bedienung eines optischen Telegrafen. Dessen Flügelstellungen zeigten den beiden benachbart stationierten Bahnwärtern an, ob ein Zug kommt oder nicht und auch auf welchem Gleis. Dieses Prinzip wurde in den 1870er Jahren aufgegeben.
Mehrere Bahnwärterabschnitte wurden zu Bezirken zusammengefaßt, für die ein Oberbahnwärter zuständig war. Dieser wurde ab 1872 als Bahnmeister bezeichnet. In Seitschen bewohnten der Bahnwärter für den Bahnübergang an der Straße von Großseitschen nach Gaußig mitsamt Familie und der für den Bezirk von hier bis Bautzen zuständihe Oberbahnwärter mit Familie ein entsprechend größer angelegtes Wohnhaus. Das Haus mit seinen Nebenbauten gehört einer Untergliederung der Deutschen Bahn und ist bewohnt.
Neben dem Haus stand ein Pferdestall. Dieser wurde noch zu DDR-Zeiten als „Schirrkammer“ bezeichnet und diente der Aufbewahrung der Gerätschaften der Bahnmeisterei. Ob im Pferdestall tatsächlich Pferde untergestellt waren, und wenn ja, wem sie gehört haben, und ob der Oberbahnwärter die ihm unterstehenden Bahnwärter zu Kontrollzwecken auf dem Rücken eines Gauls aufgesucht hat, ist dem Buch von Hans von Polenz über die Bahnwärterhäuser der hiesigen Strecke nicht zu entnehmen.
„Braunkohlenverkehr nach Deutschland. Mit 1. Jänner 1880 trat ein Nachtrag XI zum Tarif vom 1. September 1877 für den Transport böhm[ischer] Braunkohlen nach Deutschland, in Wirksamkeit. Die Auflage dieses Tarifnachtrages wurde durch die in Folge Eröffnung der sächs[ischen] Staatsbahnstrecke Niederneukirch – Bischofswerda sich vermindernden Entfernungen und dadurch bedingten Tarif-Regulirungen der Stationen Bischofswerda und Seitschen der sächs[ischen] Staatsbahn […] veranlasst.“
Der Kohlenhandel ist schon recht alt. Er scheint während des Bestehens der Bahnhofsrestauration vom Pächter derselben oder einem Familienmitglied betrieben worden zu sein. Die Kohlen wurden mit der Eisenbahn angeliefert und in der Umgebung verkauft. Das Anschlußgleis scheint kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs angelegt worden zu sein und wurde noch vor der Umgestaltung der Bahnanlagen von 1969/70 wohl in den frühen 1960er Jahren abgebaut.
Bild 26: Das nunmehr markant in rot verputzte ehemalige Postgebäude bei Schneegestöber im März 2018.
Bild 27: Das Schmuckstück bei Licht betrachtet im Dezember 2015.
Als die Hauptstraße von Großseitschen nach Gaußig noch gerade über die Bahngleise verlief, wurde 1895 neben dieser die Postagentur im neu errichteten Postgebäude eröffnet. Zuvor befand sich die Seitschener Postexpedition entweder im Restaurationsgebäude oder im Rittergut von Großseitschen. Mit der Zeit nahm, weitgehend vermittelt durch die Eisenbahn, der Postverkehr derart zu, daß ein eigenes Postgebäude unumgänglich wurde. Es beherbergte alsbald auch die Telefonvermittlungsstelle. Mit Aufkommen von Lastwagen wurde ab Mitte der 1930er Jahre die Postauslieferung für die Dörfer rund um Seitschen nunmehr von Bautzen aus vorgenommen; die Post diente danach sechs Jahrzehnte lang nur noch als Telefonknoten und ansonsten als Wohngebäude. Um 2010 wurde das Haus grundlegend restauriert und beherbergt seither die Landhauskeramik von Sandy und Frank Löschau. Die Post von 1895 war nicht rot gestrichen.
Bild 28: Die beiden Villen im Februar 2019.
In Sichtweite des Bahnhofs wurden zwischen 1895 und 1914 zwei Villen gebaut. Die linke hintere Villa wird auf einer historischen Ansichtskarte als Landhaus Reichel bezeichnet. Beide wurden von ihren jeweiligen Eigentümern nach 2000 renoviert.
Bild 29: Wegweiser an der Zufahrt ins Bahnhofsviertel im Juli 2022.
Derartige viereckige Wegweisersäulen finden sich an vielen Orten in Sachsen. Sie wurden nach 1820 errichtet, mit Kilometrierung ab etwa 1900. Dieses hier steht am Landhaus Reichel und zeigt den Weg zum Bahnhof mit einem Abstand von 200 Metern. Der andere Pfeil verweist nach Birkau, das zweieinhalb Kilometer entfernt angegeben wird. Das ist ein ziemlicher Umweg, aber eine gerade Verbindung von hier nach Birkau hat damals wohl ebensowenig bestanden wie heute (es sei denn, wir laufen quer über die Felder). Zuvor wird Großseitschen durchquert.
Bild 30: Die Unterführung unter die Eisenbahnstrecke nach Bautzen und Görlitz im April 2017. Blick nach Süden.
Die Hauptstraße knickt an der Wegsäule zunächst nach Osten ab und führt nach dem Abzweig nach Kleinseitschen wieder ein Stück nach Süden. Direkt links hinter der Brücke geht es zum Futtermittelwerk.
Futter und so
Bild 31: Das Futtermittelwerk im März 2018.
Bild 32: Das Futtermittelwerk im November 2022.
1965 nutzte das Volksgut Gaußig die Nähe der Eisenbahn für ihr Futtermittelwerk. Das Werk wurde von einem westdeutschen Unternehmen übernommen und firmiert heute als Blattin bzw. Profuma. In der Deutschen Fotothek finden sich dreizehn Aufnahmen des dort als Grünmehlwerk bezeichneten Anwesens des sorbischen Fotografen Kurt Heine (1906–1986), die wohl bei dessen Inbetriebnahme aufgenommen wurden und auf „um 1966“ datiert sind .
Bild 33: Die Saatguthalle mit dem Verwaltungsanbau an der Hauptstraße im Februar 2021.
Bild 34: Die Saatguthalle, noch mit Silo, im Dezember 2015.
Bild 35: Im März 2018 wurde das Silo abgebaut.
Bild 36: Die Saatguthalle bahnseitig im Mai 2022.
Bild 37: Der zugehörige Verwaltungstrakt im August 2015.
Die Saatguthalle wurde wohl noch kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbaut. Wann der Verwaltungsanbau dazukam, ist unklar. Der linke seitliche Anbau an der Bahnstrecke wurde nach Abbau des Anschlußgleises angelegt; d. h. das Gleis verlief links vom vorderen Anbau weiter an der großen Halle vorbei und endete auf der dahinterliegenden Freifläche. Zu DDR-Zeiten lagerte hier die DSG (Deutsche Saatgut-Handelsbetriebe) ihre Saaten. Nach 1989 ging das Gelände durch mehrere Hände, bis es 2022 von zwei hiesigen Einwohnern gekauft wurde, die gleich an die Wiedernutzbarmachung der Halle und der umliegenden Fläche gegangen sind.
Bild 38: Auffahrt von der Güterhalle zur Hauptstraße im August 2015. Rechts die Baracke der LPG Pflanzenproduktion Göda.
Bild 39: Im Juni 2018 begrüßen uns diese kleinen Zwitscherlinge, die in der Baracke untergebracht sind.
Bild 40: Der Schuppen der Handelsgesellschaft im März 2018.
Wer bis 2015 Eigentümer des Geländes der LPG Pflanzenproduktion Göda gewesen ist, weiß ich nicht. Danach zog ein Vogelzüchter in die Baracke ein. Seither machen sich die vielen bunten Gesellen vor allem zur Fütterungszeit lautstark bemerkbar. Manchmal stimmen die Waldvögel auf der Bahnhofsseite in den Sprechgesang ein. Die Vögelchen werden als lokale Attraktion gerne bestaunt.
Einige Meter weiter Richtung Gaußig errichtete die Bäuerliche Handelsgenossenschaft einen Schuppen. Dieser wird nunmehr von Hensel Holz als Holzlager genutzt.
Bild 41: Wegweiser an der Kreuzung der Straßen nach Gaußig, Zockau, Seitschen und Brösang im Juni 2018.
Diese Wegweisersäule begrenzt im Süden das Bahnhofsviertel. An der nordwestlichen Ecke der Kreuzung ließ das ACZ von fleißigen Brigadisten sein Verwaltungsgebäude hochziehen.
Das ACZ und seine Umgebung
Bild 42: Die vormalige ACZ-Verwaltung im Juli 2022.
Bild 43: Die Kantine im Dezember 2015.
Die Verwaltung der/s ZGE/ACZ saß anfangs in dem Barackenbau neben dem Güterschuppen, bevor sie ein mehrstöckiges Verwaltungsgebäude an der Kreuzung der Straßen nach Gaußig und Brösang bezog. Neben der Verwaltung war in einem Flachbau die Kantine des ACZ untergebracht. In den 1990er Jahren gehörte es dem Bauunternehmen Dietrich, dessen Unternehmen 2012 insolvent wurde. Drei Jahre später war das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch. Ehe die Wellen allzu hoch wogen konnten, kaufte Hensel Holz aus Neukirch das Gelände und entzog es damit den behördlichen Planungen. Derzeit ist es, wie die Kantine, an Gewerbetreibende vermietet.
Das Agrochemische Zentrum als ZGE (Zwischenbetriebliche Einrichtung) wurde Ende der 1960er Jahre etwas außerhalb der Bahnhofssiedlung angelegt. Die Düngerhalle wurde 1967 errichtet, der Gleisanschluß bestand zunächst nur aus einem Gleis, das in die Halle geführt wurde. Die noch während des Baus der Halle entstandene Aufnahme zeigt uns eine Rübenverladung. Rechts oben endet der zweigleisige Abschnitt; daneben liegt das verlängerte Gütergleis.
Bild 45: Der Gleisanschluß im Juni 2021.
Bild 46: Der Kleinlokschuppen im April 2021.
Bild 47: Kleinlok 2 bei der Verladung im August 2019.
Die Kleinloks des ACZ
2019 wurden die beiden im Lokschuppen festgehaltenen Kleinlokomotiven an einen Sammler in Mecklenburg-Vorpommern verkauft. Bilder vom Abtransport und Informationen zu den Lokomotiven habe ich auf der Seite zu den Geschehnissen 2019 untergebracht. Die Lokomotiven sollen in den 1980er Jahren mindestens einmal aus eigener Kraft zur Revision nach Großdubrau gefahren sein.
Ende der 1970er Jahre erhielt das ACZ zwei Kleinlokomotiven zum Verschub auf dem nunmehr angewachsenen Gleisareal. Zuvor waren die Güterwaggons mit einem Zweiwegetraktor, wohl einem ZT 300, rangiert worden. Damit ergab sich auch die Notwendigkeit eines Lokomotivschuppens, der somit auf um 1980 zu datieren ist.
Die „Wende“ brachte dem ACZ-Betrieb neue Eigentümer, natürlich aus dem Westen. Zunächst fiel er an die Münchener Lagerland, 2002 an Märka. 2013 erwarb die Hauptgenossenschaft Nord AG in Kiel den Betrieb, der durch die seit 2016 vollständig zum Konzern gehörende Agrarhandel Roth abgewickelt wurde. Als das Geschäft mit Getreide und Dünger in der Lausitz nicht zufriedenstellend lief, wurde der Standort in Seitschen aufgegeben. Das Betriebsgelände des ACZ gehört seit 2020 der Firma Hensel Holz, die dort ein Sägewerk betreibt.
Etwas außerhalb
Rechts außerhalb des Bildausschnitts in Abbildung 1 finden wir:
Bild 48: Das Viadukt über das Lange Wasser zwischen Kleinseitschen und Drauschkowitz im Januar 2017.
Bild 49: Wegweiser auf dem Weg von Kleinseitschen nach Kleinförstchen beim früheren (nicht mehr vorhandenen) Abzweig nach Drauschkowitz im August 2016.
Kurz hinter dem östlichen Ausgang von Kleinseitschen ist es möglich, rechts bergab einen Weg unter der Eisenbahn hindurch nach Brösang zu nehmen und das Viadukt zu bestaunen. Es stammt aus den Zeiten, als schlechtbezahlte Männer hart arbeiten mußten, um den Granit mit Fuhrwerken an Ort und Stelle zu verfrachten. Feldbahnen zur Arbeitserleichterung gab es Mitte der 1840er Jahre noch nicht. Der Wegweiser steht einige hundert Meter weiter an der Straße und markiert eine heute nicht mehr vorhandene Straßenkreuzung.
Ein Fundstück
Auf der Suche nach Feldbahnmaterial fiel einam aus der hiesigen Region stammenden Eisenbahnfreund ein emailliertes Schild auf. Er erinnerte sich, es in Seitschen gesehen zu haben, und beschloß das Schild zu seinem Heimatort zurückzubringen. Die sorbische Schreibweise CŽ̲TSCHEN ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und entsprang wohl einem ernsthaften Versuch, das sorbische Idiom durch eine passende Buchstabenkombination lautmalerisch wiederzugeben. Ein herzlicher Dank gilt dem „Finder“ dieses wahrhaft historischen Relikts.
Bild 50: Die Bahnhofstafel leicht gesäubert im Sonnenlicht abfotografiert; Aufnahme vom Februar 2023.