Die Straßenbahn in Darmstadt
Fahrplanentwurf für die Dampfstraßenbahn 1909 und 1910
Zwei Dokumente
1886 errichtete ein privates Konsortium die ersten beiden Straßenbahnstrecken in die Vororte Eberstadt und Griesheim, denen 1890 eine weitere Strecke nach Arheilgen folgte. Im Grunde handelte es sich um die Schmalspurausführung einer dampfbetriebenen Eisenbahn. Alle drei Linien standen in Konkurrenz zur parallel verlaufenden Eisenbahn. Die Stadt Darmstadt sah die innerstädtischen Verkehrsbedürfnisse des Bürgertums nicht abgedeckt und ließ ein eigenes elektrisches Straßenbahnnetz aufbauen. Aus der Verschmelzung beider Gesellschaften entstand 1912 die Hessische Eisenbahn Aktiengesellschaft, kurz HEAG. Die Dampfstrecken wurden elektrifiziert; ein Vorgang, der aufgrund des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden französischen Besatzung Arheilgens und Griesheims erst 1926 abgeschlossen war.
Jeweils im Frühjahr 1909 und 1910 reichte der Betreiber der Dampfstraßenbahn, die Süddeutsche Eisenbahn A.-G., einen Entwurf für den ab Mai zu geltenden Sommerfahrplan ein. Während zum Fahrplanentwurf für den Sommerfahrplan 1911 auch der zugehörige Plakatfahrplan vorhanden ist, ist dies für die beiden vorangegangenen Jahre leider nicht der Fall. Dennoch sind die beigefügten Erläuterungen auch allein von Interesse, um einen Einblick in die Bedürfnisse des Publikums und die Erfordernisse des Betriebsablaufs zu erhalten.
Wir erkennen, daß schon vor einhundert Jahren die elektrische wie die Dampfstraßenbahn dem Schülerinnen- und Schülerverkehr gedient hat, auch und gerade in der Mittagszeit. So setzt bis heute die HEAG zur Beförderung der Schülerinnen- und Schülermassen nach Schulschluß, die sich gerne am Willy-Brandt-Platz knubbeln, zwischen 13 und 14 Uhr den einen oder anderen zusätzlichen Zug ein.
Ebenso galt es, für die Soldaten (und Offiziere?) vom und zum Truppenübungsplatz auf dem Griesheimer Sand Fahrtmöglichkeiten am Sonntag sicherzustellen. Daß es das Publikum des Hoftheaters auch nach dem Fallen des Vorhangs zu verwöhnen galt, versteht sich bei Kenntnis des entsprechenden Schriftverkehrs im Ersten Weltkrieg schon fast von selbst.
Abbildung 1: Abschrift des Anschreibens zum Fahrplanentwurf für den Sommerfahrplan 1909 vom 10. März 1909.
Abbildung 2: Abschrift des Anschreibens zum Fahrplanentwurf für den Sommerfahrplan 1910 vom 18. Februar 1910.