Die Straßenbahn in Darmstadt
HEAG-Fahrpläne 1945 und 1946
Zwei Dokumente
1886 errichtete ein privates Konsortium die ersten beiden Straßenbahnstrecken in die Vororte Eberstadt und Griesheim, denen 1890 eine weitere Strecke nach Arheilgen folgte. Im Grunde handelte es sich um die Schmalspurausführung einer dampfbetriebenen Eisenbahn. Alle drei Linien standen in Konkurrenz zur parallel verlaufenden Eisenbahn. Die Stadt Darmstadt sah die innerstädtischen Verkehrsbedürfnisse des Bürgertums nicht abgedeckt und ließ ein eigenes elektrisches Straßenbahnnetz aufbauen. Aus der Verschmelzung beider Gesellschaften entstand 1912 die Hessische Eisenbahn Aktiengesellschaft, kurz HEAG. Die Dampfstrecken wurden elektrifiziert; ein Vorgang, der aufgrund des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden französischen Besatzung Arheilgens und Griesheims erst 1926 abgeschlossen war.
Nachdem im März 1945 Darmstadt von US-amerikanischen Truppen eingenommen worden war, wurde der eingeschränkte öffentliche Nahverkehr auf Darmstadts Straßen allmählich erweitert. Die wichtigsten Linien der Straßenbahn fuhren auf verschlissenen Gleisen und mit heruntergekommenem Material. Normale Omnibusse fuhren zunächst nicht, nur die von den Nazis in Frankreich requirierten Obusse verkehrten vom Böllenfalltor nach Nieder- und Ober-Ramstadt. Zu den genauen Umständen geben die Geschäftsberichte der HEAG für 1945 bis 1948 Auskunft.
Die Scans der beiden Fahrpläne verdanke ich Ralph Völger.
Fahrplan ab 1. August 1945
Der Liniennetzplan gibt noch den Zustand vor der Bombardierung Darmstadts im September 1944 wieder. Nach der Zerstörung der Altstadt fuhren keine Diesel- bzw. Stadtgas-Busse mehr und der Straßenbahnbetrieb konnte nur nach und nach wieder aufgebaut werden. Die Linie 3 beispielsweise nach Bessungen nahm ihren Betrieb erst wieder zum 1. Januar 1947 auf. Die Linie 5 fuhr statt durch das Johannes- und Martinsviertel vom Luisenplatz schnurstracks nach Norden bis zur Kreuzung der Frankfurter Straße und dem Rhönring. Die Linie 6 endete an der Odenwaldbahn; weder die Fasanerie noch gar das Oberwaldhaus wurden angefahren. Die Stichstrecke zum Rodensteinweg in der Waldkolonie wurde nicht bedient, ebensowenig die Streckenführung durch die Bismarckstraße.
Fahrplan ab 1. Juni 1946
Mitte 1946 war die Lage schon etwas entspannter. Bis auf die Linie 3 fuhren wieder alle anderen Straßenbahnlinien, wenn auch teilweise mit geänderter Verkehrsführung. Die innerstädtischen Busse fuhren hingegen auch weiterhin nicht.