Die Straßenbahn in Darmstadt
Aus den Anfängen der elektrischen Straßenbahn
Zeitungsmeldungen und andere Fundstücke
1886 errichtete ein privates Konsortium die ersten beiden Straßenbahnstrecken in die Vororte Eberstadt und Griesheim, denen 1890 eine weitere Strecke nach Arheilgen folgte. Im Grunde handelte es sich um die Schmalspurausführung einer dampfbetriebenen Eisenbahn. Alle drei Linien standen in Konkurrenz zur parallel verlaufenden Eisenbahn. Die Stadt Darmstadt sah die innerstädtischen Verkehrsbedürfnisse des Bürgertums nicht abgedeckt und ließ ein eigenes elektrisches Straßenbahnnetz aufbauen. Aus der Verschmelzung beider Gesellschaften entstand 1912 die Hessische Eisenbahn Aktiengesellschaft, kurz HEAG. Die Dampfstrecken wurden elektrifiziert; ein Vorgang, der aufgrund des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden französischen Besatzung Arheilgens und Griesheims erst 1926 abgeschlossen war.
Schon einmal darauf geachtet? In einigen Darmstädter Straßen finden sich an der Hausfassade einige seltsame Rosetten, die vor allem dort seltsam erscheinen, wo heute keine Straßenbahn zu finden ist. Und doch geben sie einen Hinweis darauf, wie vor rund einhundert Jahren die Fahrleitungen mittels kunstvoller Objekte in den Häuserwänden verankert wurden. Viele dieser Rosetten wurden durch Unachtsamkeit oder einfach nur deswegen, weil sie einer Renovierung der Fassade im Weg waren, entsorgt. Dennoch sind in Darmstadt, Bessungen, Eberstadt und Pfungstadt noch über 200 mehr oder weniger vollständig erhaltene Straßenbahn- oder Obus-Rosetten vorhanden. Eine detaillierte Darstellung zu diesen Rosetten gibt es auf einer eigenen Seite.
Die Lektüre älterer Zeitungsjahrgänge verhilft zu einem besseren Verständnis einer heutigen Selbstverständlichkeit. Die nachfolgende tabellarische Übersicht soll Fundstellen erschließen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Insbesondere das Gerangel hinter den Kulissen bleibt in der Regel im Dunkeln, denn die Zeitungsmeldungen der damaligen Zeit bilden einen Kontext ab, der den Damaligen sicherlich vertrauter war als uns heute.
Ausgewertet wurde vorwiegend die auch online einzusehende „Darmstädter Zeitung“ (mit der Sigle „DZ“). Hinzu kommen die Bekanntmachungen im (Großherzoglichen) Hessischen Regierungsblatt (mit der Sigle „HR“), die Angaben im Verwaltungsbericht der Großherzoglichen Bürgermeisterei Darmstadt (mit der Sigle „VB“) und die Geschäftsberichte der Hessischen Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft (mit der Sigle „HEAG“).
Es war geplant, diese Übersicht nach und nach zu ergänzen. Vorgesehen war, den Zeitraum von etwa 1893 bis 1918 zu erschließen. Aufgrund der Fülle des Materials, das sich inzwischen zur Riedbahn, zum Fabrikviertel, zur Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt, und natürlich zur Straßenbahn angesammlt hat, verzögert sich die Weiterführung dieser Seite auf unbestimmte Zeit. Vollständig erfaßt sind immerhin die Jahre 1901 bis 1903, sowie 1918. Eine zusätzliche Auswertung des „Darmstädter Tagblatts“ wäre, nachdem es nunmehr ebenfalls digitalisiert vorliegt, möglich.
Fehler beim Abschreiben dieser Meldungen und Berichte sind trotz sorgfältiger Nachbearbeitung nicht zu vermeiden; Inkonsistenzen in der damaligen Orthografie sind teilweise, weil offenkundig fehlerhaft, gekennzeichnet, wurden jedoch dem Original entsprechend möglichst beibehalten. Die Fundstellen sind jeweils verlinkt.
»» Siehe auch die Wikipedia zur Straßenbahn in Darmstadt.
Abbildung 1: Am 23. November 1897 wurde die elektrische Straßenbahn mit zwei Linien eingeweiht. Die weiße Linie führte von den beiden Hauptbahnhöfen am heutigen Steubenplatz zum Böllenfalltor, die blaue Linie von der Taunusstraße am Rande des Martinsviertels zur Hermannstraße nach Bessungen. Auf einer von Lautz & Isenbeck aus Darmstadt herausgegebenen Ansichtskarte sehen wir vier Motorwagen, die für die Aufnahme künstlich drapiert wurden. Die beiden vorderen Wagen 8 und 10 fahren laut Zielschild zu bzw. von den Hauptbahnhöfen, die beiden hinteren Wagen 2 und ? haben die Taunusstraße (bzw., nicht sichtbar, da Gegenrichtung, die Hermannstraße) zum Ziel. Die Zielschilder sind, den Linienführungen entsprechend, in weiß und blau gehalten. Die hier benutzte Ansichtskarte wurde am 15. August 1898 von Darmstadt nach Heidelberg geschickt. Das zugrunde liegende Foto ist aufgrund der kahlen Sträucher im Schloßgraben sicher auf den Winter 1897/98 zu datieren und möglicherweise anläßlich der Eröffnung der Straßenbahnstrecken entstanden. [1]
1897
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
20. November 1897 | VB | Eröffnung | „[Verordnung] Betreffend: die Haltestellen der städtischen elektrischen Straßenbahn. Für die elektrische Straßenbahn sind folgende Haltestellen bestimmt worden: I. Linie Böllenfallthor – Hauptbahnhöfe: Böllenfallthor, Steinberg, Schießhausstraße, Heerdweg – Heinrichsstraße, Roßdörferstraße, Hochstraße, Capellplatz, Schulstraße, Stadtkirche, Marktplatz, Ernst-Ludwigsplatz, Louisenplatz, Grafenstraße, Neckarstraße, Casernenstraße, Bahnhöfe, Rheinthor. II. Linie Hermannsstraße – Taunusstraße: Hermannsstraße, Wilhelmsstraße, Steinackerstraße, Heinrichtsstraße, Kiesstraße, Hügelstraße – Hölgesstraße, Schulstraße, Stadtkirche, Marktplatz, Ernst-Ludwigsplatz, Museum, Hoftheater, Infanteriekaserne, Mühlstraße – Heinheimerstraße, Stiftsstraße, Taunusstraße.“ |
1898
Fahrplanangelegenheiten
Schon kurz nach der Eröffnung der elektrischen Straßenbahn zeigten sich erste Dissonanzen zwischen der Stadt Darmstadt und dem betriebsführenden Unternehmen Siemens & Halske aus Berlin. Am 3. Februar 1898 richtete die Darmstädter Bürgermeisterei ein Schreiben an die Stadtverordnetenversammlung, in dem sie auf die Probleme der Betriebsführung und der Fahrplangestaltung hinwies. Dieses Schreiben wurde durch zahlreiche Anlagen ergänzt.
Seit Ende Oktober 2015 stehen diese historischen Texte als Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt zur Verfügung.
1901
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
3. Januar 1901 | DZ | laufender Betrieb | „Die Fahrgeldeinnahme der elektrischen Straßenbahn betrug im Monat Dezember 1900 17.648 Mk. 80 Pfg., gegen 16.060 Mk. 55 Pfg. im gleichen Monat des Vorjahres.“ |
7. Januar | DZ | Verwaltungsbericht 1899/1900 | „Am 1. April 1899 übernahm die Stadt den Betrieb der elektrischen Straßenbahn in eigene Verwaltung. Der Verkehr hat sich auch im Verwaltungsjahr 1899/1900 in günstiger Weise entwickelt. Der Personenverkehr stieg von 2.086.800 im Vorjahre auf 2.246.000 im Berichtsjahr und die Fahrgeldeinnahme von 206.295 Mk. 85 Pfg. auf 220.005 Mk.“ |
7. Januar | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Herr Stadtv. Reinemer fragt an, ob es nicht angängig sei, mit Rücksicht auf die demnächst auf der Mathildenhöhe zu eröffnende Ausstellung der Künstler-Kolonie der vollständigen Verbreiterung der Erbacherstraße nahe zu treten, unter Umständen durch Einleitung des Enteignungsverfahrens. Nach Aufklärungen des Herrn Beigeordneten Baurat Jäger und des Vorsitzenden ist man der Meinung, daß die Frage nicht so wichtig sei und daß man ruhig eine abwartende Stellung gegenüber den Grundbesitzern einnehmen solle. Herr Stadtv. Heinrich Müller ist der gleichen Ansicht; er fragt zugleich an, ob es nicht gerechtfertigt sei, während der Ausstellung auf der elektrischen Bahn einen 3½-Minutenverkehr mit Standwagen in der Stiftsstraße einzurichten. Dies wird von dem Vorsitzenden als vorläufig wegen der Weichenanlagen für unmöglich erklärt; im übrigen könne man durch Anhänge- und doppelt gehende Wagen leicht Abhilfe schaffen.“ Womöglich müßte hier näher nachgeforscht werden. So soll erst im April 1914 eine Stichstrecke von rund 150 Metern von der Dieburger Straße in die Stiftstraße geführt worden sein, um die Mathildenhöhe besser anzubinden. Diese Linie wurde mit Beginn des Ersten Weltkriegs wieder eingestellt, wobei noch bis weit in die 1920er Jahre das Gleis zur Anbindung des Postamts in der Stiftstraße genutzt worden sein soll. Ist diese Zeitungsmeldung nun so zu verstehen, daß es selbige Abstellmöglichkeit in der Stiftstraße schon 1901 gab, oder handelt es sich um eine andere Konstruktion? |
12. Januar | DZ | Amtsgericht Darmstadt | „Am 10. August v. J., nachmittags gegen 2 Uhr, entgleiste auf der Weiche an der Ecke der Rhein- und Neckarstraße ein Zug der Dampfstraßenbahn teilweise, wobei einiger Materialschaden entstand. Ursache des Unglücks war ein am vorhergehenden Abend gegen 8 Uhr erfolgter Bruch jener Weiche, dessen ordnungsmäßige Reparatur unterblieben war. Der betreffende Weichenwärter hatte seiner Vorschrift gemäß alsbald die Beschädigung dem Bahnmeister Albert Potell, dessen Aufsicht damals die hiesigen Strecken der Dampfstraßenbahn unterstellt waren, gemeldet. Diese Meldung war an die Bahnverwaltung weiter zu geben, von wo alsdann die zur Unterhaltung der gemeinschaftlich benutzten Geleise verpflichtete elektrische Bahn benachrichtigt worden wäre. Bei Gefahr im Verzug muß der Bahnmeister selbst alle geeigneten Maßnahmen treffen. Der Weichenwärter hatte, was als vorübergehender Notbehelf geschieht, die gebrochene Weiche durch eine Klemmscheibe befestigt, so daß eine ganze Anzahl Züge und Wagen bis zum Unfall jene Stelle glatt überfuhren. Potell hatte unmittelbar nach seiner eigenen Benachrichtigung durch den Weichenwärter gehört, daß sein vorgesetzter Betriebsinspektor Kenntnis von dem Fall habe. Er verließ sich hierauf, erstattete selbst keine Weitermeldung und vergewisserte sich auch nicht, daß Schritte zur Reparatur geschahen. Der Betriebsinspektor wartete seinerseits auf diese Meldung und that gleichfalls nichts zur Reparatur. Wegen dieses Sachverhalts wurde Potell unter der Anklage fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahntransports (die voraussichtlich auch dem betreffenden Betriebsinspektor noch bevorsteht) gestellt, für schuldig befunden und zu 30 M. Geldstrafe, event. 6 Tagen Gefängniß verurteilt.“ |
Abbildung 2: Bericht über einen von der SEG verlorenen Prozeß gegen zwei Fahrgäste aus der „Darmstädter Zeitung“ am 4. Februar 1901 [online].
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
14. Februar 1901 | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Oberbürgermeister Morneweg teilte zu Beginn der Sitzung mit, daß ein mit der Unterschrift ‚Viele Einwohner des Johannesviertels‘ unterzeichnetes Schriftstück eingelaufen sei, worin um Verlängerung der elektrischen Bahnlinie bis zur Kahlertstraße ersucht wird. Da das Projekt ohnehin so weit ausgeführt werden soll, gilt das Schreiben als erledigt.“ |
16. Februar | DZ | vielerorts | „Die Straßenbahnzüge erlitten durch den letzte Nacht neu gefallenen Schnee, sowie Sturm heute früh Verspätungen. Die auswärtigen Arbeiter trafen meist verspätet auf ihren Arbeitsstellen ein. An einem Wagen der elektrischen Bahn war ein Salzstreu-Motor angehängt, um den Schnee zum raschen Schmelzen zu bringen.“ |
8. März | DZ und DZ | Rheinstraße | „Heute mittag 3 Uhr wurde an der Kreuzung Rheinstraße – Grafenstraße, wo ein Dampfstraßenbahnzug und ein elektrischer Wagen sich entgegenkamen und die letzte Chaise eines Leichenkondukts die Straßenkreuzung zu passieren im Begriff stand, ein über Straße laufendes Mädchen des Arbeiters Walter von der Dampfstraßenbahn überfahren und ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt.“ „Ueber den gestrigen Unglücksfall teilt uns die Betriebs-Inspektion der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft mit: Nachmittags um 3 Uhr wurde durch den von Eberstadt kommenden Zug Nr. 45a der Dampfstraßenbahn in der Rheinstraße gegenüber dem Hauptpostamt ein dreijähriges Mädchen des Schuhmachers [Carl] Walter (Rheinstraße 19) hier überfahren und sofort getötet. Da das Kind ohne Aufsicht war und unmittelbar vor der Lokomotive in das Gleis trat, war eine Verhütung des Unfalls unmöglich und trifft das Lokomotivpersonal keine Schuld. Weiter wird uns von unserem […]-Korrespondenten über den sehr traurigen Fall das Nähere geschrieben: Der Tod des Kindes war ein augenblicklicher, da demselben der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde; außerdem wies der Körper noch schwere Quetschungen auf. Die Leiche des Kindes wurde sofort in der nächstliegenden Thorhalle eines Hauses der Rheinstraße bis zum Eintreffen des Transportwagens niedergelegt. Der alsbald eingetroffene Großh. Staatsanwalt Müller, sowie das Großh. Polizeiamt stellten daselbst den Thatbestand fest. Ein gerade aus der Grafenstraße, die Rheinstraße überschreitender Leichenzug, sowie die von Eberstadt kommende Dampfstraßenbahn und ein nach den Bahnhöfen fahrender Wagen der elektrischen Bahn kreuzten sich, wie schon kurz bemerkt, an dieser Stelle und ist das mit noch anderen Kindern über die Straße laufende Mädchen, anscheinend dem einen Wagen ausweichend, direkt in die Lokomotive der Straßenbahn hineingerannt. Ein Vermeiden des Unfalls war hierdurch ausgeschlossen, obgleich seitens des Zugpersonals sofort die Bremse, als auch der das Stillstehen der Maschine sehr fördernde Sandstreuapparat in Thätigkeit gesetzt wurde. – Die schwer heimgesuchten Eltern finden allgemeine Teilnahme.“ |
16. März | DZ | Hessischer Landtag | Während der Haushaltsberatungen der Zweiten Kammer bezweifelt der Abg. Noack die Wirksamkeit der staatlichen Aufsicht bei der Aussprache über das Kapitel 108, Privateisenbahnen: „Er habe sich bemüht diese [Aufsicht] zu finden, er habe sie aber nicht gesehen. […] Man brauche nur nach Arheilgen oder Griesheim zu gehen, da träfe man sehr schlechte Verhältnisse.“ Dem zuständigen Finanzministerium fehle es wohl am Personal, weshalb man das Innenministerium damit beauftragen solle. Ministerialrat Ewald widerspricht, die Aufsicht werde ausreichend ausgeübt. Darauf Noack: „Wenn die Aufsicht ausgeübt werde, so sei er erstaunt, daß dem Publikum ein solches Material geboten würde.“ |
21. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Der Sommerfahplan der Dampfstraßenbahn, der nur unwesentliche Aenderungen gegen den vorjährigen Plan enthält, wird genehmigt. – Der Theaterzug nach Griesheim soll nur noch an Sonntagen und Feiertagen fahren, da sich ein weiteres Bedürfnis nicht herausgestellt hat.“ |
Anfang April | DZ | Stadtkasse | Der Entwurf des Voranschlags der Stadtkasse und der städtischen Nebenkassen für das Haushaltsjahr 1901/02 sieht für die Erweiterung des Netzes der elektrischen Straßenbahn Ausgaben in Höhe von 490.000 Mark vor. „Die Einnahmen und Ausgaben der städtischen Straßenbahnkasse sind auf je 791.735 Mk. veranschlagt. Bei der Einnahme für den Betrieb sind aus Fahrgeld 243.040 Mk. eingestellt, die Einstellung eines Zuschusses aus der Stadtkasse ist zum erstenmale unterblieben, es ist vielmehr beid er Ausgabe für den Betrieb eine Ablieferung von 1.000 Mk. an die Stadtkasse angenommen. Für die neuen Linien: Grafenstraße ab Rheinstraße, Wendelstadtstraße und Liebigstraße bis zur Kahlertstraße, Ernst-Ludwigsplatz – Saalbau, Taunusstraße – Hirschköpfe, Hermannstraße durch Bessunger- und Ludwigshöhstraße bis Landskronstraße, sind 490.000 Mk. erforderlich, die aus Anlehensmitteln der Stadtkasse bestritten werden.“ |
18. April | DZ, DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Schupp beantragt unter kurzer Begründung, die Fahrpreise bei der elektrischen Bahn für Schulkinder und für Arbeiter (für Letztere vorerst täglich nur je einmal) in der Frühe zur Arbeit und abends nach Feierabend auf fünf Pfennige per Fahrt zu ermäßigen sowie die Gültigkeitsdauer der bestehenden Ermäßigungskarten von einem auf mindestens zwei Monate auszudehnen. Der Antrag wird der betreffenden Kommission überwiesen.“ „Zur Ausführung der bereits genehmigten Verbreiterung der Dieburgerstraße sind zwei kleine Geländeerwerbungen bisher perfekt geworden und werden die dafür geforderten 582 Mk. bewilligt.“ „Nach einem Bericht des Vorsitzenden soll die Einführung des Schienengeleises der elektrischen Bahn von der Grafenstraße zur Kostenersparung nur einseitig von der oberen Rheinstraße aus erfolgen, auch soll der Betrieb in der Grafenstraße vorerst nur eingeleisig mit größerer Weiche an der Wendelstadtstraße erfolgen.“ |
2. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die Dieburgerstraße soll auf der Südseite zwischen dem Hohlen Weg und der Eisenbahnbrücke verbreitert werden und hat mit allen Anliegern eine Einigung stattgefunden, nur die Firma Gebr. Schul [Dieburger Straße 85] verlangt für Schaden, Umbau etc. 10.000 Mk., während Sachverständige einen Betrag von 5.000 Mk. für vollständig hinreichend erachten. Man beschließt deshalb, das Expropriationsverfahren einzuleiten.“ – Die Verbreiterung der Südseite dient der Aufnahme des Straßenbahngleises für die geplante Verlängerung der Strecke von der Taunusstraße (hier auch Einmündung Hohler Weg) zu den Hirschköpfen. |
9. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die Neuherstellung von Straßendeckungen gelegentlich der Erweiterung des elektrischen Straßenbahnnetzes in der Rheinstraße, Grafen-, Bismarck-, Liebig-, Kahlert- und Ernst-Ludwigsstraße, Ludwigsplatz, Elisabethen- und Saalbaustraße erfordert die Summe von 61.000 Mk., die genehmigt wird. Stadtv. Reinemer wünscht, daß kein Sand aus hiesiger Gegend zu den Pflasterungen verwendet werde, da er sich schlecht hierzu eigne; besonders die Nieder-Ramstädterstraße habe aus diesem Grunde ein sehr schlechtes Aussehen. Eventuelle Abhilfe wird zugesagt. Stadtv. Nodnagel wünscht Auskunft, 1) ob man nicht die Bürgersteige im Interesse einer besseren Reinigung und Reinhaltung mit etwas Quergefälle bauen konnte, 2) wann mit dem Bau der neugenehmigten Strecke der elektrischen Bahn begonnen werden würde, worauf der Vorsitzende erwiderte, daß man bei Herstellung von Gefällen bei breiten Bürgersteigen sehr leicht gefährliche Stellen schaffe; durch die Benützung der Cementplättchen mit Rinnen u. s. w. habe man aber in dieser Beziehung ganz gute Erfahrungen gemacht. Bezüglich des Anfanges mit dem Bau der neuen Bahnstrecke sei man nicht in der Lage, einen bestimmten Termin festzusetzen, da die Schienenlieferung mindestens zwei Monate Zeit in Anspruch nehme. Die Erdarbeiten seien jetzt ausgeschrieben.“ |
12. Mai | DZ | Gewitter | „Bei dem am Sonntag abend um 7 Uhr über unsere Stadt niedergegangenen heftigen Gewitter schlug der Blitz in die Oberleitung der elektrischen Bahnanlage und veranlaßte dadurch eine Betriebsstörung von ca. 1½ Stunden.“ |
13. Mai | DZ | Bessungen | Am Abend gegen 18.15 Uhr „ist in der Heidelbergerstraße ein Radfahrer mit einem Fuhrwerk zusammengestoßen, was dadurch herbeigeführt wurde, daß die Pferde vor der gerade vorbeifahrenden Dampfstraßenbahn scheuten und nach rechts ausbogen. Der Radfahrer, ein Mann aus Frankfurt a. M., wurde gegen einen Gaskandelaber gedrückt und trug dabei solche Verletzungen am Kopfe davon, daß er in das städtische Krankenhaus verbracht werden mußte.“ |
23. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Schupp regt hier eine regelmäßige direkte Verbindung der Bahnhöfe mit dem Ausstellungsplatze der Künstlerkolonie durch die Elektrische Bahn an, wird aber von dem Vorsitzenden belehrt, daß die Bahnverwaltung im Interesse einer prompten Beförderung alles thun werde, was in ihren Kräften stehe.“ Dann wird darüber palavert, daß wegen der erhöhten Stromabnahme das Elektrizitätswerk vergrößert werden müsse. „Stadtv. Wolfskehl berichtet, daß infolge der Erweiterung des elektrischen Straßenbahnnetzes es angebracht und vorteilhaft sei, zur Vermeidung von Störungen die oberirdischen Telephon-Leitungen unterirdisch zu legen und sei vorerst diese Umänderung in der Grafen-, Kahlert- und Wendelstadtstraße vorgesehen. Es werden hierfür 4.534 M. verlangt und bewilligt.“ |
30. Mai | DZ | Bessungen | „[Es] ist an der Haltestelle am Postamt in der Bessungerstraße ein Wagen der elektrischen Straßenbahn mit einem Postwagen zusammengestoßen, wobei letzterer erheblich beschädigt wurde.“ |
4. Juni | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die elektrische Straßenbahn hat den im vorigen Jahre vorgesehenen Zuschuß von 10.000 Mk. in diesem Jahre nicht nötig und sind 1.000 Mk. zur Abführung an die Stadtkasse vorgesehen. Es ergiebt sich eine Fahrgeldeinnahme von insgesamt 243.040 Mk. Einer Anregung auf leichtere Sommerkleidung der Straßenbahnschaffner soll baldigst stattgegeben werden. Auf eine Anfrage des Stadtv. Säng bezüglich des Ausbaus der übrigen Straßenbahnlinien teilt der Vorsitzende mit, daß durch die Petition der Anwohner der Ernst-Ludwigsstraße gegen das Projekt neuerdings wieder Schwierigkeiten eingetreten seien.“ |
Abbildung 3: Verordnung in der „Darmstädter Zeitung“ am 10. Juni 1901 [quelle].
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
15. Juni 1901 | DZ | Bessungen (?) | „[Am N]achmittag zwischen 6 und 7 Uhr ist ein 12jähriger Knabe in der Karlstraße auf das Schienengeleise der elektrischen Straßenbahn gegangen und wurde von einem Motorwagen beiseite geschleudert.“ |
4. Juli | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Nodnagel fragt an, ob sich die Gerüchte, die in der Stadt bezüglich des Ausbaues der elektrischen Bahn kursieren, bestätigen, worauf der Vorsitzende erklärt, daß er darüber eine bestimmte Auskunft nicht geben könne. Thatsache sei, daß die Schienen teilweise geliefert seien und nur die Kurvenschienen fehlen, deren Lieferzeit nicht festgesetzt sei. – Auch Stadtv. Egenolf wünscht Aufklärung über die in der Stadt umgehenden unkontrollierbaren Gerüchte, wonach die Stadt nicht weiterbauen könne, ehe sie sich mit der Süddeutschen Bahngesellschaft nicht vollständig geeinigt habe u. s. w. Der Vorsitzende sagt zu, in der geheimen Sitzung entsprechende Aufklärung zu geben.“ – Diese Geheimniskrämerei wird die umherschwirrenden Gerüchte gewiß befördert haben. |
21. Juli | DZ und DZ | Innenstadt | „Der Zug der Straßenbahn Eberstadt – Arheilgen, der [um] 8 Uhr die selbstthätige Weiche am Mathildenplatz passierte, erfuhr dadurch ein Mißgeschick, daß ein Wagen des Zugs infolge nicht richtiger Funktionierung dieser Weiche in ein falsches Geleise geriet und umstürzte. Die in dem Wagen sitzenden Personen kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon.“ „Ueber den […] Unfall erfahren wir beteiligterseits noch Näheres wie folgt: [Am Abend] 7½ Uhr entgleiste der erste Personenwagen des nach Arheilgen fahrenden Zuges Nr. 53 der Dampfstraßenbahn an der erst neu eingelegten Weiche am Kanzleigebäude und fiel nach der linken Seite um. Personen wurden nicht verletzt; der Materialschaden ist unbedeutend. Als Ursache der Entgleisung ist anzunehmen, daß die Weiche nicht richtig funktionierte. Infolgedessen wurden Maschine und erster Personenwagen in das Nebengeleis, die nachfolgenden Wagen in das Hauptgeleis geleitet.“ Am Mathildenplatz befand sich eine Ausweiche für die Strecke nach Arheilgen. Vermutlich befanden sich hier zwei Rückfallweichen. |
2. August | DZ | Eberstadt | „Infolge des wolkenbruchartigen Regens, der viel Schlamm und Schutt auf das Geleise brachte, mußte heute früh der zweite Zug der Dampfstraßenbahn von Eberstadt ausfallen.“ |
8. August | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ein Antrag des Bessunger Bezirksvereins, der verlangt, daß der Bebauungsplan bis an die Eberstädter Gemarkungsgrenze ausgedehnt werde, geht an die Kommission, ebenso ein Antrag einer Anzahl Bewohner der Ernst-Ludwig-Straße, welche Beseitigung des Weißen Turma verlangt, wenn die Elektrische Bahn durch diese Straße geführt werden solle. (Daß man anderwärts alle baulichen Denkmäler möglichst zu erhalten sucht, scheinen die Antragsteller nicht zu wissen. Red.) Der Vorsitzende giebt bekannt, daß nach Mitteilung der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft bei derselben fortwährend anonyme beleidigende Schreiben wegen des angeblich durch dieselbe verzögerten Ausbaus der elektrischen Straßenbahn einliefen. Er fühle sich verpflichtet, die schon kürzlich in der geheimen Sitzung gemachte Erklärung heute öffentlich zu wiederholen, daß in diesem Fall die Gesellschaft keine Schuld an der Verzögerung trage; auch sei es falsch, daß die Führung der Bahn durch die Grafenstraße nach dem neuen Stadtviertel besondere Schwierigkeiten biete, wohl aber sei man aus verschiedenen anderen Gründen, auch aus Sparsamkeitsrücksichten der Frage näher getreten, ob man nicht die Bahn über den Mathildenplatz u. s. w. nach diesem Stadtteil einführen solle. Die Prüfung dieses neuen Momentes bringe zwar bedauerlicherweise eine neue Verzögerung mit sich, doch müsse in diesem Falle das Interesse der Allgemeinheit dem der Sonderinteressen vorangehen. – Ex. Stadtv. Schupp, wünscht, daß unbedingt an dem s. Zt. einstimmig genehmigten Plan festgehalten werde.“ |
Ende August | DZ | Verkehrsverein | „Betreffs Erweiterung des städtischen elektrischen Straßenbahnnetzes ist nach übereinstimmenden Meldungen hiesiger Blätter der Verkehrsverein bei den zuständigen Stellen vorstellig geworden, und zwar 1) mit der Bitte um Genehmigung der von der Stadtverordneten-Versammlung einstimmig beschlossenen neuen Linie Heinrichstraße – Saalbaustraße – Elisabethenstraße – Ludwigsplatz – Ernst-Ludwigsstraße – Ernst-Ludwigsplatz, 2) mit der Bitte, die beschlossene und genehmigte Linie Frankfurterstraße – Kahlerststraße – Liebigstraße – Wendelstadtstraße – Grafenstraße u. s. w. alsbald unverändert ausführen zu lassen, und 3) bezüglich der obengenannten Linien auf dem einmal gefaßten Beschluß zu verharren.“ |
September | DZ | Geschäftsbericht der SEG 1900/01 | „Unter der Rubrik ‚Neubeschaffungen und Bauten‘ lesen wir über die Darmstädter Straßenbahnen: Mit der Auswechslung des Oberbaues wurde weiter fortgefahren. Es sind 1.500 laufende Meter der Strecke Darmstadt – Eberstadt gegen schwereren Oberbau und davon gleichzeitig 1.104 laufende Meter Querschwellen-Oberbau auf eigenes Planum neben der Staatsstraße Darmstadt – Eberstadt, zwischen Ludwigshöhe und Waldfriede, verlegt und ferner auf der Strecke Darmstadt – Arheilgen 1.132 laufende Meter Gleis gegen Haarmannschen Wechselsteg-Verblattstoß Oberbau ausgewechselt worden. Bis zum Schlusse des Betriebsjahres sind insgesamt an schwererem Oberbau 9,852 km vorhanden und zwar auf der Strecke a. Darmstadt – Eberstadt 1,130 km Oberschwellen-Oberbau und 3,505 km Haarmannscher Oberbau; b. Darmstadt – Arheilgen 0,21 km Querschwellen-Oberbau und 1,609 km Haarmannscher Oberbau; c. Darmstadt – Griesheim 2,853 km Querschwellen-Oberbau und 1,234 km Haarmannscher Oberbau.“ – Im Betriebsjahr 1900/01 betrugen die Einnahmen in Darmstadt 200.065 Mark, das bedeutet ein Plus in Höhe von 7.900 Mark. |
12. September | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ueber den Rechnungsabschluß der stdärischen Straßenbahn referiert Stadtv. Kahlert und bezeichnet das Resultat als ein erfreuliches. Die Betriebseinnahmen betragen 259.600 Mk. die Ausgaben 197.782 M. und sei somit ein Bruttoüberschuß von 61.818 Mk. vorhanden. Nach Deckung verschiedener vorgesehener Abschreibungen werden ca. 18.165 Mk. an die Stadtkasse abgeführt werden, ungefähr derselbe Betrag wie im Vorjahre. Es sei dies um so erfreulicher, als man im Budget einen Zuschuß von 10.000 Mk. vorgesehen habe. Stadtv. Schupp regte im Anschluß hieran wiederholt mit Rücksicht auf das erfreuliche Ergebnis den Bau der Linie durch das Johannesviertel an, die doch schon genehmigt und ein Bedürfnis sei, während Stadtv. Saeng ein Anhören der Verkehrskommission über die Angelegenheit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft gewünscht hätte. Oberbürgermeister Morneweg giebt zu erwägen, daß sich die ganzen Verhältnisse nach einem gefaßten Beschlusse ändern können, und daß eine gewissenhafte Verwaltung ohne Rücksicht auf neu eingetretene Umstände nicht vorwärts gehen dürfe. Die Sachlage werde sich in der nächsten Zeit, nach Rückkunft noch eines maßgebenden Herrn, mit dem er noch verhandeln müsse, entscheiden.“ |
21. September | DZ | SEG | Bilanz zum 31. März 1901 (in der „Darmstädter Zeitung“ veröffentlicht am 25. September 1901). |
24. Oktober | DZ | Netzerweiterung | „Die Vergrößerung unserer elektrischen Straßenbahn wird sich, wie bekannt, zunächst auf drei Linien erstrecken. Vor allem wird, laut ‚Tägl. Anz.‘, eine durchgehende Linie von der Saalbaustraße nach den Hirschköpfen geschaffen. Dieselbe nimmt in der Saalbaustraße die westliche und in der Elisabethenstraße die nördliche Seite der Fahrbahn ein, wodurch eine allzu scharfe Kurve an der Kreuzung dieser beiden Straßen vermieden wird. Vor der Kreuzung der Wilhelminenstraße wird in der Elisabethenstraße eine Ausweiche gelegt. In der Ernst-Ludwigsstraße wird das Gleis auf der Ostseite der Fahrbahn geführt. Diese neue Strecke mündet an dem Jagdhause in die bestehende Linie, welche letztere dann von der Taunusstraße bis zu den Hirschköpfen fortgesetzt wird. Diese Verlängerung der Bahn wird von dem Hugenschützschen Felsenkeller [auf dem Gelände des heutigen Biergartens] an auf der Südseite der Straße geführt werden. Am Rosenhöhweg wird eine Weiche von 300 Meter Länge angelegt, so daß auch bei kleinen Verspätungen eines Wagens durch die Kreuzung keine Verzöherung im Betrieb entsteht. Die Linie durch Bessungen nach der Landskronstraße wird ebenfalls eingleisig geführt werden, und zwar mit Kreuzung an der Schießhausstraße. Auch nach dieser Erweiterung des Straßenbahnnetzes wird der 7½ Minuten-Betrieb voraussichtlich beibehalten werden. Ausgenommen hiervon ist im Winter die äußere Strecke nach den Hirschköpfen, die in der kalten Jahreszeit vormittags überhaupt nicht und nachmittags nur viertelstündlich gefahren werden soll. Wir möchten dem noch zufügen, daß für die Hirschköpfe-Linie die Erweiterungs-Arbeiten der dortigen Straße an der Südseite bereits im Gange sind; meist werden – leider! – die seitherigen Hecken, die dem Weg etwas landschaftlich belebendes geben, durch nüchterne Holzzäune ersetzt, während den Abschluß des Wiener'schen Brauereiterrains eine solide, auch ästhetischen Anforderungen gerecht werdende Mauer bildet, deren Ausführungsart für solche Fälle durchaus nachahmenswert erscheint. D. Red.“ |
Bild 4: Die im Bericht angesprochene Mauer vor dem Biergarten an der Dieburger Straße zeigt den erlesenen Kunstgeschmack des eher spießbürgerlich zinnenbegeisterten Bürgertums, das sich zwar weltoffen gibt, aber am liebsten von der hohen Warte der heimischen Burg aus. Allerdings war dasselbe Bürgertum (oder auch nur eine andere Fraktion desselben) im selben Jahr sehr wohl in der Lage, die Ausstellung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe zu bestaunen und zu vermarkten. – Die Straßenbahn wird auf dem heutigen Fuß- und Radweg verkehrt sein.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
24. Oktober 1901 | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Gantz fragt an, wann mit den Arbeiten der Bahn in das Johannesviertel begonnen würde, worauf der Vorsitzende erklärt, daß sich aus den von ihm bekannt gegebenen Gründen darüber noch keine bestimmten Mitteilungen machen lassen.“ |
Abbildung 5: Anzeige in der „Darmstädter Zeitung“ am 30. Oktober 1901 [quelle].
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
5. November 1901 | DZ | Verein der Innenstadt | Auf seiner Gründungsversammlung diskutiert dieser Lobbyverein u.a. die „brennende Frage“ des Ausbaus der elektrischen Straßenbahn „und hofft man jetzt nunmehr auf eine alsbaldige, alle Interessenten zufriedenstellende Lösung.“ |
7. November | DZ | Dampfstraßenbahn | Aus dem seit 1. November geänderten Fahrplan der Dampfstraßenbahn ist der Zeitung allein der letzte Eberstädter Zug wichtig, vermutlich wegen der späteren Abfahrt nach Theaterschluß. Hingegen bleiben die Fahrplanänderungen für Griesheim unerwähnt. |
7. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „In der […] geheimen Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung wurde […] bezüglich des zum Ausbau der elektrischen Bahn nach den Hirschköpfen und zur entsprechenden Verbreiterung der Dieburgerstraße notwendigen Geländes der Gebrüder Schul [Nr. 85] hier eine beide Teile zufriedenstellende Einigung erzielt.“ |
7. November | DZ | Bezirksverein Johannesviertel | „Im ‚Frankfurter Hof‘ fand […] eine von ca. 50 Personen besuchte Versammlung des Bezirksvereins Johannesviertel in Sachen der bisherigen Nichtausführung der elektrischen Bahn in das Johannesviertel statt und wurde nach Referat des Rechners des Landesgewerbevereins, Herrn Götz, eine Resolution einstimmig angenommen, worin die Versammlung die bestimmte Erwartung ausspricht, daß alsbald der Bau der Bahnlinie, und zwar gerade so, wie dieselbe beschlossen und konzessioniert ist, mithin ohne Aenderung in der Linienführung, in die Wege geleitet werde. Die Nichtausführung der Bahnlinie komme einer schweren Schädigung und einer Zurücksetzung der Interessen der Bewohner des ganzen Stadtviertels gleich, das zudem schon durch die Errichtung der Gasfabrik in seiner unmittelbaren Nachbarschaft geschädigt worden sei.“ |
8. November | DZ | Bürgerversammlung | Auf einer von den Bezirksvereinen im Vorfeld der Nachwahl zur Stadtverordnetenversammlung einberufenen Bürgerversammlung wird in einem 10-Punkte-Programm u.a. ein „baldiger Ausbau der elektrischen Bahn“ gefordert. |
14. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Auf Antrag der Bürgermeisterei soll den beiden Schaffnern der elektrischen Bahn Schmidt und Trinkaus II, die durch ihre Geistesgegenwart zwei voraussichtlich schwere Unglücksfälle verhütet haben, ähnlich wie in früheren Fällen, je eine Gratifikation von 25 Mk. zugebilligt werden und wird bewilligt. Stadtv. Heß wünscht, daß den Schaffnern und Kontrolleuren für die im verflossenen Sommer während der Ausstellung mit großer Schaffensfreudigkeit vollzogenen Bewältigung des außerordentlichen Verkehrs auf Weihnachten eine Gratifikation zuteil werde. Stadtv. Egenolf wünscht die Anbringung von Fangnetzen, während Stadtv. Reinemer das Anbringen von auffallenden Schildern an gefährlichen Straßenstellen empfiehlt und von Stadtv. Dr. Osann hierin unterstützt wird. Der Vorsitzende sagt Prüfung dieser Fragen zu.“ |
21. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Das Großh. Finanzministerium hat der Stadt mitteilen lassen, daß die direkten Zugverbindungen mit dem Truppen-Uebungsplatz während der Wintermonate ausfallen, da z. Zt. Truppen daselbst nicht liegen und der Betrieb der Postanstalt ruht.“ – Gemeint dürfte hier der direkte Verkehr der Dampfstraßenbahn zum Griesheimer Sand sein. |
7. Dezember | DZ und DZ | Konsortium SEG / Stadt Darmstadt | „Zur Vorlage an die Stadtverordneten-Versammlung liegt ein Vertrag der städtischen Verwaltung mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft betreffs der Vorortbahnen Darmstadts vor, wonach das Konsortium (Stadt und Gesellschaft) um Erteilung der Konzession für die Linien Gernsheim (Hafen) – Pfungstadt – Eberstadt, Griesheim – Crumstadt – Pfungstadt, Darmstadt – Eberstadt – Malchen – Seeheim, Darmstadt – Dornheim – Kornsand nachsucht. Voraussetzung dafür wäre die pachtweise Ueberlassung der Nebenbahnen Eberstadt – Pfungstadt und Seeheim – Bickenbach an das Konsortium u. s. w. Das Konsortium erwirbt weiter von der Gesellschaft Konzessionen und Eigentum der Bahnlinien von Darmstadt nach Eberstadt, Griesheim und Arheilgen. (Näheres folgt.)“ „Die Elektrizitätswerks-Deputation, sowie die Finanz-Kommission und die Verkehrs-Kommission der Stadtverordneten-Versammlung, die bereits seit Monaten mit der Angelegenheit des Vertrags-Abschlusses wegen der Vorortbahnen zwischen der Stadt und der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft befaßt waren, haben [Korrektur am 9.11.: nahezu] einstimmig beschlossen, der Stadtverordneten-Versammlung die Annahme des Antrags der Bürgermeisterei vom 30. November d. Js. zu empfehlen.“ |
11. Dezember | DZ | Bürgerversammlung | „Der Zuschrift eines ständigen Berichterstatters entnehmen wir: Die von dem Stadtverordneten Schupp gestern abend in den ‚Schützenhof‘ einberufene allgemeine Bürgerversammlung zur öffentlichen Besprechung des Vertragsentwurfs zwischen der Stadt Darmstadt und der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft in der Sache der Vorortbahnen war von etwa 300 Personen, darunter zahlreichen Vertretern einzelner interessierter Riedorte, besucht. Stadtv. Schupp ist der Ansicht, daß der Vertrag der Gesellschaft bedeutend mehr Vorteil biete wie der Stadt und meinte, daß man vor allem für den Bau der Linie nach Kornsand eintreten müsse, welche die Riedorte mehr nach Darmstadt führe und im übrigen eine kürzere Verbindung mit dem Rhein herstelle; nach seiner Ansicht solle man zunächst die Innenlinien der Stadt bauen und im übrigen den Vertrag mit der Gesellschaft nochmals einer gründlichen Prüfung unterziehen. Für genauere Prüfung des Vertrags traten noch Landtagsabg. Cramer und die Stadtver. Reinemer und Götz ein. Gutsbesitzer Dr. Deblinger von Wolfskehlen, Bürgermeister Kraft von Trebur, Bürgermeister Dörr von Leeheim und Lehrer Strobauer von Dornheim sprachen sich für die Ausführung der Linie Darmstadt – Kornsand vor allem aus. Landtagsabg. Backes hat die von einigen Vorrednern gegen den Vertrag gehegten Bedenken nicht, ist aber auch dafür, daß die Linie Kornsand mitgebaut werden müsse. – Von Fassung einer Resolution wurde abgesehen.“ |
12. Dezember | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Eine nichtöffentliche Sitzung beschäftigte sich hierauf mit der Angelegenheit des Vertragentwurfs über die Vorortbahnen. Wie man hört, dürfte die Beratung im Plenum am Donnerstag nächster Woche stattfinden.“ |
19. Dezember | DZ, DZ, DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | Der ausführliche Bericht über den „Vertragentwurf über die Vorortbahnen vor der Stadtverordneten-Versammlung“ wird an dieser Stelle nicht abgeschrieben wiedergegeben, sondern aufgrund seiner Länge auf einer eigenen Seite dokumentiert. Nach längerer Debatte billigt die Versammlung den Vertrag nahezu einstimmig mit der einen Gegenstimme des Stadtverordneten Schupp. |
20. Dezember | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Zu Punkt 7 schlägt Stadtv. H. Müller vor, dem Antrag der Finanzkommission gemäß zur Herstellung von Gartenanlagen am Verwaltungsgebäude der elektrischen Straßenbahn die veranschlagten 2.300 Mk. zu genehmigen (die Höhe der Kosten versteht sich durch Planierung des Geländes u. s. w.), was auch einstimmig erfolgt.“ |
24. Dezember | DZ | Personal | Die Weihnachtsfeier der Straßenbahnangestellten fand in den Vereinsräumen in der Neckarstraße 22 statt. Rund 60 Gäste sangen und wurden besungen: „Sie fühlten sich so wohl an diesem Abend, sie waren derartiges so gar nicht gewohnt, und zeigten sich von Herzen dankbar und erfreut, daß auch ihnen einmal so etwas geboten wurde.“ Vermutlich ist dem Schreiber dieser Eloge nicht bewußt gewesen, wie deutlich er die Kluft zwischen dem standesgemäßen Theaterbesuch des Bürgertums und dem harten Alltag der Straßenbahnangestellten samt Familie benannt hat. |
Ende Dezember | DZ und DZ | Verwaltungsbericht 1900/1901 | „Die Straßenbahnkasse weist eine Mehreinnahme 61.818 M. 19 Pf. auf. Von dieser Summe wurden 40.927 M. 46 Pf. als Abschreibungsmittel mit 8.217 M. 61 Pf. zur Schuldentilgung verwendet und mit 32.709 M. 85 Pf. für Zwecke des Erneuerungsfonds reserviert, 1.924 M. 90 Pf. dem Reservefonds zugeührt und der alsdann noch verbliebene Rest von 18.965 M. 83 Pf. als reiner Betriebsüberschuß an die Stadtkasse abgeliefert. (Im Betriebsjahr 1899/1900 lieferte die Straßenbahnkasse an die Stadtkasse einen Ueberschuß von 19.826 Mk. 18 Pfg., für das Betriebsjahr 1900/1901 war ein Zuschuß zur Straßenbahnkasse von 10.000 Mk. vorgesehen.) Zur Deckung außerordentlicher Aufwendungen leistete die Stadtkasse einen vom 1. April 1901 einen mit 3½ pCt. verzinslichen Zuschuß von 26.878 Mk.98 Pfg. aus Mitteln des Anlehens Lit. K.“ „Das Gesamtvermögen der Stadt beträgt 27.450.940 Mk. 47 Pfg., die Gesamtschulden 18.134.604 Mk. 25 Pfg.“; von diesem Vermögen entfällt auf die Straßenbahn 811.639,43 Mark, bei den Schulden sind es 802.038 Mark. |
Abbildung 6: Der Sommer 1902 brachte die Erweiterung des Streckennetzes von der Taunusstraße zur Fasanerie. Während die Linie zur Taunusstraße vom lustwandelnden Publikum gerne angenommen wurde, das zur jugendgestilten Mathildenhöhe gelangen wollte, diente die Verlängerung der Linie zu den Hirschköpfen dem gutbürgerlichen Ausflugsverkehr. Das einer zeitgenössischen Ansichtskarte entnommene Motiv zeigt den Triebwagen 18 an der mit Hirschköpfen verzierten Fasaneriemauer. Dieser zur ersten Bauserie gehörende Triebwagen ist vorbereitet, um auf der blauen Linie zur Hermannstraße zu fahren. Angesichts der Begrünung kann das Bild nur im Spätsommer 1902 aufgenommen worden sein, denn ab Februar 1903 verkehrte von den Hirschköpfen aus die grüne Linie zum Saalbau. Da zudem die blaue Linie im April 1903 von der Hermannstraße bis zur Landskronstraße verlängert wurde, scheint eine spätere Datierung ausgeschlossen. Insofern ist die Angabe im der Darstellung von Dieter Höltge (siehe Literatur) mit „um 1910“ relativ ungenau. – Doch es wurde auch gestritten, vorwiegend um den Sinn und den Linienverlauf der Anbindung des Johannesviertels. Zudem galt es, eine andere gutbürgerliche Lokalität galt zu erreichen, den Saalbau. Während an den Hirschköpfen gegessen und getrunken wurde, bedienten im Saalbau Militärkapellen und Theatergruppen das gute Gewissen und die patriotische Einstellung des Darmstädter Bürgertums. Nur zwölf Jahre später trug dies mörderische Früchte.
Hingegen führen die Verhandlungen mit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft zu keinem gemeinsamen Konsortium, in dem Dampfstraßenbahn und elektrischen Bahnen aufgehen. Die Diskussion über eine Verlängerung der Dampfstraßenbahn von Griesheim zum Kornsand (damals als fliegende Brücke bei Oppenheim) zur Anbindung der linksrheinischen Gemeinden verläuft im Sande, zeigt jedoch, daß es durchaus Pläne gegeben hat, das Umland (auch Pfungstadt, Gernsheim, Seeheim etc.) besser anzubinden.
1902
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
2. Januar 1902 | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Zum besseren Schutze der Wagenführer und Schaffner der Elektrischen Straßenbahn in den Wintermonaten, besonders gegen Kälte und schlechtes Wetter, sollen 30 sogenannte Kalmückenmäntel und 12 Paar Pelzüberschuhe angeschafft werden und wird zu dem Zweck der Kredit des Kleiderfonds um 800 Mk. erhöht. Stadtv. Rockel bemängelt, daß man noch nicht eine praktische dauernde Vorrichtung gegen die schlechten Wetterverhältnisse für die Wagenführer habe, worauf Beigeordneter Riedlinger erwidert, daß vielfache Versuche in anderen Städten bisher zu einem praktischen Resultat nicht geführt haben, insbesondere auch, weil viele Schutzvorrichtungen wieder große Nachteile mit sich bringen. Im übrigen solle bei einer Temperatur unter 7 Grad von jetzt ab den Schaffnern und Führern an den Endstationen vormittags je eine Tasse Kaffee und ein Brödchen verabreicht werden.“ |
6. Januar | DZ | Verwaltungsbericht 1900/1901 | „Die seit November 1897 im Betrieb befindlichen Linien der elektrischen Straßenbahn erfreuen sich stets zunehmender Frequenz. Im ganzen wurden während des Berichtsjahres etwa 2.397.700 Personen befördert, die Fahrgeld-Einnahme betrug 237.106 Mk. 25 Pfg. Wagenkilometer wurden im ganzen 599.942 gefahren.“ – Das wären etwa 7.500 Fahrgäste pro Tag, was als Beleg für eine privilegierte Nutzung durch das Darmstädter Bürgertum gelten könnte. |
9. Januar | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Götz hat eine Anfrage an Großh. Bürgermeisterei gerichtet, betreffend die elektrische Straßenbahnlinie nach dem Johannesviertel, die Verjährung der Konzession und die Aenderung der Linienführung (Bahnhof, Bismarckstraße, Kahlertstraße und Pallaswiesenstraße, Schloßgartenplatz) und den Ersatz der Dampfstraßenbahn durch die elektrische in der Frankfurter Straße. Herr Oberbürgermeister Morneweg beantwortet die Anfrage dahin, daß die Konzession nicht verjähre, auch sei ein bestimmtes Projekt der Linienführung noch gar nicht festgesetzt. Infolgedessen könne er auch keine bestimmte Zusagen bezüglich der Linienführung machen. Das ganze Projekt sei noch in Bearbeitung. Die Frage, betreffend die Straßenbahn in der Frankfurterstraße, beantworte sich von selbst. Stadtv. Götz begründet seinen Antrag nochmals eingehend und bittet, die neue Linie möglichst bald in Angriff zu nehmen. Es sei ihm bei seiner Interpellation in der Hauptsache darum zu thun gewesen, in der Angelegenheit einmal Klarheit zu schaffen. Stadtv. Schaub spricht sich für die Linie Pallaswiesenstraße etc. aus.“ |
Abbildung 7: Anzeige in der „Darmstädter Zeitung“ am 28. Januar 1902 [quelle].
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
Januar 1902 | DZ | Prospekt | Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft in Darmstadt mit Zweigniederlassung in Karlsruhe. Erhöhung des Aktienkapitals. Bilanz zum 31. März 1901. Enthält u.a. Angaben zur Darmstädter Dampfstraßenbahn: Betriebslänge 17,82 Kilometer, eröffnet am 30.8.1886 (nach Eberstadt und Griesheim) bzw. 3.4.1890 (nach Arheilgen), konzessioniert am 5.5.1886 bzw. 7.9.1889 auf jeweils 50 Jahre (wobei die Konzession der Arheilger Linie zusammen mit den beiden anderen Linien erlischt). Reinertrag für 1900/01 nach Abzug der Rücklagen zu den Erneuerungs- und Reservefonds 63.363,59 Mark. „Mit der Stadt Darmstadt ist wegen Fortsetzung der Darmstädter Straßenbahnen und Regelung des innerstädtischen elektrischen Betriebs ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach die Darmstädter Straßenbahnen Darmstadt – Griesheim, Darmstadt – Eberstadt und Darmstadt – Arheilgen an ein Consortium käuflich übertragen werden, welches aus der Stadt Darmstadt und der Südd. Eisenbahn-Ges. unter je hälftiger Betheiligung besteht. Dieses Consortium soll die Errichtung des electrischen Betriebs auf den Bahnen nach Eberstadt und Arheilgen durchführen und die Concession für die geplanten Fortsetzungslinien übernehmen. Zur Beschlußfassung über diesen Vertrag ist eine außerordentliche Generalversammlung auf den 28. Februar 1902 eingerufen worden.“ |
28. Februar | DZ | Aktionärsversammlung der SEG | „Die gestern [also am 28.2.] stattgefundene Hauptversammlung der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft, in welcher 11.960 Aktien mit 1.710 Stimmen vertreten waren, genehmigte einstimmig die Anträge der Verwaltung betreffend die Genehmigung des Vertrags mit der Stadt Darmstadt, Bildung einer Eisenbahngruppe für Nebenbahnen und Beschaffung der nötigen Geldmittel.“ |
28. Februar | DZ | Hessischer Landtag, Zweite Kammer der Stände | Finanzminister Gnauth erklärt: „Bezüglich der von dem Abgeordneten Backes beanstandeten Verzögerung des Baues der Bahnstrecke Darmstadt – Kornsand müsse er etwas Wasser in den Wein des Herrn gießen, indem er auf das Schlußprotokoll des Vertrags der Stadt Darmstadt mit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft hinweise, wonach die Ausführung dieser Linie erst dann in Betracht komme, wenn der Bau der anderen Strecken vollendet und deren Rentabilität erwiesen sei; man werde sich also noch etwas gedulden müssen.“ – „Abg. Koch tritt für den baldigen Ausbau der Strecke Darmstadt – Kornsand ein, da die rheinhessischen Orte an einer besseren Verbindung mit Darmstadt Interesse hätten. Die Strecke würde sich voraussichtlich gut rentieren.“ „Abg. Morneweg führt u. a. aus: Nicht die Sucht nach Erwerb, sondern nur die Hoffnung, die mißlichen Bahnverhältnisse der Innenstadt Darmstadts endgültig zu regeln, habe letztere veranlaßt, den Schritt zur Bildung des Konsortiums zu thun; denn die aufgestellten Rentabilitätsberechnungen seien wenig günstig und werde man voraussichtlich für die nächsten Jahre und wahrscheinlich während der ganzen Vertragsdauer Zuschüsse leisten müssen. Man habe sich daher gefragt, welche Linien die zunächst für Darmstadt rentabelsten seien, und sei man zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Linie Darmstadt – Kornsand die am wenigsten rentierende sei. Deshalb beabsichtige man, diese Linie erst nach der Fertigstellung der anderen Bahnen zu bauen. Allerdings sei ein diesbezüglicher Ausweg leicht zu schaffen, wenn sich die für die Strecke interessierenden Orte zur Leistung entsprechender Zuschüsse bereit erklären wollten. Wenn Darmstadt auch großes Interesse an der Erbauung dieser Bahnstrecke habe, so sei doch das aus dem bez. Vorteil entspringende Interesse der anliegenden kleinen Orte sicher noch viel größer.“ |
20. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Nach dem Bericht des Beig. Jäger wird die Enteignung eines zur Verlängerung einer Weiche der Dampfstraßenbahn in der Dieburgerstraße gelegenen Stückes Gelände wegen der hohen Kosten aufgegeben, da zudem ein Nachteil nicht entsteht, sondern nur die Weiche etwas kürzer wird. Auf die Anfrage des Stadtv. Cramer, wer die bisher entstandenen bez. Kosten zu tragen habe, macht der Oberbürgermeister darauf aufmerksam, daß der Antragsteller, in diesem Falle die Stadt, die Kosten zu tragen habe. – Auf die Anfrage des Stadtv. Kahlert, ob ein Hindernis gegen die Ausführung der Bahnlinien nach den Hirschköpfen und durch die Elisabethenstraße entgegenstehe, erwiderte der Vorsitzende, daß zunächst noch keine Konzession vorhanden sei, die an der Genehmigung der Post bisher gescheitert sei. Ueber den Sommerfahrplan der Dampfstraßenbahn berichtet Stadtv. Jacobi. Derselbe hat nur geringe Abweichungen gegen den bisherigen Fahrplan und wird genehmigt. Ueber den Anschluß des nordwestlichen Stadtteils an das Netz der elektrischen Straßenbahn berichtet Beig. Riedlinger: die Linie durch die Grafenstraße soll aufgegeben werden und ist daher vorgesehen eine Linie von dem Schloßgartenplatz durch die Pallaswiesen-, Liebigstraße – Wendelstadtstraße und Bismarckstraße nach den Bahnhöfen, dieselbe solle ohne langen Aufenthalt an den Bahnhöfen nach dem Ernst-Ludwigsplatz durchgehen. Wo es möglich, soll dieselbe zweigeleisig durchgeführt werden; die eingeleisige Durchführung koste 165.000 M., die teilweise zweigeleisige Ausführung 180.000 M., die Betriebskosten betragen jährlich 38.000 M. Die günstigste Ausführung soll der Bürgermeisterei überlassen bleiben, die gemeinsamen Ausschüsse schlagen Gesamtbewilligung von 200.000 M für diese Linie vor. Stadtv. Möser bestreitet, daß die Linienführung vom Schloßgartenplatz nach den Bahnhöfen praktisch sei und tritt für die Linienführung durch die Grafenstraße ein. Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, daß es nicht im Interesse des Viertels liege, die Linie, welche auf die Strecke mit der Frankfurterstraße parallel laufe durchzuführen; bekanntlich sei die Linie durch die Grafenstraße s. Zt. als Konkurrenzprojekt gedacht gewesen, das vorweg schon zahlreiche Mängel hatte. – Die Ausfahrt der Post, das Krankenhaus, der Marstall etc. seien drei Momente, die der Ausführung dieses Projektes sehr hindernd entgegenständen; auch sei der Betrieb bei der Einfahrt in die Rheinstraße sehr störend gewesen. Die Rentabilität der Linie sei allerdings nicht nachgewiesen, doch sei in diesem Viertel eine andere Durchführung nicht gut möglich. Stadtv. Götz tritt für die baldige Genehmigung der Linie ein, da die rasche Durchführung im Interesse der Bewohner liege, während der Verkehr nach der Stadt durch den Umbau der Frankfurterstraßenlinie demnächst weitere Vorteile bringe. Stadtv. Schupp glaubt nicht, daß den Wünschen der beiden Stadtteile durch den Bau dieser Linie Rechnung getragen werde, die unpraktisch und unrentabel sei, man solle die Linie in das Martinsviertel doch durch die Magdalenenstraße führen. Er bittet um Zurückverweisung des Projekts und Ausarbeitung neuer Linien in die Herzen der beiden Viertel; sonst würde man viele Kosten umsonst ausgeben, was nicht im Interesse des Stadtsäckels liege, früher habe die Elektrizitäts-Kommission auch auf gleichem Standpunkt gestanden. Ein Antrag auf Vertagung des Gegenstandes wird abgelehnt. Stadtv. Gallus ist mit der jetzigen Projektierung der Linie sehr zufrieden und glaubt, daß dieselbe sehr im Interesse des Viertels liege, schon zwei Jahre wartet dasselbe auf die Bahn. – Stadtv. Küchler glaubt, daß die Vorlage nur mit Rücksicht auf den Umstand gekommen sei, um dem Viertel um jeden Preis eine Verbindung zu geben, man solle doch die Frankfurterstraße elektrisch durchführen, dann werde allen Wünschen rasch Rechnung getragen; er werde gegen die beantragte Linie stimmen. – Stadtv. Rockel wird für den Kommissionsantrag stimmen; er muß aber die Ausführungen des Stadtverordneten Küchler unterstützen, da man es wahrscheinlich doch bereuen würde. Er stimme nur mit schwerem Herzen zu. – Stadtv. Säng erklärt, daß auch die Kommission nur schweren Herzens diese Zickzack-Linie beschlossen habe, doch sei zur Zeit ein anderer Ausweg nicht möglich; die nächste Linie sei dann diejenige nach dem Ostbahnhof. Nicht nachgewiesen sei bis jetzt, daß die Linie nicht rentiere, doch könne man darauf nicht immer Rücksicht nehmen. – Stadtv. Heß wird nicht aus Ueberzeugung, sondern nur im Hinblick auf das Vertrauen, das er zu der Kommission hat, dem Antrag zustimmen. Der Antrag wird gegen 5 Stimmen angenommen.“ |
20. März | VB | Stadtverordnetenversammlung | Im Verwaltungsbericht der Bürgermeisterei liest sich das folgendermaßen: „Da in dem Vertrag mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft die Einführung elektrischer Bahnbetriebe vom Louisenplatz durch die Frankfurterstraße in Aussicht genommen ist, machte die Bürgermeisterei der Stadtverordneten-Versammlung eine weitere Vorlage wegen Abänderung des früher beschlossenen Projektes von der Rheinstraße durch die Grafenstraße. Diese Linie war zu einer Zeit projektirt worden, zu der die Aussichten auf eine Einigung mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft noch geringe waren, um den nördlichen Stadttheil an das Netz der städtischen elektrischen Straßenbahn anzuschließen. Nachdem inzwischen die Verhandlungen mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft eine günstigere Wendung genommen hatten, verschob die Bürgermeisterei, obwohl die Concession seitens der Regierung bereits ertheilt war, den Bau dieser Linie, um nicht gegenüber der Linienführung vom Louisenplatz durch die Frankfurterstraße eine nachtheilige und dabei kostspielige Concurrenz zu schaffen und um außerdem die Schwierigkeiten zu vermeiden, die durch das Vorhandensein des Krankenhauses und durch den Postverkehr in der Grafenstraße etc. dem Betrieb erwachsen mußten. Als nunmehr Aussicht auf Einführung elektrischen Betriebes durch die Frankfurterstraße vorhanden, jedoch ohne daß die Möglichkeit gegeben war, damit sofort zu beginnen, während andererseits das Drängen des nördlichen Stadttheils auf Erlangung eines Bahnanschlusses durchaus berechtigt erschien, beantragte die Bürgermeisterei, für den genannten Stadttheil zunächst eine Verbindung zu den Bahnhöfen zu schaffen durch Erbauung einer Linie von letzteren aus durch die Casernestraße, Bismarckstraße, Wendelstadtstraße u. s. w., wie früher projectirt. Die Stadtverordneten-Versammlung ertheilte am 20. März diesem Projekt mit der Aenderung ihre Zustimmung, daß die Linie von der Liebigstraße aus nicht durch die Kahlertstraße, sondern durch die Pallaswiesenstraße nach dem Schloßgartenplatz geführt werden soll und bewilligte die zu dem Bau erforderlichen Mittel im Betrage von 200.000 M.“ |
3. April | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Säng berichtet über das Gesuch der Stadt an die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft betreffend die Späterlegung des letzten Zuges nach Arheilgen, welche von der Direktion als nicht notwendig abgelehnt wird, da die jetzige Abfahrzeit den Verhältnissen thatsächlich entspreche. Hoffentlich würden durch baldige Umwandlung in elektrischen Betrieb bald spätere Züge gehen. Der Oberbürgermeister ist nach Lage der Sache für Beibehaltung der jetzigen Abfahrtszeit und tritt für event. Neueinstellung eines späteren Zuges ein.“ |
17. April | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Der Vorsitzende, Herr Oberbürgermeister Morneweg, teilt mit, daß die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft mitgeteilt habe, daß nach den gemachten Erfahrungen sich ein Bedürfnis für einen später zu legenden Zug nach Arheilgen nicht herausgestellt habe. Man werde aber die Angelegenheit im Auge behalten.“ |
2. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Zu 43: Elektrische Straßenbahn, teilt der Vorsitzende mit, daß die Konzession für sämtliche Linien (ohne die der Bismarckstraße) seit Ende 1901 fertig sei, doch sei in zwei Punkten noch keine Einigung mit der Postverwaltung erfolgt. Nach den neuesten Verhandlungen stehe eine baldige Regelung der Frage in Aussicht. Stadtv. Gallus fragt bezüglich des Konzessionsgesuchs der Linie nach dem Johannesviertel an, worauf der Vorsitzende erklärt, daß dieselbe in Arbeit sei. Auch fragt Redner, ob man nicht den Krankenschwestern freie Fahrt auf der elektrischen Bahn bewilligen wolle, worauf der Vorsitzende erwiedert, daß man dies schon anfangs beabsichtigt, aber aus verschiedenen Gründen davon abgesehen habe. Einige Stadtverordnete sprechen dafür, bezw. dagegen.“ |
2. Mai | DZ | Eberstadt | „Gestern abend [2. Mai] 5 Uhr 50 Minuten ist, wie wir zuverlässig erfahren, unmittelbar nach der Abfahrt von Eberstadt die Lokomotive des Straßenbahnzuges defekt geworden, so daß der Zug nicht weiter fahren konnte und ausfallen mußte. Die Folge davon war, daß die späteren Züge größere Verspätungen erhielten und zum Teil nicht mit der erforderlichen Anzahl Wagen ausgerüstet werden konnten. In den Arbeiterzügen um halb 7 Uhr nach Eberstadt, Griesheim und Arheilgen mußten deshalb die Fahrgäste dicht gedrängt untergebracht werden.“ |
15. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Nicht näher bezeichneter Antrag der Stadtverordneten Lindt, Säng, Götz und Schupp zugunsten eines besseres Schutzes der Straßenbahnwagenführer vor der Witterung. |
12. Juni | DZ | Martinsviertel / Fasanerie | Baubeginn der Straßenbahnverlängerung von der Taunusstraße zu den Hirschköpfen (Fasanerie): „Mehrere Felsenkeller der dortigen Gegend haben bereits ihre Sommerwirtschaft eröffnet und dürften von der erhöhten Frequenz, die das neue Verkehrsmittel demnächst wohl mit sich bringt, auch Vorteil haben.“ Wir soll man/frau das verstehen: Städtische Subventionierung des Alkoholismus? |
19. Juni | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Kahlert fragt, ob sich das Gerücht bewahrheite, daß außer der Ausführung der Linie nach den Hirschköpfen die der anderen Linien verschoben worden sei, worauf der Vorsitzende erwidert, daß man nicht überall beginnen konnte, und man in der Dieburgerstraße auch ohne Schienen den Bau anfangen konnte.“ |
1. Juli | DZ | Martinsviertel / Fasanerie | „Die Herstellung der elektrischen Bahn nach den Hirschköpfen schreitet recht rege vorwärts; die Geleislegung ist bereits über den Rosenhöhe-Weg gekommen. Am Beginn der neuen Linie in der Dieburgerstraße liegt das Geleis auf der nördlichen Seite, um dann vom Wienerschen Felsenkeller zur südlichen überzugehen. Zur Transportierung, bezw. zum Legen der besonders langen und schweren Doppelschienen werden sehr geschickt konstruierte Greifer benutzt.“ |
3. Juli | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Es ist ein Schreiben des vat. Handlungsgehilfen-Verbandes, betreffend Sonntagsruhe, sowie ein Cirkular mit Flugschriften und Prospekten des Centralverbandes deutscher Hausbesitzervereine einlaufen; außerdem eine Anfrage des Vereins der Innenstadt betreffs der anscheinend verzögerten Ausführung der Elektrischen Bahnlinie Heinrichstraße – Ernst-Ludwigstraße. Eine zweite Eingabe in derselben Angelegenheit geht von Bewohnern des südlichen Teils der Saalbaustraße aus. Dieselben befürchten die Störung der Ruhe der Straße und das damit verbundene Sinken des Mietwertes. Die Bahn soll nur bis zur Kreuzung der Sandstraße geführt werden. Die Eingaben gehen an die Deputation. Beigeordneter Riedlinger erklärt, daß die Bürgermeisterei mit allen Kräften an die Ausführung der bewilligten Arbeiten herantrete; doch träten bei den näheren Ausführungen sehr oft große Schwierigkeiten ein, die sich nicht so leicht beseitigen ließen. Gerade in der Ernst-Ludwigsstraße sei durch das vorhandene 42 Kabel starke Kabelnetz ein großes Hemmnis entstanden; darüber könne man nicht hinausfahren und eine Verlegung koste etwa 14.000 Mk. Auch verlange das Tiefbauamt in der Ernst-Ludwigsstraße die Legung eines Entlastungskanals, den man erst schaffen müsse. Daß in der Zeitung befürchtete Hindernis bei dem Bau der Bahn über die Eisenbahnbrücke in der Dieburgerstraße bestehe nicht. Stadtv Saeng ist über die zweite Eingabe der Anwohner der Saalbaustraße sehr erstaunt, da dieselbe jedenfalls sehr post festum komme. Sehr wünschenswert ist, daß man gerade in den Geschäftsstraßen die Vorarbeiten jetzt, zu der stillen Geschäftszeit, ausführen lasse. Ebenso erstaunt ist Redner darüber, daß man als Grund der Verzögerung jetzt die von den städtischen Aemtern geforderten Abänderungen und Kabelverlegungen bekannt gebe, nachdem die Bahn schon zwei Jahre genehmigt sei, worauf Beigeordneter Riedlinger erwidert, daß einzelne Hindernisse jetzt bekannt geworden, andere aber zu ihrer Beseitigung viel Ueberlegung und Zeit beanspruchen. Die Aemter seien alle gefragt worden und treffe dieselben kein Vorwurf. Stadtv. Dr. Merck wünscht , daß man die Eingabe der Anwohner der Saalbaustraße doch eingehend prüfe und vielleicht berücksichtige, da dieselbe sonst doch sehr den ruhigen Charakter verliere. Stadtv. Schupp widerspricht den Ausführungen der [sic!] Beigeordneten Riedlinger, daß die Stadt sich mit ihren Ausführungen so beeile, an der Bahn werde schon bald 6 Jahre in sehr langsamem Tempo gearbeitet. Die anderen Bemerkungen der Beigeordneten wolle er acceptieren. Nur müsse man den Bau mehr beschleunigen. Der Vorsitzende erklärt, daß die Konzession zu den Bahnlinien erst kurze Zeit vorhanden sei, und daß man sich nach Möglichkeit beeile, alles Genehmigte durchzuführen. Stadtv. Schmidt als Anwohner der Saalbaustraße unterstützt die Eingabe der dortigen Anwohner, zudem die Stadt dabei Geld spare.“ |
18. Juli | DZ | Martinsviertel / Fasanerie | „Die Herstellung des Oberbaues der elektrischen Bahnlinie Taunusstraße – Hirschköpfe schreitet sehr rege voran, das Geleis hat nahezu den Endpunkt erreicht und gedenkt man, dem Vernehmen nach, dieselbe Ende n[ächsten] Monats in Benutzung nehmen zu können. Das Geleise ist jenseits des Viadukts, der übrigens noch nicht überschient ist, erhöht gelegt, um die Steigung am Heiligen Kreuzberg in etwas zu ermäßigen. Die für Fuhrwerke demnächst benutzbare Breite der Straße stellt sich zweifelsohne als ziemlich beschränkt dar. Daß die Gegend landschaftlich durch die Anlage eine gewisse Einbuße erleidet, ist nicht abzuleugnen.“ |
23. Juli | DZ | Martinsviertel / Fasanerie | „Für die elektrische Bahn Taunusstraße – Hirschköpfe werden seit gestern die eisernen Masten für die Oberleitung aufgestellt, während das Geleise selbst fast ganz gelegt ist, auch die Lücke über den Odenwaldbahn-Viadukt jetzt zur Ausfüllung gelangt. Der größte Teil der Strecke östlich diese Viadukts wird neu chaussiert und höher gelegt, sowie eine regelrechte Floßrinne längs der Baumreihe angebracht, welch letztere jedenfalls zur Wasserabführung die besten Dienste leisten um lästige Schlamm- und Wasseransammlungen wie seither durch Platzregen u.s.w. möglichst verhindern wird. Die ganze Arbeit geht nach wie vor rüstig vonstatten.“ |
Abbildung 8: Auszug aus dem Bericht aus der Stadtverordnetenversammlung vom 24. Juli 1902 in zwei Teilen, und zwar Teil 1 und Teil 2.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
26. Juli 1902 | DZ | Einladung | IX. ordentliche Generalversammlung der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft am 10. September 1902 im Vewaltungsgebäude in Darmstadt, Neckarstraße 5. |
7. August | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Oberbürgermeister Morneweg eröffnet die Sitzung und teilt dem Hause mit, daß eine Eingabe des Bezirksvereins Johannesviertel vorliege, in der die Ablehnung des Antrages Kalbfuß, betr. die Umlegung der elektrischen Bahn durch das Johannesviertel, beantragt wird. Durch den Antrag würde die ganze Sache verzögert. Der Vorsitzende bemerkt dazu, die Annahme des Herrn Kalbfuß, daß der Vertrag mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft nicht zu Stande kommen werde, sei nicht richtig, es hänge dies nur von der Stadt ab; durch neue Projekte werde die ganze Angelegenheit nur hinausgeschoben, zudem an dem ganzen neuen Projekt absolut gar nichts geändert worden sei. – Stadtv. Saeng wünscht, daß trotz des guten Kerns, den der Antrag Kalbfuß in sich schließe, über denselben zur Tagesordnung übergegangen werde, wenn er denselben nicht zurückziehe. – Stadtv. Wolfskehl ist bei der Zustimmung, den Antrag in geschäftsordnungsmäßige Behandlung zu nehmen, von der Voraussetzung ausgegangen, daß das geplante Projekt dadurch in keiner Weise aufgehalten werde. – Stadtv. Götz wünscht ebenfalls, daß der Antrag Kalbfuß die Bearbeitung des anderen Projektes in keiner Weise aufhalten solle. – Der Vorsitzende weist darauf hin, daß diese beiden Momente sich eigentlich direkt gegenüberstehen. Er hoffe, daß Herr Kalbfuß seinen Antrag doch zurückziehe. – Stadtv. Schupp ist entschieden dagegen, daß man über den Antrag Kalbfuß zur Tagesordnung übergehe. Stadtv. Voigt berichtet über den Ausbau der Kanalisation. Die Ende der 70er Jahre erbauten Kanäle hätten sich als zu klein erwiesen. Zu einer entsprechenden Vergrößerung seien 550.000 Mk. erforderlich. Es sollen pro Sekunde und Hektar 125 Liter Wasser befördert werden können. Die Kanäle durch die Bismarck-, Ernst-Ludwig- und Elisabethenstraße sollen sofort in Angriff genommen werden mit Rücksicht auf die concessionierten Straßenbahnlinien. – Beigeord. Jäger erläutert nochmals die gesamten Pläne. Bau-Inspektor Keller weist darauf hin, daß z. B. der Kanal in der Ernst-Ludwigstraße in ca. 14 Tagen fertiggestellt werden könne. Bis Anfang November könnten alle projektierten Kanäle bestimmt ausgeführt sein. Die Mittel sind im Voranschlag bewilligt und findet der Antrag Annahme.“ |
14. August | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Auf dem Ernst-Ludwigplatz sollen wegen der Bauarbeiten für die Straßenbahn für die nächste Messe keine Plätze versteigert werden. |
28. August | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | Eingabe einer Anzahl Einwohner des Südwestviertels um Verlängerung der Elektrischen Straßenbahnlinie von der Saalbau- nach der Heidelbergerstraße. Angesichts fehlender Einigung mit der SEG könne es sich nur um ein totes Gleis handeln. Am Abend (nach der StaVo) soll um ½7 eine Probefahrt zu den Hirschköpfen stattfinden. Vier neue Haltestellen: an der inneren Ringstraße [heute: Rhönring] beim Wiener Felsenkeller [heute: Biergarten], am Rosenhöhweg mit Weiche, am Eingang des Heiligen Kreuzes, sowie an der Weiche vor dem Parkhotel [heute: Lichtenberg-Haus]. Der Tarif für die gesamte Strecke beträgt 15 Pfennige, die Tarifgrenze liegt an der Odenwaldbahn. Fahrzeiten: halbstündlich bis 1.25 Uhr nachmittags, danach viertelstündlich, mittwochs, samstags und sonntags bei Bedarf, insbesondere bei günstigem Wetter, Verstärkerzüge. „Da, durch den Betrieb verursacht, bisher nicht alle Wagen bis zu den Hirschköpfen laufen können, ist eine Beförderung dahin nur mit denjenigen Wagen garantiert, welche ganz dahin laufen.“ „Stadtv. Schupp tritt nochmals für seinen Antrag ein. Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, daß man einen Vergleich mit der Haltestelle an der Heinrichstraße hier nicht heranziehen könne, da dort die Strecke nur sehr kurz sei. – Der Antrag der Kommission wird angenommen. Stadtv. Stemmer fragt an, ob man jetzt nicht gleich die Linie durch die Ernst-Ludwigstraße bauen könne, da das Pflaster doch aufgebrochen sei, worauf Beig. Riedlinger dies jetzt für möglich erklärt.“ „Infolge der Erweiterung des Straßenbahnnetzes ist die Verlegung einer Anzahl Telephonkabel auf Kosten der Stadt notwendig und werden hierfür 13.025 Mk. genehmigt.“ – Nach der Sitzung Probefahrt zu den Hirschköpfen. |
29. August | DZ | Martinsviertel / Fasanerie | Abnahme der Strecke zu den Hirschköpfen. |
30. August | DZ | Inbetriebnahme | „Mit dem heutigen Tage hat unser elektrisch betriebenes Bahnnetz eines wertvolle Bereicherung mit der Inbetriebnahme der Linie Dieburgerstraße – Hirschköpfe (Fasanerie) erhalten, die den allgemeinen Zugang zu einem der schönsten Waldgebiete der Umgebung unserer Stadt ganz wesentlich erleichtert. Die neue Linie wurde im Laufe des Sommers begonnen; am 16. Juni nahm die Schienenlegung ihren Anfang und ist Dank der regen Thätigkeit durch das Personal der städtischen Straßenbahnen rasch vollendet worden. Die etwa 1600 Meter lange Strecke (mit einer Steigung von etwa 1:16 am Heiligen Kreuz) enthält eine Zwischen-Ausweiche am Rosenhöhe-Weg, desgleichen eine Weiche am Parkhotel; die Anlage einer Schleife hinter dem Darmstädter Forsthaus zur Vermeidung des Abkuppelns der Anhängerwagen ist für später in Aussicht genommen. Am Odenwaldbahn-Viadukt konnte der südliche Fußsteig benutzt werden und ist jenseits der Brücke das jetzige Geleis so gelegt, daß bei Annahme einer demnächstigen Straßenbreite von 12,50 Meter das spätere Doppelgleis die Mitte der Straßenfahrbahn einnimmt. Die Makadam-Straße nach den Hirschköpfen wurde gleichzeitig mit angemessener Wölbung aus straßentechnischen Gründen hergestellt, längs der Platanenreihe eine gepflasterte Rinne angebracht u.s.w. Der Oberbau ist wie auf den alten Strecken nach dem Haarmannschen Wechselstegverblattsystem ausgeführt, wobei die Schienen auf einer 1,70 Meter breiten Packlage ruhen und mit Kleinschlag gestopft sind; die Oberleitung hat die bekannte Konstruktion. Zunächst ist, wie schon kurz bemerkt, für vormittags halbstündiger Verkehr, von nachmittags etwa 1¾ Uhr ab viertelstündiger Verkehr (Abfahrt des letzten Wagens von Haltestelle Fasanerie 8 Uhr abends) vorgesehen, der in Ausnahmefällen natürlich intensiver gestaltet wird. Es ist nicht zu zweifeln, daß die neue Strecke, die nach so bevorzugten Punkten unsrer östlichen näheren Umgebung führt, zahlreiche Benutzer findet.“ |
Bild 9: Ein heutiges Winterbild ohne Schnee zeigt die Zufahrt zur Fasanerie. Die Dieburger Straße ist längst automobilisiert und anstelle der Straßenbahn verkehrt der F-Bus zum Oberwaldhaus. Die ehemalige Straßenbahnschleife (hinter der Mauer) wird auch weiterhin von einzelnen Fahrten des F-Busses genutzt. Das zu den Hirschköpfen zugehörige Gasthaus steht am rechten Straßenrand.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
3. September 1902 | DZ | Generalversammlung der SEG | Übersicht über die Tagesordnung der Aktionärsversammlung, darunter Anmerkung zu Darmstadt: „Wegen der Durchführung des mit der Stadt Darmstadt abgeschlossenen, durch die außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre am 28. Februar 1902 genehmigten Vertrages mit der Stadt Darmstadt schweben noch die Verhandlungen mit der Großherzoglich Hessischen Regierung.“ |
10. September | DZ | Generalversammlung der SEG | Sämtliche Anträge der Direktion und des Aufsichtsrats wurden genehmigt. |
10. September | DZ | SEG | Bilanz zum 31. März 1902 (in der „Darmstädter Zeitung“ veröffentlicht am 16. September 1902). |
11. September | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Durch die in der Nieder-Ramstädterstraße vorgesehene doppelte Straßenbahnlinie, breitere Vorgärten etc. ist die Verbreiterung derselben in ihrer Verlängerung auf 26 Meter vorgesehen und wird diesem Vorschlag zugestimmt.“ „Stadtv. Schupp richtet hier die Bitte an die Großh. Bürgermeisterei, die an den Hirschköpfen beabsichtigte Schleife nicht ausführen lassen zu wollen, die Kosten hierfür könne man sparen, da die jetzige Einrichtung vollauf genüge. Der Vorsitzende weist darauf hin, daß das Konzessionsgesuch mit dieser Schleife seinerzeit genehmigt worden sei und zur Zeit dem Ministerium vorliege. Es liege keine Veranlassung jetzt vor, irgendwelche Aenderung vorzuschlagen, man könne, was man beschlossen, nicht jeden Augenblick nach den Wünschen Einzelner wieder umwerfen. Stadtv. Saeng wünscht alsbaldigen weiteren Ausbau der Linien, damit die Rentabilität eine bessere werde, worauf der Vorsitzende feststellt, daß die Rentabilität eine sehr gute sei, die vielleicht etwas abnehme. Dies kann aber nicht abhalten, in dem vorgesteckten Ziele weiter fortzufahren.“ „Stadtverordneter Saeng berichtet über den Winterfahrplan der Dampfstraßenbahn, der im wesentlichen die seitherigen Fahrzeiten einhalte. Stadtverordneter Wittmann wünscht an der Heidelbergerstraße eine weitere Haltestelle zwischen Chausseehaus und Ludwigshöhe eingerichtet zu wissen. Das neue Stadtviertel daselbst erheische Berücksichtigung hinsichtlich des Theaterbesuchs u. s. w. Der Vorsitzende erklärt, daß man daselbst eine Haltestelle nur errichten könne, wenn die Bahn neue schwerere Maschinen daselbst laufen lasse, da das Gefäll so stark sei, daß die jetzigen Maschinen die Anfahrt nicht bewältigen können. Man wolle die Frage nochmals anregen.“ |
25. September | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ferner teilt [der Oberbürgermeister] mit, daß auf neuerliche Vorstellung der Bürgermeisterei die Direktion der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft abermals erklärt gabe, daß ein Anhalten der Eberstädter Züge an der Weinbergstraße im allgemeinen aus betriebstechnischen Gründen nicht möglich sei, sie wolle aber vom 1. Oktober an den letzten (sog. Theater-Zug) regelmäßig halten lassen.“ |
9. Oktober | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Anläßlich eines Gesuches von Bewohnern der Heidelbergerstraße wegen der Fortführung der elektrischen Bahn an den Saalbau bis zur Saalbaustraße, bezw. der darauf ergangenen Antwort der Bürgermeisterei entsteht eine längere Geschäftsordnungsdebatte, da Stadtv. Saeng den in der Antwort erwähnten zustimmenden Beschluß der Versammlung vermißt. Denselben Standpunkt nehmen die Stadtv. Gallus, Rockel und Cramer ein, während die Stadtv. Kalbfuß, Wolfskehl, Dr. Buff, Dr. Osann, Dr. Küchler, Dr. Merck, K. Müller, Lehr die Auffassung der Bürgermeisterei teilen, daß das stillschweigende Einverständnis der Versammlung vorgelegen habe. Auf Antrag des Sradrv. Nodnagel erklärte sich die Versammlung mit der Auffassung der Bürgermeisterei einverstanden und ging zur Tagesordnung über.“ |
21. Oktober | DZ | Versammlung der Wahlmänner für die Landtagswahl | „Kandidat [Oberbürgermeister] Morneweg soll demnach erklärt haben: „Dankbar müsse man den seitherigen Vertretern der Stadt (Schmeel und Köhler) dafür sein, daß sie durch einen diesbezüglichen Antrag es ermöglicht hätten, daß die Stadt in erster Linie die Konzession für die so sehr ihre Interessen berührenden Bahnen Darmstadt – Oppenheim und Pfungstadt – Gernsheim erhalten habe.“ |
30. Oktober | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ein Antrag Lindt-Götz und Konsorten auf Einführung von elektrischen Motorwagen mit geschlossenen Plattformen ist dahin modifiziert worden, daß man wenigstens zwei solcher Wagen versuchsweise anschaffe.“ „Stadtv. K. Müller berichtet über Abgabe von Freikarten für die elektrischen Straßenbahn an die im öffentlichen Dienst thätigen Krankenpflegeschwestern. Aehnlich wie in anderen Städten sollen den Diakonissen 12, den katholischen Schwestern 6, dem Alice-Hospital 2 Karten zur Verfügung gestellt werden, da eine Gefahr durch deren Benutzung der Straßenbahn nach Meinung des Ortsgesundheitsrats nicht entstehen kann. Dr. Nöllner wünscht, daß man die Verhältnisse der einzelnen Schwestern-Anstalten mehr berücksichtige, zudem die barmherzigen Schwestern viel stärker an der Zahl und deren Dienst viel ausgebreiteter sei. Stadtv. Gallus unterstützt dies. Stadtv. Kolb erklärt, daß die meisten Diakonissinnen in sehr ausgedehnten Bezirken wohnen und es deshalb sehr notwendig sei, der Mehrzahl entsprechend, die nötigen Karten zu bewilligen. Die Herren Dr. Merck und Dr. Buff beantragen für alle Schwestern im Ordenskleid freie Fahrt. Nach weiterer Debatte wird beschlossen, behufs nochmaliger Prüfung der Frage, die Angelegenheit an den Ausschuß zurückzuverweisen.“ Der üblicherweise auf dem Ernst-Ludwigs-Platz stattfindende Kartoffelmarkt muß aufgrund der Bauarbeiten für den Ausbau des elektrischen Straßenbahnnetzes auf den Platz am Schloßgraben abgehalten werden. |
11. November | DZ | Gerücht | „Zur Beseitigung eines gewiß allseits empfundenen Mangels soll dem Vernehmen nach auf Anregung der Stadtverordneten Lindt und Rockel eine Wartehalle auf dem Ernst-Ludwigsplatz zur Einrichtung kommen. Bei dem an jener Stelle herrschenden starken Verkehr der elektrischen Bahn erscheint die fragliche Einrichtung recht wünschenswert.“ |
13. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Nodnagel fragt an, was an den Gerüchten über neue Hindernisse bei der Ausführung der elektrischen Bahn in das Johannesviertel wahres sei. Oberbürgermeister Morneweg teilt mit, daß außer einigen Anliegern der projektierten Linie Stadtv. Schupp Einspruch erhoben habe. Stadtv. Nodnagel spricht sein Bedauern aus, daß auch ein Mitglied der Stadtverordenten-Versammlung gegen einen Beschluß der Versammlung sich an diesen Bestrebungen beteilige. Der Vorsitzende teilt ergänzend mit, daß nur über die Einsprüche der direkten Interessenten Verhandlungen stattfänden. Stadtv. Schupp führt aus, daß er die Strecke für unrentabel halte und deshalb als Bürger und Steuerzahler das Recht für sich in Anspruch nehme, Einspruch zu erheben. Nach weiteren Ausführungen der Stadtv. Kalbfuß, Nodnagel und Götz führt der Vorsitzende aus, daß der Vertrag mit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft demnächst in Kraft treten könne; die Genehmigung des Großh. Finanzministeriums sei zwar noch nicht formell, aber materiell gegebn, bis auf die zwei in Pachtung zu nehmenden Linien. Den hierdurch zu erwartenden Einnahmeausfall müsse man auf anderem Wege zu decken suchen.“ |
Anfang Dezember | DZ | Personal | „Die Angestellten der städtischen elektrischen Straßenbahn haben einen Verein begründet, der die Pflege der Kollegialität und die Wahrung geistiger und materieller Interessen zum Gegenstand hat.“ |
11. Dezember | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Rockel fragt bezüglich der Fertigstellung der elektrischen Bahnlinie durch die Elisabethenstraße an, worauf der Vorstitzende erklärt, daß er darüber keine Auskunft geben könne, er wolle aber konstatieren, daß da [sic!] Bürgermeisterei keine Schuld trage, wenn bei der Ausführung der Linie in keiner Weise den Verkehrsverhältnissen und gerechten Ansprüchen der Anwohner Rechnung getragen worden sei. Anscheinend sei von Seiten der Straßenbahnverwaltung ohne die nötigen Vorbereitungen der Bau begonnen worden; so sei die Bereitstellung der für den Ernst-Ludwigsplatz nötigen Stücke erst im November gemacht und werde die Lieferung erst Ende Dezember erfolgen.“ |
Abbildung 10: Anfang 1903 wurde das Darmstädter Straßenbahnnetz um die Linie zum Saalbau erweitert, im April die Bessunger Linie um zwei Stationen zur Landskronstraße, und Ende des Jahres folgte nach längeren Diskussionen und geänderten Planungen die Linie durch das Johannesviertel zum Schloßgartenplatz. Da sich die Linie zum Saalbau als nur mäßig rentabel erwies, wurde sie im Herbst des Jahres um ein kurzes Stück bis zur Kreuzung der Heinrichstraße mit der Neckar- bzw. Heidelberger Straße verlängert. – Beginnend an der Westseite des heutigen Friedensplatzes umfuhr die Saalbaulinie beidseitig den im Bild rechts stehenden Weißen Turm, bevor sie eingleisig die Ernst-Ludwig-Straße zum Ludwigsplatz geführt wurde. Über die Elisabethenstraße ging sie weiter bis zur Saalbaustraße, die anschließend (über das heutige Staatstheater hinaus) bis zur Heinrichstraße durchfahren wurde. Die hier gezeigte Ansichtskarte kann demnach frühestens 1903 entstanden sein und spätestens 1912 aufgenommen, denn die am Schloß entlang geführten Gleise Richtung Woog und Ostbahnhof sind noch nicht zu erkennen. Vermutlich läßt sich das Aufnahmedatum bei genauerer Kenntnis des Auslieferungs- bzw. Umbauzustandes einzelner Straßenbahnwagen noch besser eingrenzen. – Gut zu erkennen sind die unterschiedlichen Führerstände, die mal offen und mal geschlossen sind, und deren offene Variante 1902 Anlaß zur Klage gegeben hatte.
1903
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
8. Januar 1903 | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „An der neuen Straßenbahnlinie nach dem Saalbau sollen Haltestellen an der Schuchardstraße, Ludwigsplatz, Wilhelminenstraße, Grafenstraße, Saalbaustraße [an der Ecke Elisabethenstraße], Marienplatz und Saalbau errichtet werden. Die Versammlung stimmt dem zu.“ „Bezüglich der Abgabe von Fahrkarten der elektrischen Straßenbahn an Krankenschwestern wird nach Debatte und unter Ablehnung verschiedener Abänderungsanträge beschlossen, daß das Elisabethenstift 12, das barmherzige Schwesternhaus 6 und das Alicehospital 2 Karten erhalten sollen. Gegen das Konzessionsgesuch für die elektrische Straßenbahn Bahnhof – Schloßgartenplatz ist von Rentner Heß (Liebigstraße [Nr. 17]) Einspruch erhoben worden, da dann kein Möbelwagen vor seinem Haus halten könne. Die Versammlung beschließt, an dem vorgesehenen Projekt festzuhalten.“ |
Januar | DZ und DZ | Verwaltungsbericht 1902/1903 | „Die Straßenbahnkasse weist eine Mehreinnahme von 66.282,48 Mk. auf. Von dieser Summe wurden 41.894,25 Mk. als Abschreibungsmittel teils zur Schuldentilgung, teils für Zwecke des Erneuerungsfonds verwendet, bezw. reserviert, 1.422,32 Mk. dem Reservefonfs zugeführt und der alsdann noch verbliebene Rest von 22.965,91 Mk. als reiner Betriebsüberschuß an die Stadtkasse abgeliefert. Zur Deckung außerordentlicher Aufwendungen leistete die Stadtkasse einen vom 1. April 1902 ab mit 3½ pCt. verzinslichen Zuschuß von 118.969,26 Mk. aus Mitteln des Anlehns Lit. K.“ „In Bezug auf die elektrische Straßenbahn ist hervorzuheben, daß im Berichtsjahr die 2. Wagenhalle und das Verwaltungsgebäude, mit deren Bau bereits im vorigen Jahr begonnen worden war, fertiggestellt und in Benutzung genommen wurde. Der Verkehr hatte eine außerordentlich starke Steigerung erfahren, die im Wesentlichen auf die engere Benutzung der Bahn während der Dauer der Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie zurückzuführen ist. Der Personenverkehr stieg von 2.397.700 im Vorjahr auf 2.838.000 im Berichtsjahr und die Fahrgeldeinnahme von 237.106,25 Mk. [auf] 270.648,23 Mk.“ – Der krumme Betrag von 23 Pfennigen ist angesichts der Tarifpreise von 10 bzw. 15. Pfennigen erklärungsbedürftig. Aber wer gibt sich schon mit der Nachforschung nach derlei fipsigem Kleingeld ab? |
5. Februar | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Die mit Freifahrkarten bedachten Schwestern haben sich artig bedankt und versichert, daß sie erst nach gehöriger Desinfektion die Straßenbahn benutzen werden. |
7. Februar | DZ | Stadtmitte | „Auf dem Ernst-Ludwigs-Platz wird gegenwärtig an der Einführung des Gleises der neuen, vom Ludwigsplatz kommenden Linie der elektrischen Straßenbahn, welches die Gleise der Bahnhofs- u. s. w. Linie überschneiden und sich nach der Taunusstraße fortsetzen wird, gearbeitet. Die Eröffnung der Saalbaustraßen-Linie dürfte danach wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.“ |
14. Februar | DZ, DZ und DZ | Inbetriebnahme | Die neue Strecke vom Ernst-Ludwigs-Platz zum Saalbau wird am Vormittag eröffnet und mit der bestehenden Teilstrecke vom Ernst-Ludwigs-Platz zur Taunusstraße bzw. Fasanerie zusammengelegt. Sie er- bzw. behält als Linienkennzeichnung die grüne Farbe. Die andere Teilstrecke der Fasaneriestrecke vom Ernst-Ludwigs-Platz zur Hermannstraße wird als eigenständige Linie fortgeführt und erhält die Farbe Blau. Auf der neuen Linie verkehren die Straßenbahnen wie auf den anderen Strecken im 7½-Minuten-Takt. Abfahrt ab Saalbau von 6.52 bis 22.37 Uhr: „Eine Aenderung des Tarifs findet durch die Inbetriebnahme der neuen, in den Bezirk des Zehnpfennigtarifs fallenden Strecke nicht statt.“ |
16. Februar | DZ | Personal | „Die Angestellten der elektrischen Straßenbahnen haben an die Großh. Bürgermeisterei und die Stadtverordnetenversammlung ein Gesuch gerichtet, worum sie um Anstellung als städtische Unterbeamte, Regelung des Sonn- und Feiertagsdienstes und Festlegung dienstfreier Sonntage bitten.“ |
18. Februar | DZ | Hessischer Landtag | Finanzminister Gnauth antwortet auf Anfragen in der Zweiten Kammer der Stände: „Bezüglich der Bahn Pfungstadt – Gernsheim, bezw. der vom Abg. Langenbach angeregten Frage der Abänderung derselben müsse er mitteilen, daß sich ein Unternehmer für die normalspurige Ausführung bis jetzt nicht gefunden habe. Deshalb sei die Regierung einer eventuellen Abänderung des Nebenbahngesetzes nicht abgeneigt, zumal das von der Stadt Darmstadt und der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft gebildete Konsortium auf die Pachtung der Staatsbahnstrecken Eberstadt – Pfungstadt und Bickenbach – Seeheim nunmehr verzichte und so dem baldigen Inkrafttreten des Vertrages nichts entgegenstehe.“ |
19. Februar | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Reinemer bespricht die vielfachen Wünsche bezüglich der Bahn in das Johannesviertel. Stadtv. Nodnagel glaubt, daß die Stadtverordneten-Versammlung in dieser Sache ihre Schuldigkeit getan habe; im übrigen kann er als Anwohner des Johannesviertels erklären, daß wohl die meisten Anwohner die Linie so gebaut sehen möchten, wie sie zuletzt genehmigt worden sei. Abg. Wolfskehl glaubt auch, daß diejenigen, welche an den letzten Beschlüssen wieder rütteln wollen, dem Viertel einen schlechten Dienst erweisen. Mit dem Ausbau der Linie durch die Liebigstraße und der Umwandlung der Linie durch die Frankfurterstraße, die wohl nicht in allzuweiter Ferne stehe, sei dem Viertel am besten gedient. Die Verzögerung sei auf die bedauerlicherweise inzwischen eingetretenen Schwierigkeiten mit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft zurückzuführen, man müsse inzwischen aufklärend und belehrend wirken. Stadtv. Kalbfuß ist der Ansicht, man solle wenigstens die Strecke durch die Grafenstraße bis zur Bismarckstraße bauen, bis die Einigung mit der Süddeutschen Bahn zustande komme. Stadtv. Gallus glaubt, daß die Linie nach der Bahn durch die Bismarckstraße absolut im Interesse des Johannesviertels liege, inzwischen könne man ja die Linie durch die Grafenstraße ebenfalls bauen. Der Vorsitzende erklärt, daß man nicht jeder Zeitungsstimmung folgen könne, sondern mit dem Steuersäckel der Einwohner rechnen müsse. Man müsse überhaupt mit dem Bau neuer Linien sehr vorsichtig sein, da die zuletzt eröffneten Linien bis jetzt kaum die Stromkosten aufbrächten. Die Verhandlungen mit der S.E.G. nähmen jetzt den besten Verlauf und er werde nach Abschluß der Tarifgestaltung nähere Vorlage machen. Die Eisenbahn-Direktion Mainz habe großes Interesse gezeigt. Bezüglich des elektrischen Bahnbaues nach Jugenheim schweben z. Zt. ebenfalls Verhandlungen. Stadtv. Schupp spricht dafür, die Johannesviertel-Linie in der zuerst geplanten Weise zu bauen. Weitere Redner in dieser Sache folgen.“ |
1. März | DZ | Stadtmitte | „[Am] Sonntag abend gegen 8 Uhr ist, wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, in der oberen Rheinstraße vor der Dr. Merck'schen Apotheke ein Wagen eines leeren Dampfbahnzuges infolge falscher Weichenstellung entgleist. Derselbe wurde von dem Zugpersonal alsbald wieder in das Geleis gehoben. Materialschaden ist nicht eingetreten. Der regelmäßige Betrieb erfuhr keine Störung.“ |
12. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Lindt desideriert [= wünscht] raschere Erledigung des Antrags des städtischen Straßenbahnpersonals betreffend der freien Sonntage. Der Vorsitzende sagt dies zu, erklärt aber zugleich, daß die Erhebungen auf andere Städte ausgedehnt werden müßten und nicht zu rasch zu Ende geführt seien.“ |
26. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Oberbürgermeister Morneweg […] machte einen von 15 Stadtverordneten unterzeichneten Antrag auf Weiterführung der elektrischen Bahnlinie von der Saalbaustraße nach der Heinrichstraße […] bekannt.“ „Haltestellen der neuen Linie der elektrischen Bahn nach der Ludwigshöhe sollen an der Weinberg- und der Landskronstraße errichtet werden. – Ueber den Sommerfahrplan der Dampfstraßenbahn unterrichtet Stadtv. F. Schmidt. Derselbe weist eine Anzahl Vermehrungen der Züge, besonders an Sonntagen, sowie einige Zugverlegungen auf. Derselbe wird genehmigt.“ |
30. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Nodnagel brachte das bekannte Schmerzenskind, die elektrische Bahn in das Johannesviertel, zur Sprache. Der Oberbürgermeister antwortete, daß erst nach der Konzessionserteilung die Möglichkeit gegeben war, das Material zu bestellen und vor dessen Lieferung könne nicht gebaut werden. Für die Führung der Bahn an die Bahnhöfe sei es wichtig zu wissen, wie die Anlage des Bahnhofs-Empfangsgebäudes geplant sei. Zur Zeit könne man dies nicht sehen, weil die Pläne in Berlin lägen. Seiner Ansicht nach werde eine Verbreiterung des Gebäudes zweifellos erfolgen, und es sei richtig, vor dem Bahnhofe einen größeren Platz frei zu lassen. Ein Plan werde zur Zeit ausgearbeitet, der unabhängig von der Bahnhofsanlage sei.“ „Der Bau der elektrischen Straßenbahn läßt ein Regulativ bezüglich des Erneuerungsfonds und Reservefonds notwendig erscheinen. Am 1. April d. Js. habe der Erneuerungsfonds bereits 166.300 Mk. betragen, die in Wertpapieren vorliegen. Das Anlagekapital berechnet sich zur Zeit auf 1.250.000 Mk. Das Regulativ schreibt vor, daß die Mittel nicht zur Vermehrung, sondern zum Ersatz für abgegangene Betriebsmittel dienen. Der Erneuerungsfonds soll nicht mehr als 20 pCt. des Anlagekapitals ausmachen. Der Reservefonds, der für außergewöhnliche Fälle vorgesehen ist, darf nur 10.000 Mk. betragen. Das Regulativ fand vom 1. April an auf 5 Jahre Annahme.“ „Bewohner des Villenviertels in der Schießhausstraße [heute Jahnstraße] haben um Einbeziehung der Strecke Herdweg – Schießhausstraße in den 10-Pfennigtarif nachgesucht. Der Oberbürgermeister erklärt dazu, daß diese Frage erledigt werden solle, sobald man sehe, wie sich die Frequenz bei der Linie Hermannstraße – Landskronstraße stelle. Stadtv. Bormet erachtet schon jetzt den Wunsch der Gesuchsteller für berechtigt, wenn man bis an den Fuß der Ludwigshöhe für 10 Pfennig fahre. Die Frage wird vorerst die zuständigen Ausschüsse beschäftigen.“ |
1. April | DZ | Inbetriebnahme | Nach Abnahme des neuen Streckenabschnitts von der Hermannstraße zur Landskronstraße am 27. März 1903 wird dieser am 1. April dem Betrieb übergeben. |
Abbildung 11: Das Eckhaus der Ludwigshöhstraße zur Landskronstraße ist nur leicht verändert worden; selbst die Rosette zum Aufhängen des Fahrdrahtes ist ein Jahrhundert später noch vorhanden. Irritierend ist die Fortsetzung der Oberleitung über die Landskronstraße hinaus, obwohl die Fortsetzung der Linie gen Süden erst 1966 mit dem Umzug der Lichtenbergschule zum heutigen Standort erforderlich wurde. Keiner der mir bekannten Stadtpläne aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg belegt eine Querung der Landskronstraße durch das Straßenbahngleis; allerdings sind derartige Zeichungen grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten.
Das Bild ist als Vorlage für diese zeitgenössische Ansichtskarte offensichtlich gestellt, denn Fahrer und Schaffner schauen gen Süden, obwohl das Zielschild „Ernst-Ludwigs-Platz“ die bevorstehende Fahrt in die Gegenrichtung anzeigt. Auch die morgendlichen Radfahrer gehören zweifellos zur Motivstellung.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
13. April 1903 | DZ | Arheilgen | Gegen 18.00 Uhr „wurde, wie uns zuständigerseits mitgeteilt wird, von dem Zug Nr. 52 der Dampfstraßenbahn Arheilgen – Darmstadt, in der Nähe des Ortes Arheilgen, der 3½jährige Knabe der Witwe Korb in Arheilgen überfahren und sofort getötet. Das Kind saß mit anderen kleinen Kindern ohne Aufsicht auf einem neben dem Bahngeleis aufgeschütteten Haufen Steinschotter. Als der Zug vorbeifuhr, rutschte dasselbe plötzlich von dem Steinhaufen herunter, fiel zwischen den vorletzten und letzten Wagen des Zuges auf das Bahngeleis und wurde zerstückelt. Von den Zugbeamten wurde der Vorfall nicht bemerkt.“ |
Mitte April | DZ und DZ | Bürgermeisterei | Der Entwurf des städtischen Hauptvoranschlags sieht vor, daß von Seiten der Straßenbahnkasse ein Überschuß von 4.500 Mark zu erwarten sei. Im Vermögenshaushalt werden für die Straßenbahn Ausgaben in Höhe von 26.000 Mark eingeplant. |
23. April | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die mangelnde Frequenz des Teils der neuen Elektrischen Straßenbahn von der Wilhelminen- bis zur Heinrichstraße hat eine Anzahl Stadtverordnete veranlaßt, zu beantragen, daß die Linie bis zur Heidelbergerstraße durchgeführt wird. Der Antrag, sowie der hierfür geforderte Kredit von 6.000 Mk. werden ohne Debatte genehmigt.“ |
11. Mai | DZ | Verkehrsverein | „Es folgt nun eine lebhafte Besprechung der hiesigen Verkehrsverhältnisse, in welcher zunächst Herr Fabrikant Langenbach die Aussichten des neuen Vertrags der Stadt mit der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft, insbesondere die Bahn Gernnsheim über Pfungstadt, erörtert, woran sich eine längere Aussprache schließt. Ueber den Ausbau der städtischen Elektrischen Straßenbahnen spricht Herr Stadtv. Schupp und tritt insbesondere für eine Verbindung mit dem Ostbahnhof ein, die dringend nötig sei. Dies wird von allen Seiten anerkannt, doch wünschen einige Redner die alsbaldige Verbindung durch die Soderstraße, während die Mehrzahl für den natürlichen direkten Weg durch die neu anzulegende Altstadtlinie eintritt. Es werden noch Wünsche bezüglich Verlängerung des Betriebs der letzten Wagen, wegen Anschlüssen der letzten Züge, Anbringung von Fensterschildern, Fenstermänteln, Beleuchtung der Haltestellen bei Nacht etc. bekanntgegeben und die Versammlung um ¾ 12 Uhr geschlossen.“ |
15. Mai | DZ | Viadukt Frankfurter Straße | „Heute früh gegen ¾ 7 Uhr wurde das Fuhrwerk eines Metzgermeisters von dem von Eberstadt kommenden Dampfstraßenbahnzuge unterhalb des Viadukts an der Frankfurterstraße angefahren, sodaß der Wagen stark beschädigt und der Metzgermeister zu Boden geschleudert und am Kopfe verletzt wurde. Außerdem wurde dabei das Pferd eines Landwirts aus Arheilgen, dessen Fuhrwerk vor dem Viadukt hielt, unbedeutend beschädigt.“ |
20. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ein Antrag der Stadtv. Stieler, Kolb, Stemmer, Saeng auf Ausarbeitung eines Gesamtplanes der städtischen Elektrischen Straßenbahn im Interesse eines rationellen Ausbaues geht an die Deputation, desgleichen eine Reihe von dem Verkehrsverein geäußerter Wünsche.“ „Stadtv. Nodnagel fragt über den Stand der Bahnbaufrage in das Johannesviertel an; Beigeordneter Ekert erklärte hierauf, daß Schienen bestellt und die Vergebung der Arbeiten im Gange seien, die Wagen sollen noch bestellt werden; doch wolle man mit den Arbeiten nicht eher beginnen, bis alle Vorarbeiten so getroffen seien, daß man die Bahn ungestört fertig stellen könne.“ |
Ende Mai | DZ | Bessungen | „Am Ende der Karlstraße und zu Anfang der Bessungerstraße war bekanntlich die städtische elektrische Straßenbahn bisher zweigleisig. Das ist nunmehr durch deren Verlängerung bis zur Landskronstraße unnötig geworden und ist man gegenwärtig mit der Beseitigung des zweiten Gleises beschäftigt.“ Ich vermute, hierbei handelt es sich um das Umsetzgleis der bisherigen Endhaltestelle Hermannstraße. Wo befand sich eine eventuelle Ausweiche zwischen Innenstadt und der neuen Endhaltestelle Landskronstraße und besaß selbige ein ähnliches Umsetzgleis, was den im vorherigen Bild fortgesetzten Fahrdraht erklären könnte? |
28. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Bei den Haushaltsberatungen findet sich unter Position 42: „Elektrische Straßenbahn, wünscht Stadtv. Lindt Regelung der freien Sonntage des Personals, besonders mit Rücksicht auf die lange Dienstzeit, die oft 10 bis 12 Stunden betrage. Ungerechtfertigt sei auch die weite Abrechnungsstelle am Böllenfalltor an den Abenden, worauf der Vorsitzende erwidert, daß man die Sache regeln werde. Die Angelegenheit werde z. Zt. bearbeitet. Stadtv. Schupp erklärt, daß bei Staatsbahnen die freien Sonn- und Feiertage für Fahrbeamte ausgeschlossen sind. Redner wünscht noch genauere Aufstellung über die Einnahmen der einzelnen Straßenbahnstrecken. Stadtv. Dr. Merck weist darauf hin, daß die Leute alle 7 Tage einen freien Tag haben. Der Vorsitzende hält die Wünsche mit Rücksicht auf Kirchenbesuch für berechtigt. Stadtv. Kalbfuß weist darauf hin, daß die Hälfts der Schaffner Sonntags vormittags frei habe.“ Wie sich die Interessensvertretung der städtischen Bourgeoisie ziert, ihren Arbeitern ein wenig Freizeit zu gewähren! Und wenn, dann nur mit Hinblick auf die wöchentliche ideologische Kleisterveranstaltung am Sonntag. |
11.-13. Juni | DZ und DZ | Orpheum | Im Varieté Orpheum wird als Gastspiel des Berliner Apollotheater-Ensembles die Posse Lysistrata aufgeführt. Aufgrund des zu erwartenden großen Andrangs wird vorgesorgt: „Die Vorstellung ist abends 10½ Uhr zu Ende und stehen genügend elektrische Wagen zur Zurückbeförderung nach jeder Richtung hin an der Brücke der Ringstraße bereit.“ Am 10. Juni heißt es hierzu im redaktionellen Teil: „Die Besucher der Vorstellungen […] seien darauf aufmerksam gemacht, daß die Verwaltung der städtischen elektrischen Straßenbahn in bereitwilligster Weise angeordnet hat, daß nach jeder Vorstellung an der Odenwaldbahnbrücke (Dieburgerstraße) 6 Wagen bereitstehen und somit die Besucher noch nach allen Endpunkten der Bahn Fahrgelegenheit finden.“ |
12. Juni | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Es erfolgt eine Mitteilung über die Verlängerung der Fahrzeiten der elektrischen Straßenbahn ab 1. Juli. Das Elektrizitätswerk soll an der Luisenstraße erweitert werden. |
21. Juni | DZ | Innenstadt | „In scharfem Tempo kam gestern ein Hausbursche die Dieburgerstraße herab mit seinem Fahrrad. An der Schienenkreuzung vor dem Oelsnerschen Hause [Nr. 61, zwischen Taunsusstraße und Lichtenbergstraße] blieb der Bursche mit dem Rad in den Schienen stecken und wurde aus dem Sattel geschleudert. in großem Boden flog er, mit dem Kopf nach vorn, gegen die dort befindliche Tür des früher Achenschen Felsenkellers und durchschlug glatt zwei Füllungen derselben. Außer einigen Abschürfungen im Gesicht und Kopf trug er glücklicherweise keinen Schaden davon.“ |
26.-28. Juni | DZ | Orpheum | Wie schon beim Varieté Lysistrata werden auch nach der Aufführung von Frau Luna wieder elektrische Straßenbahnen die Besucherinnen und Besucher nach Hause fahren. |
1. Juli | DZ | Verlängerte Fahrzeiten | „Anträgen der Stadtverordneten Jacobi und Lindt entsprechend ist die Erweiterung des Betriebs der elektrischen Bahnen ab 1. Juli beschlossen. Danach wird der erste Straßenbahnwagen um 6½ Uhr an den Hauptbahnhöfen eintreffen und der letzte Wagen 11½ Uhr von da abgehen. Von 10 Uhr abends ab soll Viertelstundenbetrieb stattfinden.“ |
14. Juli | DZ | Verhaltensmaßregel | „Wie gefährlich es ist, von einam in vollem Laufe befindlichen Straßenbahnwagen abzuspringen, hat heute morgen ein junger Mensch, Bediensteter eines hiesigen Geschäfts, in der Karlsstraße erfahren. Dieser stürzte, fiel auf den Rücken und hat es großem Glücke zu verdanken, wenn er, wie es schien, keine namhaften Verletzungen davontrug.“ |
16. Juli | DZ | Innenstadt | „[Am N]achmittag um 7 Uhr sprang ein 7jähriger Knabe von der Hölgesstraße aus in die Karlsstraße und kam gerade vor einem Motorwagen der elektrischen Straßenbahn zu Fall. Der Wagenführer brachte den Wagen sofort zum Stehen, wodurch ein großes Unglück verhütet wurde. Die Räder des Wagens waren nur noch wenige Zentimeter von dem Jungen entfernt.“ |
23. Juli | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Stieler fragt bezüglich der freien Sonntage der Straßenbahnbeamten, sowie bezüglich der probeweisen Anschaffung von zwei mit Glasscheiben auf den Perrons versehenen Straßenbahnwagen an. Beigeordneter Ekert erklärt, daß nach den erfolgten Erhebungen eine andere Einteilung der freien Sonntage dieser Beamten auch bei anderen Straßenbahnen nicht existiere. Die fraglichen neuen Wagen mit Schutzfenstern seien, da noch kein Bedürfnis vorliege, noch nicht bestellt; die neueren Wagen seien übrigens zum Einsetzen von Glasfenstern eingerichtet. Der Vorsitzende erklärt, daß eine bezügliche Aenderung der Wagen nicht möglich sei. Stadtv. Cramer führt darüber Beschwerde, daß bei den Beurlaubungen von Beamten die Gesuchsteller allzusehr über den Zweck des Urlaubs ausgefragt würden. Der Vorsitzende erklärt, daß die Urlaubserteilungen hauptsächlich erfolgten, damit die Leute ihre Angelegenheiten ordnen könnten, ohne pekuniäre Verluste zu erleiden; im übrigen seien ihm diesbezügliche Klagen kaum bekannt.“ |
Abbildung 12: Veranstaltungsankündigung zur Operette Die Geisha im Orpheum am 1. August 1903 [quelle].
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
1. August 1903 | DZ | Orpheum | „Wie aus dem Inseratenteil schon ersichtlich gewesen, werden die Vorstellungen im Orpheum heute abend mit den ‚Geishas‘ beginnen. […] Der Besuch kann aufs beste empfohlen werden. – Am Schluß der Vorstellung stehen genügend Wagen der elektrischen Bahn an der Odenwaldbahn, bezw. Taunusstraße zur Verfügung.“ |
3. August | DZ | Innenstadt | Am Mittag „wurde ein junger Hund in der Nähe des Lazaretts von der Straßenbahn überfahren und anscheinend totgefahren. Solche Tiere, die mit der Bahn nicht vertraut sind, sollte man nicht frei herumlaufen lassen.“ |
ab 4. August | DZ | Orpheum | Für einen humoristischen Fritz Reuter-Abend stehen zum Schluß der Vorstellung „an der Odenwaldbahnbrücke genügend elektrische Wagen bereit“. |
6. August | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Oberbürgermeister Morneweg teilt mit, daß mit Datum vom 25. Juli seitens der Stadtvv. Stieler u. Gen. ein Antrag betreffs Regelung der dienstfreien Sonntage und der Gehaltsverhältnisse der städtischen Straßenbahnbediensteten eingelaufen sei. Dieser Antrag, sowie ein weiterer dringlicher Antrag von gleicher Seite, betreffend die Ausstattung der neuen Straßenbahnwagen mit Glasscheiben u. s. w., wird von Stadtv. Stieler begründet. Der Vorsitzende erklärt, daß man aus technischen Gründen mit der veränderten Ausstattung der Wagen, so wie gewünscht, sehr vorsichtig vorgehen müsse, da man erst die nötigen Erfahrungen sammeln müsse. Der s. Zt. gefaßte bezügliche Beschluß sei übrigens in der Ausführung begriffen. Er habe das Nötige behufs Beschleunigung der Sache bei der Verwaltung der städtischen Straßenbahn verfügt. Beigeordneter Ekert versichert, daß man hinreichend Vorbereitungen getroffen habe, damit die Einrichtungen der Glasfenster getroffen werden.“ |
7. August | DZ | Strecke zum Böllenfalltor | Am Vormittag „stieß an der Ecke Nieder-Ramstädter- und Kiesstraße der vom Heerdweg kommende Motorwagen der elektrischen Straßenbahn mit einem aus der Kiesstraße kommenden Milchfuhrwerk zusammen. Personen wurden nicht verletzt; nur die Deichsel des Milchfuhrwerks ist abgebrochen.“ |
27. August | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die Wirte in der Gemarkung Traisa haben ein Gesuch um Verlängerung der elektrischen Straßenbahnstracke über das Böllenfalltor hinaus eingereicht. Es geht an den Ausschuß, wobei der Vorsitzende [Glässing] mitteilt, daß das Großh. Ministerium die der Stadt seinerzeit erteilte Genehmigung zur Vornahme von Vermessungsarbeiten auf dieser Strecke bis Ende d. J. verlängert hat. Die Vorarbeiten sind im Gange. […] Auf eine Anfrage des Stadtv. Gallus bezüglich des Vertrags zwischen der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft und der Stadt über den Ausbau der inneren Bahnstrecken und der Vorortbahn teilt der Vorsitzende mit, daß das diesbezügliche neue Projekt z. Zt. einer besonderen Prüfung unterzogen werden wird.“ „Weiter wird für eine Bedürfnisanstalt nächst den Hirschköpfen ein Kredit von 850 Mk. genehmigt. Stadtv. Dr. Nöllner fragt an, wie es mit der beabsichtigten neuen Wartehalle an den Hirschköpfen stehe, worauf die Erklärung erfolgt, daß diese Halle demnächst erbaut werde.“ |
29.-31. August | DZ, DZ, DZ und DZ | Programm und Tagungsbericht kurzer Abriß der Straßenbahngeschichte in Darmstadt | Die 40. Jahresversammlung des Mittelrheinischen Gas- und Wasserfachmännervereins findet in Darmstadt statt. Dabei stehen auch Fahrten mit der Straßenbahn und Besichtigung von Einrichtungen auf dem Programm. Zunächst begrüßt man sich freundlich beim abendlichen Umtrunk, dann steht ein anstrengendes Programm bevor. Berichtet wird von der ersten Darmstädter Gasfabrik in der Kranichsteiner Straße 3, vom Gaswerk auf der späteren Schulinsel und vom neuen Gaswerk an der Frankfurter Straße. Dort gibt es einen normalspurigen Gleisanschluß und eine betriebseigene Feldbahn. Auch das Elektrizitätswerk und das Wasserwerk werden näher vorgestellt. „Den weiter folgenden Mitteilungen des Herrn Direktor Fehmer über die elektrische Straßenbahn sei, was folgt, entnommen: Die Bauausführung der elektrischen Straßenbahn von 6,59 Kilometer Bahnlänge wurde der Aktiengesellschaft Siemens & Halske übertragen und ist mit dem Bau Ende April 1897 begonnen und der Betrieb am 24. November 1897 eröffnet worden. Zur Ausführung gelangten ursprünglich die Linien: Bahnhöfe – Böllenfalltor und Taunusstraße – Hermannstraße. Die Linien sind mit Ausnahme der Rheinstraße, die gleichzeitig von der Dampfstraßenbahn benutzt wird, durchweg eingleisig mit Ausweichen für 7½ Minutenbetrieb angelegt. Für die Geleisanlage wurde Haarmannscher Wechselsteg-Vorblatt-Oberbau gewählt. Der Unterbau besteht aus einer Packlage aus Bruchsteinen. Der Strom wird dem städtischen Elektrizitätswerk entnommen. Die Stromzuführung ist mit Ausnahme der 5 Speisekabel oberirdisch. Die Stromrückleitung erfolgt durch die Schienen. Der Wagenpark besteht aus 18 Motorwagen für je 16 Sitzplätze und 14 Stehplätze. Zur Bewältigung des Sonntagsverkehrs wurden später 6 offene Anhängewagen beschafft. Im Frühjahr dieses Jahres wurden 8 weitere Motorwagen für je 18 Sitzplätze und 24 Stehplätze angeschafft. Am Böllenfalltor befindet sich die Wagenhalle, Revisionshalle mit Werkstätte und den Abrechnungsräumen. Im Anschluß wurde das Verwaltungsgebäude mit den Verwaltungsräumen und der Dienstwohnung für den Werkführer errichtet. Der sich notwendig machende Ausbau des Netzes wurde unter Heranziehung von Hilfsarbeitern von der Stadt ausgeführt. Mit dem Bau der Erweiterung wurde im Juni 1902 begonnen. In kurzer Folge wurden eröffnet die Linien Taunusstraße – Fasanerie am 30. August 1902, Ernst-Ludwigsplatz – Saalbau am 14. Februar 1903, Hermannstraße – Bessungen am 1. April 1903. Im Bau ist zur Zeit eine weitere Linie Bahnhöfe – Schloßgartenplatz von zirka 1700 Meter Bahnlänge und zirka 600 Meter Doppelgleis, die in wenigen Wochen dem Betriebe übergeben wird. Nach Fertigstellung dieser Linie beträgt die Bahnlänge insgesamt 12 Kilometer. Der Verkehr hat sich günstig entwickelt. Im verflossenen Berichtsjahre 1901/02 wurden geleistet 634.059 Wagenkilometer, befördert wurden 2.812.000 Personen. Die Einnahme betrug 270.648,23 Mk, Ueberschuß an die Stadtkasse 22.965,91 Mk. Beschäftigt werden zur Zeit außer einem Direktor, 1 Buchhalter, der gleichzeitig die Kassengeschäfte erledigt, 3 Bureaugehilfen, 1 Werkmeister[,] 3 Kontrolleure, 87 Fahrbedienstete, 23 Mann Werkstatt- und Hilfspersonal und 2 Streckenwärter.“ |
ab 30. August | DZ und DZ | Orpheum | Das Orpheum kündigt die „Wiedereröffnung der Spezialitäten-Saison“ an. Geboten wird „Die Fahrt im Todesring“. Da an Werktagen wohl mit weniger Besuch gerechnet wird als an Sonntagen, weist der Veranstalter darauf hin: „Jeder zahlende Besucher erhält an Wochentagen an der Kasse einen Fahrschein zur freien Rückfahrt mit der elektrischen Bahn.“ |
ab 9. September | DZ | Bessungen | „In der Karlsstraße zunächst der Wilhelmstraße [heute Goethestraße] hat […] ein Rohrbruch der städtischen Wasserleitung stattgefunden, wodurch das Schienengeleise derart unterspült worden ist, daß der Verkehr der elektrischen Straßenbahn heute vormittag bis gegen ½8 Uhr gestört gewesen ist.“ |
10. September | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Eine lebhafte Debatte verursacht die Eingabe von 274 Bewohnern der Elisabethen-, Saalbaustraße u. s. w. über die plötzlich erfolgte Früherlegung der letzten Wagen auf der Linie nach dem Saalbau. Verschiedenerseits wird darauf hingewiesen, daß man in dieser Sache auf die Wünsche einzelner keine Rücksicht nehmen könne, zudem sei der Abendverkehr nicht so schlecht, wie er von einzelnen Seiten angegeben werde. Das gesamte bezügliche Material soll alsbald an den Ausschuß zur beschleunigten Beratung gehen; auch wird die Aufnahme einer Statistik über die Linie zugesagt.“ |
ab 16. September | DZ | Orpheum | Das Orpheum kündigt neues Personal an und, wie schon zuvor: „Jeder zahlende Besucher erhält an Wochentagen an der Kasse einen Fahrschein zur freien Rückfahrt mit der elektrischen Bahn.“ |
18. September | DZ | Innenstadt | Am Abend „gegen 7 Uhr ist in der Elisabethenstraße in der Nähe der Louisenstraße ein dreijähriges Kind von einem Motorwagen der elektrischen Straßenbahn überfahren worden, so daß es unter die untere Plattform zu liegen kam. Nur durch das schnelle Eingreifen des Wagenführers Schuchmann, der den Motorwagen auf der Stelle zum Stehen brachte, ist ein größeres Unglück verhütet worden. Außer einer blutenden Nase hat das Kind bei dem Unfall weitere Verletzungen nicht davongetragen.“ |
21. September | DZ | Inbetriebnahme | „Auf der Strecke Hauptbahnhöfe – Johannesviertel der elektrischen Straßenbahn fand […] Probefahrt statt. Wie man hört, wird die Linie am 1. Oktober in Betrieb genommen.“ |
24. September | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Der Vorsitzende, Oberbürgermeister Morneweg, teilt mit, daß von Hoflieferant Georg Karp ein Gesuch vorliegt, betreffend Anbringung von Uhren in den Wagen der elektrischen Straßenbahn, die Reklamezwecken dienen sollen. Dasselbe geht an die betreffende Deputation. – Der Bezirksverein Altstadt bittet in einer Eingabe um einen rechtwinkligen Straßendurchbruch in der dortigen Gegend. Der Gegenstand wird in geschäftsordnungsmäßige Behandlung genommen. Die in voriger Sitzung beschlossene Statistik über die Frequenz der Straßenbahnlinie nach dem Saalbau hat, wie Beig. Ekert mitteilte, ergeben, daß die Wagen nach 6 Uhr durchschnittlich nur von einer Person benutzt werden. Es wird deshalb beschlossen, es bei dem jetzigen Fahrplan zu belassen. – Die polizeiliche Abnahme der Straßenbahnlinie Bahnhof – Schloßgartenplatz hat gestern stattgefunden. Die ursprünglich für Montag beabsichtigte Inbetriebsetzung der Strecke kann vorläufig noch nicht stattfinden, da die vom Großherzoglichen Ministerium angeordnete Haltestelle der Dampfstraßenbahn am Kreuzungspunkt vorher öffentlich bekannt gemacht werden muß. Als Haltestellen für die neue Linie sind vorgesehen Bleichstraße (Bahnhof, a. d. Hinfahrt), Lagerhausstraße, Kasinostraße, Wendelstadtstraße [heute: Wilhelm-Leuschner-Straße], zunächst der Bismarckstraße, Landwehrstraße, Alicestraße, Pallaswiesenstraße, Frankfurterstraße, Schloßgartenplatz. Stadtv. Jaconi wünscht Haltestellen an der Fabrikstraße [heute: Sieboldstraße] und der Viktoriastraße, Stadtv. Götz eine solche an der Kahlertstraße. Stadtv. Wolfskehl hält die Haltestelle an der Bleichstraße für eine Verschlechterung des bisherigen Zustandes. Stadtv. Saeng bemängelt, daß mit der Frage der Haltestellen nicht der Verkehrsausschuß befaßt worden sei, und meint, daß man die Linie nach dem Saalbau so lange betreiben müsse wie die übrigen Linien. Stadtv. Kahlert schließt sich diesen Ausführungen an. Stadtv. Schupp hält die vorgeschlagenen Haltestellen für sehr zweckmäßig und führt weiter aus, daß die Verlegung der Haltestelle an die Bleichstraße dadurch bedingt sei, daß man die Linie vom Böllenfalltor bis zum Schloßgartenplatz durchführen wolle. Beig. Ekert und der Vorsitzende legen die Gründe dar, die die Verwaltung zu den eben mitgeteilten Maßnahmen veranlaßt haben. Stadtv. Wolfskehl bringt nochmals seine vorherigen Bedenken vor, während Stadtv. Cramer für die Wiederherstellung des früheren Fahrplans auf der Saalbaulinie eintritt, ebenso Stadtv. Möser. Der Vorsitzende macht Mitteilungen über die zukünftige Gestaltung des Straßenbahnbetriebes und bittet, von einer Aenderung des Betriebs der Saalbaulinie abzusehen, da der in der nächsten Sitzung zu beratende Winterfahrplan doch schon am 15. Oktober in Kraft trete.“ |
Abbildung 13: Geschäftsanzeige für die Saalbau-Restauration im Städtischen Adreßbuch von 1904 [digitalisiert online].
Mehr als einhundert Jahre später ist es recht erheiternd zu entdecken, daß es den Damen und Herren der feinen Gesellschaft nicht zuzumuten zu sein scheint, ein paar Schritte bis zur nächsten Haltestelle zu gehen. Eine Haltestelle an jeder Seitenstraße im Bereich des Johannesviertels würde allerdings die Fahrgeschwindigkeit deutlich drosseln. Eine Linie mit einem Fahrgast pro Fahrt, die denselben feinen Interessen dient, nämlich dem Besuch der Saalbau-Restauration, wurde gewiß als rentabel angesehen. Wir ersehen hier, wie sich ganz spezielle Bedürfnisse des wohlhabenderen Bürgertums in allgemeinen Verkehrsmaßnahmen umsetzen.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
28. September 1903 | DZ | SEG | Bilanz zum 31. März 1903 (in der „Darmstädter Zeitung“ veröffentlicht am 30. September 1903). |
1. Oktober | DZ | Inbetriebnahme | „[Es] wurd die Neubaustrecke Hauptbahnhöfe – Schloßgartenplatz der elektrischen Straßenbahn dem Betrieb übergeben und vorerst mit der Strecke Hauptbahnhöfe – Heerdweg (Böllenfalltor) als eine Linie betrieben. (Signalfarbe der Motorwagen weiß.) Die neue Linie fällt in den Bezirk des Zehnpfennigtarifs.“ |
1. Oktober | DZ | SEG / Inbetriebnahme | „Bei der landespolizeilichen Abnahme der städtischen Straßenbahnlinie Bahnhöfe – Schloßgartenplatz hat sich zur Erzielung einer größeren Betriebssicherheit als dringend wünschenswert herausgestellt, daß die Haltepunkte ‚Schloßgartenstraße‘ und ‚Emilstraße‘ der Dampfstraßenbahn vereinigt werden, so zwar, daß die Züge für jede Fahrtrichtung getrennt etwa 20 Meter vor der Kreuzung der elektrischen Linie zum Halten gebracht werden, ähnlich wie dies jetzt schon an dem Haltepunkt Chausseehaus der Fall ist. Als Ersatz für den in Wegfall kommenden Haltepunkt ‚Emilstraße‘ wird nunmehr vor der Ueberführung der Odenwaldbahn an der Inneren Ringstraße [heute: Rhönring] ein neuer Haltepunkt der Dampfstraßenbahn eingerichtet, wodurch vielfachen Wünschen der Anwohner entsprochen wird.“ |
8. Oktober | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ueber die Straßenbahnkasse für 1902/03 berichtet Stadtv. Merck. Bei 338.835 Mk. Einnahmen wurde ein Betriebsüberschuß von 50.813 Mk. erzielt, die nach den regelmäßigen Rücklagen für den Erneuerungsfonds im Betrage von 12.359 Mk. der Stadtkasse überwiesen werden sollen.“ „Die Bewohner des Villenviertels an der Schießhausstraße haben um Ausdehnung des Zehnpfennigtarifes bis zu dieser Straße nachgesucht. Dem Bericht des Stadtv. Ekert entsprechend wird das Gesuch abgelehnt. Stadtv. Säng regt an, wenigstens den Bewohnern ein ermäßigtes Abonnement zu gewähren. Der Vorsitzende stellt eine Prüfung dieser Anregung bei den gegenwärtig stattfindenden Erhebungen über eine Abänderung des Abonnements in Aussicht. Der Fahrplan der elektrischen Straßenbahn soll, wie Beig. Ekert berichtet, für den Winter so geändert werden, daß von morgens 6 Uhr 45 Min. bis 7 Uhr 45 Min. 15 Minuten-Verkehr, von da bis 10 Uhr 30 Min. 7½ Minuten-Verkehr und bis 11 Uhr 30 Min. wieder Viertelstunden-Verkehr sei, bloß die Saalbaulinie soll 10 Uhr 30 Min. schließen. Der Außenverkehr soll so geregelt werden, daß von 6 Uhr 30 Min. bis 10 Uhr 30 Min. viertelstündlich gefahren wird; der Verkehr nach den Hirschköpfen bleibt unverändert. Stadtv. Dr. Kolb bittet, daß die Saalbaulinie gleichmäßig behandelt werde und regt an, daß die Landskronstraßen-Linie bis zum Bahnhof durchgeführt werde. Stadtv. Möser tritt dem bei, hält aber einen allgemeinen Verkehr bis 10½ Uhr für genügend und regt weiter eine Verlängerung der Abonnementskarten an. Stadtv. Bormet ist erstaunt, daß die Verwaltung mit dem Vorschlag bezüglich der Saalbazlinie zu kommen gewagt habe, das beweise mangelndes Feingefühl. Es müsse unbedingt mit gleichem Maße gemessen werden und er sei überzeugt, daß der Eingabe der dieser Meinung entgegenstehenden Interessenten nicht entsprochen worden sei, wenn dort Arbeiter wohnten. Der Vorsitzende hält den Vorwurf, die Verwaltung messe mit zweierlei Maß, für sehr unangebracht, übrigens sei auch die Deputation mit der Maßnahme einverstanden. Stadtv. Mahr ist für gleichmäßigen Verkehr bis 10½ Uhr. Stadtv. Kahn unterstützt die Anregung des Stadtv. Kolb. Nach einigen Bemerkungen des Stadtv. Ekert pflichtet Stadtv. Cramer den Ausführungen des Stadtv. Bormet bei. Die Stadtvv. Dr. Merck und Kahlert legen den Standpunkt der Deputation dar. Auch Stadtv. Nodnagel ist für Ausdehnung bis 11½ Uhr, der allein einer werdenden Großstadt entspreche, auch für die Saalbaulinie. Stadtv. Bormet will nicht von Feingefühl, sondern von feinerem Gefühl für die Stimmung in der Versammlung gesprochen haben. Allerdings sei eine weitgehende Rücksichtnahme auf die Interessen einzelner zu bemerken. Stadtv. Stemmer spricht für die Ermöglichung des Umsteigens am ‚Prinz Karl‘, für Anbringung von Seitenschildern an den Wagen und eine Wartehalle am Ernst-Ludwigsplatz. Stadtv. Schupp hält den in Aussicht genommenen Verkehr für zu lang, damit nehme man nicht auf das Personal Rücksicht. Stadtv. Saeng steht auf dem Standpunkt des Stadtv. Bormet, ebenso Stadtv. C. Müller. Der Vorsitzende spricht sein Bedauern aus, daß gegen die Saalbaulinie von einigen Anwohnern so agitiert worden sei, und meint, man solle die Sache noch einmal an den Ausschuß verweisen. Vielleicht werde man sich dann auf 11 Uhr einigen. Stadtv. Cramer meint, man solle sich heute entscheiden und bei 11½ Uhr bleiben. Stadtv. Schupp ist für 11 Uhr, ebenso Stadtv. Wolfskehl. Stadtv. Wittmann bemerkt, daß man auch in der Richtung Landskronstraße mit dem letzten Wagen bis zum Endpunkt fahren solle. Stadtv. Götz tritt für 11½ Uhr ein, ebenso die Stadtv. Nodnagel und Gallus. Bei der Abstimmung wird zunächst mit 22 gegen 7 Stimmen beschlossen, daß die Saalbaulinie gleichmäßig mit den anderen behandelt wird und sodann, mit 17 gegen 12 Stimmen der allgemeine Schluß auf 11½ Uhr festgesetzt, ebenso wird der Anregung des Stadtv. Wittmann folgegegeben. |
Abbildung 14: Ansichtskarte Darmstadt Wendelstadt- und Liebigstraße. Mit freundlicher Genehmigung durch H. Müller-Lütgenau und Christof Doffing [weitere Bilder] übernommen.
Diese frühestens 1904 entstandene Aufnahme zeigt neben der Johanneskirche die an dieser Stelle zweigleisige Straßenbahnlinie in der Liebigstraße. Die Straßenbahnrosette am Eckhaus an der Einmündung der Landwehrstraße am rechten Bildrand ist auch heute noch vorhanden.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
22. Oktober 1903 | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Die Verwaltung der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft hat Mitteilung über einige nachträgliche Abänderungen im Fahrplan der Dampfstraßenbahn gemacht, die die Versammlung zur Kenntnis nimmt. Beigeordneter Ekert macht Mitteilung über einige mit Inkrafttreten des Winterfahrplans eingetretene Verbesserungen im Verkehr der elektrischen Straßenbahn, so z. B. Einführung eines Standwagens am Schloßgartenplatz und Durchführung der Linie Landskronstraße nach dem Schloßgartenplatz. Dies habe 15.000 Mk. Mehrausgaben jährlich verursacht, da nunmehr 22 Wagen statt 19 im Betrieb sind. Stadtv. Schupp bringt den Mißstand zur Sprache, daß nunmehr kein Platz für das Einstellen von Fuhrwerken vorhanden sei. Oberbürgermeister Morneweg hält die Sache für übertrieben dargestellt und bemerkt, daß das Polizeiamt die hierfür zuständige Behörde sei. Aus hygienischen Gründen empfehle sich eine Freigabe der Straßen für das Stehenlassen von Gespannen nicht. Mit Rücksicht auf die in einem hiesigen Blatt im Bericht über die vorletzte Stadtverordneten-Versammlung enthaltene Bemerkung, daß die Verzögerung der Eröffnung der Linie nach dem Schloßgartenplatz durch das Großh. Ministerium der Finanzen verursacht sei, teilt Beigeordneter Ekert mit, daß dies nicht der Fall sei, dasselbe habe im Gegenteil bei der Abnahme das größte Entgegenkommen bewiesen. Stadtv. Kahlert bringt den Wunsch zur Sprache, auch in den frühen Morgenstunden auf der elektrischen Bahn den 7½ Minuten-Verkehr einzuführen. Der Vorsitzende hält dem die Rücksicht auf das finanzielle Ergebnis entgegen, man solle deshalb davon absehen. Stadtv. Reinemer hält die Klage des Stadtv. Kahlert für berechtigt und stellt einen entsprechenden Antrag in Aussicht.“ |
26. Oktober | DZ | Innenstadt | „[Am N]achmittag gegen 4 Uhr hat ein Fuhrmann mit einer mit zwei Pferden bespannten Rolle, die mit leeren Fässern beladen war, zwischen der Saalbau- und Georgenstraße die Rheinstraße zu überfahren versucht. Hierdurch hat ein Zusammenstoß mit einem Motorwagen der elektrischen Straßenbahn stattgefunden und der Führer der Rolle ist hierbei durch ein herabfallendes Faß so verletzt worden, daß er in das städtische Krankenhaus aufgenommen werden mußte.“ |
1. November | DZ | SEG | Die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft annonciert am 22. Oktober 1903: „Vom 1. November l. J. treten folgende Beförderungspreise für sechstägige Arbeiter-Wochenkarten auf den Darmstädter Straßenbahnen in Kraft: zwischen Chemischer Fabrik (Hammelstrift) und Ecke Rhein- und Neckarstraße = 0,70 Mk., Chausseehaus 0,90 Mk., Eberstadt 1,40 Mk., Griesheim 1,50 Mk.“ |
1. November | DZ | Streckennetz | „Nachdem die Strecke Taunusstraße – Saalbau der elektrischen Straßenbahn bis zur Heidelbergerstraße verlängert worden ist, verkehren die Wagen nunmehr bis zur Einmündung der Heinrichstraße in die Heildelbergerstraße. Für die Linie Landskronstraße – Schloßgartenplatz ist außer den bisherigen Haltestellen noch eine Haltestelle an der Kahlertstraße errichtet worden.“ |
2. November | DZ | SEG | Die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft annonciert am 5. November 1903: „Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde wird im Tarif die Zusatzbestimmung 2 zu § 21 der Verkehrs-Ordnung dahin abgeändert, daß bei sofortiger Zahlung der Betrag für eine Nachlösekarte von 4 Mk. auf 1 Mk. herabgesetzt wird. Personen, welche die sofortige Zahlung dieses Betrages verweigern, werden von der Weiterfahrt ausgeschlossen und sind zur nachträglichen Zahlung des auf 4 Mk. erhöhten Betrages für eine Nachlösekarte verpflichtet.“ |
5. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadtv. Schupp hat mit 18 anderen Stadtverordneten einen (durch ihn verlesenen) Antrag gestellt, wonach Großh. Bürgermeisterei alsbald die Vorarbeiten für eine elektrische Straßenbahnlinie Ernst-Ludwigsplatz – Ostbahnhof anfertigen lassen und hierüber und über den Altstadt-Durchbruch alsdann Vorlage machen wolle. Der Antrag wird in geschäftsordnungsmäßige Verhandlung genommen.“ |
20. November | DZ und DZ | SEG | „[Am M]orgen ist unter den Streckenarbeitern der Dampfstraßenbahn ein Streik ausgebrochen, der damit begann, daß dieselben nach der Frühstückspause um 10½ Uhr nicht mehr erschienen. Darüber zur Rede gestellt, erhoben sie die Forderung, daß die Verwaltung sich verpflichte, sie den ganzen Winter über zu beschäftigen, was begreiflicherweise abgelehnt wurde. Hierauf folgte die endgültige Niederlegung der Arbeit. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß für das Vorgehen der Arbeiter ein ungünstigerer Zeitpunkt nicht gewählt werden konnte, da gerade im Winter auf den Strecken am wenigsten zu tun ist. Wenn nicht alles trügt, so steht der bekannte Hamburger Transportarbeiter-Verband hinter der Sache.“ „Zu der gestrigen Mitteilung über den Streik der Streckenarbeiter der Dampfstraßenbahn sei ergänzend bemerkt, daß sämtliche Arbeiter einschließlich der hauptsächlich beteiligten Vorarbeiter von der zuständigen Betriebsinspektion sofort entlassen und ausgelohnt wurden.“ Hier würde mich ja eine Darstellung aus den Reihen der Arbeiter, der Gewerkschaft bzw. der Sozialdemokratie interessieren. Die Wahrscheinlichkeit, eine solche zu finden, dürfte jedoch extrem niedrig liegen. |
26. November | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Ein Gesuch um Anbringung von Reklame-Plakaten und Uhren in den Wagen der elektrischen Straßenbahn ruft eine längere Besprechung hervor. Der Referent, Stadtv. Stieler, sowie Beigeordneter Ekert, sind aus ästhetischen und finanziellen Gründen (es werden für eine Uhr nur 10 Mark geboten) gegen das Gesuch, während Stadtvv. Möser und Reinemer für ev[entuelle] Genehmigung sind. Nachdem sich noch der Vorsitzende ebenfalls gegen Bewilligung ausgesprochen hat, wird das Gesuch gegen 2 Stimmen abgelehnt. Beigeordneter Ekert berichtet über ein Gesuch des Verkehrsvereins betreffend die elektrische Straßenbahn. Die Anbringung von Seitenschildern an den Wagen soll versuchsweise geschehen; von einer Beleuchtung der Haltestellen soll abgesehen werden, dagegen wird eine möglichst zweckmäßige Anbringung der Haltestelle-Schilder vorgesehen. Auch die Anbringung von Fenstermänteln soll aus praktischen Gründen unterbleiben. Die Versammlung ist mit diesen Vorschlägen einverstanden. Stadtv. Bormet fragt an, wie es mit den im Frühjahr beschlossenen Probefahrten der Wagen mit Schutzvorrichtungen stehe. Es seien zwei Wagen vorgesehen gewesen, aber nur einer sei bis jetzt in Betrieb. Beigeordneter Ekert teilt mit, daß der zweite Wagen voraussichtlich anfangs Dezember in Betrieb genommen werde. Ob die Einrichtung sich bewähre, müsse abgewartet werden. Stadtv. Reinemer fragt, wie weit die angeregte Abänderung der Abonnementskarten gediehen sei. Der Vorsitzende erwidert, daß die Angelegenheit noch in der Schwebe sei, da mancherlei Bedenken entgegenständen. Er hoffe, dieserhalb schon bald Vorlage machen zu können.“ |
1. Dezember | DZ | SEG | Die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft annonciert am 12. November 1903 neue Fahrpreise für die II. und III. Wagenklasse. Demnach kostet die Fahrt von der Chemischen Fabrik (Merck) zum Luisenplatz oder zum Schloß 20 bzw. 10 Pfg., zum Chausseehaus 30 bzw. 15 Pfg. und nach Eberstadt 50 bzw. 25 Pfg. |
1904
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
7. Januar 1904 | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Stadt[verordneter] Schupp bemerkt, daß die elektrische Bahn in den 3 letzten Tagesstunden fast nicht benutzt werde. Er ersucht um Aufstellung von Erhebungen über die Frequenz in dieser Zeit und Vorlage um Einschränkung des Betriebs. Der Vorsitzende bemerkt, daß die Klagen des Stadtv[erordneten] Schupp teilweise berechtigt seien, aber man solle nicht fortwährend am Fahrplan ändern. Stadtv[erordneter] Saeng ist ebenfalls der Ansicht, daß man jetzt nichts ändern solle.“ „Eine Aenderung im Bebauungsplane des Bauquartiers zwischen Pankratius- und Schwanenstraße wird genehmigt, nachdem Beigeordneter Ekert ausgeführt hat, daß die darin vorgesehene Verbreiterung der Eckhardtstraße im Hinblick auf die eventuelle Verlängerung der elektr[ischen] Straßenbahn sehr wünschenswert ist.“ |
16. Januar | DZ | Innenstadt | „Das Auf- und Abspringen von in voller Fahrt befindlichen Eisenbahn- oder elektrischen Straßenbahnwagen ist bekanntlich straffällig. Daß aber das Bahnpersonal sich auch gegen diese Bestimmung vergeht und hierdurch ein schlechtes Beispiel abgibt, konnte man am Samstag nachmittag beobachten, wo ein Kondukteur der elektrischen Straßenbahn von dem in voller Fahrt dahinjagenden Wagen am Kreuzungspunkt der Rhein- und der Grafenstraße absprang und mit voller Wucht auf das Straßenpflaster aufschlug. Glücklicherweise scheint der Fall für ihn keine schlimmen Folgen gehabt zu haben.“ |
28. Januar | DZ | Bessungen | „Gestern mittag kurz nach 12 Uhr ist ein 7 jähriges Mädchen in der Bessungerstraße von einem im Fahren begriffenen Motorwagen der elektrischen Straßenbahn gesprungen und kam unter den Wagen. Der Wagenführer konnte den Wagen gleich zum Stehen bringen, so daß dem Kind kein Schaden zugestoßen ist.“ |
… | … | … | [Fortsetzung folgt] |
1912
Abbildung 15: Sommerfahrplan der Dampfstraüenbahn 1912.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
13. Mai 1912 | HR | HEAG | „Bekanntmachung, den Übergang der Konzessionen für die Nebenbahnen Darmstadt – Eberstadt, Darmstadt – Griesheim (Artillerie-Schießplatz) und Darmstadt – Arheilgen, sowie der Konzessionen für die städtischen elektrischen Straßenbahnen zu Darmstadt auf die Hessische Eisenbahn-Aktiengesellschaft zu Darmstadt betreffend“. Die Konzessionen wurden mit Wirkung zum 10. Mai 1912 übertragen, vgl. den Text auf den Seiten 383–394. |
3. Juli | HR | Darmstadt / Offenbach | „Bekanntmachung, Vermessungen und Vorarbeiten für eine elektrische Straßenbahn von Darmstadt über Arheilgen, Egelsbach, Langen, Sprendlingen, Isenburg nach Offenbach betreffend“. Hier arbeiten HEAG und die Aktiengesellschaft für Bahn-Bau und -Betrieb in Frankfurt/M. zusammen. Die Genehmigung zu den Explorationsarbeiten wurde aufgrund Weltkrieg, französischer Besatzung und wirtschaftlicher Probleme immer wieder verlängert, zuletzt bis zum 31. Dezember 1926; hier zu finden in der Beilage auf Seite 201. |
1. Oktober | Fahrplan | Gesamtnetz | Winterfahrplan der elektrischen und der Dampfstraßenbahn mit den vier elektrischen Linien vom Böllenfalltor zum Hauptbahnhof, von der Landskronstraße zum Hauptbahnhof, von der Heidelberger Straße zur Fasanerie und vom Ernst-Ludwigs-Platz zum Schloßgartenplatz. |
14. Dezember | HR | Netzerweiterung | „Bekanntmachung, Konzession zum Umbau, zur Ergänzung und Erweiterung der Darmstädter Straßenbahn betreffend“. Text der Konzessionsurkunde dort auf den Seiten 519–522 bzw. auf meiner Seite zur Konzession von 1912. |
1913
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
31. Januar 1913 | DZ | Griesheim | „In der […] Gemeinderatssitzung wurde der Vertragsentwurf über die Umwandlung des Dampfbahnbetriebs in elektrischen durch Direktor Möller, als Vertreter der Hess. Eisenbahn-A.-G., eingehend begründet. Im allgemeinen ist die Stimmung für die Elektrifizierung der Bahn günstig, da den Anwohnern Griesheims eine ganze Reihe von Vorteilen gewährt werden wird. Direktor Möller hob besonders hervor, daß nach Errichtrung von Doppelgleisen auf eigenem Bahnkörper, von der Breiten Allee [heute: Rheinstraße] bis nach Griesheim, die Fahrzeit von 24 Minuten auf etwa 16–17 Minuten verkürzt werden könnte, da die Aufsichtsbehörde in Aussicht gestellt hätte, eine erhöhte Geschwindigkeit zuzulassen. Durch die dichtere und häufigere Wagenfolge als bisher würde nach Ausbau der Doppelgleise zur gewissen Zeit ein 30 Minuten-Verkehr, und nach Bedarf ein Wagenabstand von 15 Minuten eingerichtet. Außer den von Direktor Möller ausführlich erörterten Vorteilen, den der elektrische Betrieb gegenüber dem jetzigen Dampfbetrieb aufweisen wird, hätten die Gemeinden und die Grundstücksbesitzer noch den Vorteil, daß die Bodenwerte durch den Zuzug neuer Anwohner steigen, bessergestellte Leute wieder nach den Vororten ziehen und hierdurch für die Gemeinde eine Erhöhung der Steuerkraft erbringen. Zum Schluß machte Direktor Möller noch darauf aufmerksam, daß bei derartigen Verbesserungen die Vororte die moralische Verpflichtung hätten, das große Unternehmen zu unterstützen, zumal die Stadt Darmstadt die erheblich höheren Lasten übernommen hätte. Sollten jedoch die Vororte sich gegen das Projekt ablehnend verhalten, so müßte eben der alte Zustand bestehen bleiben, da man der einen Seite nicht alles zumuten könne. Auch Gemeinderat Maus hob die Vorteile, die durch die Einführung der elektrischen Bahn den Einwohnern gebracht würden, hervor, und war der Ansicht, daß man nach Berücksichtigung einiger Wünsche auf den Vorschlag der Kreisämter eingehen sollte. Er warnte vor einer vollkommen ablehnenden Haltung und hob hervor, daß die Stadt Darmstadt bzw. die Heag, wenn sich die Vororte ablehnend verhalten sollten, auch imstande sei, die Bahn zu elektrifizieren, jedoch dann wohl aus berechtigten Gründen auch den Tarif erhöhen würde, wodurch dem einzelnen Einwohner bzw. dem Fahrgast eine erhebliche Mehrausgabe im Jahr erwachsen würde. Gemeinderat Bassenauer sprach sich im allgemeinen für die Einführung des elektrischen Betriebes aua, war jedoch der Ansicht, daß man ihn auch erhalten könne, ohne daß die Gemeinde Griesheim Zinsgarantie übernehme. In der nächsten Gemeinderatssitzung soll über die ganze Angelegenheit nochmals beraten werden.“ |
2. Mai | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Mit der Einführung des Sommerfahrplans soll der Verkehr auf den neuen, jetzt ausgebauten Linien der elektrischen Straßenbahn innerhalb des Stadtgebietes gleichzeitig eröffnet werden. Für diese neuen Strecken kommt insbesondere in Betracht der Verkehr: 1. in der Heidelberger Straße von der Landskronstraße ab, 2. in der Elisabethenstraße, unter Aufgabe des Verkehrs in der Saalbaustraße, 3. auf der Ostbahnhoflinie bis zur Beckstraße. Durch die Vermehrung der Linien hat sich die Notwendigkeit ergeben, ihre Bezeichnung kurz zu fassen, was nach dem bewährten Vorbild in anderen Städten außer durch die angebrachten Schilder durch Nummern erfolgt. Die Nummerbezeichnung und die Linienführung der ersten 6 Linien ist wie folgt geregelt: Linie Nr. 1 Hauptbahnhof – Schloß – Herdweg, Linie Nr. 2 Hauptbahnhof – Schloß – Böllenfalltor, Linie Nr. 3 Hauptbahnhof – Schloß – Landskronstraße, Linie Nr. 4 Schloß – Elisabethenstraße – Hauptbahnhof, Linie Nr. 7 Heidelberger Straße – Schloß – Taunusstraße, Linie Nr. 9 Beckstraße – Schloß – Schloßgartenplatz. Die noch fehlenden Nummern 5, 6 und 8 sind für die noch später hinzukommenden Linien vorbehalten. Die Fahrzeiten, insbesondere die Abfahrt, haben sich gegenüber dem vorjährigen Sommerfahrplan im wesentlichen nicht geändert. Es ist 7½-Minutenverkehr für alle Linien vorgesehen; etwa um 6 Uhr früh beginnr der ¼sründliche Verkehr und um ¾7 Uhr der 7½-Minutenverkehr auf allen Strecken, der bis ¼ und ¾9 Uhr abends durchgeführt wird; dann setzt der ¼stündliche Verkehr wieder ein. Die letzten Wagen vom Hauptbahnhof gehen wie früher, 12.35 Uhr ab. Nach einigen Anfragen wird der Sommerfahrplan genehmigt.“ |
29. August | HEAG | Geschäftsbericht | Der für die 2. ordentliche Generalversammlung am 29. September 1913 verfaßte Geschäftsbericht für den Zeitraum vom 1. April 1912 bis zum 31. März 1913 enthält folgende Angaben zur Infrastruktur und zum Betrieb der Dampf- wie der elektrischen Straßenbahn: Für den Betrieb der Dampfstraßenbahn sind drei Beamte und 66 Arbeiter, für den der elektrischen Straßenbahn sechs Beamte und 123 Arbeiter zum Stichtag 31. März 1913 beschäftigt. Die Bauabteilung der Straßenbahn besteht aus sechs Beamten. Der Wagenpark umfaßt bei der Dampfstraßenbahn acht Lokomotiven, 40 Personenwagen, zwei Güterwagen und einen Bahnmeisterwagen. Bei der elektrischen Straßenbahn sind es 34 Motorwagen, sechs Anhängerwagen und zwei Salzwagen. Neu gebaut wurde die Strecke vom Schloß zur Beckstraße mit einfachem Gleis und sechs Weichen auf 2.040 Meter Länge und ein Verbindungsstück auf der Elisabethenstraße zwischen Neckarstraße und Saalbaustraße mit einfachem Gleis, drei Weichen und einer Kreuzung auf 310 Metern Länge. Hinzu kam auf der Eberstädter Strecke von der Rheinstraße bis zur Landskronstraße ein einfaches Gleis mit 19 Weichen und vier Kreuzungen auf 4.320 Meter Länge. An der oberen Rheinstraße vor dem Schloß wurden die Weichen umgebaut mit fünf Weichen und zwei Kreuzungen. An der Landgraf-Philipps-Anlage wurde ein Gleiswechsel mit zwei Weichen errichtet. „Wegen Elektrifizierung der Dampfbahnen und deren weiteren Ausbau nach der Bergstraße wurde mit den Nachbargemeinden verhandelt und diesbezüglicher Vertrag mit der Gemeinde Eberstadt zum Abschluß gebracht.“ |
Abbildung 16: Winterfahrplan der Dampfstrßenbahn 1913/14.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
1. Oktober 1913 | DZ | Winterfahrplan | „Der neue Winterfahrplan der [elektrischen, WK] Straßenbahn, der am 1. Oktober in Kraft tritt, liegt uns vor. Aus ihm geht hervor, daß auf allen Linien innerhalb der Stadt ab Schloß morgens ¾8 bis abends um ¾9 Uhr der 7 ½-Minuten-Betrieb anhält. Als erhebliche Verkehrsverbesserung ist zu erwähnen, daß die bisher am Herdweg aufhörende Linie 1 bis zur Ohlystraße geführt wird. Interessant ist, daß durch diese Verlängerung, welche die Einnahme der Linie nicht erhöhen wird, jährlich etwa 20.150 Wagenkilometer mehr gefahren werden, was einer Betriebsmehrausgabe von ca. 5.600 Mark entspricht. Der Winterfahrplan enthält folgende Linien: 1. Hauptbahnhof – Ohlystraße. 2. Hauptbahnhof – Böllenfalltor. 3. Hauptbahnhof – Landskronstraße. 4. Schloß – Elisabethenstraße – Hauptbahnhof – Dornheimer Weg – Bismarckstraße, Ecke Wendelstadtstraße. 7. Fasanerie – Heidelberger Straße – Ecke Landskronstraße. 8. Taunusstraße – Heidelberger Straße – Ecke Landskronstraße. 9. Ostbahnhof – Schloß – Mathildenplatz – Schloßgartenplatz. Der Fahrplan der letztgenannten Linie und der Strecke Hauptbahnhof – Dornheimer Weg tritt jedoch erst nach Fertigstellung der Gleisarbeiten in Kraft und wird vorläufig die bisherige Linienführung über den alten Bahnhof beibehalten. Besonderen Wert legt der neue Winterfahrplan auf die Abschlüsse der einzelnen Linien aneinander an den Umsteigeplätzen. Die von der Fasanerie ankommenden Wagen ermöglichen ein sofortiges Umsteigen in Linie 3 nach dem Hauptbahnhof und Linie 9 zum Ostbahnhof und umgekehrt. Ebenso ist ein Umsteigen von Linie 7 und 8 in Linie 4 zum Hauptbahnhof ermöglicht, wie auch die Wagen der Linie 4 vor dem Abfahren der Wagen der Linie 7 und 8 zur Fasanerie am Schloß ankommen. Ferner haben die Wagen der Linien 3 und 9 am Schloß direkten Anschluß zum gegenseitigen Umsteigen. An der Neckarstraße, Ecke Rheinstraße, haben die Wagen der Linie 4 vom Hauptbahnhof direkt Anschluß an die Wagen der Linie 7 zur Heidelberger Straße und umgekehrt. Ecke Wendelstadt- und Bismarckstraße ist die sofortige Umsteigemöglichkeit von den vom Hauptbahnhof kommenden Wagen der Linie 4 in die zum Schloßgartenplatz fahrenden Wagen der Linie 9 vorhanden und umgekehrt. Der letzte Wagen ab Hauptbahnhof 1 Uhr nachts hat Anschluß an den von Heidelberg eintreffenden Eilzug und den von Mainz kommenden Personenzug 12.59 Uhr an Hauptbahnhof. Auch die Abfahrt der Straßenbahnwagen vom Hauptbahnhof im Anschluß an die vorletzten Züge von Groß-Gerau und Frankfurt sind um einige Minuten günstiger gelegt. Ein Sonderwagen vom Hoftheater nach dem Hauptbahnhof nach Schluß der Vorstellungen ist ebenfalls vorgesehen.“ |
14. November | HR | Darmstadt – Eberstadt | „Bekanntmachung, Konzession zum Bau und Betrieb einer zweigleisigen elektrischen Bahn von Darmstadt nach Eberstadt betreffend“, mit Streckenbeschreibung und Konzessionsurkunde. Vgl. den Text auf den Seiten 306–307. |
Abbildung 17: Während im Mai 1914 noch mit dem Bau einer neuen Stichstrecke vom Hoftheater ins Martinsviertel begonnen wurde [siehe eigene Darstellung] und zur 4. Künstlerausstellung auf der Mathildenhöhe ab April oder Mai eine Stichbahn auf der Stiftstraße eröffnet worden war, bedeutete der Beginn des Ersten Weltkriegs das Ende des Straßenbahnverkehrs durch die Elisabethenstraße. Es galt, Kupfer aus dem Fahrdraht zu gewinnen und überflüssige, weil Energie verschlingende Fahrten zu vermeiden. Da die Strecke vom Ernst-Ludwigs-Platz durch die Elisabethenstraße zum Saalbau ohnehin als ein Luxus des Bürgertums angesehen werden kann, verwundert die Einstellung gerade dieser Strecke nicht. Mitbetroffen war das erst 1912 angefügte Verbindungsstück zwischen Saalbaustraße und Neckarstraße. Dieses Bild stammt jedoch noch aus besseren Zeiten und muß auf den Zeitraum zwischen 1903 und 1914 datiert werden. Von der Ernst-Ludwig-Straße biegt in wenigen Augenblicken Motorwagen Nummer 17 aus der ersten Bauserie von 1897 gegen 14.00 Uhr auf dem Weg zur Heidelberger Straße in die Elisabethenstraße ein. Der Herr mit Hut am rechten Bildrand sowie die Schulkinder auf der linken Bildseite gehören zu den üblichen Requisiten einer gestellten Aufnahme. Als der Versender dieser Ansichtskarte seine Zeilen am 23. Oktober 1914 auf die Rückseite schrieb, dokumentierte er hiermit eine schon verflossene Episode der Darmstädter Straßenbahngeschichte. Quelle: Ansichtskarte von Leitermann & Jäger in Mainz.
1914
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
28. Mai 1914 | HR | Netzerweiterung | „Bekanntmachung, die Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen Bahn betreffend“. Es handelt sich hierbei um die noch vor dem Ersten Weltkrieg begonnene, aber anschließend nicht fortgeführte Straßenbahnlinie vom Staatstheater über die Hochschulstraße, die Pankratiusstraße und Wenckstraße zum Riegerplatz. Vgl. den Text der Konzessionsurkunde auf den Seiten 236–237. »» Siehe hierzu auch meine Darstellung Straßenbahngleise rund um das ehemalige Theater. |
1. August | HEAG | Geschäftsbericht | Der für die 3. ordentliche Generalversammlung am 26. September 1914 verfaßte Geschäftsbericht für den Zeitraum vom 1. April 1913 bis zum 31. März 1914 enthält folgende Angaben zur Infrastruktur und zum Betrieb der Dampf- wie der elektrischen Straßenbahn: Für den Betrieb der Dampfstraßenbahn sind zwei Beamte und 25 Arbeiter, sowie 26 Mann Fahrpersonal, für den der elektrischen Straßenbahn fünf Beamte und 30 Arbeiter, sowie 129 Mann Fahrpersonal zum Stichtag 31. März 1914 beschäftigt. Die Bauabteilung der Straßenbahn besteht aus drei Beamten. Der Wagenpark umfaßt bei der Dampfstraßenbahn acht Lokomotiven, 40 Personenwagen, zwei Güterwagen und einen Bahnmeisterwagen. Bei der elektrischen Straßenbahn sind es 49 Motorwagen, 16 Anhängerwagen und zwei Salzwagen. Eröffnet wurden am 1. Mai 1913 die Linie 9 vom Schloß zur Beckstraße, die elektrifizierte Strecke nach Eberstadt von der Rheinstraße bis zur Landskronstraße, sowie die Verbindungsstrecke von der Elisabethenstraße zum Hauptbahnhof. Am 1. Oktober 1913 folgte die Reststrecke der Linie 9 von der Beckstraße zum Ostbahnhof. Am 1. Dezember 1913 wurde die entbehrlich gewordene Strecke von der Rheinstraße vorbei an den Alten Bahnhöfen zur Bismarckstraße aufgehoben [wobei die Gleise noch länger liegen blieben, WK]; dafür wurde die direkte Verbindung vom Luisenplatz über den Mathildenplatz zur Wendelstadtstraße (heute: Wilhelm-Leuschner-Straße) errichtet. Der (elektrische) Ausbau der Vorortstrecke nach Eberstadt konnte am 1. April 1914 doppelgleisig auf eigenem Bahnkörper in Betrieb gehen. Für die Vorortstrecke nach Arheilgen wurden mit der dortigen Gemeinde die nötigen vertraglichen Grundlagen geschaffen [die Ausführung erfolgte kriegs- und besatzungsbedingt später, WK]. „Außerdem ist die Gleisstrecke vom Dornheimerweg bis zur Bismarckstraße und an dem Hauptbahnhof eine Ausweiche ausgeführt worden, um die Linie 4 vom Hauptbahnhof mit der Linie 9 Ecke Wendelstadtstraße, in Verbindung zu bringen.“ Gebaut wurden: von der Beckstraße zum Ostbahnhof 1.150 Meter Einfachgleis mit drei Weichen; vom Luisenplatz über Mathildenplatz nach der Bismarckstraße 1.490 Meter Einfachgleis mit 17 Weichen und sieben Kreuzungen; vom Dornheimer Weg zur Bismarckstraße 480 Meter Einfachgleis; die Ausweiche am Hauptbahnhof mit 170 Metern Einfachgleis und zwei Weichen; auf der Strecke von der Landskronstraße nach Eberstadt 5.470 Meter Einfachgleis mit fünf Weichen; der Betriebsbahnhof Eberstadt mit 120 Metern Einfachgleis und drei Weichen, sowie die Wagenhalle in Eberstadt mit 240 Metern Einfachgleis. |
7. Juli | DZ | Streckenausbau | „Im Laufe des letzten Monats ist der zweigleisige Ausbau in der Dieburger Straße, zwischen Mühl- und Lichtenbergstraße einschließlich eines Zufahrt- und Abstellgleises in der Stiftstraße für die Wagen nach der Ausstellung auf der Mathildenhöhe fertiggestellt worden. Der zweigleisige Weiterbau von der Lichtenberg- zur Taunusstraße wird sofort in Angriff genommen, sobald die beiden Häuschen Ecke Dieburger- und Lichtenbergstraße, die sich im Eigentum der Stadt befinden, abgerissen sind.“ |
12. Juli | DZ | Betriebsstörung | „Eine große Verkehrsstockung entstand am Sonntag nachmittag wieder einmal auf der elektrischen Straßenbahnstrecke nach dem Hauptbahnhof. In der Nähe des Hauptbahnhofs war das Leitungsnetz herabgefallen und hatte den Verkehr behindert, der durch Umsteigen mit großer Verzögerung aufrechterhalten wurde. Die Störung dauerte von 12 bis ½2 Uhr.“ |
13. Juli | DZ | Streckenerweiterung | „Die Arbeiten an der elektrischen Bahn durch Eberstadt sind bis zum Fuße des Frankensteins vorgerückt und soweit gediehen, daß eben die letzte Montage der Oberleitung in Angriff genommen ist. In einigen Tagen findet die staatliche Abnahme statt.“ |
17. Juli | DZ | Streckenerweiterung | „Die Elektrische nach dem Frankenstein ist [heute] morgen dem Betriebe übergeben worden und hierdurch den Besuchern der Bergstraße und den Touristen, die vom Odenwald über den Frankenstein nach Darmstadt zurückkehren wollen, 1½ Kilometer Weglänge durch Eberstadt erspart. Die Ausflügler werden die neue Bahnverbindung mit Freuden begrüßen.“ |
1915
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
22. September 1915 | HEAG | Generalversammlung | Zur 4. ordentlichen Generalversammlung wird der Geschäftsbericht für das Betriebsjahr vom 1. April 1914 bis zum 31. März 1915 vorgelegt. Soweit es den Betrieb der Dampf- und der elektrischen Straßenbahn betrifft, sind die entsprechenden Passagen aus dem Geschäftsbericht auf einer eigenen Seite wiedergegeben. |
Abbildung 18: Ausweiskarte des Darmstädter Monteurs Leonhard Müller, damit dieser mit den Dampfstraßenbahnen der HEAG auch ins französisch besetzte Griesheim und Arheilgen einreisen und dort arbeiten konnte. Zur Verfügung gestellt von K. M. aus Darmstadt.
Das letzte Weltkriegsjahr war für die meisten Menschen ein Jahr der Entbehrungen. Lebensmittel waren auch rationiert nicht ausreichend vorhanden, wärmende Kohle fehlte genauso wie Schuhe oder andere Kleidung. Kein Wunder, daß zum Jahresende während der Revolutionswirren im gesamten Deutschen Reich gezielt Läden oder Warenlager geplündert wurden. Nun darf man und frau sich nicht beschweren, wenn der eigenen Regierung und den eigenen Militärs begeistert zugejubelt wird, wenn sie einen Angriffskrieg gegen ihre westlichen und östlichen Nachbarn beginnt. Insofern waren die Waffenstillstandsbedingungen zwar hart, aber angesichts der verwüsteten Erde, die deutsche Heere vor allem in Frankreich und Belgien hinterlassen hatten, noch geradezu kommod. Weniger begeistert waren die Deutschen, als französische Truppen vereinbarungsgemäß das Gebiet westlich des Rheins besetzten und an vier strategischen Brückenköpfen auch weiter östlich zogen. Die Demarkationslinie zwischen Freund und Feind verlief zunächst rund einhundert Meter westlich des Darmstädter Hauptbahnhofs. Die Vororte Griesheim und Arheilgen wurden in der Folgezeit weitgehend von der nahe gelegenen Stadt abgeschottet. Nur mit besonderen Passierscheinen war es zunächst möglich, die Demarkationslinie zu überqueren.
1918
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
2. Januar 1918 | DZ | Gesamtes Streckennetz | „Die elektrische Straßenbahn hat infolge der durch den Kohlemangel verminderten Stromerzeugung den Betrieb der Stadtlinien von 8 Uhr abends ab eingestellt, mit Ausnahme der Strecke Hauptbahnhof – Schloß, die viertelstündlich verkehrt. Die Linien 1 und 2 zwischen Herdweg und Böllenfalltor, sowie Linie 7 zwischen Taunusstraße und Fasanerie fallen außerdem in der Zeit von 9–12 und 2–5 aus. Auch auf den Vorortbahnen stehen Einschränkungen bevor.“ |
10. Januar | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | Die Tagesordnung sieht die Aufhebung von Haltestellen der elektrischen Straßenbahn vor, von der Sitzung selbst wird jedoch nur von Mitteilungen des Oberbürgermeisters Glässing berichtet: „Hierauf entstand eine lebhafte Aussprache über die starken Betriebsstörungen der Elektrischen Straßenbahn, der Vorortbahnen, über die ungünstige Kohlenversorgung u. a. Die Verwaltung wird durch geeignete Maßnahmen eine Milderung herbeizuführen versuchen.“ |
24. Januar | DZ und DZ | Fliegeralarm | Am Abend „vor halb 10 Uhr wurde Fliegeralarm geschossen. Es herrschte heller Mondschein. Erst 10 Minuten vor 11 Uhr fuhr die elektrische Bahn wieder, woraus zu erkennen war, daß die Gefahr vorüber war. Gleich darauf wurde auch geläutet.“ Zwei Tage später erklärt uns die „Darmstädter Zeitung“ das Prozedere bei Fliegeralarmen, die im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg in der Regel recht glimpflich ausgingen: „Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die Warnung der Bevölkerung im Falle eines Fliegeralarms durch Abschuß von je einer Signalbombe auf 7 Plätzen innerhalb der Stadt erfolgt. Das Zeichen ‚Fliegeralarm aufgehoben‘ wird durch 3 Minuten langes Läuten je einer Glocke der Kirchen der Stadt gegeben. Außerdem wird die Aufhebung des Fliegeralarms daran erkennbar sein, daß die Straßenbahn ihren Betrieb, der bei einem Fliegeralarm sofort eingestellt wird, wieder aufnimmt. In der Zeit des Stilliegens des Verkehrs von 9 Uhr 30 Min. abends bis 5 Uhr morgens findet eine Alarmierung zufolge militärischer Anordnung nicht statt. Wenn ein in den Abendstunden erfolgter Fliegeralarm erst nach 9 Uhr 30 Min. aufgehoben werden sollte, wird dies aber selbstverständlich noch durch Glockenläuten bekannt gegeben werden.“ |
7. Februar | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Schließlich wurden noch Beschwerden über Kontrollmaßnahmen der ‚Heag‘ eingebracht, andererseits aber darauf hingewiesen, daß vielfach das kostenlose Fahren geschäftsmäßig betrieben wurde.“ – Ist daraus zu schließen, daß Schwarzfahren ein kriegsbedingter Normalzustand war? |
11. März | DZ | Bergstraße | Meldung aus Auerbach: „Angeregt durch die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges und durch die Aussicht auf Wiedereintritt normaler Verhältnisse in unserem ganzen Wirtschaftsleben ist bei den Bewohnern der Bergstraße der Wunsch lebendig geworden, daß der alte Plan einer elektrischen Straßenbahn an der Bergstraße, der infolge der Krieges mehrere Jahre in den Hintergrund getreten ist, möglichst bald nach Friedensschluß seine Verwirklichung finden möge. Dieser Plan, durch dessen Ausführung alle Orte an der Bergstraße, von Weinheim bis Seeheim, eine bequeme Verbindung mit Darmstadt einerseits und mit Heidelberg und Mannheim andererseits erhalten würden, wodurch diese Orte und die ganze Bergstraße eine bedeutende Verkehrsverbesserung und einen unzweifelhaft riesigen Aufschwung erleben würden, war auf der lettzten Sitzung des Engeren Ausschusses des Verkehrsausschusses der Bergstraße, in der Vertreter von fast allen wichtigeren Gemeinden der Bergstraße anwesend waren, Gegenstand eingehender Erörterung. Nach lebhafter Aussprache wurde einstimmig und mit großerm Beifall der Beschluß gefaßt, daß die Ausführung des Projektes als dringend notwendig anzusehen sei und daß die Gemeinden der Bergstraße, die ein einheitliches geographisches und wirtschaftliches Ganzes darstelle, unverzüglich Schritte unternehmen möchten, um den Plan seiner Verwirklichung näher zu bringen. Man vertrat den Standpunkt, daß es jedenfalls das einzig Richtige sei, die geplante Ausführung des Bahnbaues und auch die Ausführung des Bahnbetriebes durch die beteiligten Gemeinden selbst ins Auge zu fassen, in welchem Falle die Gemeinden es auch in der Hand hätten, den Fahrplan usw. nach den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Bewohner zu gestalten.“ |
14. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Es „wurde eine Vorlage, betr. die Tarif- und Abonnementserhöhung der ‚Heag‘ nach längerer lebhafter Aussprache, in der ernste gegnerische Bedenken laut wurden, an eine gemeinsame Kommission, bestehend aus dem Hauptausschuß, der sozialpolitischen und der Verkehrskommission, überwiesen. Stadtv. Henrich gab Kenntnis von einer anderweitigen Relegung der Teuerungszulagen der Aushilfskräfte.“ |
21. März | DZ | Stadtverordnetenversammlung | Es „wurde der neue erhöhte Tarif der ‚Heag‘ beraten. Der Oberbürgermeister leitete die Verhandlungen. Eine lebhafte Aussprache schloß sich an, in der Beschwerden über die Durchführung der sozialen Maßnahmen der Heag geltend gemacht, aber widerlegt wurden. Verschiedene Anträge, u. a. auf bisherige Belassung des Tarifs für die Fahrt von und nach Griesheim im Interesse des Gemüsemarktes und für die Schülerfahrten, wurden abgelehnt und der ganze Tarif gegen 1 Stimme angenommen.“ |
27. März | DZ und DZ | HEAG Personentarif | „Der neue Tarif der Hessischen Eisenbahn-A.G., der in der Stadtverordnetenversammlung vom 21. März ds. Js. und nunmehr durch das Großh. Ministerium der Finanzen, genehmigt worden ist, ist im Anzeigeteil abgedruckt. Infolge Einführung des vom Reichstag im Vorjahre verabschiedeten Verkehrs- und Kohlensteuergesetzes und infolge der durch den Krieg hervorgerufenen allgemeinen Teuerungsverhältnisse und der außerordentlichen Mehrausgaben sind die Straßenbahnen gezwungen, eine Tariferhöhung vorzunehmen. Wie bei anderen, besonders bei benachbarten Straßenbahnen, wird auch in Darmstadt der Mindestfahrpreis von 15 Pf. erhoben. U. a. kosten nunmehr die Fahrten vom Hauptbahnhof nach Frankfurterstraße, oder Taunusstraße, oder Ostbahnhof, oder Ohlystraße, oder Niederstraße, oder Landskronstraße, oder vom Schloß nach Fasanerie, oder Böllenfalltor, oder Sandbergstraße 15 Pf. Allgemeine Zeitkarten werden ausgegeben: Innenverkehrskarten zu 15 Mk., begrenzt durch die Tarifpunkte: Hauptbahnhof, Frankfurter Straße, Taunusstraße, Ostbahnhof, Ohlystraße, Niederstraße, Art.-Kaserne; für den ganzen Stadtbezirk zu 18 Mk. Für zusammenstellbare Zeitkarten beträgt der Mindestfahrpreis 8,50 Mk. für einen Kalendermonat; für jede weitere Teilstrecke 2,50 Mk. mehr. Die Preise für zusammenstellbare Monatskarten, Schüler- und Arbeiterfahrkarten für Fahrten auf der Dampfbahn und der elektrischen Vorortbahn sind aus dem Tarif Abt. II zu entnehmen. Der neue Tarif tritt mit dem 30. März ds. Js. in Kraft.“ Der neue Personentarif ist in der Beilage am selben Tag auf drei Seiten abgedruckt: Seite 342, Seite 343 und Seite 344. |
13. April | DZ | Luisenplatz | „Am Samstag abend wollte ein 14jähriger Junge von der aus Griesheim ankommenden Dampfstraßenbahn am Luisenplatz abspringen, sprang jedoch gegen einen dort haltenden Wagen und kam so unglücklich zu Fall, daß ihm der rechte Arm abgefahren wurde und er am Kopf und am Bein erhebliche Verletzungen erlitt. Er wurde von der Rettungswache ins Städtische Krankenhaus gebracht.“ |
2. Mai | DZ und DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Eine scharfe Kritik fand von Seiten der Stadtverordneten gegen das eigenmächtige Vorgehen des Direktors der Heag, der ohne Genehmigung der Deputation oder der Stadtverordneten die Tarifzonen der Straßenbahnen selbständig verkürzt und dadurch die Fahrten bedeutend verteuert hat. Der Oberbürgermeister teilt mit, daß er deshalb angefragt, aber noch keine Auskunft erhalten habe.“ |
6. Juni | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Eine lebhafte Aussprache entsteht über die Tariferhöhung der Heag. Es wurde scharfe Kritik geübt an der Tätigkeit des Direktors Möller, der die Versammlung düpiert habe, und es wird ein Antrag angenommen, nach dem die anormalen Unstimmigkeiten auf den Außenstrecken beseitigt werden und die gleiche Behandlung wie auf den Innenstrecken eintreten soll.“ |
Juni | DZ | Postgleis | „Nach dem Vorbild anderer Städte wird demnächst auch bei uns die Paket- und Briefpost nach dem Hauptbahnhof nicht mehr mittels der großen gelben Paketwagen, sondern mit Postwagen der elektrischen Straßenbahn befördert werden. Zu diesem Zweck wird augenblicklich von dem Hof des Hauptpostgebäudes ein Strang durch die Grafenstraße nach dem Hauptgleise der Rheinstraße gelegt.“ |
11. Juni | DZ | Unfall | „Am […] vormittag wurde am Hauptbahnhof ein Taglöhner aus Zell von einem Wagen der elektrischen Straßenbahn umgefahren, wobei er Verletzungen am Kopfe erhielt. Der Mann ist durch die Rettungswache in das Städtische Krankenhaus verbracht worden.“ |
27. Juni | DZ | Stadtverordnetenversammlung | „Zum Schluß wurde noch eine Abänderung zu dem Tarif der Heag in kurzer Aussprache genehmigt.“ |
Abbildung 19: Annoncen der HEAG zur Tarifänderung ab dem 1. Juli 1918, in der Kurzfassung am 1. Juli 1918 und in der Langfassung am 10. Juli 1918.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
2. Juli 1918 | DZ | Unfall | „Am [… M]ittag ist in der Kirchstraße ein Krümperfuhrwerk mit einem Motorwagen der elektrischen Straßenbahn zusammengestoßen. Der Kutscher wurde vom Bock geschleudert und mußte mittels Krankenautomobils nach dem Garnisonlazarett verbracht werden. Das Fuhrwerk ist leicht beschädigt worden.“ |
16. Juli | DZ | Unfall | „Eine 12jährige Schülerin aus Eberstadt geriet [am M]ittag an der Ecke Rhein- und Heidelbergerstraße beim Abspringen von der Vorortbahn Darmstadt – Eberstadt so unglücklich unter den Wagen, daß ihr der rechte Fuß abgefahren wurde. Zufällig anwesende Mitglieder der Freiw. Sanitäts-Kolonne legten der Verletzten einen Notverband an, worauf sie in das Städtische Krankenhaus gebracht wurde.“ |
18.? Juli | DZ | Diebstahl | Nach vier ermüdenden Krtiegsjahren fehlt es an Vielem. Die Zeitung vermeldet täglich Diebstähle, Betrügereien, Einbrüche und Schiebereien. „Einer Frau wurde auf der elektrischen Straßenbahn während der Fahrt vom Marktplatz nach der Dieburger Straße aus ihrer Handtasche das Portemonnaie mit 45 Mark Inhalt gestohlen.“ |
19.? Juli | DZ | Betrieb | „Straßenbahnhaltestelle an der Kunsthalle. Auf Anregung des Kunstvereins wurde die durch die Heag seinerzeit beseitigte Haltestelle vor der Kunsthalle nach Anrufen der zuständigen Kriegsamtsstelle wieder hergestellt.“ |
8. August | DZ | Betrieb | „Am [… M]orgen zog sich ein Soldat beim Abspringen von der fahrenden Elektrischen am alten Bahnhof schwere Verletzungen zu. Er wurde von der Rettungswache in ein Reservelazarett verbracht.“ |
6. September | HR | Postbeförderung | „Bekanntmachung, Güterbeförderung auf der elektrischen Straßenbahn in Darmstadt betreffend“. Das sich 1917 noch nicht abzeichnende Ende des Ersten Weltkriegs ließ das Heer alle verfügbaren Pferde mobilisieren. Deshalb sollte in Darmstadt die Paketbeförderung zwischen verschiedenen Postämtern von Pferdefuhrwerken auf Straßenbahnbetrieb umgestellt werden. Vgl. den Text der Konzessionsurkunde auf den Seiten 192–193. »» Siehe hierzu auch meine Darstellung Das Postgleis in der Grafenstraße. |
11. September | DZ | Bessungen | „[Am V]ormittag kam der Weißbindermeister Joh. Schott von Eberstadt an der Haltestelle Artilleriekaserne [heute: Prinz-Emil-Garten] in Darmstadt beim Aussteigen aus der elektrischen Straßenbahn unter einen von der anderen Seite kommenden Wagen und erlitt schwere Verletzungen; er wurde in das Darmstädter Krankenhaus gebracht, wo er abends seinen Verletzungen erlegen ist.“ |
12. September | DZ | Innenstadt – Bessungen | Je länger der Krieg andauerte, desto größer die Not. Einbruch und Diebstahl waren derart an der Tagesordnung, daß damit die wenigen Seiten der Tageszeitung gefüllt werden konnten. Die Moral an der „Heimatfront“ muß – allen Durchhalteparolen zum Trotz – ziemlich am Boden gelegen haben. Die Nazis sollten für ihren Krieg daraus den Schluß ziehen, daß es angeraten sei, die Bevölkerung am Beutezug teilhaben zu lassen. – „Einer Straßenbahnschaffnerin der Linie 3 wurde gestern in einem unbewachten Augenblick ihre Handtasche mit ihrem Frühstück und Fahrscheinen im Werte von 160 Mark gestohlen. Bargeld befand sich jedoch keines in der Tasche.“ |
30. September | DZ | SEG | 25. ordentliche Generalversammlung in Darmstadt. |
30. September | DZ | HEAG | „Die Hessische Eisenbahn-Aktien-Gesellschaft (Heag) hielt […] ihre 7. ordentliche Generalversammlung im Stadthause ab. Zunächst wurde der Bericht des Vorsitzenden über das Geschäftsjahr 1917/18 gutgeheißen. Es folgte der Prüfungsbericht des Aufsichtsrats, der ebenfalls Genehmigung fand. Die Vermögensnachweisung, die mit 16.355.433,36 Mk. abschließt, wurde ebenso wie die Gewinn- und Verlustrechnung für 1917/18 genehmigt, worauf dem Aufsichtsrat und Vorstand Entlastung erteilt wurde. Hieran schlossen sich die Wahlen. Man wählte für den ausgeschiedenen Beig[eordnaten] Ekert den Beig[eordneten] Henrich in den Aufsichtsrat. Zu Rechnungsrevisoren wurden Beig. Henrich und Dr. Bucerius-Essen gewählt und hierauf die Versammlung geschlossen.“ |
Abbildung 20: Bilanz der Hessischen Eisenbahn AG (HEAG) zum 31. März 1918, abgedruckt in der Darmstädter Zeitung am 4. Oktober 1918 [online]. Trotz oder auch infolge der Kriegswirtschaft konnte der Betrieb noch eine Dividende von 5% ausschütten.
Datum | Quelle | Ort | Inhalt |
Oktober 1918 | DZ | HEAG | „Wohnungsfürsorge. In der letzten Aufsichtsratssitzung der Hessischen Eisenbahn-Aktiengesellschaft wurde, wie wir erfahren, auf Antrag von Provinzialdurektor Fey ein namhafter Betrag für Erwerb von Gelände zum Zwecke der Erbauung von Wohnungen für Bedienstete und Arbeiter der ‚Heag‘ zur Verfügung gestellt. Eine Kommission, bestehend aus dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Oberbürgermeister Dr. Glässing, ferner Provinzialdirektor Fey, Stadtverordneten Aßmuth sowie Direktor Müller, soll das Erforderliche in die Wege leiten.“ |
10. Oktober | DZ | SEG | Anzeige über Wechsel im Aufsichtsrat. Der Geheime Regierungsrat Holle sowie Landrat Dr. Brandt (Essen) wurden ersetzt durch Essens Oberbürgermeister Dr. Luther und Landrat Dr. Schöne (Essen). Vergleiche auch Meldung vom 1. Oktober 1918 über die Generalversammlung tags zuvor. |
13./14. Dezember | DZ | Französische Besatzung | „Ueberall dort, wo die geindliche Besetzung eintrifft, hört der Telephonverkehr auf. Die Post wird noch befördert. Seit Samstag [13.] abend 6 Uhr ist auch der Bahnverkehr von Darmstadt nach Goddelau unterbrochen. Die Nebenbahn Griesheim – Darmstadt hat gestern [14.] früh den Betrieb eingestellt. Der Markt in Darmstadt war schon am Samstag von Griesheim aus schlecht befahren.“ |
24. Dezember | DZ | Französische Besatzung | „Besetzung von Langen, Egelsbach und Arheilgen. Seit Sonntag [22.] mittag ist der Post-, Telephon- und Telegraphenverkehr von Darmstadt nach Langen, Egelsbach und Arheilgen eingestellt, da die Franzosen diese Orte besetzt haben. Der heute ruhende Straßenbahnverkehr nach Arheilgen zu wird, voraussichtlich von Freitag [27.] ab, nur noch vom Luisenplatz bis zur Chem. Fabrik von Merck aufrecht erhalten.“ |
27. Dezember | DZ | Französische Besatzung | „Der Lokal-Bahnverkehr Darmstadt – Arheilgen, der nach einer Bekanntmachung des Hess. Eisenbahn-Aktiengesellschaft auf Veranlassung des französischen Besatzungskommandos eingestellt war, ist seit heute wieder aufgenommen worden.“ |
31. Dezember | DZ | Französische Besatzung | „Die Bahnstrecke Darmstadt – Arheilgen der Heag läuft nun wieder ganz nach Arheilgen, doch müssen die Reisenden, meist Arbeiter und Arbeiterinnen, mit entsprechenden Fahrtausweisen versehen sein, die durch die Franzosen an der Grenze geprüft werden.“ |
Hier endet die weitgehend auf Zeitungsmeldungen beruhende Zusammenfassung der Frühzeit der Darmstädter Straßenbahn.